Teil II der Antwort:
Die allgemeine Fragestellung bleibt trotzdem, warum überlegt man sich nicht schon vorher (also vor dem eigenen Zug), welchen Spezialeffekt man im Falle einer erreichten Erfolgsstufe in der jeweiligen Situation gerade gut gebrauchen kann?
Ein weiterer Grund ist, dass Du bei MYTHRAS ausgehend vom differenzierten Widerstandswurf eine verschiedene Anzahl von Zusatzeffekten erhalten kannst. [1-3]
Der taktische Clou ist doch, dass der Spieler dann mehrere, verschiedene Zusatzeffekte kombinieren kann und/oder bestimmte Zusatzeffekte auch mehrfach wählt.
Unter Deiner Prämisse bzw. unter Prämisse der obigen Hausregel fällt diese taktische Option völlig raus.
Ein weiterer Grund ist, dass die einzelnen Waffen verschiedene Zusatzeffekte bewirken und/oder verhindern. Woher willst Du vor dem Wurf wissen, mit welcher Waffe Du Deinen Zusatzeffekt erreichst bzw. ob der Gegner eventuell mit einer Waffe dazwischenkommt, die gewisse Zusatzeffekte negiert? - Von Magie mal ganz weggedacht.
Die Frage, wann man einen solchen Spezialeffekt auswählt, erübrigt sich dadurch ja irgendwie, oder?
Zusammengefasst: Nein, siehe die ganzen Begründungen weiter oben. Die Frage des
wann ist der zentrale Punkt und entscheidet über Sinn und Unsinn des Zusatzeffekt-Systems.
Desweiteren löst die Hausregel ihren eigenen Anspruch [Beschleunigung und Vereinfachung des Auswählens von Zusatzeffekten] nicht ein:
Während in MYTHRAS der Spieler klar weiß
- ob er überhaupt einen Zusatzeffekt hat
- wieviele Zusatzeffekte er zur freien Kombination hat
- welche Mächtigkeit an Zusatzeffekten er hat [Krits, Patzer]
- mit welcher Waffe er den Zusatzeffekt erreicht [wenn der Charaktere z.B. mit zwei Waffen kämpft, die unterschiedlich sind, hat er jeweils Zugriff auf differente Effekte]
- ob der Zusatzeffekt beim Angreifen oder beim Parieren geschieht [denn die Zusatzeffekte sind ja unterschiedlich, und vor dem differenzierten Widerstandswurf weiß ja niemand, ob nun der Verteidiger oder Angreifer Zusatzeffekte generiert]
- wie die aktuelle Situation ist
Ist es im Hausregelsystem so, dass der Spieler zwar einen Zusatzeffekt vor dem Würfeln wählen kann aber:
- er weiß noch gar nicht, ob er überhaupt einen Zusatzeffekt hat
- er weiß nicht, wieviele Zusatzeffekte er freischaltet respektive müsste sich im Vorfeld überlegen, welche Zusatzeffekte er auf welche Weise kombiniert, wenn er nun 1, 2 oder 3 Zusatzeffekte erwirkt
- er weiß nicht, welche Mächtigkeit an Zusatzeffekten er überhaupt schafft, da er hierzu wissen müsste, ob er einen Krit würfelt oder sein Gegner patzt, d.h. seine Vorentscheidung wäre noch komplexer: zusätzlich zum Obigen käme das Durchdenken hinzu, welche Optionen sein könnten, wenn er nun kritisch angreift oder der Gegner bei der Verteidigung patzt
- wenn er zwei Waffen [gilt auch für Schwert + Schild] hat, weiß nicht unbedingt, mit welcher Waffe er nun genau den Zusatzeffekt schafft, und ob möglicherweise der Gegner mit einer Waffe blockiert, die seinen Zusatzeffekt negiert. Zu obigen Komplikationen erschwert sich die Vorüberlegung dadurch, dass er durchdenken müsste, ob er nun mit Schwert oder Schild den Zusatzeffekt generiert bzw. welche Optionen der Gegner mit seinen Waffen hätte.
- zuguter letzt weiß er nichteinmal, ob er nun den Zusatzeffekt beim Angriff oder bei der Parade schafft. Es gibt hier eine Liste mit Zusatzeffekten, die nur bei Angriffen, nur bei Verteidigungen oder in beiden Fällen nützlich sind. Zu den obigen Komplikationen müsste der Spieler also noch bedenken, welche Zusatzeffekte er im Falle eines Angriffes mit Zusatzeffekten oder im Falle einer Parade mit Zusatzeffekten für Optionen hat
- er weiß nicht, wie die Situation nach dem Würfeln ist
Diese ganzen Vorüberlegungen ins Ungewisse und Blaue müsste der Spieler der Hausregeln im Kopf absolvieren, ohne - und das ist der Witz daran - überhaupt jemals zu wissen, was dabei herumkommt.
Denn die wahrscheinlichste Paarung ist Erfolg vs. Erfolg, also im Normallfall gibt es keine Zusatzeffekte. Dass man überhaupt Zusatzeffekte wählen kann, das ist der seltenere Fall.
Und zweitens kann es sein, dass er nach dem Würfeln plötzlich gänzlich ohne Zusatzeffekte aus der Situation hervorgeht und dafür plötzlich der Gegner stattdessen 1-3 Zusatzeffekte hat.
Das Hausregelsystem löst sein Ziel, die Auswahl der Effekte zu vereinfachen und zu beschleunigen, keinesfalls ein sondern verlangt von den Spielern im Gegenteil, alle Zusatzeffekte und Eventualitäten im Kopf vorauszuberechnen ohne jegliche Garantie. Oder besser gesagt: Mit der Garantie, dass die gewaltige Kopfrechenaktion statistisch meistens unnötig ist, da kein Zusatzeffekt erspielt.