@OP:
Ja, das hört man aus der englischsprachigen Ecke ziemlich oft und ich finde den Gedanken sehr nachvollziehbar.
In abgeschwächter Form gibt es das bei RBTV auch.
Mal ganz davon abgesehen das es kompletter Quatsch ist, da alle in dieser "Critical Role" Prduktion professionelle Actor/Voice Actor zu sein scheinen.
Trotzdem wird dadurch eine Vorstellung geschaffen bzw. geprägt, wie Rollenspiel aussieht bzw. wie
gutes Rollenspiel auszusehen
hat.
Den sog. Mercer-Effekt sollte man in verschiedene Aspekte unterteilen, wenn man entsprechend (fehl-)geprägten Neulingen den einen oder anderen Zahn ziehen will.
- Bei Critical Role wird viel für die Kamera gemacht. Ist ja auch logisch, weil man erfolgreich sein will und dementsprechend auf die Zuschauer eingehen muss, um ein unterhaltsames Ergebnis zu kriegen. Aber Rollenspielen ist nur bedingt ein "Zuschauersport". Man vergleiche Critical Role mit "normalen" actual play-Videos, da gibt es schon deutliche Unterschiede - und die explizit NICHT in der spielerischen Qualität der Beteiligten, sondern nur in der Präsentation. "Hochglanz-Rollenspiel" trifft es da ganz gut.
Und auch wenn ich nicht behaupten will, dass Mercer ein schlechter SL ist: Da kommt das zum Großteil her, dass Mercer reflexartig als hervorragender SL genannt wird - was ziemlich das Selbe ist wie jemanden als hervorragenden Kampfkünstler einzuordnen, weil er mit seinen Jungs die schönste Galademo präsentiert. Der kann natürlich trotzdem gut sein, aber das ist einfach kein tauglicher Indikator.
- Da wird
ein Spielstil präsentiert. Natürlich kann man nicht erwarten, dass jeder Rollenspielkanal ständig Disclaimer raushaut* und alle möglichen Spielstile demonstriert.
Es bleibt an den eigentlichen Spielrunden hängen, einem Neuling zu vermitteln, dass Critical Role (und noch viel mehr RBTV) eben nicht das einzig wahre, richtige Rollenspiel vorleben.
*obwohl Mercer selbst das hier und da abseits von Critical Role tut.
Was ich dabei so gar nicht verstehe sind jene, die den Mercer-Effekt bestreiten.
Das ist doch woanders genau das Selbe - Paradebeispiele z.B. Kampfsport/-kunst und Schießen. Da kommen Neulinge auch mit teils ziemlich abstrusen Vorstellungen, die sie aus Unterhaltungsmedien etc. haben und man hat erst mal eine Weile zu tun, diese Fehleindrücke zu korrigieren.
Mediale Präsenz zieht. Nach Karate Kid konnte sich manch ein Dojo vor Neulingen nicht retten und nach Top Gun wollten spürbar mehr Leute Kampfpilot werden. Natürlich springen dann viele auch wieder ab, wenn sie merken: Das ist "in echt" deutlich anders als gedacht/erhofft und kommt nicht an die idealisierte Präsentation heran.