Kommt darauf an - was ist damit gemeint und welchen Anspruch hat man dabei?
Ernste Themen, traurige, auch emotional schwierige Themen können im Rollenspiel einen Platz haben. Kommt darauf an, womit die Gruppe umgehen kann und möchte. Hängt auch davon ab, wie sehr sich die Spieler als Menschen gegenseitig vertrauen - auch jenseits des Seelenstriptease gibt es Schamgrenzen und (sinnvolle, berechtigte) Scheu davor, anderen Einblicke in die eigene Psyche zu geben.
Andererseits:
Für ernsthafte Analyse und Kritik ist das Sachbuch, ggfs. die Ton-, Bild- oder Filmdokumentation das passende Medium der Wahl. Alles andere kann nur unterstütztend wirken, bzw. ist der literarische oder sonstige künstlerische Zugang immer ein Balanceakt, der schnell in Peinlichkeit umschlagen kann, oder ungewollt falsche Botschaften mit hineinbringt.
Ich sehe auch die Schwierigkeit, zwischen Spieler und Figur zu trennen. Das beeinträchtigt einerseits den Spielspaß, andererseits macht es Rollenspiel als Simulation für ernsthafte Themen schwierig - man ist nämlich als Spieler dann eben doch nicht in der dargestellten schwierigen Situation.
Meiner Erfahrung nach funktioniert es auf dem Niveau der nachdenklichen Szenen eines durchschnittlichen Abenteuerromans. Der Versuch, psychische Störungen, schwere Krankheit, Gewalterfahrung etc. durch Rollenspiel (im Sinne eines Lehrstücks) verständlicher zu machen, ist - meine ich - zum Scheitern verurteilt. Wobei das mit vielfältigen Faktoren zu tun hat: Den jeweiligen Zugängen zu Kunstformen, der Vorbildung (wer schon mehr weiß, ist schwerer zu "beeindrucken"), dem Zeithintergrund, der oben beschriebenen Gruppendynamik, etc.
Vieles von dem, was AndreJarosch beschreibt wäre mir z.B. zu krass. Ich hätte da keinen Spaß mehr dran. Bzw. man müsste dann ganz anders spielen.
Nachtrag: Ausgangspunkt scheint ja "Ernsthaftigkeit" im Sinne von Star Trek zu sein. Das halte ich im Rollenspiel für gut machbar und auch für wünschenswert. Star Trek hat aber auch den Bonus, durch die grundsätzlich optimistische Grundstimmung wenig belastend und noch "spielerisch" zu sein.