Zu meinen "Werkzeugen" und den Erfahrungen damit:
a) Relativ viel Vorarbeit mache ich am PC mit Google Drive, Docs und Tabs. Auf bestimmte Drive-Ordner und Dateien können die Spieler mit Schreibrechten zugreifen, so daß sie ihre Chars mit Docs pflegen können sowie PDF, Listen, Texte, Notizen, Karten, Bilder, Handouts usw. usf. zentral im Blick haben. Über gDrive verwalten wir auch die Backups der Charaktere für die Spieler, die die gleichen Apps nutzen wie ich (2 von 5 Spielern).
Erfahrungen: Die Cloudnutzung wird von allen Spielern bisher als äußerst angenehm und hilfreich empfunden. Einige Spieler hatten anfangs ein paar Berührungsängste, aber mittlerweile sind diese verflogen. Jeder Spieler kann sich immer auf dem neusten Stand halten, seinen Charakter zentral (und auf Wunsch papierlos) pflegen sowie schnell auf hilfreiche Dokumente zugreifen (SRD, NSC-Listen, Gruppennotizen usw.).
b) Auf meinen iPad nutze ich für die Charakterpflege von D&D 5E die App Fight Club 5th Edition, die es auch für Pathfinder/3.5 gibt. Diese App ist für mich als SL zwar eher weniger interessant, aber es macht Spaß, die Chars dort mit allen Details inkl. Ausrüstung einzugeben und immer aktuell darauf zugreifen zu können (falls z.B. mal ein Spieler fehlt). Die Chars kann ich per XML-Backup zwar problemlos immer wieder in die Game Master App überführen, aber dann muß ich sie dort leicht nacharbeiten, weshalb ich das nicht mache.
Erfahrungen: Die App ist klasse, aber nur für 5E sinnvoll. Einer meiner Spieler spielt und verwaltet seinen Char damit und ist sehr zufrieden, die anderen Spieler arbeiten aber nach wie vor mit Papierbögen oder eben Google Docs. Wenn man mit der App arbeitet und elektronisch würfeln möchte, ist man etwas schneller als analog, ebenso, wenn man mal ein paar Sachen nachschlagen will. Trotzdem ist der Unterschied beim Tempo und Überblick zwischen digital und analog eher marginal.
c) Ich nutze für die Kampagnenvorbereitung und -leitung die App Game Master 5th Edition, die ich nicht mehr missen möchte. Schlichtweg alles geht schneller damit, vor allem Kämpfe und die Verwaltung der Gegner. Ich habe sehr schnellen Zugriff auf alle 5E-Regeln, auf die Welt, NSC, Gegner, SC und deren Feinheiten, ebenso auf ein Kompendium (Monster, Zauber, Gegenstände) und einen digitalen SL-Schirm. Darüber hinaus sind die Abenteuer (für mich) strukturierter und erlauben u.a. das Einbinden vieler Bilder, die ich an den gewünschten Stellen mit einem Klick vergrößern kann. Das Leiten ist trotzdem flüssig und flexibel genug und nicht "von der Technik bestimmt".
Als SL nutze ich auch sehr gerne das digitale Würfeln, auf das ich als Spieler wiederum verzichte (wie auch alle meine Spieler). Bevor ich für x Gegner immer wieder die Plastikwürfel bemühe, klicke ich lieber schnell auf die perfekt vorbereiteten Regelelemente in den Monsterbögen und habe die Ergebnisse.
Im Gegensatz zu Fight Club 5E ist Game Master 5E zwar vollständig nur für die 5E nutzbar, aber ohne Nutzung der Regelelemente auch gut für jedes andere System. Ich werde z.B. meine Shadowrun-Kampagne nun auch mit dieser App fortführen. Die Chars liegen dann zwar eher als Fließtext vor, aber der Rest der Kampagnenverwaltung ist übergreifend, ebenso die integrierte Würfelfunktion.
Erfahrungen: Als SL macht mir das Vorbereiten und Leiten digital und vor allem mit dieser App mehr Spaß, geht schneller und erspart mir im Spiel (mit der 5E) durch die Kampfelemente viel analoges Gefummel. Die Spieler finden die Sitzungen unverändert flüssig und schätzen vor allem den Einsatz der Bilder, was sehr zur Atmosphäre beiträgt. Diese App-Nutzung kommt bei ihnen gut an. (Allerdings könnte man einen solchen Leitstil ohne Regelelemente selbstredend auch ohne eine solch spezielle App digital problemlos umsetzen.)
Alles in allem ist das digitale Leiten für mich ein Mehrwert, für die Spieler meinem Eindruck nach eine nette Dreingabe - sie waren vorher auch völlig zufrieden.
d) Kämpfe spielten wir bisher immer "in den Köpfen" und actionorientiert mit vielen Situationselementen Pi mal Daumen, weil keiner von uns Bodenpläne mit Figurenschubsen mag oder Tickleisten oder was noch alles in dieser Hinsicht. Jetzt bereite ich Gelände- oder Bodenpläne mit Goodnotes vor und baue die Chars und Gegner mittels digitaler Marker ein. Sie können dann schnell verschoben oder gelöscht werden, so daß stets eine gute Übersicht über die aktuelle Kampfsituation herrscht.
Erfahrungen: Die Kämpfe, die ich nun mit Goodnotes vorbereite, werden als eine Verbindung beider Welten erachtet und als sehr angenehm empfunden. Das Digitale bringt mehr Übersicht und auch mehr Taktik in die Kämpfe, ohne eine Minute mehr Zeit zu kosten (kein Aufbauen, kein Heraussuchen von Zeug usw.). Sowohl ich als auch die Spieler sehen diesen digitalen Einsatz als eine klare Verbesserung für unsere Kämpfe an.
Fazit:
- Für die Spieler sind die Cloud und Kämpfe mit Goodnotes eine Bereicherung. Alles andere ist für sie dagegen weniger relevant und nicht viel anders als früher (voll analog).
- Für mich als SL ist darüber hinaus der Einsatz digitaler SL-Werkzeuge wertvoll und hilfreich. Ich möchte sie zwar nicht mehr missen, muß aber nüchtern zugeben, daß es analog auch problemlos lief. Ich arbeite und bastele sehr gern mit guter und durchdachter Software, aber mit etwas Lesen, Nachdenken und Kritzeln erreichte ich bisher i.d.R. ein vergleichbares Ergebnis. Sprich: Sollte ein Blitz mein iPad treffen, könnte ich wegen der guten Vorbereitung auch flüssig analog fortfahren.
- Die Charverwaltung mit App gefällt mir (für die 5E), aber ich empfinde sie weder für mich noch für die Spieler als "must have hot sh*t". Einiges geht digital schneller, anderes analog; beides flutscht.
- Digitales Würfeln ist für meine Spieler eher pfuibäh, und auch ich als Spieler meide es. Als SL würfele ich dagegen gerne digital, weil ich mehrere Gegner verwalten muß und es einfach schneller geht. Im Gegensatz zu meinen SC, die durch sorgsame gehegte Würfel ordentlich Leistung bringen müssen, sind mir meine NSC auch herzlich egal und dürfen an der digitalen Würfelfront ordentlich versagen.