Könntest du das mit Beispielen unterfüttern? Mein Eindruck von Deadlands ist eher, dass da jemand relativ scharfsinnig eine Welt weitergedacht hat, bei der es eben keinen klaren Gewinner gab zwischen Nord- und Südstaaten. Und dass Sklaverei in irgendeiner Form nicht schlecht sei, habe ich in den mir bekannten Werken nicht gelesen.
Grüße
Hasran
Deadlands Classic kenne ich kaum, darum sag ich dazu nichts. Ich beziehe mich auf Players Guide Deadlands reloaded p. 32, Kasten "A word on slavery". Darin heißt es, 1) Sklaverei sei eine Sache der Vergangenheit, 2) der Grund für den Bürgerkrieg sei komplizierter und 3) Rassismus sei im Weird West ebenfalls eine Angelegenheit der Vergangenheit.
Ich habe zu den Punkten eben eine längere, zumindest anfangs etwas differenzierte Darstellung geschrieben, die ich mir irgendwie selbst gelöscht habe (was vielleicht ganz gut war, denn am Schluss bin ich etwas auf den Kulturkrieg in den USA eingegangen, was nah am Speakers Corner sein könnte), aber ich schreib nicht alles nochmal, darum nur kurz:
Punkt 1) ist allein noch kein Problem. Auch wenn der Bürgerkrieg "unentschieden" (d.h. faktisch mit einem Sieg der Separatisten) endete, könnte man durchaus das Setting so aufbauen, dass es in den Südstaaten hinterher eine Reform gab, durch welche die Sklaverei abgeschafft wurde.
Punkt 3) ist vielleicht gut gemeint, aber er beschreibt eine starke Abweichung von der historischen Realität (Gründung des KKK und ähnliches). Das ist vielleicht insofern entschuldbar, weil es ein phantastisches Setting ist, aber da glaube ich schon, dass die Autoren - ungewollt - über das Ziel, Rassismus im Setting zu minimieren, hinausgeschossen sind.
Punkt 2) ist aber der, der mich am meisten ärgerte, als ich es gelesen habe, und auch jetzt noch stört. Mag sein, dass einige Nebenaspekte des Bürgerkriegs kompliziert sind, aber soweit ich bisher gelesen habe, ist sich der überwältigende Großteil der historischen Forschung einig, dass die Hauptursache die Weigerung der Südstaaten war, die Sklaverei abzuschaffen. Mit einem "it´s complicated" schlittert man da leicht in eine bestimmte Position im Kulturkampf rein. Das ist der Punkt, wo Geschichtsverschönerung anfängt.
Wenn das Thema in anderen Publikationen von Deadlands etwas ausführlicher und weniger ...kosmetisch... weißwaschend... behandelt wurde, freut mich das, aber so wie es im Payers Guide steht, kommt es mir unangenehm vor. Und zur Klarstellung: Damit will ich nicht behaupten, dass Deadlands rassistisch wäre - das ist kein RaHoWa oder ähnliches. Es ist nur eine saublöde Sache, wenn man ein Genre (Western) nimmt, bei dem ein Motiv (Bürgerkrieg) einen prominenten Platz hat, den es beibehalten soll, und man dann dieses Motiv seines Kerninhalts (Sklaverei) entkleidet.