Hallo Blechpirat,
vielen Dank! Ich lese ja schon seit längerer Zeit still mit.
Generell ist das mit der Kunst und dem Geldverdienen eine sehr komplexe Sache. Wenn mir ein Stückchen Butter im Museum runterfällt, wird keiner eine Absperrung drumstellen und mich reich machen. Anderen gelingt so etwas. Andererseits kann ich ein 15,-€ Abenteuer nehmen, eine Widmung reinschreiben und dann versuchen, es bei Ebay für 20 € zu verkaufen. Und wenn es nicht mehr im Handel ist und ich jemanden finde, den die Lücke in seinem Bücherregal so sehr schmerzt, dass ihm das Abenteuer 25 € wert ist, dann zahlt er mehr für das "Kunstwerk" als ein anderer. So kann Kunst im Preis steigen, aber während ein Buch nach einem halben Jahr ausverkauft ist, findet man andere auch Jahre nach Drucklegung noch auf jeder Con in zig Wühlboxen.
Wenn der Verlag (wobei ich daran erinnern möchte, dass auch nicht alle deutschen Rollenspielverlage gleich groß sind) genauso viele Käufer findet, die doppelt so viel für ein Werk zahlen, dann kann der Verlag auch mehr weitergeben. Aber es gibt da schicke Kurven, die recht genau zeigen, bei welchem Preis und welcher Verkaufsmarge in Bezug auf die damit verbundenen Produktionskosten ein Produkt maximal rentabel ist. Und von dieser Summe muss dann das Geld für den Einzelhandel und die Steuern abgezogen werden. Was übrig bleibt, muss die Verlagsangestellten ernähren, das Verlagsgebäude bezahlen, ebenso die Werbung, zig Nebenkosten, von denen wir nichts ahnen etc. Und da es ohne Verlagsmitarbeiter, Verlagsgebäude und Steuerzahlungen kein Buch gibt, würde der Autor ohne all diese zu beachtenden Kostenfaktoren am Ende überhaupt nichts verdienen.
Wenn der Verlag Wohltat einem Autor dreimal so viel Geld bietet wie der Verlag Knausrig, dann kann der Autor natürlich für Wohltat schreiben. Wenn der Verlag dann aber entweder mit jedem Buch zum marktüblichen Preis Minus macht oder seine Investition nicht decken kann, weil die superteuren Bücher von zu wenigen Menschen gekauft werden, geht der Verlag pleite und der Autor bekommt in Zukunft auch kein Geld mehr vom Verlag Wohltat. Ich würde mir ja Gedanken machen, wenn der Verlagsleiter mit seinem Porsche vorfährt und ich zum Autorentreffen trampen muss, aber das habe ich im Rollenspielsektor noch nicht erlebt. Ganz im Gegenteil lebe ich finanziell total abgesichert, der Verlag trägt aber das Risiko.
Wer als Autor reich werden möchte, der braucht einfach einen sehr viel größeren Gesamtmarkt - und da muss man sich dann nur gegen zig andere Krimiautoren mit seinen eigenen gescheiterten Ermittlern und möglichst perversen Psychopaten als Gegenspielern im Krimi-/Thriller-Markt so weit durchsetzen, dass zwischen Thalia und dem Verlag mittlere bis hohe fünfstelligen Beträge fließen, damit das Buch in der Filiale ganz vorne im Eingangsbereich als Türmchen drapiert wird.