Ich bin bekennender Jäger und Sammler, und im Laufe der Jahrzehnte hat sich eine ganz erkleckliche Anzahl an Regelwerken angesammelt (mittlerweile dürften es so um die 70 Systeme in Printform sein; in pdf-Form kommen dann nochmal schätzungsweise 30 bis 40 dazu). Ein paar wenige davon versuche ich tatsächlich so komplett wie möglich zu sammeln (vor allem Welt der Dunkelheit und DSA), ansonsten sind es oftmals einfach "nur" die Grundregelwerke und ein oder zwei Quellenbücher.
Und ehe die Frage kommt: Tatsächlich aktiv gespielt habe ich hiervon nur 5 Systeme.
Warum ich sammle?
Da gibt es mehrere Gründe. Zum einen macht es oftmals fast genausoviel Spaß ein Regelwerk, vor allem natürlich den Fluff, zu lesen wie wenn man einen Roman in Händen hält. Liegt ja auch in der Natur der Sache: Wer will denn in einer strunzlangweiligen Welt spielen? Der Hintergrund muss einen fesseln - auch wenn man letztlich nicht in der betreffenden Welt spielt. Es gab durchaus schon Spiele, die ich der interessanten Prämisse des Handlungshintergrunds gekauft habe.
Und selbst die eigentlichen Regeln können mitunter unterhaltsam geschrieben sein.
Zum zweiten ist für mich jedes Regelwerk, auch wenn es nicht gespielt wird, eine potentielle Anregung für Verbesserungen von Regeln (die WoD-Spiele haben da ja in mancherlei Belangen noch Luft nach oben), ein Hort von möglicherweise interessanten Konzepten (mal sehen, ob ich die Sache mit dem Jenga-Turm nicht irgendwie bei uns einbauen kann...) und eine Quelle zum Ausschlachten von Ideen (wer sagt denn, dass Konzerne wie Renraku oder Saeder-Krupp nur bei Shadowrun aktiv sein dürfen?).
Gerade in den letzten Jahren stieg die Zahl der Rollenspiele, die ich per crowdfunding unterstützt habe, weil der Regelmechanismus interessant klang. Man kann von jedem Spiel irgendetwas dazulernen, finde ich.
Und drittens - da kommt natürlich der bibliophile Sammler zum Vorschein - müssen wir uns doch nichts vormachen: Ein Regalboden voller Regelwerke und Quellenbücher vom selben System machen einfach was her. Wenn man V20 komplett in der Deluxe-Fassung im Regal stehen hat (dt. und engl.), dann ist das einfach eine wahre Freude für's Auge. DSA5 macht durchaus auch was her (DSA4 und 3 musste ich aus Platzgründen leider größtenteils einmotten und zu DSA 2 und 1 in eine dunkle Kiste sperren...
).
Und vom reinen Äußeren abgesehen: Auch ansonsten sind Rollenspielbücher heute in vielerlei Hinsicht richtig schön gemacht. Wer wie ich alt genug ist, um sich an die Erstausstrahlung von "Ein Colt für alle Fälle" zu erinnern, weiß sicher auch noch, dass Rollenspiele damals - gelinde gesagt - häßlich waren. Viele Regelwerke hatten Illustrationen, deren Qualität einem heute einen Schauer über den Rücken jagt, Farbdruck war auch lange Zeit undenkbar, und selbst der Schriftsatz war oftmals Grund genug, sich hinterher die Augen mit Zitronensäure zu säubern. Heute dagegen bekommt in vielen Fällen vollfarbige Kunstwerke des Buchdrucks, mit Hardcovereinband und Lesebändchen. Einfach schöne Bücher, ungeachtet des Inhalts.
Eine Überlegung, die nachvollziehbarerweise nie auftaucht, wenn es um den Kauf eines neuen Rollenspiels geht, ist "Brauche ich das
wirklich?", denn natürlich lautet die Antwort in 100% der Fälle "Nee, eigentlich nicht". Die Frage "Kann ich mir das gerade leisten?" spielt da schon eher eine Frage, insbesondere, da Rollenspiele nicht mein einziges Sammelgebiet sind...