Autor Thema: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?  (Gelesen 10160 mal)

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Offline Little Indian #5

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Ich habe jetzt - nach langer Zeit - mal weider ein klassisches Dungeon-Abenteuer geleitet, und zwar Level 3 aus "Dungeon of the Mad Mage" für D&D 5e. Gut, wir haben es nach Tiny Dungeons-Regeln gespielt und nicht den Original D&D-Regeln, aber ich glaube nicht, dass das ein entscheidender Faktor war.

Jetzt wo der Level beendet ist, muss ich aber doch sagen, dass ich doch angemessen enttäuscht bin.

Okay, der Dungeon ist ganz originell und die Materialien sind hübsch (wobei mir allerdnigs die Karte viel zu kompliziert ist - wie soll ich das Gewimmel an Gängen und Höhlen denn dem Kartographen der Gruppe vernünftig vermitteln?).

Aber die Vorgehensweise ist immer dieselbe - Tür auf, Monster plätten, Schätze einsammeln, weiter.
Okay, manchmal muss man auch keine Tür öffnen, sondern durch einen Tunnel kriechen oder um eine Ecke gehen, um auf den nächsten Gegner zu treffen. Aber die meisten Lebewesen im Dungeon sind tatsächlich (mehr oder weniger) hirnlose Monster, mit denen eine andere Interaktion als Kampf nicht möglich (oder vorgesehen ist). Und ich hatte mir von dem Abenteuer etwas mehr veresprochen als ständiges Monsterplätten (was auch Spaß gemacht hat, keine Frage, aber für mich einen etwas schalen Nachgeschmack hinterlässt).

Klar, es gab auch einzelne Gelegenheiten zum Rollenspiel jenseites des Kampfes, aber die sind doch eher die Ausnahme. Das kann natürlich zum Teil auch an dem von der Gruppe eingechlagenen Weg gelegen haben,
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Und ich bin es bei meiner Gruppe eigentlich gewohnt, dass die sehr gerne mit NSCs interagieren, Pläne machen und sich (immer und immer und immer wieder ::) ) untereinander besprechen und eben nicht nur kämpfen wollen. Klar, sie weichen einem gelegentlichen Schlagabtausch auch nicht unbedingt aus, sehen das aber nicht als eigentliches Ziel des Spiels.

Und da habe ich mich daran erinnert, dass die Dungeon Crawls, die ich (viel) früher gespielt habe - mit DSA1 oder (A)D&D - eigentlich auch immer ähnlich abgelaufen sind und deshalb stellt sind mir die Frage aus dem Betreff: Ist es quasi ein definierendes Merkmal von Dungeon Crawl-Abventeuern, dass es dort allein (oder zumindest primär) ums Metzeln und Schätzesammeln geht? GIbt es auch Gegenbeispiele?

In der Retrospektive ist das verwendete Regelsystem vielleicht doch gar nicht so unwichtig. Bei D&D bekommt man ja Erfahrungspunkte vor allem für dass Überwinden von Monstern und das Schätzesammeln (Ist das eigentlich in der 5e immer noch so? Ich bin da nicht so auf dem Laufenden). Und dann ist es natürlich wichtig, das auch im Fokus des Abenteuers zu halten, weil die Spieler verständlicherweise gerne ihre Figuren aufleveln wollen. Bei Tiny Dungeons gibt es zwar auch die Möglichkeit, sich durch Erfahrung zu verbessern, die ist aber lange nicht so wichtig wie bei D&D und auch nicht so stark vom Überwinden einzelner Hindernisse oder Gegner abhängig.
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Offline Ninkasi

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #1 am: 11.07.2019 | 12:23 »

Und da habe ich mich daran erinnert, dass die Dungeon Crawls, die ich (viel) früher gespielt habe - mit DSA1 oder (A)D&D - eigentlich auch immer ähnlich abgelaufen sind und deshalb stellt sind mir die Frage aus dem Betreff: Ist es quasi ein definierendes Merkmal von Dungeon Crawl-Abventeuern, dass es dort allein (oder zumindest primär) ums Metzeln und Schätzesammeln geht? GIbt es auch Gegenbeispiele?


Da gibt´s bestimmt Gegenbeispiele. Ich meine in dem neuen Buch "Abenteuer gestalten" stand etwas diesbezüglich.
Auswenidig kenne ich da gerade nichts.
Viel liegt auch an der einzelnen Gruppe und etwas am kampflastigen Systemen.

Offline takti der blonde?

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #2 am: 11.07.2019 | 12:27 »
Zum einen muss man auch mit hirnlosen Monstern nicht immer nur kämpfen. Man kann sie weglocken, sich ihnen vorbei schleichen, sie gegeninander aufhetzen etc. Zum anderen empfinde ich deine Interpretation der Drow als nicht differenziert genug. Oder sind die Drow in dem Dungeon irgendwie besonders "böse" (durch Sporenbefall z.B.)?

Es liegt an den Spielern eine nicht-kämpferische Lösung zu finden, wenn sie das denn wollen.

Grüße

Hasran

Tegres

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #3 am: 11.07.2019 | 12:29 »
Ich denke, es gibt eine Menge Dungeons, die an abwechslungs- und interaktionsarmen reinem Gemetzel leiden, aber das ist meiner Meinung nach keine genuine Eigenschaft von Dungeons sondern eine Eigenschaft von schlechten Dungeons.

Es gibt auch genug Gegenbeispiele, bei denen Interaktion mit NSCs oder Monstern eine wichtige Rolle spielt. In der Aborea-Box gibt es zum Beispiel ein Abenteuer, bei dem man eine Frau aus einer Orkhöhle befreien muss. Die Frau ist aber bei den Orks aufgewachsen und will sie gar nicht verlassen. Nur die Aussicht mit einem brutalen Orkhäuptling verheiratet zu werden, lässt sie und ihren orkischen Ziehvater überhaupt verhandlungsbereit machen. Andere Orks in der Höhle sind Verbündete des Orkhäuptlings und werden eventuelle Verhandlungen sabotieren wollen.
Der erste Dungeon in der D&D5-Einsteigerbox kann mit Gemetzel gelöst werden, aber er wird doch deutlich schwerer. Cleveres Vorgehen und Heimlichkeit führen viel leichter zum Ziel.
"Death Frost Doom" für Lamentations of the Flame Princess kann sehr gut ohne Kämpfe gespielt werden, die Charaktere verlieren eh  >;D

Tatsächlich könnte dieser Post doch ein guter Anlass sein, gute Dungeons zu sammeln. Ich mach da am Sonntag ein Thema zu auf, ich muss jetzt leider los.
« Letzte Änderung: 11.07.2019 | 12:32 von Tegres »

Pyromancer

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #4 am: 11.07.2019 | 12:30 »
IUnd da habe ich mich daran erinnert, dass die Dungeon Crawls, die ich (viel) früher gespielt habe - mit DSA1 oder (A)D&D - eigentlich auch immer ähnlich abgelaufen sind und deshalb stellt sind mir die Frage aus dem Betreff: Ist es quasi ein definierendes Merkmal von Dungeon Crawl-Abventeuern, dass es dort allein (oder zumindest primär) ums Metzeln und Schätzesammeln geht?
Was ich aus der Geschichtsstunde weiß ist, dass es ursprünglich in "dungeon crawls" ums Schätzesammeln und um das Vermeiden von Kämpfen ging. Es gab nämlich hauptsächlich Erfahrungspunkte für's Schätze-Bergen, und Kämpfe mit Monstern waren gefährlich und wenig nutzbringend.

In den wenigen Dungeons, die ich in meiner Rollenspiel-Laufbahn bespielt habe, waren Kämpfe auch immer nachrangig.

Offline nobody@home

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #5 am: 11.07.2019 | 12:33 »
Also, in der ausdrücklichen D&D-Steinzeit ging's meinem Verständnis nach praktisch nur um's Schätzesammeln. Man erinnert sich, ein Erfahrungspunkt pro Goldstück Schatzwert... ;) Kämpfe konnten natürlich auch vorkommen, aber für's Monsterplätten gab's vergleichsweise wenig (ganz am Anfang womöglich sogar gar keine) Erfahrungspunkte, und speziell "wandernde" Monster hatten in der Regel keine großartigen Wertsachen bei sich, Kämpfe gegen die waren also eher unnötiges Risiko und Ressourcenverschwendung.

Außerdem gab's damals für die Monster ja auch noch ausdrückliche Reaktions- und Moralwürfe, so daß längst nicht jede Begegnung automatisch zu einem Kampf führen und ebenso längst nicht jeder Kampf bis zum letzten Monster ausgefochten werden mußte. Man kann also schon sagen, daß der "typische" D&D-Dungeoncrawl so, wie die Regeln gedacht waren, zumindest in den Anfangsjahren noch eine ganz andere Art von Spiel gewesen sein muß als eben einfach nur "Tür auf, Monster platt, Tür zu". Das ist nur -- und in vernünftigem Rahmen kann man schon sagen: leider -- anscheinend im Lauf der Zeit weitgehend verlorengegangen.

Offline YY

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #6 am: 11.07.2019 | 12:36 »
Es gehört schon ein gutes Stück weit dazu, ja.

Natürlich kann man das aufweichen und soziale Interaktion/Diplomatie, gewaltfreie Lösungsansätze etc. pp. mit einbringen, aber letztlich geht es immer um eine Reihe von Herausforderungen und zu überstehenden Gefahren (wobei Monster und sonstige potentielle Gegner der Kern dieser "Gefahrensammlung" sind) in einer begrenzten bzw. abgeschlossenen Umgebung auf dem Weg zu irgendeinem Ziel - schließlich geht man ja nicht grundlos in einen Dungeon.

Wenn man sich davon noch deutlicher als durch solche Aufweichungen, Alternativen und Sandbox-Elemente entfernen will, stellt man relativ schnell das ganze Dungeon Crawl-Konzept infrage, wie es "historisch" ja auch der Fall war mit Rollenspielen, die keinen klassischen Dungeon Crawl veranstalten. Dann baut man Abenteuer ganz anders auf und bewegt sich in anderen Umgebungen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline JS

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #7 am: 11.07.2019 | 12:38 »
Aber die Vorgehensweise ist immer dieselbe - Tür auf, Monster plätten, Schätze einsammeln, weiter.

Das ist auch mein Eindruck, selbst bei vielfältigen Megawerken wie World's Largest Dungeon und Co. Allerdings kamen mir im Laufe der Jahre auch mal einige wenige nette Großdungeons unter, die in so mancher Weise alternative Wege aufzeigten und Möglichkeiten schufen, eine Dungeonwelt aus einer monotonen Metzelödnis zu einer originellen, dynamischen Spielumgebung zu führen. 13th Ages "Eyes of the Stone Thief" gehört dazu, obwohl natürlich auch in diesem Megadungeon die Kampfanzahl nicht gering ist.
« Letzte Änderung: 11.07.2019 | 12:40 von JS »
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline takti der blonde?

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #8 am: 11.07.2019 | 13:00 »
Es gehört schon ein gutes Stück weit dazu, ja.

Natürlich kann man das aufweichen und soziale Interaktion/Diplomatie, gewaltfreie Lösungsansätze etc. pp. mit einbringen, aber letztlich geht es immer um eine Reihe von Herausforderungen und zu überstehenden Gefahren (wobei Monster und sonstige potentielle Gegner der Kern dieser "Gefahrensammlung" sind) in einer begrenzten bzw. abgeschlossenen Umgebung auf dem Weg zu irgendeinem Ziel - schließlich geht man ja nicht grundlos in einen Dungeon.

Wenn man sich davon noch deutlicher als durch solche Aufweichungen, Alternativen und Sandbox-Elemente entfernen will, stellt man relativ schnell das ganze Dungeon Crawl-Konzept infrage, wie es "historisch" ja auch der Fall war mit Rollenspielen, die keinen klassischen Dungeon Crawl veranstalten. Dann baut man Abenteuer ganz anders auf und bewegt sich in anderen Umgebungen.

Pyromancer schreibt es ja oben schon, aber es lohnt sich zu betonen: ursprünglich (hier möge ein schlauerer Mensch die genaue Quelle benennen) ging es (vor allem?) darum Schätze zu bergen. Die Monster waren eines von vielen möglichen Hindernissen. Es ist also bei weitem keine "Aufweichung" gewaltfreie Lösungsansätze zu propagieren, sondern mindestens "as intended".

Könnte doch nur jemand mit entsprechenden old school credentials substantiell dazu beitragen...na ihr wisst ja, wen ich meine...

Grüße

Hasran

Supersöldner

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #9 am: 11.07.2019 | 13:03 »
ja sind sie. Dazu sind sie doch auch da ?

Offline D. M_Athair

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #10 am: 11.07.2019 | 13:06 »
Man kann also schon sagen, daß der "typische" D&D-Dungeoncrawl so, wie die Regeln gedacht waren, zumindest in den Anfangsjahren noch eine ganz andere Art von Spiel gewesen sein muß als eben einfach nur "Tür auf, Monster platt, Tür zu".
Das ist auch bei der Mehrzahl der OSR-Sachen heute noch so. Tatsächlich sind einige LotFP-Dungeons sogar ziemlich monsterarm (und fallenreich).

Wobei ... wenn man "Metzelabenteuer" anders versteht, dann passt es doch wieder: Old School Dungeons sind gut darin SC-Gruppen niederzumetzeln. Wenn ne Gruppe nicht aufpasst ist der TPK schnell da.    :ctlu:


Zitat
Aber die Vorgehensweise ist immer dieselbe - Tür auf, Monster plätten, Schätze einsammeln, weiter.
Das kenne ich in Reinform am ehesten von new school D&D (also D&D 3+). Und von Leuten, die ihre Heroquest(MB)-Erfahrungen aufs Rollenspiel übertragen haben. Die Spielweise ist auch bei Cyber-Dungeons aka Shadowrun verbreitet.

Könnte doch nur jemand mit entsprechenden old school credentials substantiell dazu beitragen...na ihr wisst ja, wen ich meine...
Old-School-Papst Glgnfz?  >;D
« Letzte Änderung: 11.07.2019 | 13:12 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Seraph

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #11 am: 11.07.2019 | 13:11 »
Super interessantes Thema. Abo!

Das ist auch der Grund, warum Dungeons für mich als SL immer ein Graus zum Vorbereiten sind. Eine riesige und komplexe Karte, gefühlt in jedem 2. Raum einen Kampfencounter und wenig soziale Interaktion. Würde mich über weitere positive Gegenbeispiele freuen!
I had a dream, which was not all a dream.
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Offline takti der blonde?

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #12 am: 11.07.2019 | 13:13 »
Das kenne ich in Reinform am ehesten von new school D&D (also D&D 3+). Und von Leuten, die ihre Heroquest(MB)-Erfahrungen aufs Rollenspiel übertragen haben. Die Spielweise ist auch bei Cyber-Dungeons aka Shadowrun verbreitet.

Ich persönlich gebe den Diablo Spielen die Schuld...;)

Zitat
Old-School-Papst Glgnfz?  >;D

 :d :headbang:

Zitat
Das ist auch bei der Mehrzahl der OSR-Sachen heute noch so. Tatsächlich sind einige LotFP-Dungeons sogar ziemlich monsterarm (und fallenreich).

Gerade Fallen sind eine gute Möglichkeit, um den modus operandi einer Gruppe ein bisschen durchzuschütteln. Wobei ich zugegebenermaßen selbst noch daran feile wie ich Fallen am liebsten einsetze.

Grüße

Hasran

Offline JS

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #13 am: 11.07.2019 | 13:19 »
Das ist auch der Grund, warum Dungeons für mich als SL immer ein Graus zum Vorbereiten sind. Eine riesige und komplexe Karte, gefühlt in jedem 2. Raum einen Kampfencounter und wenig soziale Interaktion. Würde mich über weitere positive Gegenbeispiele freuen!

Nur nebenbei, weil es am Rande dazu und zu deinem Problem paßt: Mit iPad oder PC kannst du auf Programme zugreifen, die gerade Crawls und Kämpfe für den SL enorm erleichtern. Roll20 oder Fantasy Grounds auf PC/Mac bieten z.B. eine Vielzahl an Systemen an, Game Master 5th Edition zusammen mit Goodnotes 5 sind mit iPad sehr gut für D&D 5 (Goodnotes sogar generisch) usw.
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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #14 am: 11.07.2019 | 13:36 »
Monsterarme Dungeons sind in den meisten Fällen wesentlich plausibler. So voll, wie manche Dungeons sind, fragt man sich zum einen, wie der Laden logistisch funktionieren soll, und zum anderen, wieso die nicht alle längst überheinander her gefallen sind.

Dementsprechend finde ich es immer interessant, wenn man so etwas wie eine Dungeon-Historie und -Soziologie mitentwickelt. Wer und was war und ist hier und warum? Und wie gehen die miteinander um? Wenn man die Fragen plausibel beantwortet, bekommt man meistens einen Dungeon, der kein reines Metzelabenteuer ist.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #15 am: 11.07.2019 | 13:40 »
So eine Monstersoziologie würde, wenn ich mich richtig erinnere, bereits rudimentär dem SL in der roten Box als Tipp bzw. Hinweis zur Dungeonerzeugung mitgegeben.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #16 am: 11.07.2019 | 13:47 »
So eine Monstersoziologie würde, wenn ich mich richtig erinnere, bereits rudimentär dem SL in der roten Box als Tipp bzw. Hinweis zur Dungeonerzeugung mitgegeben.

Ja, dass die Idee steinalt ist, ist klar. Sie wird halt oft genug nicht umgesetzt.
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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #17 am: 11.07.2019 | 13:51 »
Ich habe gerade erste wieder das Beyond the Wall-Einstiegsabenteuer "Feenhandel" hinter mir. Da ist (u.a.) ein 5-Raum-Mikrodungeon enthalten, den ich bis jetzt 2 mal geleitet habe. Darin enthalten:

* Agressives Wurzelwerk (reagiert auf Feuer von Fackeln, ansonsten harmlos)
* eine Leuchtpilzhöhle
* eine Goblinbegegnung (Motivation: Goblins klauen Rattenbabies und werden dabei gestört, kein Muss-Kampf!)
* eine Abzweigung mit einer Kletter-Herausforderung und einem Schatz unten

Das Ganze ist aber derart konsistent in die Abläufe eingebunden, dass man als SL kein Problem hat, auf jede Aktion der Spieler zu reagieren und ggf. Fragen zu beantworten. Das hat mir als SL jetzt endlich mal klargemacht, was die Faszination am Dungeon ist: Innerhalb eines abgeschlossenen Bereichs mit begrenzten Ressourcen (dazu gehören: Waffen, Zauber, eigene TPs, Wissen über Gegner und Welt, Attribute, bisher erkundete Gänge usw.) klarzukommen und "das Beste daraus" zu machen.
Das Ding kam bei beiden Spielergruppen sehr gut an.

Sobald ich eine Dungeonbegegnung als SL nicht nur als Kampfinitionation betrachte sondern eine Motivation (Und sei sie noch so minimal!) hinzufüge, eröffne ich den Spielern Möglichkeiten, anders damit umzugehen.
Jetzt brauche ich nur noch Spieler, die dies Möglichkeiten erkennen! Und das benötigt heutzutage mitunter ein bißchen "Erziehung" - hart: durch Charaktertode, soft: durch Hinweise, Motivation.

Naja und dann brauch ich halt noch einen Dungeon, der die Voraussetzungen dafür mitbringt. Meiner Erfahrung nach sind die nicht so leicht zu finden, aber da gibt es hier sicher genug Know-How für Empfehlungen  ^-^

Fazit: Ja, können sie sein - wenn SL und Spieler es darauf begrenzen. Nein, wollen sie eigentlich nicht sein - aber dafür muss man voher Arbeit reinstecken.
« Letzte Änderung: 11.07.2019 | 13:57 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Calris

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #18 am: 11.07.2019 | 13:59 »
Es gibt ja durchaus die Möglichkeit einen durch bestimmte Umstände wie Verschüttung, Wassereinbruch, Bodeneinsturz, Gasaustritt spannender zu machen.
Da lassen sich sicherlich einige Filme heranziehen in denen Höhlenforscher sich plötzlich in einem Höhlensystem wiederfinden, mal mit, mal ohne Monster darin :)

Das Ganze kann dann zu einem spannenden Survival-Abenteuer werden das den Helden auf die Psyche schlägt, Hunger, Durst und Orientierungslosigkeit ihren Tribut zollen.

Offline nobody@home

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #19 am: 11.07.2019 | 14:00 »
Ja, dass die Idee steinalt ist, ist klar. Sie wird halt oft genug nicht umgesetzt.

Man könnte also auch sagen: ja, schlechte Dungeoncrawls sind meistens reine Metzelabenteuer. Kombiniert man diese Erkenntnis jetzt noch mit Sturgeons Offenbarung ("90% von allem sind Mist"), so daß sich folgern läßt, daß die guten Dungeoncrawls fast zwangsläufig in der Minderheit sind... ;)

Offline korknadel

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #20 am: 11.07.2019 | 14:13 »
"Per Definition" -- oh ja, lasst uns mal wieder einen Begriff definieren, das hatten wir schon so lange nicht mehr!  ~;D

Ich habe ja in den letzten Jahren einige Dungeons und dungeonartige Abenteuer geleitet (DCC) und hatte diesen Eindruck -- Tür auf, Monster plätten, Schätze raus -- eigentlich eher weniger. Natürlich kommt so ein Monster auch mal vor, aber oft mit einem Twist und in Kombination mit Rätseln, Fallen etc. Besonders gut hat mir von DCC die Nummer 70 "Jewels of the Carnifex" als Dungeon gefallen. Es geht da natürlich tatsächlich nicht so krass um NPC-Interaktion in diesen Abenteuern, aber die meiste Zeit verbringen die Spieler schon mit Planen und Hirnen und nicht mit Metzeln -- und wie Athair schon richtig feststellte: eine metzelnde Gruppe wird am schnellsten gemetzelt.
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Luxferre

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #21 am: 11.07.2019 | 14:16 »
Ganz klar: nein.

Es gibt neben dem Gemetzel auch noch zig andere Dinge, die getan werden müssen: Rätsel lösen, (a)soziale Interaktion, Fallen finden und entschärfen, Nahrungssuche/Überleben, Allianzen schmieden, Schätze suchen, ...

Allerdings liegt der Fokus für mich im Überwinden von Herausforderungen in einem Mikrosetting mit einer ganz eigenen Dynamik. Mit dieser Prämisse kann man diesen Verliesen auch eine eigene Identität und etwas Leben einhauchen. Für mich "leben" diese Dinger halt irgendwie auch. Wie mein Privathaus halt auch.

Offline Bildpunkt

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #22 am: 11.07.2019 | 14:16 »
Man könnte einen Dungeon auch eher Richtung Exploration spielen , sei es Gralssuche wie bei Indy oder untergegangene Zivilisation.
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Offline Rhylthar

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #23 am: 11.07.2019 | 14:39 »
Hm, könnte es auch in Deinem Beispiel daran liegen, dass Du "nur" Level 3 aus DotMM gespielt hast?

Gibt ja durchaus ein paar Level, in denen es anders läuft, z. B. Wyllowwood (5) oder Dweomercore (9). Auch fehlt natürlich gerade eine Sache, die bei größeren/tieferen Dungeons häufiger vorkommt: Der Rückweg und die damit verbundene Änderung des Dungeons. Wenn es vorher vielleicht tatsächlich nur Metzelei war, könnte es auf dem Rückweg ja aufgrund der Vorkommnisse auch durchaus anders aussehen.

Weiterhin ist es halt auch 5E und Du hast das Level wohl "passend" gespielt (vom Level). Nimmt man den künstlichen Schutz dieses Dungeons heraus, hätte es die Gruppe auch direkt tiefer verschlagen können (über die Portale) und da ist Metzeln u. U. eine ganz dumme Idee.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Nicht per Definition. Ich finde nur, man muss als SL häufig ein wenig mehr Arbeit reinstecken, damit es nicht darin endet.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Luxferre

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Re: Sind Dungeon Crawls per Defition reine "Metzelabenteuer"?
« Antwort #24 am: 11.07.2019 | 14:54 »
Nachtrag/-tritt: in jedem "guten"TM Dungeon muss mindestens ein SC sterben  >;D