Ich habe jetzt - nach langer Zeit - mal weider ein klassisches Dungeon-Abenteuer geleitet, und zwar Level 3 aus "Dungeon of the Mad Mage" für D&D 5e. Gut, wir haben es nach Tiny Dungeons-Regeln gespielt und nicht den Original D&D-Regeln, aber ich glaube nicht, dass das ein entscheidender Faktor war.
Jetzt wo der Level beendet ist, muss ich aber doch sagen, dass ich doch angemessen enttäuscht bin.
Okay, der Dungeon ist ganz originell und die Materialien sind hübsch (wobei mir allerdnigs die Karte viel zu kompliziert ist - wie soll ich das Gewimmel an Gängen und Höhlen denn dem Kartographen der Gruppe vernünftig vermitteln?).
Aber die Vorgehensweise ist immer dieselbe - Tür auf, Monster plätten, Schätze einsammeln, weiter.
Okay, manchmal muss man auch keine Tür öffnen, sondern durch einen Tunnel kriechen oder um eine Ecke gehen, um auf den nächsten Gegner zu treffen. Aber die meisten Lebewesen im Dungeon sind tatsächlich (mehr oder weniger) hirnlose Monster, mit denen eine andere Interaktion als Kampf nicht möglich (oder vorgesehen ist). Und ich hatte mir von dem Abenteuer etwas mehr veresprochen als ständiges Monsterplätten (was auch Spaß gemacht hat, keine Frage, aber für mich einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlässt).
Klar, es gab auch einzelne Gelegenheiten zum Rollenspiel jenseites des Kampfes, aber die sind doch eher die Ausnahme. Das kann natürlich zum Teil auch an dem von der Gruppe eingechlagenen Weg gelegen haben,
denn sie sind durch das Lager der Drow gezogen, die doch eigentlich so böse sind, dass sie eine Gruppe neutral-guter Abenteurer kaum als etwas anderes betrachten werden denn als potenzielle Sklaven oder Opfer. In den Bereich mit den Hobgoblins, wo vielleicht eine friedliche Interaktion eher möglich gewesen wäre, ist die Gruppe nicht gekommen.
Und ich bin es bei meiner Gruppe eigentlich gewohnt, dass die sehr gerne mit NSCs interagieren, Pläne machen und sich (immer und immer und immer wieder
) untereinander besprechen und eben nicht nur kämpfen wollen. Klar, sie weichen einem gelegentlichen Schlagabtausch auch nicht unbedingt aus, sehen das aber nicht als eigentliches Ziel des Spiels.
Und da habe ich mich daran erinnert, dass die Dungeon Crawls, die ich (viel) früher gespielt habe - mit DSA1 oder (A)D&D - eigentlich auch immer ähnlich abgelaufen sind und deshalb stellt sind mir die Frage aus dem Betreff: Ist es quasi ein definierendes Merkmal von Dungeon Crawl-Abventeuern, dass es dort allein (oder zumindest primär) ums Metzeln und Schätzesammeln geht? GIbt es auch Gegenbeispiele?
In der Retrospektive ist das verwendete Regelsystem vielleicht doch gar nicht so unwichtig. Bei D&D bekommt man ja Erfahrungspunkte vor allem für dass Überwinden von Monstern und das Schätzesammeln (Ist das eigentlich in der 5e immer noch so? Ich bin da nicht so auf dem Laufenden). Und dann ist es natürlich wichtig, das auch im Fokus des Abenteuers zu halten, weil die Spieler verständlicherweise gerne ihre Figuren aufleveln wollen. Bei Tiny Dungeons gibt es zwar auch die Möglichkeit, sich durch Erfahrung zu verbessern, die ist aber lange nicht so wichtig wie bei D&D und auch nicht so stark vom Überwinden einzelner Hindernisse oder Gegner abhängig.