Deine bzw eure Kritik an 5E kann ich nachvollziehen bzw weitgehend teilen. Allerdings ob PF2 da auf Dauer wirklich entscheidend besser abschneidet? Das sieht mir bis dato nicht danach aus. Insbesondere:
Die Auswahlmöglichkeiten pro Stufenaufstieg sind sehr begrenzt, gefühlt 80% der Mechaniken sind fest in der Klasse verbacken und andere Spieler haben niemals Zugriff auf diese, es sei denn sie Multiclassen. Als Konsequenz dessen fühlen sich auch noch zwei Fighter/Barbarians/Rogues am Tisch ziemlich gleich an.
Da steht PF2 mE nur ganz ganz oberflächlich besser da, sobald man ein bißchen daran kratzt ist der Lack auch schon sofort ab. Die "vielen vielen Auswahlmöglichkeiten" sind weitestgehend eine Luftnummer. Ich sehe da zwei Sorten von Auswahlen:
- die eine Sorte macht halt einfach so gut wie gar nix. Da kann man hie und da ein +1 auf irgendeine situationale Probe einsammeln, die im Schnitt seltener als einmal pro Sitzung vorkommen wird. So ein +1 auf Unterwasser-Korbflechten bei Vollmond ist eine belanglose Phantom-Auswahl. Wie wenn man den Dreijährigen fragt, ob er die rote oder die blaue Unterhose anziehen will: es macht keinen Unterschied und in 19 von 20 Fällen bekommt es sonst niemand mit. :6
- die andere Sorte macht zwar was, aber zack haben wir auch schon wieder zusammenhängende Feat Trees. Wenn ich als Barbar Dragon's Instinct gewählt habe, nehme ich NATÜRLICH auf Level 6 Dragon's Rage Breath, auf Level 12 die Wings und auf 16 die Transformation. Dies als vier separate Auswahlen hinzustellen, ist reinste Augenwischerei, die Vielfalt und Wahlfreiheit vorgaukelt, wo keine ist. Und wenn man sich dagegen stemmt und dem Fünfjahresplan nicht folgt, schießt man sich nur selber ins Knie.
Beim Fighter weitgehend das Gleiche - man entscheidet sich einmal, ob man S&B, TWF etc machen will, und dann hält man sich an die sich daraus natürlich ergebende Featsequenz.
5E gaukelt einem da halt wenigstens keine falsche Freiheit vor: nimmst den Archetyp, kriegst das Paket in der vorgesehenen Reihenfolge, fertig. Das finde ich allemal ehrlicher.
Überhaupt zwingt Paizo einen bei PF2 bereits mit der Klassenwahl in ein enges Korsett, aus dem noch schwerer auszubrechen ist als in der 5E. Das kotzt mich ehrlich gesagt womöglich noch mehr an als die bedeutungslosen Phantom-Auswahlen. Es ist als ob die Devs sagen "Hör mal zu Bürschchen, du spielst deinen Waldläufer gefälligst so, wie WIR das für richtig halten. Capisce?"
Im Playtest war das sogar noch schlimmer, weil da manche Klassen z.B. fix auf Heavy Armour festgenagelt waren. Immerhin das ist jetzt etwas liberalisiert, wie ich das so sehe.