Thema: Regelsystem für Spotlight-Diebe als Spielleiter

[Tegres]

Hallo zusammen,

ich habe einen Bekannten, der bei mir zweimal Spaieler war und viel Lust auf mehr Rollenspiel hätte. Das Problem ist: Er ist ein Spotlight-Dieb. Er hat wirklich tolle Ideen, achtet aber zu wenig auf die anderen Spieler. Er macht das nicht aus Böswilligkeit heraus. Meine küchenpsychologische Deutung ist, dass er nach Anerkennung sucht. So erlebe ich ihn auch in anderen Situationen (Typ "Redet wie ein Wasserfall über Themen mit viel Begeisterung"). Die zwei Runden mit ihrem waren nicht daramtisch, aber so richtig passt er nicht in meine Runden. Außerdem bin auch mit Spielern ausgelastet. Wie stark er bereits nach anderen Gruppen sucht, weiß ich nicht. Da er aber sehr engagiert ist, hatte ich folgende Idee (und er hat durchblicken lassen, dass er sich das vorstellen könnte): Er könnte selbst Spielleiter werden.
Die Frage ist bloß: Wie vertragen sich Spielleitung und die Eigenschaft des Spotlight-Diebs? Meine Befürchtung wäre, dass er seine guten Ideen unbedingt umgesetzt sehen möchte und daher zu Railroading und Mary-Sue/Gary-Stu-NSCs neigen könnte.
Gibt es Systeme, die das regelseitig gut verhindern? Ja ich weiß: Outgame-Probleme kann man nicht Ingame lösen, aber es gibt ja gar kein Outgame-Problem (im Sinne von: Personen kommen nicht miteinander klar, Spielerleiter leiten nur weil es sonst niemand macht etc.).
Ich hatte an Spiele mit starkem Player-Empowerment (Fate), klarere Verregelung der Spielleitung (Dungeon World) oder einem starken Zufallsfaktor (OSR, DCC) gedacht.

Wie seht ihr das? Kann ein gewisses Regelsystem hier abhilfe schaffen? Vertragen sich Spielleitung und Spotlight-Dieb? Muss er einfach nur mit den richtigen Leuten zusammenspielen?

Schöne Grüße
Tegres

[Faras Damion]

Ich denke schon, dass es funktionieren kann.

Wichtiger als das System finde ich, dass er sich selbst immer bewusst macht, dass ein Spielleiter den Spielercharakteren und nicht Nichtspielercharakteren coole Szenen verpassen soll.

Daher würde ich ihm eine Gruppe wünschen, in der die SpielerInnen den Mut und die Erfahrung haben, Probleme anzusprechen.

Ich würde ihm ein System empfehlen, bei dem es gute Kaufabenteuer gibt (erfahrungsgemäß verschärfen sich Probleme bei Eigenkreationen eher) und in dem die Charaktere als Könner dargestellt werden, z.B. FFG Star Wars, WoD oder D&D5.

[Dark_Pharaoh]

Ich kenne das Problem. Habe lange versucht, das hinzubekommen.

Mein Fazit: Durch Regeln einschränken, löst das Problem nicht wirklich. Erstmal OT ein Gespräch führen. Ihn bitten, die anderen Leute mitzunehmen, tolle Ideen sind ja erstmal gut. Und den Mitspieler*innen Luft zum atmen zu lassen. Aus Sicht der Spielleitung habe ich kein Problem mit solchen Typen, solange die Mitspieler*innen nicht in die Ecke gedrückt werden. Mein "Spotlight" braucht er ja, sonst passiert wenig in der Welt

Persönliche Erfahrung: Zwei Leute haben sich das zu Herzen genommen und ihr Spiel toll angepasst. Da klappt das super (enge Freunde). Eine dritte Person ist aus der Rune raus (kurz bevor ich sie sonst rausgeworfen hätte). Spielt jetzt in einer Runde, die zu ihm passt. Wir verstehen uns so wieder, wissen nur, am Spieltisch passt es eben nicht.

[Ginster]

Mein Fazit: Durch Regeln einschränken, löst das Problem nicht wirklich.

Meine Erfahrung ist leider auch, dass sich das durch Regeln nicht einhegen lässt. Meine These ist auch, dass gerade solche Spieler oft schlecht zwischen Spieler- und Charakterwissen und -Kompetenzen unterscheiden können (oder wollen).

[Blechpirat]

Wie seht ihr das? Kann ein gewisses Regelsystem hier abhilfe schaffen? Vertragen sich Spielleitung und Spotlight-Dieb? Muss er einfach nur mit den richtigen Leuten zusammenspielen?

Ich fürchte, es fehlt ihm an den sozialen Grundbefähigungen für Rollenspiel.

[Tegres]

Meine Erfahrung ist leider auch, dass sich das durch Regeln nicht einhegen lässt. Meine These ist auch, dass gerade solche Spieler oft schlecht zwischen Spieler- und Charakterwissen und -Kompetenzen unterscheiden können (oder wollen).

Ja, das war auch der Fall. Vor allem in der einen Cthulhu-Runde (die bei mir zugegebenermaßen eh immer etwas pulpig werden) kam das stark zum Tragen.

[First Orko]

Ich fürchte, es fehlt ihm an den sozialen Grundbefähigungen für Rollenspiel.

Das Gefühl hab ich auch. Hilfreichstes Werkzeug: die "Halt auch mal den Mund oder du bist raus"- Karte.

[Luxferre]

Ich fürchte, es fehlt ihm an den sozialen Grundbefähigungen für Rollenspiel.

Soweit würde ich gar nicht mal gehen. Manch einem fehlt lediglich ein Impuls in Sachen Reflektion der eigenen Handlungsweise(n). Bisher, so vermute ich, ist das nicht geschehen. Ergo: redet miteinander 

[bobibob bobsen]

Habt ihr mal Everyone is John gespielt. Da ist das Aktionsrecht strikt geregelt.
Ansonsten ist der Übergang von "gute Ratschläge " geben und das Spiel an sich reißen eher schwammig. Eine respektvolle Gesprächskultur bekommt man nur schwer in Spielregeln gegossen.

[Blechpirat]

Soweit würde ich gar nicht mal gehen. Manch einem fehlt lediglich ein Impuls in Sachen Reflektion der eigenen Handlungsweise(n). Bisher, so vermute ich, ist das nicht geschehen. Ergo: redet miteinander 

Du bist halt ein Netter. Aber typischerweise ist das Verhalten kennzeichnend für Leute, die etwas Kompensieren müssen - Schüchternheit, Unsicherheit, Mangelndes Selbstbewusstsein. Die kannst du nicht zu sozialadequatem Verhalten erziehen, ohne diese grundsätzlichen Defizite anzugehen. Als SL ist das nicht zu leisten, und als Spieler fehlen dir die Möglichkeiten.

[Der Nârr]

Lass ihn doch einfach machen, niemand muss gleich zu Anfang perfekt sein.

Probleme zur Sprache bringen, aber auch, was gut läuft. Vielleicht passt sein Stil zu dir nicht, aber zu anderen. Ich kenne zwei ähnliche Spieler, die exzellente SL abgeben.

Ob er so über Regeln geht oder Mary Sues auffährt ist ja erstmal deine Vermutung. Und mancherots ist das normal, gibt genug Kaufabenteuer mit Mary Sues und NSC-Parade. Meiner Meinung nach ist das System da auch völlig egal, muss halt eins ein, das ihm liegt. Und Techniken wie die Spieler mal machen zu lassen usw. Sind keine magischen Kompetenzen die man hat oder nicht, sondern das kann man lernen.

[Tegres]

Soweit würde ich gar nicht mal gehen. Manch einem fehlt lediglich ein Impuls in Sachen Reflektion der eigenen Handlungsweise(n). Bisher, so vermute ich, ist das nicht geschehen. Ergo: redet miteinander 

Es ist nur in sehr milder Form passiert. Bei nächster Gelegenheit werde ich es nochmal deutlicher ansprechen.

[Luxferre]

Es ist nur in sehr milder Form passiert. Bei nächster Gelegenheit werde ich es nochmal deutlicher ansprechen.

Wird ja für beide Seiten ein Gewinn sein 

Du bist halt ein Netter.

danke!

Aber typischerweise ist das Verhalten kennzeichnend für Leute, die etwas Kompensieren müssen - Schüchternheit, Unsicherheit, Mangelndes Selbstbewusstsein. Die kannst du nicht zu sozialadequatem Verhalten erziehen, ohne diese grundsätzlichen Defizite anzugehen. Als SL ist das nicht zu leisten, und als Spieler fehlen dir die Möglichkeiten.

Da gebe ich Dir recht. Gemäß der Beschreibung von Tegres zeigen sich da gewisse Persönlichkeitsdefizite. Es kann aber auch einfach sein, dass der Kerl in seinem Überschwang und der etwas überdrehten Motivation einfach mit Scheuklappen fährt. So jemanden zu demotivieren wäre schon schade.

[Dark_Pharaoh]

Soweit würde ich gar nicht mal gehen. Manch einem fehlt lediglich ein Impuls in Sachen Reflektion der eigenen Handlungsweise(n). Bisher, so vermute ich, ist das nicht geschehen. Ergo: redet miteinander 

Immer die beste erste Lösung 

[Exar]

Ich fürchte, es fehlt ihm an den sozialen Grundbefähigungen für Rollenspiel.

Das klingt aber sehr negativ. Soll er seinem Hobby dann nicht mehr nachgehen?
Ich bin da ganz bei Luxferre: Offen und ehrlich miteinander reden hilft (fast) immer.