Autor Thema: Ethik und Rollenspiel  (Gelesen 20323 mal)

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Offline nobody@home

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #150 am: 16.09.2019 | 18:38 »
ich gestehe meinen Mitspielern und deren SC Initiative zu, die Situation lies den Alleingang sinnvoll erscheinen....

Initiative ist gut und schön, aber aus "Ich bin Gruppenmitglied" folgt eben nicht automatisch gleich "Alle meine persönlichen Interessen sind ab sofort Gruppeninteressen!" -- da sollte man schon trennen können, sonst funktioniert die Gruppe als Ganzes nicht.

In der konkreten Situation wäre die Frage also, welches Gruppeninteresse unser Dieb mit seinem Diebstahlversuch, bei dem er dummerweise erwischt wurde, nun eigentlich zu verfolgen gemeint hat...ebenso wie natürlich, wieso zum Geier ausgerechnet dem zur selben "Bande" gehörenden Paladin o.ä. das Richteramt angetragen wird. Gerade letzteres kann ich mir eigentlich nur erklären, wenn die NSC-Opfer von dieser Verbindung noch gar nichts mitbekommen haben.

Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #151 am: 16.09.2019 | 18:40 »
@Teylen

Das du verlangst der PS sollte seinen SC unter den Bus werfen, damit DS nicht die Folgen seines Handelns tragen muss und das du keine gangbare Alternative für den PS bringst sagt mir in der Hinsicht genug um ein noch grösseren Bogen um deine Runden zu machen als ich es normalerweise um WoD Runden mache

@nobody@home

Unterstellen wir mal der DS hat im Balance von Gruppen vs Einzelinteressen handeln wollen.
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Online Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #152 am: 16.09.2019 | 18:52 »
Das kommt auf die Kreativität des Spielers des Paladins an.
Ebenso wie es die Option gibt sich an den Gruppenvertrag zu halten und entsprechende Konsequenzen in Kauf zu nehmen.
Das was du mit "indirekt" als Player versus Player bezeichnet ist schlicht keins.
Es ist ein normales agieren mit dem Setting respektive dem Spieler was sich nicht gegen andere Spieler-Charaktere richtet. Es wird nicht dazu, in dem man quasi das gesamte Setting als den eigenen Spieler-Charakter definiert.

Eine Gruppe ohne einen Spieler-Charakter als Richter würde sich normalerweise, wenn sie zusammenspielt, darauf konzentrieren den Spieler-Charakter heraus zu nehmen. Wie man das normalerweise innerhalb von Gruppen macht.

Das heißt, die Gruppe an Gangstern würde doch eher nicht seelenruhig zusehen wie ihr Mit-Gangster verurteilt weggesperrt, verschleppt oder hingerichtet wird.
Weil man, in der Situation wo es kein PVP zwischen einander geben soll, als eine Gruppe gemeinsam gegen verschiedene Herausforderungen anspielt.

Man geht da doch nicht hin und bastelt sich zurecht, mit Vorwürfen von Verantwortungslosigkeit und mehr, weshalb man jetzt doch mit den eigenen Charakter den anderen Charakter einbüchsen kann.
Sinn des PVP-Verbot ist es das es keine Spieler(-Charakter) gegen Spieler(-Charakter) Aktionen gibt. Das ist das Kernelement des PvP-Verbot.

Wenn man findet, dass ein Spieler indirekt Scheiße baut, dann spricht man das bei dem Spieler an, wenn es passiert. Wenn man den Chuzpe hat, den anderen vorschreiben zu wollen wie er spielt oder es wirklich extrem ist. Man geht dann nicht hin und setzt sich, in der Regel in hindsight, über das PVP-Verbot hinweg.

Ein PVP-Verbot ist eben das.
Kein Freibrief dafür die Handlungen eines Charakters zu beurteilen um dann aus eigenen Gutdünken oder Bequemlichkeit aus diesem Verbot.
 
Es gibt keine Rolle die sich der Paladin unterwerfen muss.
Das heißt, er kann dafür entscheiden wie er, mit welchen Grund, welchen Richtspruch spricht oder nicht. Er kann es auch nach belieben gestalten. Es gibt keinen Zwang für ihn zu handeln wie es der OP "rollenkonform" nenn. Der OP legt sich dahingehend nicht einmal auf ein Setting fest und etwaige Szenarien wo der Paladin den Segen verliert kamen im Nachhinein auf.
Das ändert nichts daran das einen anderen Spieler(-Charakter), ohne Absprache zwischen den Spielern, mit Roofies zu bearbeiten, ein ziemlich deutliches PvP Element wäre.


Kreativ wäre dann eben die Kaninchenguillotine, war dann ja auch indirekt und indirekt zählt ja nicht.

Und mit einem Dieb wird eine Gruppe noch nicht zur Gangsterbande. Genaugenommen ist das der letzte Eindruck, den eien Gruppe anständiger Leute erwecken will, wenn sich dann offenkundig heraustelt, dass da tatsächlich einer mit drin war und bei einer nicht abgesprochenen Aktion aufgeflogen ist.

Sein Kodex macht einen Paladin genauso aus wie illegale Aktivitäten einen Dieb - mehr noch, als das Nichtbefolgen oft genug nicht nur sozial (von dem er ursprünglich nach Plan lebt, siehe auch CHA18-Anforderung) sondern auch mystisch direkt sanktioniert ist. Der Dieb, der in einer Stadt am Wegesrand nicht klaut verliert umgekehrt nicht seine Fallensuchfähigkeit etc, wenn es denn dann in den Zieldungeon oder was auch immer geht. Und solange er Mitglied einer Gruppe ist, sollte für alle klar sein, dass eigenmächtige riskante Nebenaktionen unterbleiben oder allerwenigstens eigenes Risiko sind.  Und ein Dieb sollte als Profi verdeckter Aktionen am ehesten solche Risiken abschätzen und vermeiden gelernt haben.

Die Probleme des Paladins oder eigentlich seine Existenz abzustreiten, sehe ich als Kennzeichen deutlicher Egozentrik und Missachtung des Mitspielers.




Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Teylen

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #153 am: 16.09.2019 | 19:22 »
@Lichtschwerttänzer
Bei welchen Teil von "Bleib mir vom Leib!" war ich undeutlich?

Ansonsten verlange ich nicht das ein SC für den anderen unter den Bus geworfen werden soll.
Die These das der Paladin oder Geweihte seine göttliche Unterstützung verliert ist Deine.

Meine ist, dass der Paladin durch den Umstand das er den Spieler(-Charakter) des Diebs nicht aus dem Spiel nimmt nicht seinen SC beeinträchtigt.
Einerseits, weil meiner Erfahrung mit D&D nach ein Paladin nicht verpflichtet ist alle Diebe hart zu bestrafen. Ich spielte verschiedene D&D Kampagnen und dort auch einen lawful good Paladin. Auch bei Dungeon World oder DCC funktionierte das so nicht.
Andererseits, weil meiner Erfahrung mit DSA nach, wo ich kaum eine handvoll Runden spielte, Praioten nicht herumlaufen wie W40K Inquisitoren respektive das Setting allgemein nur eingeschränkt dahingehend krass ist.

@Maarzan
Ich habe die Gangsterbande aufgegriffen die du erwähnt hast, in deinem Kontext.
Wie du darauf kommst das ich die Gruppe jenseits des Paladins und Diebs als Gangsterbande sehe ist mir fremd.

Wir wissen nichts über die Gruppe. Die Gruppe kann aus mehr als zwei Personen bestehen. Die Personen können alle möglichen Gesinnungen haben. Die Gruppe kann im engsten Fall aus Paladin und Dieb bestehen die durch die Lande ziehen.

Ich verstehe auch nicht wo dein Verständnisproblem zwischen "Spieler(-Charaktere) handeln gegen Spieler(-Charaktere)" und "die Welt reagiert auf die Aktionen von Spieler(-Charaktere)" ist.
In der einen Situation handelt ein Spieler(-Charakter) unmittelbar gegenüber einem anderen Spieler(-Charakter). In der anderen reagiert die Welt auf verschiedene Einflüsse, die Konsequenzen für die Gruppe haben.  Ich schaffe es nicht meinen Verstand dergestalt zu verrenken das es zum gleichen wird.

Hinsichtlich des Kodex des Paladin sind die wenigsten derart das sie alle Diebe, überall, mit maximaler Härte vernichten müssen. Man kann dem Paladin so einen Kodex geben und einen passenden Gott, muss es aber nicht. Ein Paladin verliert eigentlich nicht unbedingt Charisma und braucht auch nicht unbedingt Charisma.
Auch wenn es für viele Sachen intelligent sein mag Charisma zu haben.

Da ich die Existenz des Paladin nicht im wegblastern von allen Dieben sehe, spreche ich diese denen auch nicht ab. Wenn aber einer ein Paladin spielen mag, der alle Diebe wegblastert, und dem Dieb der Runde erklärt das er doch bitte nur wenn's praktisch ist seinen Char zu spielen hat (alle dürfen auch mal ihre eignen Aktionen machen, aber wehe der Dieb tuts), wäre ich vielleicht geneigt zu empfehlen das er sich eine andere Runde sucht.
Sowohl wegen der Tendenz zum Murderhobo-Pala als auch so wegen des Umgangs.
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Pyromancer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #154 am: 16.09.2019 | 19:32 »
Wir wissen nichts über die Gruppe. Die Gruppe kann aus mehr als zwei Personen bestehen. Die Personen können alle möglichen Gesinnungen haben. Die Gruppe kann im engsten Fall aus Paladin und Dieb bestehen die durch die Lande ziehen.

Ich verstehe auch nicht wo dein Verständnisproblem zwischen "Spieler(-Charaktere) handeln gegen Spieler(-Charaktere)" und "die Welt reagiert auf die Aktionen von Spieler(-Charaktere)" ist.
In der einen Situation handelt ein Spieler(-Charakter) unmittelbar gegenüber einem anderen Spieler(-Charakter). In der anderen reagiert die Welt auf verschiedene Einflüsse, die Konsequenzen für die Gruppe haben.  Ich schaffe es nicht meinen Verstand dergestalt zu verrenken das es zum gleichen wird.

Hinsichtlich des Kodex des Paladin sind die wenigsten derart das sie alle Diebe, überall, mit maximaler Härte vernichten müssen. Man kann dem Paladin so einen Kodex geben und einen passenden Gott, muss es aber nicht.

Teylen, das ist die Faktenlage, auf die sich die meisten hier Diskutierenden beziehen:

Der Spieler eines Praiosgeweihten bei DSA / Paladin einer Rechtsgottheit. Dieser soll Recht über einen jungen Dieb (Mitspieler) sprechen, der aber Teil der Abenteurergruppe war
Rollenkonform wäre es, den Dieb zu verurteilen. Der SC ist damit aber raus.

Nur zur Information. Der Paladin "soll" (nicht: "will, weil der Spieler ein Arsch ist", sondern "soll", von wem auch immer dieses "soll" ausgeht) über den Dieb urteilen, hat sich das also nicht selbst ausgesucht.

Offline Teylen

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #155 am: 16.09.2019 | 19:36 »
Ein kleiner Gedankenanstoß, der Situation nach wird der Paladin gefragt über den Dieb zu urteilen.
Es kann durchaus sein, dass dieser mit einer Truhe erwischt wurde. Den man aus dem Haus des lokalen Mob-Boss, der sich eine Fassade als angesehener Adliger aufgebaut hat, mit der Familien-Truhe von eben diesem kommen sah. Der Paladin stand unweit davon, und man rief sowas wie "Halte den Verbrecher".

Ergo Gerichtsverfahren.
Vielleicht sogar mit Schöffen die finden das der Dieb total schuldig ist.

Was die Bevölkerung nicht weiß, ist dass der Mob-Boss ein Tiamat-Kultist ist oder mit dem Namenlosen mehr zu tun hat als gesund ist. Man hat jetzt auch keine Beweise für die ganzen Schandtaten des Mob-Boss. Nicht einmal das er ein Mob-Boss ist.

Natürlich ist es im eigen Interesse des Paladin, dass man ihm nichts tut.
Nun und sein Gott war zumindest so zufrieden mit dem Diebstahl, dass der Dieb sie Truhe bis zur Tür schleppen konnte ohne Paladin-Statusverlust.

Imho sollte der Paladin da dennoch nicht gegen den Dieb agieren.
Obwohl der Dieb klaute und obwohl die "legitime Rechtsprechung" gegen den Dieb ist und obwohl der Ruf des Paladins deswegen leiden könnte. Zumindest wenn man sich auf No-PVP geeinigt hat.


@Pyromancer
An dieser Stelle würde ich als Paladin versuchen das Urteil dergestalt zu machen, dass der Dieb danach quasi mit nichts essentiellen davon kommt, oder man den Dieb danach rausholen kann.

Neben der Option des Versuchs den Sollzwang zu verweigern.
Nun oder die Möglichkeit mich kurz OT mit dem Spielleiter und Dieb zu besprechen.
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Offline Boba Fett

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #156 am: 16.09.2019 | 20:09 »
Ich möchte hier mal aufrufen, zurück zum Thema zu kommen, das der Startbeitrag aufgerufen hat.
In diesem Thema - die Frage, wie man mit einem Dilemma umgehen kann/sollte/würde - war die Paladingsache NUR EIN BEISPIEL. Eines von insgesamt dreien!
Es macht keinen Sinn, sich an einem Beispiel, das zur Verdeutlichung herangezogen wurde, hochzuziehen.

Inzwischen ist jedem klar, dass Teylen eine Verurteilung von SCs durch andere SCs ablehnt. Diese Einstellung ist legitim. Weitere Debatten dazu bitte als PM!

Da der Themenstarter die Beispiele als Dilemma konstruiert hat, sollte klar sein, dass auch den Spielern der beteiligten SCs (durch den SpL gewollt) nicht wohl bei der Sache ist - dass ihnen die Auflösung der Situation schwer fallen SOLL.

Also, wie geht man DAMIT um? Darum geht es! Und um nichts anderes!

Alles andere via PM und ja, das ist die Bitte um Diskussionsdisziplin. Ich kann gern auch eine Moderatorenanweisung draus machen. Im Moment verzichte ich noch darauf.

:btt:
« Letzte Änderung: 16.09.2019 | 20:19 von Boba Fett (away) »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline nobody@home

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #157 am: 16.09.2019 | 20:50 »
Ich würde sagen: wenn die Entscheidung auch den Spielern schwerfallen soll, dann braucht's Dilemmata, die auch tatsächlich für die Spieler welche sind, und da fällt für mich eigentlich keins der drei gegebenen Beispiele in diese Kategorie. Selbst die "Paladin vs. Dieb"-Geschichte ist zu einem Teil ja nur deshalb hier im Faden so hochgekocht, weil das Beispiel vergleichsweise abstrakt geblieben ist und man dadurch seine vorgefaßten Meinungen ausgiebig frei darauf projizieren kann; in der konkreten Einzel-Spielsituation mit Vorgeschichte und allem hätte ich vermutlich auch schon eine entsprechend konkretere Vorstellung davon, was mein konkreter Charakter genau machen würde (und Spielervorstellungen davon, wie sich das ggf. plausibel ent- oder verschärfen ließe), und demgemäß hätte auch das "Dilemma" wahrscheinlich relativ wenig Wirkung auf mich als Spieler.

Ein mögliches "echtes" Dilemma könnte aus meiner Sicht etwa darin bestehen, daß zwei oder mehr NSC, an denen die Spieler tatsächlich hängen (setzt natürlich ein Minimum an Spielerempathie für Nicht-SC erst mal voraus, sonst platzt das Konzept von vornherein) sich in akuter Gefahr befinden, die SC aber, zumindest soweit sich einstweilen abschätzen läßt, nicht alle retten können -- für welche(n) entscheiden sie sich, und welche(r) wird/werden im Notfall eher geopfert? Oder suchen sie nach einem dritten Ausweg, der doch wie-auch-immer vielleicht alle in Sicherheit bringen kann, und wieviel Zeit können sie es sich leisten, in diese (vielleicht erfolgreiche, vielleicht aber auch vergebliche) Suche zu investieren, bevor es für alle zu spät ist?

Offline Whisp

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #158 am: 16.09.2019 | 23:29 »
Hallo zusammen.
ich war jetzt mal einige Zeit off-line und bin über den input  (positiv) überrascht!
Danke!

Wie ich bereits angab, ist denke ich ein Problem die mangelnde Präzision meiner Beispiele. Zudem habe ich den GM nicht ausreichend bedacht, der im Gegensatz zum Reallife als schlichtendes und kontrollierendes Element dienen kann - aber auch Verursacher der Problematik sein kann. Genauso können Spieler ihre SC-Wahl instrumentalisieren, um einen anderen Spieler zu testen (Mal sehen WAS du für einen paladin spielst", wenn ich den Dieb spiele)


Die Frage ist für mich, in wie weit es Spieler schaffen, das eigene moralische Grundverständnis abzulegen und in-game das ihrer Charaktere umzusetzen, auch wenn dies moralische Konflikte im Real-Life bedeutet.

Oder: Korrumpiert die Real-Life Moral die Figuren-Moral - und wenn nicht, was geschieht dann im real-Life.


Ich möchte ein anderes Beispiel nehmen (es ist so geschehen, daher auch nicht "genderisiert"):

Ein Real-Life-Ehepaar (Er spielt Krieger-Söldner, Sie spielt Elfenzauberin) spielen gemeinsam. Das Spiel ist sehr immersiv, die Bindung zur Rolle jeweils sehr stark. 

Der Söldner nimmt (rollenkonform) den Auftrag seiner Gilde ("wetwork") an, welcher der Spielerin der Elfe (= seiner Frau) absolut missfällt. Der Elfe ist es rollenkonform pro forma egal
Bislang gab es solche Szenen nicht, da die Gilde nicht präsent war (eher Wildnis-Abenteuer und Dungeoncrawing, nun Stadt-Abenteuer)

Möglichkeit A
Der Spieler bricht den Auftrag ab, was die Figur eigentlich nicht tun würde, da das Ziel erreichbar ist und die Sanktionen der Gilde hoch sind -  Aber seine Ehefrau ist zufrieden (der Elfe wäre es egal)

Möglichkeit B
Der Spieler zieht den Auftrag rollenkonform durch, und die Ehefrau des Spielers ist nun sauer (auch hier wäre es der Elfe egal).

--> Was führt zu A oder B? Ist eines wahrscheinlicher?
--> MUSS der SL einschreiten? (Muss des SL den Haussegen des Paares wahren?) "Darf" so etwas nicht sei
--> gibt es überhaupt eine fiktive Figurenmoral? Oder ist das Beispiel nur die Aufdeckung eines bestehenden Ehe-konfliktes?
--> kennt ihr sowas?

Ich versuche hiermit mein Anliegen etwas plastischer zu machen. Ich tue mich schwer damit und es gelingt mir nicht recht...

Für mich geht es um den "cross-over" von realen Moralen (Wetwork ist unmoralisch im Real Life) gegen die Rollenmoral (angenommene Aufträge ablehnen ist für Söldner unmoralisch), also eine Art Meta-Dilemma, welches ganz klar von der Identifikation der Personen mit ihren Figuren abhängt (eine kaum gebundene Rolle wird den Auftrag nicht annehmen, da dem Spieler der Konflikt mit seiner Partnerin bewusst ist. Der immersive Spieler sollte annehmen. Bei Wetwork geht aber die Immersion der Partnerin verloren). - hmmm... der Immersionsfaktor ist da schon eine abhängige Variable... 

PS
Nochmal: Dass es sich hierbei um Frau und Mann mit stereotypen Handlungsmustern handelt, hat den Hintergrund, dass es tatsächlich eine reale, ja etwas plakative Situation war... Rollenspiel kann zu Ehekrach führen... die beiden haben es aber überlebt... 



   


     



« Letzte Änderung: 16.09.2019 | 23:38 von Whisp »
Flieht, Ihr Narren!

Offline Der Läuterer

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #159 am: 16.09.2019 | 23:50 »
Schönes Beispiel. Ich kenne so etwas eher, wenn Pärchen bei einem 'Junta' Spiel mitmachen. Da sind schon die Fetzen geflogen... Ich weiss von zwei Beziehungen, die an dem Spiel zerbrochen sind.

Die Frage ist bei dieser Konstellation doch, ob es vielleicht einen Mittelweg gibt. Prinzipiell ist die Situation als solche aber absolut unbefriedigend.

Ich würde die Spielerin darauf hinweisen, dass sie gerade Off Char argumentiert, könnte aber auch verstehen, wenn der Spieler einknicken würde, damit daheim der Haussegen nicht schief hängt. Niemand zieht die Saure Gurkenzeit dem Honigtöpfchen vor.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
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Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #160 am: 17.09.2019 | 05:54 »
Hallo zusammen.
ich war jetzt mal einige Zeit off-line und bin über den input  (positiv) überrascht!
Danke!

Wie ich bereits angab, ist denke ich ein Problem die mangelnde Präzision meiner Beispiele. Zudem habe ich den GM nicht ausreichend bedacht, der im Gegensatz zum Reallife als schlichtendes und kontrollierendes Element dienen kann - aber auch Verursacher der Problematik sein kann. Genauso können Spieler ihre SC-Wahl instrumentalisieren, um einen anderen Spieler zu testen (Mal sehen WAS du für einen paladin spielst", wenn ich den Dieb spiele)


Die Frage ist für mich, in wie weit es Spieler schaffen, das eigene moralische Grundverständnis abzulegen und in-game das ihrer Charaktere umzusetzen, auch wenn dies moralische Konflikte im Real-Life bedeutet.

Oder: Korrumpiert die Real-Life Moral die Figuren-Moral - und wenn nicht, was geschieht dann im real-Life.


Ich möchte ein anderes Beispiel nehmen (es ist so geschehen, daher auch nicht "genderisiert"):

Ein Real-Life-Ehepaar (Er spielt Krieger-Söldner, Sie spielt Elfenzauberin) spielen gemeinsam. Das Spiel ist sehr immersiv, die Bindung zur Rolle jeweils sehr stark. 

Der Söldner nimmt (rollenkonform) den Auftrag seiner Gilde ("wetwork") an, welcher der Spielerin der Elfe (= seiner Frau) absolut missfällt. Der Elfe ist es rollenkonform pro forma egal
Bislang gab es solche Szenen nicht, da die Gilde nicht präsent war (eher Wildnis-Abenteuer und Dungeoncrawing, nun Stadt-Abenteuer)

Möglichkeit A
Der Spieler bricht den Auftrag ab, was die Figur eigentlich nicht tun würde, da das Ziel erreichbar ist und die Sanktionen der Gilde hoch sind -  Aber seine Ehefrau ist zufrieden (der Elfe wäre es egal)

Möglichkeit B
Der Spieler zieht den Auftrag rollenkonform durch, und die Ehefrau des Spielers ist nun sauer (auch hier wäre es der Elfe egal).

--> Was führt zu A oder B? Ist eines wahrscheinlicher?
--> MUSS der SL einschreiten? (Muss des SL den Haussegen des Paares wahren?) "Darf" so etwas nicht sei
--> gibt es überhaupt eine fiktive Figurenmoral? Oder ist das Beispiel nur die Aufdeckung eines bestehenden Ehe-konfliktes?
--> kennt ihr sowas?

Ich versuche hiermit mein Anliegen etwas plastischer zu machen. Ich tue mich schwer damit und es gelingt mir nicht recht...

Für mich geht es um den "cross-over" von realen Moralen (Wetwork ist unmoralisch im Real Life) gegen die Rollenmoral (angenommene Aufträge ablehnen ist für Söldner unmoralisch), also eine Art Meta-Dilemma, welches ganz klar von der Identifikation der Personen mit ihren Figuren abhängt (eine kaum gebundene Rolle wird den Auftrag nicht annehmen, da dem Spieler der Konflikt mit seiner Partnerin bewusst ist. Der immersive Spieler sollte annehmen. Bei Wetwork geht aber die Immersion der Partnerin verloren). - hmmm... der Immersionsfaktor ist da schon eine abhängige Variable... 

PS
Nochmal: Dass es sich hierbei um Frau und Mann mit stereotypen Handlungsmustern handelt, hat den Hintergrund, dass es tatsächlich eine reale, ja etwas plakative Situation war... Rollenspiel kann zu Ehekrach führen... die beiden haben es aber überlebt... 
   
Ich denke nicht, dass Spiele eine Beziehung zerstören können, sondern eher, dass sie eine bereits angeknackste Beziehung für die anderen sichtbar machen.
Wenn ein Spiel dann zum Bruch führt, war es vielleicht der letzte Tropfen auf den schon heißen Stein.

Oder anders: Normalerweise halten Beziehungen  Spiele aus, selbst wenn sie angeknackst sind. Tun sie das nicht, dann war schon viel im Argen oder nie wirklich gut.
Den Schuh: Das Rollenspiel hat die Beziehung zerstört, würde ich mir mal nicht als Mitspieler anziehen. Das Paar ist auch selbst verantwortlich was es sich zumuten will und kann, und was nicht.

Ich würde mich da als SL  auch nicht reinhängen. Wenn bestimmte Dinge für die Spieler nicht gehen, dann gehen sie nicht.
Die Figuren sind uninteressant. Es ist nur ein Spiel.

Die Spieler haben immer Vorrang.
Dennoch kann so eine brodelnde Beziehung natürlich auf Dauer auch eine Belastung für die Mitspieler sein. - Man fühlt sich dann in das Beziehungsmuster mitreingezogen. Und hat vielleicht immer Angst etwas falsch zu machen. - Wird quasi zu einer Art Beziehungs Beschützer, der immer auf der Hut ist.
Wer das nicht sein will, kann natürlich mal mit dem Paar sprechen, und ihm sagen, wie es einem damit geht. Seine Eindrücke schildern. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Denn es kann sein, dass selbst das schon als unerwünschte Einmischung empfunden wird.


Fakt ist aber: Als SL ist man nicht in der Rolle eines Paartherapeuten. Auch nicht als Freund. Das kann am besten eine neutrale Person machen. Und auch nur dann, wenn das Paar sich dem stellt, und sich Hilfe sucht.
Den Mitspielern das aufzubürden ist nicht ganz fair. Deshalb müssen die entscheiden, ob und wie sie damit umgehen können.
Wenn es für alle zu belastend ist, ist eventuell auch mal eine Pause angesagt.

Edit.
Wenn ein Spieler mit der Entscheidung eines anderen Spielers auch im Reallife ein Problem hat, dann ist hier das Spiel grundsätzlich vorbei.
Bzw. Dort hört der Spaß auf.
Das Gefühl des belasteten Spielers zu übergehen, kann schwerlich eine ernsthafte Option sein. Oder überspitzt formuliert : Die Immersion von irgendwem ist dann schei*egal. Das Spiel ist vorbei.

Insofern sollten alle Spielerentscheidungen für die anderen Spieler zumindest akzeptiert werden können. Es geht nicht um A. deckungsgleiche Empfindung, sondern nur um B.  Akzeptanz.

Bei manchen Spielern gibt es allerdings nur A.,  also es werden nur Entscheidungen akzeptiert, die man selbst getroffen hätte.
Und das macht es (Unabhängig von Paar oder nicht)schwierig .
Denn die Person mit der geringsten Akzeptanz für nicht deckungsgleiche Entscheidungen kontrolliert normalerweise das Spiel. (Die Gruppe, Oder den Partner).
Es handelt es sich bei manchen auch  um eine Art "Kontrollmuster", bei dem alles, was nicht "deckungsgleich " mit dem eigenen Denken und fühlen ist, als Bedrohung empfunden wird.

(Mein Partner trifft Entscheidung, die ich selbst nicht getroffen hätte? Er denkt und fühlt anders als ich? - Das kann  für den bindenden Partner schon zu einer Art "Verlustangst" führen. )
Aber wir kommen OT.

Um solche Moralischen Konflikte auf Spielerebene zu minimieren, ist es mEn. hilfreich wenn die Spieler zumindest  im Reallife ähnliche Werte haben.

 
« Letzte Änderung: 17.09.2019 | 08:49 von Issi »

Luxferre

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #161 am: 17.09.2019 | 06:43 »
Als SL kann ich mich doch gar nicht aus der Dynamik innerhalb der Gruppe außerhalb des Spiels herausnehmen.

Die Frage ist dann doch, wie ich als SL damit umgehe:
Nehme ich Rücksicht oder lenke sogar in konkrete Richtungen, weg von etwaigen Konfliktpunkten?
Rede ich mit den Leuten?
Fahre ich eine Egal-Haltung und ziehe einen komplett neutralen und sachlichen Weg (aka leite das AB straight) durch?

Ich persönlich empfehle ja das miteinander reden. Wobei das kein Allheilmittel ist. Aber als jemand, der innerhalb einer Gruppe eh schon eine exponierte Rolle hat, kann man (und sollte man mMn) gewisse Dinge ansprechen. Konfliktträchtige Dynamiken gehören da schon dazu. Solche Gespräche muss man auch nicht anklagend führen (Du hast ... Du solltest ... Ihr müsst doch ...), vielmehr mögliche Konflikte in den Fokus rücken und versuchen diese im Vorlauf zu thematisieren.

Wenn bei mir ein charismatischer, großgewachsener und gerechter heiliger Streiter des Lichts (Ehemann) am Tisch sitzt, während die Assassinen-Dunkelelfen-Schwarzmagierin (Ehefrau) ihren Striemel durchzieht, habe ich doch als SL schon versagt. Mal ehrlich. Beide haben total Böcke, ihren rücksichtslosen Egomanen zu spielen ... finde den Fehler. Ich bin nicht derjenige, der dafür den Schauplatz anbietet. Ergo setze ich da doch schon im Voraus einen Riegel vor. Diese, sehr wahrscheinlich konfliktbeladene Dynamik kann ich doch im Keim ersticken. Und wahrscheinlich tue ich damit sogar etwas Gutes ;)

Online Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #162 am: 17.09.2019 | 08:18 »

Edit.
Wenn ein Spieler mit der Entscheidung eines anderen Spielers auch im Reallife ein Problem hat, dann ist hier das Spiel grundsätzlich vorbei.
Bzw. Dort hört der Spaß auf.
Das Gefühl des belasteten Spielers zu übergehen, kann schwerlich eine ernsthafte Option sein. Oder überspitzt formuliert : Die Immersion von irgendwem ist dann schei*egal. Das Spiel ist vorbei.

Insofern sollten alle Spielerentscheidungen für die anderen Spieler zumindest akzeptiert werden können. Es geht nicht um A. deckungsgleiche Empfindung, sondern nur um B.  Akzeptanz.

Bei manchen Spielern gibt es allerdings nur A.,  also es werden nur Entscheidungen akzeptiert, die man selbst getroffen hätte.
Und das macht es (Unabhängig von Paar oder nicht)schwierig .
Denn die Person mit der geringsten Akzeptanz für nicht deckungsgleiche Entscheidungen kontrolliert normalerweise das Spiel. (Die Gruppe, Oder den Partner).
Es handelt es sich bei manchen auch  um eine Art "Kontrollmuster", bei dem alles, was nicht "deckungsgleich " mit dem eigenen Denken und fühlen ist, als Bedrohung empfunden wird.

(Mein Partner trifft Entscheidung, die ich selbst nicht getroffen hätte? Er denkt und fühlt anders als ich? - Das kann  für den bindenden Partner schon zu einer Art "Verlustangst" führen. )
Aber wir kommen OT.

Um solche Moralischen Konflikte auf Spielerebene zu minimieren, ist es mEn. hilfreich wenn die Spieler zumindest  im Reallife ähnliche Werte haben.

Damit sind wir dann bei der X-Card-Diskussion.
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Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #163 am: 17.09.2019 | 09:18 »
Damit sind wir dann bei der X-Card-Diskussion.
Zumindest streift es den Bereich, wo das problematisch werden kann (nicht muss).

-Eigentlich sollte es grundsätzlich erst mal unter den Spielern stimmen, (zumindest einigermaßen ) bevor man sich zusammen  setzt und spielt. Und OT Probleme klärt man am besten auf der Ebene wo sie hingehören, nicht über das Spiel.

Richtig problematisch wird es, wenn Spieler die Ebenen vermischen :Also Spiel Rolle und Reallife Rolle nicht sauber unterscheiden können. Es findet dadurch eine Vermischung der Ebenen statt. Dinge aus dem Reallife werden dabei auf Situationen und Figuren im Rollenspiel projeziert (Und umgekehrt ). Das dann gepaart mit einem entsprechenden Kontrollmuster ist mEn.  tödlich. Da fängt es auch an gefährlich zu werden. (Angriffe auf die Figur im Spiel, können vom Spieler dann als persönliche Angriffe auf ihn selbst wahrgenommen werden)
Es ist, finde ich, auch wichtig, dass einem das als SL/Mitspieler frühzeitig auffällt.
Auch als Laie kann einem sowas auffallen.
Wenn man da sensibiliert ist, lässt sich mancher Schaden uU. verhindern.

Edit.
Mir hat schon mal ein SL erzählt, eine neue Spielerin hätte ihn als gemeines Ar*schloch bezeichnet. Er hat ein Standard Kaufabenteuer geleitet, und natürlich auch die darin beschriebenen Bösewichte gespielt. Ihrer Figur ist auch nichts Schlimmes passiert, doch sie war davon überzeugt, dass er die Bösen nicht nur spielt, sondern selbst so ist.
Auch die Mitspieler, die das anders sahen, konnten sie nicht davon überzeugen, dass das nur eine Rolle,  und nicht gegen sie persönlich gerichtet war.
Hatte er in all seiner Zeit als SL noch nicht erlebt. 



« Letzte Änderung: 17.09.2019 | 09:45 von Issi »

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #164 am: 17.09.2019 | 10:59 »
Wenn einem Spieler (kann auch die SL sein) bei der Richtung, in die das Spiel geht oder anscheinend gehen soll, ernsthaft unwohl wird, dann ist das auch ein Problem zwischen den Spielern und evtl. der SL und sollte entsprechend auf der Spielerebene angesprochen und hoffentlich gelöst werden. Die Charaktere haben dabei mangels Realität kein Mitspracherecht -- die sind schließlich für die Spieler da und nicht umgekehrt.

Im konkreten Ehebeispiel heißt das also, daß es völlig egal ist, daß der Söldnercharakter den Auftrag natürlich annehmen und dies den Elfencharakter keinen Deut kümmern würde -- die Ehefrau stört sich als reale Person wahlweise an dem konkreten Auftrag in dieser speziellen Situation oder alternativ daran, daß ihr Mann überhaupt die Sorte Figur spielt, die so etwas tun würde (geht aus der Beschreibung nicht genau hervor). Das müssen die beiden und eventuell der Rest der (Spieler-)Gruppe dann aber auf dieser Ebene unter sich klären; mit einem einfachen "Mein/dein Charakter ist aber doch so!" ist das unabhängig vom bevorzugten "Immersionsniveau" nicht zu lösen. Der Charakter "ist" ja nur so, weil ihn mindestens einer am Tisch auch so haben will, mit der Nummer kann man sich also aus dem Spielerkonflikt gar nicht herausschleichen.

Offline Alexander Kalinowski

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #165 am: 17.09.2019 | 12:32 »
Ich finde die Kampagnenprämissen des strittigen Falls (Dieb+Paladin, PvP nicht erlaubt, unheldenhaftes Verhalten erlaubt) legen nahe, dass es innerhalb der Kampagne hinreichend Spielraum für den Paladin gibt den Dieb auch Dieb sein zu lassen ohne von der eigenen Gottheit bestraft zu werden.

Alles andere würde ich als dysfunktionalen Kampagnenaufbau betrachten.
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Offline Roach

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #166 am: 17.09.2019 | 18:57 »
Die beschriebene Art des Paladin ist meines Erachtens hinreichend nahe an einem Fanatiker dran, dass es für die Gruppe ungesund ist sich mit diesem durch die Lande zu bewegen und gegen die andere Form des Bösen zu kämpfen.

Wenn der "gute" Paladin keinen Weg sieht mit einem Dieb in der Gruppe dergestalt umzugehen welcher diesen in vernünftiger Form am Leben bzw. in der Gruppe lässt, weshalb sollte der "neutrale" bzw. "böse" oder "chaotische" Dieb bzw. die anderen Charakteren den Paladin in der Gruppe lassen?

Die haben in Bezug auf ihr Alignment weniger Grundlage für ein "Ach, der hilft schon gegen X. Auch wenn er mich eventuell verstümmelt oder umbringt.". Ich mein, dass denken sie sich vielleicht bevor der Spieler seinen Paladin als Rächer am Dieb gibt, aber da sind doch weder Spieler noch Charaktere so gutmütig mehrfach drauf hereinzufallen.

In AD&D – sowohl in der ersten wie auch der zweiten Edition – war es für einen Paladin regeltechnisch verboten, eine chaotische Handlung durchzuführen und streng verboten, eine böse Handlung zu begehen. Bei einer bösen Handlung verlor der Paladin seinen Status sofort und ohne jegliche Chance auf Wiedergutmachung, bei einer chaotischen (wozu beispielsweise laut AD&De-Regeltext ein Ignorieren der Gesetze gehören würde) verlor er auch unmittelbar seinen Status, hatte aber die Chance sich über viele Monate zu bewähren und dann vielleicht seine Fähigkeiten zurückzuerwerben. Außerdem war in vielen AD&D-Welten Setzung, dass Reisende Ritter (vulgo Paladine), wenn sie von Vertretern der Bevölkerung gebeten wurden, verpflichtet waren, Ihnen zu helfen, Rechtsprechung beispielsweise gehörte dort selbstverständlich spätestens, wenn er darum gebeten wurde, zu den Aufgaben eines Paladins.

Soll ich mich als Spieler so eines Paladins jetzt darüber freuen, wenn ein Dieb, weil „mein Charakter ist nun einmal so“ ganz schnell 'mal eben meinen Charakter kastriert? Denn zum einen verliere nicht nur ich eventuell die Möglichkeit zu zaubern, meine Paladin-Fähigkeiten wie das Erkennen von Bösem, das Handauflegen und Wundenheilen, mein Streitross, das zu erlangen womöglich eine lange, gefahrvolle Queste notwendig machte (und womöglich auch die ganze Gruppe noch eine Menge Ressourcen gekostet hat) usw. - und zum anderen werde ich wahrscheinlich auch nur begnadigt werden, wenn ich wieder eine lange, gefährliche Queste auf mich nehme. und wenn ich dann meinen Stand wiedererlangt habe, kommt die nächste Aufgabe: das  Streitross, das ja auch von meinem Paladinstatus abhing, ist wahrscheinlich ebenfalls verschwunden und ich muss mir ein neues besorgen – siehe oben: lang, gefahrvoll, eine Menge Ressourcen... ich hätte höchstens die Wahl, auf wen ich sauer sein soll: den Spielleiter, der mir da keinen Ausweg gelassen hat, oder den Diebesspieler, mit seinem „mein Charakter ist nun mal so, also hab' dich nicht so, wenn dein Charakter jetzt kaputt geht“ Anspruchsdenken.
« Letzte Änderung: 17.09.2019 | 19:01 von Roach »

Offline Teylen

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #167 am: 17.09.2019 | 19:12 »
@Roach:
Dafür muss man die Handlung den Dieb nicht zu verurteilen oder ein Urteil zu wählen das den Dieb im Spiel behält als eine chaotische oder böse Handlung des Paladin einstufen.

Es ist desweiteren nicht dergestalt das der Dieb aus der Konsequenz einer Tat die mal eben erfolgte oder die in Form einer Einzelaktion erfolgte vor einem Gericht stehen muss.

Dem skizzierten Verlust von Fähigkeiten kann man ebenso den Verlust des ganzen Charakter entgegen halten. Womit die Gruppe dann in entsprechende Fallen läuft, Informationen wie Gegenstände nicht erhält und in Konflikten einen kämpfenden Charakter weniger hat.

Stellt man sich auf den Standpunkt das der Dieb im Vergleich zum Paladin für die Gruppe unwichtig ist, hat man ein anderes Problem hinsichtlich eines gemeinsamen Spiel. Das meines Erachtens auch durchscheint wenn unterstellt wird das der Dieb mehr Spotlight erhält oder ein Paladin allgemein uninteressant zu spielen sei.
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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #168 am: 17.09.2019 | 19:21 »
Man sollte vielleicht auch nicht vergessen, daß ein Charakter (und eventuell auch sein Spieler, je nachdem, wie genervt der sich vielleicht gerade fühlt) auch jederzeit einfach aus dem Spiel ausscheiden kann, indem er sich von der Gruppe oder die sich umgekehrt von ihm trennt -- da braucht's gar keine hochdramatische Gerichtsverhandlung und keinen Meuchelmord, da reicht schon ein schlichtes "Nö, ich/wir will/wollen nicht mehr mit euch/dir zusammen, und tschüß!".

Offline Alexander Kalinowski

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #169 am: 17.09.2019 | 20:38 »
Also noch einmal die drei Fälle und was jeweils die angemessene Reaktion des Paladinspielers aus meiner Sicht wäre:

1. Schurkisches Verhalten nicht erlaubt: Beim SL monieren, dass der Dieb gerade im Begriff ist gegen die Kampagnenprinzipien zu verstoßen. Zur Not die möglichen Folgen erörtern.
2. PVP erlaubt: Den Dieb-PC bei Bedarf(!) festsetzen und der Gerichtsbarkeit überführen.
3. Weder PVP erlaubt, noch schurkisches Verhalten verboten
       Unterfall a - Der GM ist großzügig bei der Interpretation was von dem Paladin erwartet wird: Einen Modus Vivendi mit dem Dieb finden.
       Unterfall b - Der GM sieht kein Problem in dem Verhalten des Diebes, beharrt andererseits darauf, dass der Paladin dem PC keinen Schaden zufügen kann und stellt gleichzeitig den Verlust der Kräfte des Paladins in Aussicht, weil er ja nichts gegen den Dieb macht: Den Charakter wechseln... oder besser gleich den GM.
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Online Maarzan

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #170 am: 17.09.2019 | 21:19 »
Man sollte vielleicht auch nicht vergessen, daß ein Charakter (und eventuell auch sein Spieler, je nachdem, wie genervt der sich vielleicht gerade fühlt) auch jederzeit einfach aus dem Spiel ausscheiden kann, indem er sich von der Gruppe oder die sich umgekehrt von ihm trennt -- da braucht's gar keine hochdramatische Gerichtsverhandlung und keinen Meuchelmord, da reicht schon ein schlichtes "Nö, ich/wir will/wollen nicht mehr mit euch/dir zusammen, und tschüß!".

Das "Abdanken" wäre ja Fall 3 - dort dann n och mit Zucker.

Das mit "sicher dauerhaft trennen" kommt ggf. aus einer Zeit/aus Erfahrungen, wo "dann verfolge ich die Gruppe erst recht und kill sie im Schlaf" eher die Regel als die Ausnahme war - auch wenn das jetzt schon etwas her ist und jenseits der 18 deutlichst weniger wurde, aber nie ganz ausstarb (und ja auch hier schon mit aufkam)

Also noch einmal die drei Fälle und was jeweils die angemessene Reaktion des Paladinspielers aus meiner Sicht wäre:

1. Schurkisches Verhalten nicht erlaubt: Beim SL monieren, dass der Dieb gerade im Begriff ist gegen die Kampagnenprinzipien zu verstoßen. Zur Not die möglichen Folgen erörtern.
2. PVP erlaubt: Den Dieb-PC bei Bedarf(!) festsetzen und der Gerichtsbarkeit überführen.
3. Weder PVP erlaubt, noch schurkisches Verhalten verboten
       Unterfall a - Der GM ist großzügig bei der Interpretation was von dem Paladin erwartet wird: Einen Modus Vivendi mit dem Dieb finden.
       Unterfall b - Der GM sieht kein Problem in dem Verhalten des Diebes, beharrt andererseits darauf, dass der Paladin dem PC keinen Schaden zufügen kann und stellt gleichzeitig den Verlust der Kräfte des Paladins in Aussicht, weil er ja nichts gegen den Dieb macht: Den Charakter wechseln... oder besser gleich den GM.


Das Problem hier ist ja, dass der SL umstands- oder wie es aussieht eher dramagetrieben den Bedarf wie den Gerichtsfall aus 2. schon gesetzt hat.
Dazu ist der sonst in der Regel zur Verfügung stehende übliche wohlwollende Lavierraum ebenfalls bereits im Vorfeld der Entscheidubg eliminiert worden.
Die Art der Tat oder der Umstände sehen ingame nur noch "raus"-Resultate vor und der Paladin hat diese Entscheidung ans Bein gebunden bekommen.

Schurkisches Verhalten ganz zu verbieten würde tatsächlich die Mehrheit der Diebescharaktere verhindern oder zumindest beschädigen. Aber die übliche Einstufung wäre dann: Auf eigenes Risiko!
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Offline Isegrim

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #171 am: 17.09.2019 | 21:26 »
Also noch einmal die drei Fälle und was jeweils die angemessene Reaktion des Paladinspielers aus meiner Sicht wäre: (...)

Das einfachste: Vorher Charaktere absprechen und dabei keine zu großen Unterschiede bei der Moral zulassen. Ob Paladin & Dieb, Berserker & Pazifist, gieriger Söldner & heldiger Altruist etc pp, es werden immer Konflikte auftreten. Wenn PvP nicht gewünscht ist, wird es immer Situationen geben, wo einer (oder mehrere) zurück stecken müssen und ihren Charakter nicht so spielen können wie gedacht/geplant/gewollt.
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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #172 am: 17.09.2019 | 22:08 »
Das einfachste: Vorher Charaktere absprechen und dabei keine zu großen Unterschiede bei der Moral zulassen. Ob Paladin & Dieb, Berserker & Pazifist, gieriger Söldner & heldiger Altruist etc pp, es werden immer Konflikte auftreten. Wenn PvP nicht gewünscht ist, wird es immer Situationen geben, wo einer (oder mehrere) zurück stecken müssen und ihren Charakter nicht so spielen können wie gedacht/geplant/gewollt.

Oder sich halt von vornherein nach kurzem Betrachten der ersten umrißhaften Gruppenkonstellation für einen anderen Charakter entscheiden, so daß die Konflikte von Anfang an nicht oder allenfalls in weniger katastrophaler Form auftreten. Die meisten Spieler sind da meiner bescheidenen Erfahrung nach zum Glück schon einigermaßen flexibel -- und wenn doch mal einer auftaucht, der nur mit ganz genau dem einen wahren und am besten noch zu 110% in Stein gemeißelten Charakterkonzept glücklich werden kann, dann ist das mMn schon für sich allein betrachtet und unabhängig vom konkreten Charakter selbst ein mögliches Alarmsignal.

Offline Issi

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #173 am: 18.09.2019 | 09:46 »
PvP muss auch nicht immer tödlich enden. Es kann auch darin bestehen, jemanden aufzuhalten oder in Gewahrsam zunehmen.
Oder sonstwas. Ein SC erteilt dem anderen eine Lektion. Fertig.

ME: Je enger die Moral der Spieler zusammenliegt, desto weiter kann sie bei den Figuren auseinanderliegen.
Spannungen im Spiel machen es eben auch spannend. Spannung außerhalb des Spiels gehören vorher gelöst, und haben im Spiel nichts zu suchen.

Wenn ich einen Dieb spiele, und der Ordenskrieger erteilt mir eine Lektion, die meine Figur, abgesehen von einem angeknacksten Ego, gut übersteht, dann werde ich als SPL auch nicht sauer sein.
Das ist gutes Rollenspiel.
Wenn der Spieler des Ordenskriegers aber entscheidet  meine Figur  einfach hinzurichten, dann finde ich das nicht mehr so lustig. Denn dann scheidet meine Figur ja aus. Das ist wie ein Rauswurf aus dem Spiel. Außerdem halte ich es für schlechtes Rollenspiel.


Zu dem Beispiel AD&D- Ich glaube nicht, dass Diebstahl automatisch die Todesstrafe bedeutet. - Strafe muss sein, von mir aus.-Aber dann eine, mit der man die Figur hinterher noch spielen kann.
Ansonsten sehe ich das als Systemfehler.- "Du musst die (Reguläre!) Figur deines Mitspielers töten, sonst verlierst du deine Fähigkeiten"- das ist ja wie beim Gladiatoren Wettkampf.
Und Rollenspiel sieht idR. kein (ernsthaftes) Gegeneinander der Figuren vor.
Es sei denn eine Figur wird wirklich böse (evil,evil).- Aber dann hat der betroffene Spieler ja selbst entschieden, dass er aus der Gruppe aussteigen will. Bzw. einen anderen, dunklen Pfad einschlägt.

« Letzte Änderung: 18.09.2019 | 09:48 von Issi »

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Re: Ethik und Rollenspiel
« Antwort #174 am: 18.09.2019 | 10:21 »
Zu dem Beispiel AD&D- Ich glaube nicht, dass Diebstahl automatisch die Todesstrafe bedeutet. - Strafe muss sein, von mir aus.-Aber dann eine, mit der man die Figur hinterher noch spielen kann.

Hängt halt von der Situation ab. Auch die gesetzestreuesten Figuren werden in der Regel nicht über ein bißchen prinzipielles Unwohlsein hinausgehen, wenn man im Krieg oder einer vergleichbaren Situation den Feind beklaut -- für den gelten eben normalerweise nicht dieselben Regeln wie für beispielsweise unbescholtene Zivilisten primär der "eigenen" Seite. Insofern sollte ein Dieb, der mit einer Abenteurergruppe herumzieht, eigentlich schon genug zu tun haben, auch ohne speziell auf Ärger mit dem Paladin aus zu sein, denn Monster und deutlich üblere Fieslinge, über die sich beide leicht einig sein können, trifft man in dem Beruf ja reichlich.

Zündstoff gibt's also im Normalfall erst dann, wenn sich besagter Dieb ohne ausdrückliche Not auch an "Neutralen" und Verbündeten vergreift. Denn unter denen kann man sich mit solchen "kleinen Diebereien unter Freunden" schnell unnötig neue Feinde machen (die dann dummerweise oft nicht mal als legitimer "Feind" im Sinne von "gegnerische Kriegspartei" o.ä. zählen) oder zumindest ihre Unterstützung verspielen -- und das ist dann unabhängig von der Ordnungsliebe des eigenen Charakters oder auch dem beliebigen Mangel daran für gewöhnlich nicht im Interesse der Gruppe.

Mit deswegen gibt's ja in vielen klassisch-stereotypen Fantasysettings Diebesgilden, die Verstöße gegen ihre Regeln gerne mal noch härter ahnden, als es die offiziellen Gesetzeshüter tun würden. Die lassen ihre Mitglieder -- von Nichtmitgliedern mal ganz zu schweigen, da könnte ja jeder kommen! -- auch nicht unbeaufsichtigt einfach nur wild in der Gegend herumstehlen, ohne daß es früher oder später beispielsweise anfängt, mindestens Finger zu kosten...