Für unsere "Vampire"-Runde habe ich mal in gewisser Weise das Echtzeit-Konzept von "24" abgeschaut. Die Erzählung sollte definitiv eine Zeitbegrenzung haben, nämlich - wenig überraschend - von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang. Die Spieler wussten nur, dass in dieser Nacht etwas passieren sollte (durch Zufall erfuhren sie von einem Mordkomplott gegen einen wichtigen NSC), aber eben nicht wann oder von wem.
Ich habe die Nacht in 15 Minuten-Segmente unterteilt und entsprechende Kärtchen ausgedruckt, quasi als Uhr. Immer wenn die SCs eine gewisse Aktion unternommen haben, die eine bestimmte Zeit dauerte, habe ich die Uhr weitergedreht. Die Charaktere fahren von A nach B? Dauert 30 Minuten. Also mal eben zwei Kärtchen weitergeblättert. Der Rückruf eines NSCs, von dem man sich wichtige Infos erhofft, ist frühestens in anderthalb Stunden zu erwarten? Kleine Haftnotiz auf das entsprechende Uhrzeit-Kärtchen, dann wird's nicht vergessen.
Ich gebe zu, dass es an einzelnen Stellen hart an der Grenze zum
Railroading war, aber insgesamt lief die Sache ganz gut. Ein zweiter Einsatz des Echtzeit-Gimmicks scheiterte leider schlicht am Unwillen der Spieler (eine Spielerfigur sollte erpresst werden, war aber einfach nicht bereit sich erpressen zu lassen - selbst wenn das den Tod von Dutzenden Unschuldiger bedeutete...).
Im Augenblick arbeite ich an einer "Groundhog Day"-Erzählung, aber das erfordert verdammt viel Vorbereitung, weil bei einer Zeitschleife ja bestimmte Ereignisse immer und immer wieder passieren, und da muss wirklich festgelegt sein, was wann wo weshalb mit wem geschieht. Bei einem Sandbox-Setting wie dem heutigen Chicago muss man wirklich wahnsinnig viel beachten.
Wenn's hinhaut, wird's richtig cool. Wenn nicht... dann ist ein Haufen Arbeit für die Katz gewesen.
Und aus literarischen Vorlagen (wenn man so will) habe ich auch schon geklaut. Zum einen habe ich es tatsächlich hinbekommen, das Grimmsche Märchen "Schneewittchen" als "Vampire"-Erzählung umzusetzen, was besser als erwartet funktioniert hat (und die Spieler haben die Vorlage auch erst sehr spät erkannt). Ich suche nach wie vor nach einem anderen geeigneten Märchen, auf dem ich so etwas wie ein Sequel aufbauen könnte.
Zum anderen habe ich mal die Weihnachtsgeschichte verwurstet (und die betreffende Erzählung haben wir auch um Weihnachten herum gespielt
). Auch das hat ziemlich gut geklappt, auch wenn hier natürlich deutlich schneller klar war, woher der Kern der Geschichte kam.