Deren Opfer jemand dann wäre, der politisch inkorrekte Settings bespielen will, sehe ich das richtig? Nach deiner eigenen Logik dürfte ich diesen Opferstatus aber natürlich ebenso kritisieren, Belege für diesen gefühlten Opferstatus einfordern oder im Zweifelsfall sagen "Tja, dann spielen wir eben nicht zusammen..." Und letzteres wird als Reaktion doch ziemlich wahrscheinlich sein, wenn du so daher kommst. Denn deine Argumentation lässt ja auch nur den Absolutismus "Jetzt reden wir aber auf Augenhöhe... und dabei zählt meine Definition von Augenhöhe, nicht eure..." zu. Damit kommst du zu keinem Kompromiss.
Klar dürftest du diesen Opferstatus anzweifeln und die diesem zugrunde liegenden Elemente zu widerlegen versuchen, aber Angesichts dessen, dass du auch von politisch inkorrekten Settings redest, sehe ich da erst einmal nicht womit.
"Tja, dann spielen wir eben nicht zusammen..." sehe ich übrigens als eine völlig annehmbare Entscheidung als Ergebnis einer - hoffentlich frühzeitigen - Aussprache. So wie es mit PC-Bezug läuft heißt es aber: Und sonst soll dieses Machwerk der Hölle auch keiner spielen!
Die Augenhöhe mache ich daran fest, dass beide Seiten sich um Argumente bemühen und nicht eine Seite ihre PC-Vorabwertung dann der anderen Seite als "Friss oder sei geächteter Abschaum" aufzuzwingen versucht.
Es gibt ja durchaus Beispiel für dann zu recht vehement verurteiltes -istisches Verhalten oder auch schon einmal Design. Aber mit dieser hohen Voraufladung der Begriffe ist es eben auch ein mächtiges Werkzeug zum potentiellen Missbrauch, wenn eine Seite sich zur alleinigen Definition der Umstände aufschwingt. Und das sehe ich in dem praktischen PC-Unwesen.
Da sind wir eigentlich wieder in einer ähnlichen Situation wie bei der X-Card.
Statt also die Kampfbegriffe wie "Zwangsjacke" auszupacken könntest du sagen "Hey, Moment, also stört dich das, was ich hier spiele? Du fühlst dich davon angegriffen? Lass uns beiseite gehen und drüber sprechen." Oder, eben in Bezug auf diesen Thread und die Frage im OP "Man muss nicht alles politisch korrekt spielen, aber man sollte sich bewusst sein, dass es Umstände gibt, bei denen Gesprächsbedarf besteht. Und dann sollte man auch drüber reden." So stellt man die Augenhöhe her, die du haben willst. Das Gegenüber ist nämlich nicht automatisch in der Bringschuld, wenn es sich durch Spielinhalte angegriffen fühlt. Und die meisten Leute, die man darauf anspricht werden zumindest eine Ahnung geben, warum sie einen Inhalt problematisch finden... und wenn doch nicht, dann zumindest bekräftigen, dass sie ihn problematisch finden.
Wenn jemand auf Grund solcher Vorbewertungen so pauschal die Verdammung setzt und zu bestimmen versucht, was korrekterweise gespielt werden darf, ist es natürlich eine Zwangsjacke, die er den anderen da verpassen will.
Dein Beispiel eines persönlichen Gespräch liegt da doch erheblich näher an meinem Beispiel für konstruktiven Umgang - solange das Argument nicht nur auf "Du -ist" hinausläuft. Wer da im Einzelfall dann Recht hat, sehe ich als situationsabhängig an, nicht abhängig davon, wer jetzt irgendeinen Marginalisierungstitel aufführen kann.
Wobei wenn sich jemand erkennbar unwohl fühlt, wäre die Nachfrage wohl ganz natürlich denke ich. Wenn ich nichts erkenne, kann aber nur sprechenden Menschen geholfen werden und nicht jeder Anlass ist auch ein gerechtfertigter Anlass, um dann Änderungen vor zu nehmen.
Wobei die praktische Kampfzone ja im privaten meinem Eindruck nach eher selten auftritt und mit zunehmender Öffentlichkeit bis dann hin zu den online-Seiten an Gewicht und Vehemenz zunimmt - halt dort, wo Leute dann tatsächlich Politik machen wollen. Und da geht es dann idR weniger um eine spezifische Spielrunde als um gleich ganze Systeme oder Spieltypen.
Ich versuch mich da in deine Gedankenwelt hineinzuversetzen. Ich jedenfalls habe meinen gut 20 Jahren Rollenspiel noch nie eine Situation erlebt, in denen irgendjemand jemand anderem mit vorgefertigten Leitsätzen (Beispiel bitte, ich meine, Belege darf ich ja einfordern) das Spiel hermetisch dicht abgeblockt hätte. Und auch eine Erfahrung, die ich gemacht habe: Die aller, aller, allerwenigsten Menschen machen im privaten Umfeld einen solchen Aufriss, wenn sie nicht wirklich betroffen wären von dem, was sie eben in einer Rollenspielsituation ankreiden. Bestimmte Dinge kann man auch gar nicht beweisen (z.B. "Bitte beweise mir, dass du Erfahrungen mit Gaslighting von Männern gegenüber Frauen gemacht hast!"... wie soll das gehen?). Da muss man auch einfach dem Gegenüber ein gewisses Grundvertrauen entgegenbringen.
In privaten Runden sortiert sich das üblicherweise vorher. Ich sehe die Diskussion oder eher Kampagne wie oben beschrieben eher auf der Metaeben angesiedelt, wo über Spiele gesprochen wird und versucht wird darüber auf die Spielszene Einfluss zu nehmen und dabei nicht nur auf die paar klar übergriffigen Fälle sondern eben als Teil eines sich höher stehend sehenden politischen Programms. Und dann kommen halt so Fragen raus wie hier "Soll oder darf ich noch" und das hat dann auch indirekt wieder Auswirkungen, was für Spiele dann noch gespielt oder auch in Foren gepflegt werden.
Und wer soll diese Elite sein? Hast du Beispiele... und warum selbsternannt? Wenn es um die Regeln des zwischenmenschlichen Zusammenlebens geht, dann ist das nun einmal die Lebensweise, die sich im Rahmen unserer freiheitlichen Ordnung so entwickelt hat. Diskriminierung von Menschen aufgrund von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder Sexualität ist eben einfach nicht vereinbar mit dem Grundgesetz. Und das ist nicht selbsternannt sondern einfach als Grundregelwerk des Zusammenlebens gegeben.
Es geht nicht darum Diskriminierung schön reden zu wollen, sondern dass nicht jeder Vorwurf auch der Beweis für das Vorliegen einer Diskriminierung oder einen anderen Fehltritt ist.
Es geht also um die Leute, welche mit generellen, weitestgefassten -ismen-Vorwürfen und gleichzeitigem Anspruch diese als PC-Gurus auch abschließend und global bewerten zu dürfen Politik betreiben.