Tja, als Episode-VII-Hater hatte ich nicht die höchsten Erwartungen.
Aber ich finde IX zeigt einen Weg auf, wie man die ganze Saga zu einem runden Ende bringen kann, auch wenn der Film es dann im Endeffekt nicht umsetzt.
Und durch meine wenigen, aber um so schmerzhafteren Berührungen mit dem Expanded Universe in den 1990igern kannte ich den Emporer-Klon-Käse schön und durch den Trailer war man da ja wirklich vorgewarnt. Im Endeffekt war ich froh einige eindrucksvolle Bilder dort unten abzukriegen, und hätten sie auf den lächerlich Force-Staubsauger verzichtet, der dann alles, was der Film an "Spiritualität" aufbaut hat, einsaugt, hätte sich das echt ausgehen könnten.
Das ärgerlichste ist ja, dass sie den konsequenten Abschluss des Films ja nichtmals für den großen Klischee-Endkampf in die Tonne treten, sondern für - ja was? - ein paar Stimmen aus dem Off?
Aber natürlich ist JJ oberhalb des Planetens (Exegol?) in der Lage, innerhalb von wenigen Sekunden mit genügend Jiha-Krieg-ist-geil-wenn-man-gewinnt die dümmste Seite von Star Wars nochmals offen zu legen.
Ich kann mich darüber aber auch nicht wirklich beschweren, es ist für den Fan natürlich schmerzhaft, aber wenn wir ehrlich sind, hält er - natürlich unabsichtlich - dabei der ganzen Saga den Spiegel vor. Wir lernen quasi unsere eigene dunkle Seite kennen. Ich wollte das alles auch jetzt gar nicht sagen, und fand es im Kino definitiv nicht gut, aber vielleicht ist das ja der wahre Dekonstruktivismus: nicht belanglose Abenteur-Erzählungen für Kinder mit intellektuelle ansprechenden Einsprengseln aufwerten zu wollen, sondern stattdessen schmerzvoll die gesamte Breitseite des hässlichsten Antlitzes nochmals hervorzuholen.
Aber wie gesagt: der Rest hat recht viel Potential - nichts was ein Fan-Cut nicht recht einfach fixen könnte, egal was die Pacing-Probleme betrifft.
Also ich sage "Danke", liebe Filmschaffende, ihr habt mir einen Weg gezeigt, die Skywalker-Saga rund zu Ende zu bringen! Und wenn das auch im Endeffekt nicht auf der Leinwand war, sondern in meinem Kopf, dann kann man ruhig sagen, dass Fandom zu einem großen Teil ohnehin genau dort stattfindet. Star Wars hat ja schon in Mos Eisley's Cantina nicht deshalb einen Kosmos geschaffen, weil es alles erklärt hat (was es auch nicht gekonnt hätte), sondern, weil es genug Versatzstücke kurz aufblitzen und angeboten hat, die man im eigenem Kopf weiterspinnen konnte.
Bevor ich jetzt noch was über die Postmoderne schwaffle höre ich lieber auf. 1977 hat die Geburt der naiven Freude aus kunstvoll zusammengezimmerten Versatzstücken George Lucas' Kindheit geschafft, 2019 erschaft eine schröcklichen Frankenstein aus 42 Jahre langen Schmoren im eigenen Saft. Ich mag Frankenstein lieber als naive Freude, ich konzentriere mich sowieso immer auf Details.
PS: Exegol? Kommt der Name von "Execute Goal"?
PPS: Kylos Helm mit den bewusst hervorgehobenen Bruchstellen ist eigentlich eine gute Metapher.