(Ich kopiere einfach mal meine Rezi aus dem Smalltalk-Thread hier rein, wenn's recht ist:)
Nachdem Only lovers left alive die Messlatte für Vampirfilme in m.E. unübertreffbare Höhen gestellt hat und zugleich direkt einen Platz in der Liste meiner Lieblingsfilme beansprucht, fiel es mir schwer, The Dead don't die möglichst ohne jegliche Ansprüche zu gucken - auch wenn ich mir redlich Mühe gegeben habe!
Zuvorderst verhält sich auch dieser Film wieder zum Rest des Genres, wie jeder ander "Genrefilm" von Jarmusch: So wie Dead Man (k)ein Western ist und Only Lovers.. (k)ein Vampirfilm, so sehr ist "Dead don't die" ein Zombiefilm. Wieviel Respekt Jarmusch vor den Tropen hat, zeigt ja schon der Trailer der direkt mit der Regel "Leute in Zombiefilmen nennen Zombies nicht so" bricht (Dabei rechne ich es hoch an, dass im Film außerdem der alte Begriff "Ghoul" verwendet wird!). Apropos Trailer: Auch wenn man sich bei dem Trailer auf eine eher leichtfüßige Komödie eingestellt hat: Jarmusch macht kein Zombieland 3! Der Film ist zwar einerseits gut gewürzt mit absurden Humor á la Lynch, versucht sich aber andererseits als Parabel zur allgemeinen Banalität unserer Zivilisation auf. Das wird an einigen Stellen schon für Jarmusch ungewohnt plakativ, zBsp als eine Horde Zombies mit dem Smartphone vor der Nase durch die Gegend stolpert.
Man sollte aber nicht den Fehler machen, hier nichts weiter als eine grobe Keule Zivilisationskritik zu vermuten! Das mit sicherheit auch (und leider ist das mMn auch der schwächste Aspekt, unter dem die Qualität leidet) aber "The dead don't die" kann auch als Collage, als Abgesang auf den Zombiefilm an sich verstanden werden. Das machen die oft allzu banalen Dialoge, die übertriebenen Figurenklischees, die Splattereffekte klar. Mitunter bekommt man das Gefühl, Jarmusch hätte das Drehbuch verfasst unter der Prämisse "Was ich wohl machen würde, wenn mich jemand zwänge, einen Zombiefilm zu drehen".
Daneben ist der Film gespickt mit allerleit Anspielungen auf Filmklassiker, die mal direkt, mal indirekt eingestreut werden. Die hochrangige Schauspielerriege darf zT in Zombiemaske mehr oder weniger absurde Dinge machen - der Anblick des "Coffee-Zombies" Iggy Pop, der mit einem selten dämlichen Gesichtsausdruck stat "Braaains" lakonisch "Cooooffeeee" röchelt (und damit sich selbst in "Coffee and Cigarettes" zitiert) war schon fast den Eintritt wert ;-) Und Tilda Swinton bekommt den wohl angemessensten Abgang ihrer Filmgeschichte!
Unter Strich bleibt ein Genrexeperiment á la Jarmusch - was den modernen Zombiefilm für jemanden, der mit dem Thema durch ist, nicht neu erzählt aber für Fans der Genreursprünge ein paar nette Überraschungen zu bieten hat. Eine dichte Atmosphäre wie bei "Lovers.." kommt dadurch leider nicht auf. Trotzdem würde ich den nicht so hart abwatschen wie bei IMDB, wo er sensationell schlechte 6.0 bekommt. Besser als Walking Dead ist der Film allemal!
Fazit: 3,5 von 5 zerbrochene Kaffeekaraffen
(Kleine Warnung: Tilda Swinton spricht im Original wohl mit schottischen Dialekt. Diesen hat man versucht, zu übersetzen - und es verkackt! Der Fake-Akzent wirkt selten dämlich. Wer auf sowas nicht klarkommt: unbedingt OV gucken!)