Autor Thema: Autorenvergütung  (Gelesen 23860 mal)

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Online Eismann

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #75 am: 23.06.2019 | 19:23 »
Definitiv. Es gibt Texte in Rollenspielwerken, die schreibt man mehr oder weniger herunter, und, gerade bei Regeln, Passagen, an denen man Stunden und Tage herumschraubt.

Offline Caranthir

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #76 am: 23.06.2019 | 20:52 »
Kann ja jeder halten, wie er will. Aber wie willst du als Schwarmfinanzierer/ Kunden denn bitte überprüfen, wie der Vertrag des Verlages mit dem Autoren aussieht?

Bei Kickstartern kann man prinzipiell gar nichts überprüfen. Wenn da ein Verlag 500.000 Euro einnimmt, hat man als Kunde keine Ahnung, wohin genau das Geld fließt, mal abgesehen davon, dass die Backer ihr Produkt irgendwann bekommen. Es wäre aber schon ziemlich dreist, wenn ein Verlag ankündigt, Autoren über ein Stretch Goal besser zu bezahlen, und das dann nicht zu machen. Den Shit Storm, der dann über die Firma hereinbricht, kann sich jeder vorstellen. Muss ja nur ein beleidigter Co-Autor anonym etwas dazu veröffentlichen.

Zitat
Zumal ja dies eine Sache der Verhandlungspartner selber ist - oder anders gesagt:
Wenn ich hauptberuflich freiberuflich tätig sein will, so habe ich mich dazu entschieden - aus welchem Gründen auch immer (Selbstverwirklichung, Vertrauen in die bessere Vermarktbarkeit der eigenen Qualifikation, zu geringe Qualifikation oder Möglichkeit, irgendwo als Angestellter zu arbeiten).

Es ist die Entscheidung eines erwachsenen Menschen. Wieso sollte ich die zusätzlich alimentieren?

Es ist auch die Entscheidung von Näherinnen in Thailand, da für einen Hungerlohn zu arbeiten und unsere Entscheidung, den Firmen hierzulande in den Arsch zu treten. Deshalb sind ja Fairtrade-Sigel entstanden.

Zitat
Wen ihr höhere Auflagen generieren wollt, kauft mehr von dem Zeuchs! Schenkt es der örtlichen Leihbücherei, der Schulbibliothek oder dem Jugendtreff. Schwupps! Schon steigt die Auflage für das nächste Regelwerk.

Das sage ich, der hier gerade unter BIETEN seine Dubletten verkloppe - ich kaufe WEIT über Bedarf.
An mir liegt's nicht, wenn die Auflagen gesunken sind.

Ich glaube, die meisten Rollenspieler kaufen ohnehin schon viel mehr Zeugs, als sie eigentlich bräuchten. Da gehe ich doch nicht in den Laden und kaufe die Sachen doppelt.  :o Ich finde es vor dem Hintergrund, dass Autoren besser bezahlt werden, völlig in Ordung, den Preis der Bücher höher anzusetzen. Bei Verkaufsschlagern kann man das vielleicht auch über die verkaufte Menge regeln, nur muss die eben erstmal generiert werden. Kickstarter ist da denke ich die beste Möglichkeit für Kunden, direkt Einfluss auf die Bezahlung zu nehmen.
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Offline DonJohnny

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #77 am: 23.06.2019 | 21:16 »
Mal noch zwei andere Überlegungen zum Thema: Preise für deutsche Rollenspielprodukte hoch:

- Für mich wäre es kein großes Problem, sagen wir 50-100% mehr für deutsche Rollenspiele zu bezahlen. Als ich mit dem Hobby angefangen habe (als Schüler) und auch einige Zeit später noch (Zivi, Student, eigentlich sogar noch als Berufseinsteiger) wäre das definitv ein Problem gewesen. Und wenn ich mir überlege in welcher Lebensphase die meisten in dieses Hobby einsteigen müsste man sich ggf. auch überlegen, was so ein Prozess langfristig für Auswirkungen auf die Rollenspielerszene hätte.
- Für mich wäre es kein großes Problem, sagen wir 50-100% mehr für deutsche Rollenspiele zu zahlen, allerdings tendiere ich jetzt schon dazu, eher nach der englischen Version zu greifen (v.a. weil es von den Sachen die ich gerne Spiele oft keine deutsche gibt, öfters aber auch, weil nicht alle Bücher übersetzt werden oder es ewig dauert und ich es gerne einheitlich habe). Ich könnte durchaus vorstellen, dass wenn deutsche Rollenspiele deutlich teurer werden würden es hier spürbare Ausweichbewegungen in Richtung englischer Ausgaben oder Rollenspiele geben könnte, vor allem bei Leuten die über ausreichende Englischkenntnisse verfügen und die es im Geldbeutel nicht so arg haben.

Vielleicht wäre dann eher die Lösung zweigleisig zu fahren und zum einen Low-Budget-Lösungen und zum anderen "Premium-Fair-Trade-Autorenunterstützerversionen" anzubieten? Auf der anderen Seite ist die Frage ob sich das angesichts der Miniauflagen lohnt hier auch noch zweigleisig zu fahren.
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Offline Caranthir

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #78 am: 23.06.2019 | 21:43 »
Vielleicht wäre dann eher die Lösung zweigleisig zu fahren und zum einen Low-Budget-Lösungen und zum anderen "Premium-Fair-Trade-Autorenunterstützerversionen" anzubieten? Auf der anderen Seite ist die Frage ob sich das angesichts der Miniauflagen lohnt hier auch noch zweigleisig zu fahren.

Oh, das wäre eine Idee! Im Prinzip gibt es das ja schon bei Kickstartern über die Limited Edition. Nur könnte man hier eben den Schwerpunkt von einem neuen Cover oder Einband hin zu fairer Bezahlung der Autoren verschieben. Für Leute mit weniger Geld würde es immer noch das PDF oder die normale Edition geben und für die Autorenunterstützer dann eine Special-Thank-You-Ausgabe.
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Online schneeland

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #79 am: 23.06.2019 | 21:47 »
Nur könnte man hier eben den Schwerpunkt von einem neuen Cover oder Einband hin zu fairer Bezahlung der Autoren verschieben.

Wobei die Edition mit dem Siegel für artgerechte Haltung von Autoren trotzdem gern besonders hübsch aussehen dürfte ;)
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Offline DonJohnny

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #80 am: 23.06.2019 | 21:55 »
Wobei die Edition mit dem Siegel für artgerechte Haltung von Autoren trotzdem gern besonders hübsch aussehen dürfte ;)

+1

Premium darf auch gerne premium sein  ;D
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Luxferre

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #81 am: 24.06.2019 | 06:50 »
Ist das wirklich eine "faire" Vergütung? 25 € x 40h pro Woche mal 4,333 Wochen pro Monat = 4.333 €

Davon gehen dann noch Kranken- und Pflegeversicherung, Rentenversicherung,Betriebskosten, Einkommenssteuer ab. Urlaub darf man nicht machen, und Krank werden auch nicht. Feiertage habe ich nicht eingerechnet.

Das ist verdammt prekär. Ich halte alles für unter 40 für unfair. Der letzte Handwerker, den ich beauftragte (und das ist ein Jahrzehnt her), hat damals schon 80€/h angesetzt.

Die meisten Lektoren, Korrektoren und selbst Setzer haben studiert, also 4-6 Jahre später als unser Handwerker angefangen Geld zu verdienen und in die Rentenkasse zu zahlen.

+

Das ist aber sehr viel. Ich habe einiges machen lassen um die Jahreswende 18/19 und habe (kram Rechnungen raus) folgende Stundensätze gezahlt:

Sanitär (Meister) 64,50 (netto)
Sanitär (Geselle) 45,00 (netto)
Elektro (Meister) 55,00 (netto)
Elektro (Geselle) 49,00 (netto)
Maler 38,00 (netto)
Tischler/Bodenleger 38,50 (netto)
(und hier ist sicherlich keine billige Gegend)

Und das ist ja nicht einmal das, was der angestellte Meister oder Geselle verdient.
Die Gesellen haben nämlich in Hamburg circa 15€/Std auf dem Lohnzettel stehen und arbeiten circa 39 oder 40 Std/Woche, was mit Faktor 4,3 dann einen Bruttolohn von 2.580.- ergibt.
Selbst wenn jemand richtig gut ist, vielleicht Polier und sehr viel Erfahrung mitbringt, dann liegt dessen Lohn bei wahrscheinlich 18-19€/Std brutto.
Im Gegensatz dazu verdient ein nicht in D ausgebildeter und geborener Handwerker übrigens circa 12€/Std, arbeitet hingegen 50Std/Woche ...


Ergo scheinen die rund 4.500, um auf Blechpirat zurück zu kommen, einen Unternehmers im Vergleich erstmal hoch, sind aber nach allen Abzügen wahrscheinlich deutlich unter dem, was der angestellte Handwerker verdient. Dazu das enorm hohe Risiko und Ausfallwagnis, Mieten, Pacht, Kosten für Lizenzen, Übersetzer, Layouter, Lektoren, ... ich habe höchsten Respekt vor denen, die versuchen in der Rollenspiel-Branche ihr Glück versuchen.

Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #82 am: 24.06.2019 | 09:02 »
- Für mich wäre es kein großes Problem, sagen wir 50-100% mehr für deutsche Rollenspiele zu zahlen,
Ich bezweifle irgendwie das 50-100% wirklich ausreichen würden, wenn Autoren wirklich von sowas leben können sollen.

Ich hab selber nur einmal als Bezahler Freelancer an einem Regelwerk mitgearbeitet, und as auch nur in ziemlich untergeordneter Form (ich hatte eigendlich nie direkten Kontakt mit dem Verlag).
Ich kann jetzt ehrlich natürlich nicht mehr ganz nachvoll ziehen wie viel Zeit ich investiert und was ich im Endefeckt verdient hab.
Aber geschätzt dürfte das bestenfalls sowas 1-3 Euro pro Stunde gewesen sein.

Ich glaub das gesammte Gehaltsbudget für das ganze Buch hätte bei den was hier so als fair angesetzt wurde, vielleicht einem oder zwei Montasgehältern entsprochen. Nur verteilte sich das, dann halt auf ca. 20 Schreiber.
« Letzte Änderung: 24.06.2019 | 09:10 von Ein Dämon auf Abwegen »
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Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #83 am: 24.06.2019 | 09:19 »
Definitiv. Es gibt Texte in Rollenspielwerken, die schreibt man mehr oder weniger herunter, und, gerade bei Regeln, Passagen, an denen man Stunden und Tage herumschraubt.
Bei hinreichend komplexen Regelsystemen, können auch Werte für Charaktererstelung, NSCs, Kreaturen, Ausrüstungsgegenstände ect. ganz schön Zeit fressen.
Auch wenn das im Endeffeckt, dann nur ein paar Zahlen sind. Vorallem, wenn man sich erst noch einarbeiten muss.
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Offline DonJohnny

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #84 am: 24.06.2019 | 09:23 »
Ich bezweifle irgendwie das 50-100% wirklich ausreichen würden, wenn Autoren wirklich von sowas leben können sollen.

Ja, aber irgendwo muss man auch realstisch sein. Wenn ein Regelwerk 300 Euro kosten würde, dann würde ich mir glaub meine eigenen Spiele zusammenbasteln.
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Offline Derjayger

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #85 am: 24.06.2019 | 09:29 »
Im Musikbereich hab ich schon öfters mal extra was springen lassen, wenn mir die Mucke besonders gut gefallen oder jemand ein besonders hilfreiches Tool programmiert hat. Das geht zum Glück ganz leicht, weil viele einen Donate-Button auf ihrer Seite haben.
Je mehr Leute beteiligt sind, desto aufwändiger wird das, es sei denn, man richtet ein Gemeinschaftskonto ein (PayPal etwa) und hat einen festen Schlüssel, wie viel Prozent jeder Beteiligte bekommt.
Über höhere Kaufpreise könnte man es auch versuchen, ist nur risikoreicher. Ich dachte kurz an "je teurer, desto mehr schätzt man es", aber 100€ für ein Regelwerk ist - wie schon beschrieben - im Teeniealter mindestens hart an der Grenze. Rechtfertigen kann man auch 200€ - legt halt jeder Mitspieler nen Fuffi hin. Ist aber in der Unterhaltungsbranche niemand gewohnt (und Gewohnheit wiegt sehr schwer).

Interessant: Bei Brettspielen gehen inzwischen Preise von 200€ übern Tisch, ohne dass sich die Käufer veräppelt fühlen. Und das, obwohl der Brettspielmarkt ähnlich oversaturated (vieeeeel zu viel als dass man alles spielen könnte*) ist wie der RPG-Markt. Hier scheint sich also die Gewohnheit zu ändern.

Fair Trade finde ich hier einen guten Ideenanreger, aber ansonsten nicht ganz passend, weil hier niemand ausgebeutet wird. Das banalisiert die wirklich ausgebeuteten.

*: Merkt ihr, wie komisch es wirkt, wenn deshalb da jemand sagt "ich arbeite unter prekären Bedingungen, obwohl ich 8 Semester Modelleisenbahnbau studiert habe, ich bin so ein armes Schwein! Die Welt ist so ungerecht" ? Echt viele reden so, das ist schlimm. Der Markt soll das regeln, auf keinen Fall ein Gesetz, das wäre völlig irre und eine riesige Schweinerei den gesellschaftlich wirklich wichtigen Jobs gegenüber.
« Letzte Änderung: 24.06.2019 | 09:49 von Derjayger »
D&D 5E Quick-Combat (Mechanik, um Kämpfe erzählerisch und schnell als Group-Check abzuhandeln) -> wieder online

D&D 5E Buying Magic Items (Wie man 1. Inventar von Magiegeschäften generieren und 2. mit der Suche nach spezifischen magischen Gegenständen umgehen kann)

Offline PaterLeon

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #86 am: 24.06.2019 | 09:45 »
Anscheinend ist das Groß der Beteiligten hier Gutverdiener. Für mich als Student. sind die jetzigen Preise schon Limit. Und da für jede Reihe ja eine Menge Bücher rauskommen, könnte man nach eurer Logik bald 1000€ nur für die Vervollständigung einer Reihe auf den Tisch legen. Da weiß ich nicht einmal mehr, ob mir das Hobby wirklich so viel Geld wert wäre.

Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #87 am: 24.06.2019 | 09:46 »
Naja bei den Mainstream Spielen kommst du ja auch jetzt schon mal fix in den Bereich von 200€ für den kompletten Satz an Regelbänden (mit nur dem Grundregelwerk wollen ja je die wenigesten spielen).

Wenn dann jeder einzenlne Regelband 100-200€ kostet dürfte das nicht nur Teenager abschrecken.
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Offline PaterLeon

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #88 am: 24.06.2019 | 09:56 »
Genau das meine ich. Und hier sehe ich auch das Problem der Diskussion. Natürlich wäre es schön, wenn alle Autoren von ihrer Arbeit gut leben könnten. Dann müssten womöglich die Rollenspielbücher etliches mehr kosten. Allerdings wird dadurch die Szene nur noch mehr schrumpfen, weil die komplette Jugend und nicht arbeitenden Rollenspieler bzw. nicht gut verdienenden arbeitenden Rollenspieler sich die Bücher schlichtweg nicht leisten können. Das ist m.E. schon jetzt ein viel zu großes Problem. Schon jetzt ist das Hobby für Teenager viel zu teuer. Ein Anstieg der Preise wird folglich überhaupt nichts nützen, weil dadurch die Szene noch kleiner wird.

Luxferre

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #89 am: 24.06.2019 | 10:22 »
Anscheinend ist das Groß der Beteiligten hier Gutverdiener. Für mich als Student. sind die jetzigen Preise schon Limit. Und da für jede Reihe ja eine Menge Bücher rauskommen, könnte man nach eurer Logik bald 1000€ nur für die Vervollständigung einer Reihe auf den Tisch legen. Da weiß ich nicht einmal mehr, ob mir das Hobby wirklich so viel Geld wert wäre.

Was sind denn für Dich Gutverdiener? Als Student/Azubi ist ein geringes Einkommen doch normal und das wird sich in den kommenden 15 Jahren deutlichst vermehren. Zumindest wünsche ich Dir das!
Wer Rollenspiele spielt, benötigt nicht unbedingt viel Geld. Wer hingegen sammelt, DER sollte schon ein Gutverdiener sein ;)

Offline unicum

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #90 am: 24.06.2019 | 10:46 »
Schon jetzt ist das Hobby für Teenager viel zu teuer. Ein Anstieg der Preise wird folglich überhaupt nichts nützen, weil dadurch die Szene noch kleiner wird.

Ich weis nicht so recht, wenn ich an meine Zeit denke brauchte ich eigentlich nur die rote Box von D&D um Wochenlang spass damit zu haben,... dann hatte ich auch das Geld zusammen um auf Blaue Box umzusteigen,... und dann kahm eh Midgard und Rolemaster,...

Da war der Preis/Zeit faktor einfach unschlagbar - die Box kostete etwa 3x den Preis einer Kinokarte + Popcorn + Cola
Davon was andere Hobbys damals kosteten - ich sagen nur Magic The Gathering - spreche ich mal lieber nicht. Heutzutage alle 2 Jahre ein neues Smartphone für 300€ - davon kann man sich auch schon einiges kaufen.

Und daran hat sich nicht viel geändert. Rollenspiel ist ein recht günsiges Hobby. Vieleicht nicht wenn man sich Abenteuer kaufen muss.

Ich denke es krankt bei der Autorenvergütung eher an den Verkaufszahlen - aber das wurde ja auch schon thematisiert.
Ein Abenteuer braucht in einer Gruppe nur der Esel,... ein Regelwerk grundsätzlich auch,...
(Was es btw für den eigentlichen Spieler sogar noch billiger macht - er braucht papier und Bleistift und ein paar Würfel oder sonstwas)
Der Munchkin braucht natürlich auch sein eigenes Regelwerk, der RulesLawyer auch,...  >;D

Es ist sicher auch so das sich der Markt eben sehr verteilt - mit jedem neuen Regelwerk das rauskommt etwas mehr.
Wachsen müsste er um mehr Kapital in den Markt zu bringen - denn jeder kann seine € nur einmal ausgeben.

Luxferre

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #91 am: 24.06.2019 | 10:55 »
Apropos Kino: war letztens in MIB ... € 29,50 für die Karte (IMAX) plus Eis plus Popcorn und Cola ... da kaufe ich mir lieber (Rollenspiel-)Bücher oder ein gescheites PC RSP  :d

Offline Zordan von Bethanstrand

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #92 am: 24.06.2019 | 10:56 »
Ich finde die Diskussion ja wirklich spannend, aber die Zahlen und Rechenbeispiele hier sind vollkommen utopisch und überhaupt nicht zielführend! Wenn ich im Dorfverein Fußball spiele, dabei 4 Stunden pro Woche trainiere und am Wochenende noch 2 Stunden mit der Mannschaft spiele, dann ist die vom Trainer spendierte Currywurst pro Monat bei 24 Stunden Leistung für den Verein auch weit unter dem Mindestlohn.  ;)

Es gibt in Deutschland vielleicht zwei Dutzend Leute, die von Rollenspielen leben können und das sind keine Autoren, sondern Verlagsangestellte oder Verlagsbesitzer. Die wenigstens Rollenspiele in Deutschland haben eine festangestellte Redaktion und dort verdienen die Menschen ihr Geld nur zu einem geringen Anteil mit dem Schreiben. Der Großteil ist Koordination und klassische Verlagsarbeit, Kundenservice, Planung etc.

Wenn jemand im Rollenspielbereich ein Buch schreibt, dann sollte man davon ausgehen, dass der Autor seinem Hobby nachgeht und nicht reich wird. Das mit Handwerkerlöhnen oder Azubis zu vergleichen, ist wenig zielführend, die müssen nämlich so bezahlt werden, dass sie davon leben können. Im Rollenspielbereich orientiert sich das alles ein bisschen anders. Da muss erstmal der Verlag irgendwie überleben (was ja leider nicht immer gelingt) und deswegen muss der Verlag so kalkulieren, dass er wenigstens über das gesamte Publikationsspektrum hinweg ein bisschen Gewinn macht. Die Preise müssen sich demnach am Markt orientieren und an der Bereitschaft der Kunden, für den geforderten Preis die kalkulierte Auflage zu kaufen. Wenn dann alles andere rausgerechnet wird, hat man die Aufwandsentschädigung für den Autor.

Ich will mich aber nicht beklagen. Einerseits weiß jeder von uns vorab, worauf er sich einlässt. Andererseits kann ich so meinem Hobby nachgehen und meine gedruckten Bücher in Händen halten, ohne auch noch vorab Zahlungen leisten zu müssen. Das sähe bei den großen Verlagen nämlich ganz anders aus. Da bezahlt man schnell mal die Herstellungskosten für die erste Auflage als Autor selbst und hofft dann, ab Abverkauf der halben Auflage kein Minus mehr zu machen, was schwer ist, wenn die Bücher nach einem halben Jahr oder Jahr aus den Regalen fliegen.

Gegen ein Mehr an Bezahlung hat niemand etwas, aber wenn hier die Erwartung erzeugt wird, zwei Menschen hätten als Autoren nach Erscheinen eines Regelwerks pro Nase 24.000 € verdient, dann ist das leider vollkommen falsch. Schuld daran sind auch weder die bösen Verlage noch die Kunden, so ist einfach die Gesamtsituation in einem Nischenmarkt.

Luxferre

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #93 am: 24.06.2019 | 11:10 »
Ich will mich aber nicht beklagen.

Arbeitest Du in diesem Bereich?

Tegres

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #94 am: 24.06.2019 | 11:16 »
OT:
Apropos Kino: war letztens in MIB ... € 29,50 für die Karte (IMAX) plus Eis plus Popcorn und Cola ... da kaufe ich mir lieber (Rollenspiel-)Bücher oder ein gescheites PC RSP  :d
Mich nervt dieser Kino-Vergleich immer. Wer im Kino Essen und Getränke kauft, muss sich nicht über die hohen Preise wundern. Wer mehr als 8€ für ein Kinoticket ausgibt, ist selbst schuld. Tut mir Leid, ich kann das Gejammer über ach so hohe Kinopreise einfach nicht hören.

Und damit werde ich wieder OT:
Ich denke 10€ pro Stunde Spaß, sei es Kino, Freizeitpark, Brettspiel, Computerspiel, Rollenspiel etc. ist vermutlich ein Wert, den man maximal anpeilen kann. Womit die meisten vermutlich unterbewusst rechnen und üblicherweise bereit sind zu zahlen, sind so 5€ bis 8€. Nach der Logik könnte ein Kaufabenteuern, das vier Stunden Spielspaß bringt, ruhig 20-30€ kosten. 30€ erscheint mir ein bisschen viel, aber für ein wirklich gutes Kaufabenteuer wäre es doch durchaus ok, 20€ hinzublättern, oder?

Offline Quendan

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Offline Horadan

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #96 am: 24.06.2019 | 11:44 »
Ich denke 10€ pro Stunde Spaß, sei es Kino, Freizeitpark, Brettspiel, Computerspiel, Rollenspiel etc. ist vermutlich ein Wert, den man maximal anpeilen kann. Womit die meisten vermutlich unterbewusst rechnen und üblicherweise bereit sind zu zahlen, sind so 5€ bis 8€. Nach der Logik könnte ein Kaufabenteuern, das vier Stunden Spielspaß bringt, ruhig 20-30€ kosten. 30€ erscheint mir ein bisschen viel, aber für ein wirklich gutes Kaufabenteuer wäre es doch durchaus ok, 20€ hinzublättern, oder?

4 Stunden Abenteuer für 5 Leute sind aber 20 Personen-Stunden, also nach deiner Bewertung 100 € bis 160 € oder max. 200 €  8) ;) >;D

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #97 am: 24.06.2019 | 11:54 »
Am Ende sind diese Stunden-Spaß-Euro-Rechnungen auch eher akademischer Natur.
Die Frage ist wieviel Spieler/Kunden bereit sind auszugeben, wie man sie erreicht und wie man neue Kunden findet und bestehende Kunden dabei hält.

Offline YY

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #98 am: 24.06.2019 | 11:55 »
Interessant: Bei Brettspielen gehen inzwischen Preise von 200€ übern Tisch, ohne dass sich die Käufer veräppelt fühlen. Und das, obwohl der Brettspielmarkt ähnlich oversaturated (vieeeeel zu viel als dass man alles spielen könnte*) ist wie der RPG-Markt. Hier scheint sich also die Gewohnheit zu ändern.

Da ändern sich nicht die Gewohnheiten, sondern das Angebot.
Die Brettspielsparte 200€+ ist durch Kickstarter & Co. groß geworden, weil man dadurch weiß, dass man die Dinger auch los wird. Das war früher ein so großes Risiko, dass es kaum jemand eingehen wollte.

Das heißt aber nicht, dass alle Brettspiele massiv teurer geworden wären und die Kundschaft mitgeht. Es ist nur am oberen Ende ein Produkt wirtschaftlich sinnvoll geworden, das es vorher sehr schwer hatte - aber eben aufgrund der Rahmenbedingungen und nicht, weil es als Produkt an sich früher Quatsch gewesen wäre.


Die Kunden schauen da schon ziemlich genau, was sie für ihr Geld bekommen.
Und das ist der Knackpunkt.
Im Rollenspielsektor gibt es keine vergleichbare Produktsparte*. Freilich kann man Sammlereditionen u.Ä. auflegen - und die gehen i.d.R. auch ziemlich gut -, aber wenn ich mal eine Zahl aus der Luft greifen darf: Wenn ich 300 € für ein "normales" GRW zahle, damit die Beteiligten davon leben können, dann sind da nicht die Bilder viermal so gut, der Text um ein Vielfaches besser und die Regeln um ein Vielfaches funktionaler (wie auch immer man das jeweils bestimmen will).

Im Bereich "Brettspiele der Todessternklasse" gibt es keine Selbstausbeuter, die das Ding in Handarbeit fertigen. Da geht die Kohle vom höheren Preis für viel hochwertiges Material vom Zulieferer drauf.
Solange ein Rollenspielautor, -illustrator, -übersetzer usw., der das Ganze als Hobby zu entsprechenden Preisen betreibt, genau so gute oder nicht selten bessere Ergebnisse liefert wie ein "ordentlich" bezahlter Vollzeitler, solange bleibt das Problem mit der Bezahlung bestehen. Das ist Fluch und Segen der Rollenspielsparte.



*Das einzige "Gegenbeispiel" wäre so was wie Invisible Sun, aber da lasse ich es mal bei den Anführungszeichen und den Stichworten Schaumschläger und Schlangenölverkäufer bewenden.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Die Falkin

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Re: Autorenvergütung
« Antwort #99 am: 24.06.2019 | 12:24 »
Ich frage mich da immer, ob es eine "Writers Guild" - Autorengewerkschaft wie in Amerika bräuchte, die ja alle 10 Jahre immerhin mal den halben Kulturbetrieb lahmlegen kann, oder ob jede Art von Besserstellung der Autoren letztlich die Verlage überfordern würde.

Es gibt mit dem Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller einen Autorenverband, der sich um genau solche Dinge kümmert. Tretet bei! Macht die Basis machtvoller! ;-)
Laut, chaotisch, heimtückisch, mörderisch, manipulativ, schuldzuweisend ... und das beschreibt sie immer noch nicht mal ansatzweise ...
(über Josefine Friederike von Richthofen, White Court Vampire in Berlin)