Der Fußball-Vergleich hinkt meiner Meinung nach arg, denn das ist effektiv nur das gleiche wie das, was auf der Spieler-Ebene des Rollenspiels passiert. Spieler A tritt den Ball. Spieler B würfelt. Spieler C tritt daneben. Spieler D geht auf's Klo. Das ist generell das gleiche, egal ob Fußball, Rollenspiel oder Briefmarkensammeln, nämlich eine Abfolge von Ereignissen. Klar, diese kann man von außen betrachtend als "Story" verstehen, aber nur, weil das eben in der menschlichen Natur liegt.
Rollenspiel hat aber eigentlich immer eine zweite Ebene, die fiktive Geschichte, die durch diese Handlungen entsteht. Man würfelt um den Erfolg beim Klettern zu bestimmen, was dann naturgemäß auch die fiktive Geschichte fortführt, eben ob man abstürzt oder nicht. Beim Fußball fehlt diese zweite Ebene völlig, denn ein Tritt gegen den Ball mag in einem Tor enden, aber es dient nicht (auch) dazu, eine fiktive Geschichte zu beeinflussen.
Ich sehe gar keinen Weg, dem zu entkommen und gleichzeitig "Rollenspiel" zu bleiben. Schon alleine der Name "Rollen"-Spiel zeigt ja, dass es um eine Rolle geht, die man spielt, was Teil einer Geschichte ist. Um das zu vermeiden, müßte man jede Fiktion rausnehmen, d.h. man würde würfeln, um zu gewinnen, aber ohne jede Fiktion drum herum. Das nennt sich dann "Kniffel" (oder beliebiges andere Würfelspiel ohne Story). Rollenspiel ohne "Story" halte ich für einen Widerspruch. Das bedeutet nicht, dass die Story der primäre Fokus einzelner Spieler oder Gruppen ist, aber es bedeutet, dass selbst die Leute, denen die Story ziemlich egal ist, nicht darum herum kommen, eine solche mitzugestalten. Fußballspieler hingegen schaffen nur Fakten.