Was mich an Fate stört, sind die Erspielung der Fatepunkte.
Das geht mir einfach gegen das intuitive Spielverständnis, wie Rollenspiel funktionieren sollte.
Disclaimer: Es geht nicht darum, dass es nicht funktionieren würde. Das tut es. Es geht eher darum, dass ich mit Fate quasi einen PKW kaufe, der nach links fährt, wenn man das Lenkrad nach rechts dreht und umgekehrt. Damit kommt man auch ans Ziel, aber es fühlt sich einfach falsch an und es entsteht ein Bedürfnis, des chronischen „sich zurücknehmen und umdenken müssen“. Und das reißt mich jedesmal voll aus dem Spiel („Flow“) raus...
Was meine ich? Ich versuche es mal in Worte zu fassen: Während des Spiels muss ich meine Aspekte reizen, um meinen Charakter (oder die ganze Gruppe) „in die Scheiße zu reiten“, damit ich Fatepunkte bekomme, die ich dann im grande Finale rausrotzen kann, um dann auf dicke Hose machen zu können.
Was stört mich: Ich muss meinen Charakter in die Scheiße reiten. Intuitive Reaktion -> That‘s not my Job!
Das ist Job des Spielleiters. Und-nichts-anderes.
Klar kann ich das, aber dann spiele ich nicht mehr im „Flow“ oder aus der Intuition heraus, sondern auf die Spielmechaniken konzentriert mit dem Bewustsein in der Meta-Ebene.
Will ich das? Nein!
Ich will spontan spielen können, quasi aus dem Handgelenk raus. Und dazu gehört, dass ich meine Rolle so gut spiele wie möglich. Dazu mag auch mal gehören, dass ich den Charakter oder die Gruppe in Schwierigkeiten bringe - aber dann eben aus der Situation angemessen und nicht, weil die Spielmechanik das diktiert.
Gibt es eine Mechanik, die das besser macht?
Ja! Die Darknesspoints von Coriolis sind genial. Da kann man sich Rerolls durch DPs kaufen. Die DPs bekommt der Spielleiter und damit kann er den Charakter (oder die Gruppe) in die Scheiße reiten. Because that is his job. Und ich kann meinen Charakter spielen, der versucht, (im Rahmen seiner Rolle) möglichst efolgreich zu sein. That is my job! So herum ist es (für mich) richtig.
Sicherlich kann man das auch intuitiv, wenn man sich entweder lang genug dran gewöhnt hat, von vornherein damit anfängt oder irgendwie so gepolt ist. Ich bin es halt nicht.
Und im übrigen hat das auch gar nichts mit „storyorientiertem“ Spiel zu tun. Denn proaktives Spiel, gute Spotlightverteilung und dergleichen klappt auch anders. Es geht mir eher darum, dass Fate ein Joghurt mit linksdrehenden Milchsäuren ist und mein uralter Rollenspielverdauungstrackt nur rechtsdrehende verträgt.
Fate hat auch viel gutes. Aber wie Hexer schrieb, eben vieles, was wir im normalen Spiel schon längst berücksichtigt haben. Insofern ist Fate für mich ein Lehrbuch, wo man noch mal nachlesen kann, so wie es Gumshoe (insbesondere „nights Black Agents“) auch ist. Man lernt daraus, erinnert sich noch mal, worauf man den Fokus legen wollte und stellt es zurück ins Regal.
Und vielleicht geht es ja nicht mir so. Deswegen schrieb ich das mal runter.