Gestige Stabilität auf einer Skala messen zu wollen, ist ohnehin gewagt. Und ehrlich gesagt finde ich den Umgang mit Geisteskrankheiten an der Stelle nicht mehr zeitgemäß.
Ich sag's mal so: aus meiner Sicht basiert die CoC-Idee von "Wahnsinn" hauptsächlich auf einer kleinbürgerlich-engen Definition von "Normalität", und wer dieser Standardnorm nicht genügt, wird dann eben schnell als seltsam, verdächtig, verrückt, oder sonstwie negativ abgestempelt.
Die Menge an geistiger Stabilität ist genauso eine unrealistische Abstraktion wie Trefferpunkte. Ich finde das überhaupt nicht gewagt oder "kleinbürgerlich". Es ist einfach ein Spielmechanismus.
[...] -- nach dem CoC-Prinzip müßte eigentlich selbst so was wie Rockmusik zumindest bei der ach so leicht verführbaren Jugend zu Stabilitätsverlusten führen.
Hä?
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen:
Im Grundregelwerk selbst findet sich wiederum eine schöne Beschreibung dessen, was passiert, wenn ein Charakter auf 0 STA fällt: Nein, er wir kein brabbelndes Wrack, sondern ist einfach geistig so gebrochen, dass er jeglichen Antrie, auf weitere Abenteuer zu gehen, verliert. Vielleicht geht er in psychiatrische Behandlung, vielleicht zieht er sich still und einsam in sein Privatleben zurück. Vielleicht ebben die erlittenen Traumata irgendwann ab, aber die Erinnerung an das erlebte Grauen wird immer so überwältigend sein, dass er sich nicht weiter mit dem Mythos beschäftigen will.
Das brabbelnde Wrack finde ich übrigens als Beschreibung eines 0-STA-Charakters tatsächlich im Rahmen von Pulp-Runden durchaus angemessen (bei denen ja nun wirklich kein Anspruch an eine realistische Darstellung), in normalen Runden hingegen nicht.
Ich würde aufgrund der Beschreibung SCs mit 0 STA also nicht weiterspielen. Dies hat auch den gamistischen Grund, dass es für die Spieler ja irgendeine FGorm von Risiko geben muss, nämlich ihren Charakter wegen Tod oder Wahnsinn zu verlieren. Dieses Risiko ist natürlich hinüber, wenn man den Charakter dann doch noch weiterspielt. Vor allem könnte er sich nun mit deutlich weniger Risiko Mythosbegegnungen stellen, da er ja keine STA mehr einbüßen könnte. Den Charakter mit 0 STA würde ich also allein schon aus dem Grund ablehnen, dass es für die anderen Spieler unfair wären. Des Weiteren wäre der Charakter aufgrund seines Wahnsinns viel zu unberechenbar, als dass es für die anderen Charakter und Spieler Sinn machen würde, diesen mitzunehmen.
Bei NSCs mit 0-STA sehe ich das so: Diese sind in so tiefe Sphären des Mythos abgetaucht, dass ihr Verstand keinen menschlichen Denkmustern mehr gehorcht.
Es besteht also aus meiner Sicht zunächst ein Unterschied zwischen SCs mit 0 STA und NSCs mit 0 STA. Ehemalige SCs mit 0 STA können sich natürlich als NSCs anbieten, die trotz oder wegen des Wahnsinns, den sie erlebt haben, doch noch weiter in Mythoswerken lesen etc. und dadurch endgültig wahnsinnig werden.
Übrigens: Sind NSCs mit 0 STA nicht auch eine Art Mythoswesen?
Bezüglich Geisteskrankheiten kann ich zur weiteren Cthulhu-Lektüre
Cthulhu NOW und
Dementophobia empfehlen, die deutlich über das, was im Grundregelwerk dazu steht, hinaus gehen.