Autor Thema: Was ist mein Science Fiction System?  (Gelesen 20746 mal)

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Offline Evil Batwolf

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #125 am: 23.01.2020 | 08:32 »
Falls Du es auch einfach magst, ohne auf Tiefgang zu verzichten: Ich habe mich gerade in ein neues Micro-Regelsystem "verliebt", dass so etwas bietet: Tiny d6.

Also empfehle ich mal Tiny Frontiers.

Kurzes Review: https://liamwrites.com/2018/07/19/rpg-review-tiny-frontiers-revised/

Offline Space Pirate Hondo

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #126 am: 23.01.2020 | 09:04 »
@ Kingpin000: Firefly beruht teilweise auf der Drama-Version von Cortex Plus? Das höre ich zum ersten Mal. Ich habe im Zusammenhang mit Firefly immer nur von der Action-Version gelesen. Drama klingt jedenfalls nicht schlecht in meinen Ohren.

Also bei Action gibt es definierte Rollen und Atrribute. Die Rollen ersetzen quasi die klassischen Skills. Der Würfelpool wird dort auch nicht sonderlich groß, dafür sind die Charaktere im allgemeinen sehr abgespeckt und wirken etwas wie One Trick Ponies.

Das Drama-Version geht sehr auf zwischenmenschliche Beziehungen ein und die Charaktererstellung ist ein Life-Path-System, wo die Beziehungen zwischen den Charakteren am Anfang festgelegt werden und diese können sich im Spiel dann auch wandeln.

Bei Firefly haben sie etwas simpler gehalten wie Drama, da das Grundgerüst ja Heroic ist, dafür hast du Distinctions (die wie die Powers bei Heroic funktioneren) basierend auf normale Charaktereigenschaften, Berufe usw., die ihre eigenen SFX-Effekte (nennt sich da Trigger) haben.

Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #127 am: 23.01.2020 | 14:56 »
@ Kingpin000: Bei Firefly ist das Grundgerüst Heroic? Ich dachte Action... diese Verwirrung liegt sicherlich daran, dass ich eigentlich noch gar nichts über das Spiel weiß... naja, wenn ich mich durch Traveller geackert habe, werde ich´s ja erleben.

@ Evil Batwolf: Danke für den neuen Vorschlag. Auf den ersten Blick triggert das System keine meiner Ausschlusskriterien. Ich werd´s mir auf jeden Fall aufmerksam anschauen.
« Letzte Änderung: 23.01.2020 | 15:17 von Chiarina »
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Offline Der Nârr

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #128 am: 23.01.2020 | 15:16 »
Das stimmt auch so nicht ganz. Du hast bei Firefly ganz normale Skills, wie "Drive", "Notice", "Shoot" oder "Sneak". In Marvel Heroic Roleplaying hatte man tatsächlich keine Skills, sondern nur "Specialties", das war dann sehr breit gefächert und entsprach praktisch "Rollen". Firefly hebt sich in dieser Hinsicht deutlich von der Heroic-Variante ab.

Die Rollen sind bei Firefly nur eine Kategorie bei den Distinctions. Wenn du deine Distinctions aus anderen Kategorien wählst, kannst du auch ohne "Rolle" starten. Distinctions sind eigentlich eines der Kernsysteme von Cortex Plus, die hast du eigentlich immer.

Wie ein One-Trick-Pony kam ich mir in Firefly nie vor, mein Charakter war "der Doc", der aber auch ehemaliger Soldat war und dementsprechend zwei Sachen gut konnte, zudem war er Alkoholiker, was aufgrund der Weise wie Distinctions funktionieren auch vielfältig im Spiel eingebracht werden konnte (nicht unbedingt immer vorteilhaft, aber halt fürs Meta-Ressourcenmanagement nützlich).

Aber mach dir keinen Kopf drum, ob das nun Action, Heroic oder sonst was ist, das verwirrt nur, sie es einfach als Firefly ;). Mit Cortex Prime wird die Unterscheidung sowieso aufgehoben werden - dann gibt es einfach nur einen Baukasten mit verschiedenen Modulen, aus denen man sich sein eigenes Rollenspiel bauen kann, gestützt durch digitale Tools.


« Letzte Änderung: 23.01.2020 | 15:19 von Der Narr »
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Offline Haukrinn

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #129 am: 26.01.2020 | 13:17 »
Ich dachte immer Firefly wäre Cortex (wie Battlestar Galactica) und nicht Cortex Plus (wie Leverage und Marvel)?
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Offline Der Nârr

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #130 am: 26.01.2020 | 13:28 »
Es gibt das Serenity-Rollenspiel (Cortex Classic) auf Basis des Films und das Firefly-Rollenspiel (Cortex Plus) auf Basis der Serie. Bzw gab es, jetzt halt nur noch antiquarisch.
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Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #131 am: 8.02.2020 | 00:34 »
Das war´s. Ich habe das Traveller Starter Set durch. Ich wollte ja noch wissen, wie die darin enthaltene Minikampagne ist. Hier ein paar ganz knappe Anmerkungen (mit Spoilern!).

"The Fall of Tinath" ist für eine Einsteigerkampagne überraschend düster. Die Spielerfiguren stranden auf einem fremden Planeten, spionieren dort eine aggressive Alienkultur aus, stellen fest, dass die Menschen auf dem Planeten keine Chance gegen sie haben, versuchen möglichst viele der Menschen zu retten und liefern sich während ihrer Flucht ein Rückzugsgefecht mit dem übermächtigen Feind.

Einiges finde ich ganz gut: Das allererste Abenteuer besteht eigentlich nur darin, das eigene Raumschiff so notzulanden, dass die Spielerfiguren mit dem Leben davonkommen. Toller, dramatischer Einstieg! Ein paar Entdeckungen alter Zivilisationen auf Tinath versprühen auch ein wenig Flair. Die düstere Gesamtanlage der Minikampagne finde ich nicht verkehrt... für Science Fiction auf jeden Fall mal etwas anderes!

Dann aber darf man sich keinen Illusionen hingeben: Erkenntnisse hinsichtlich der Relikte der alten Zivilisation werden den Spielerfiguren nicht viel nutzen, weil sie den Planeten am Ende fluchtartig verlassen. Die abschließende Raumschlacht lässt sich in meinen Augen kaum mit den Traveller-Rauschiffkampf-Regeln abhandeln... schon gar nicht von Einsteigern. Das Abenteuer empfiehlt daher auch selbst eine erzählerische Behandlung der Schlacht. Am blödesten ist aber die Tatsache, dass es sich bei den Aliens um hirnlos-idiotische Bioroboter handelt. Ernsthafte Verhandlungen mit dem Feind werden so unmöglich gemacht. Auch moralische Fragen werden kaum aufkommen: diese Kunstfleischklopse lassen sich ohne jeden Skrupel über den Haufen ballern. Gähn. Letztlich bleiben den Spielerfiguren in der Regel zwei Möglichkeiten: Sneak or Fight! Ein Abenteuer in dem Stil ist o.k. Hier gibt es aber gleich vier von der Sorte hintereinander. Nicht so wirklich attraktiv (die Notlandung am Anfang lässt sich aber vielleicht irgendwann mal ganz gut ausschlachten).

Demnächst mehr von meiner Firefly-Lektüre.
« Letzte Änderung: 8.02.2020 | 01:24 von Chiarina »
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Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #132 am: 16.03.2020 | 22:26 »
Das war´s. Ich habe das Firefly Regelwerk durch.

Erstmal muss ich sagen, dass das Ding insgesamt doch sehr ungewöhnlich aufgebaut ist. Erst der Episoden-Guide. Der Leser bekommt jede Episode zusammengefasst und anhand irgendwelcher Geschehnisse entsprechende Regeln verklickert. Es folgen Ideen, wie man die Episode zu einer alternativen Handlung im eigenen Spiel verwursten kann. Das wohlgemerkt noch vor einer allgemeinen Einführung ins Setting und noch vor einer allgemeinen Einführung in die Würfelmechanismen. Dieser Episoden-Guide umfasst auch fast die Hälfte des gesamten Regelwerks!

Was mich auch irritiert, ist der Slang. In der Serie ist das amüsant, wenn die Typen so ein futuristisches Umgangsblabla sprechen. In einem Regelwerk hätte ich gern darauf verzichtet. Immerhin erschwert der Slang nicht unbedingt das Verständnis. Es ist immer klar wie Kloßbrühe, was gemeint ist.

Wenn man den Episoden-Guide erstmal hinter sich hat, merkt man, dass die Autoren auch pädagogisch denken können. Es werden zentrale Mechanismen wiederholt, es wird immer mal wieder darauf hingewiesen, worauf es besonders ankommt, was der werte Leser bis hierhin gelernt haben sollte, u. ä. Das ist schon ganz gut gemacht und man versteht wirklich schon relativ viel, wenn man das Regelwerk von vorne bis hinten durchackert. Ganz so kondensiert wie Fate ist das System dann allerdings nicht. Es bietet mehr Feinheiten und Extras, von daher habe ich gegen Ende der Lektüre doch ein wenig den Überblick verloren.

Ich habe mich dann auf die Suche nach einer Zusammenfassung gemacht und auch eine gefunden. Mit diesem Firefly Cheat Sheet komme ich ganz gut zurecht und habe den Eindruck, dass ich das System spielen und eventuell auch leiten könnte.

Ein bisschen stellt sich mir die Frage, ob diese ganzen Regeln, die dem Geschehen dramatische Momente verleihen sollen, nötig sind... ob sie einen Gewinn für das Spiel darstellen. Das kann ich kaum beantworten. Ein bisschen stellt sich mir auch die Frage, ob das ein Science Fiction Regelwerk ist oder ein universelles System. Ich würde sagen, es ist eher ein Universalsystem, die Anpassung an ein Science Fiction Ambiente ist aber ganz gut gemacht. Sogar die Gretchenfrage der Science Fiction Rollenspiele ("Wie hältst du´s mit dem Raumkampf?") ist so geregelt, dass er recht flott durchführbar ist und sich nahtlos ins sonstige Regelwerk einfügt. Es ist auch nicht so, dass die Regeln außer dem Kampf nichts anderes mehr im Blick hätten. Man kann sehr gut auch zwischenmenschliche und andere Krisensituationen mit den Regeln abhandeln.

Bemerkenswert ist die Regelung des interstellaren Verkehrs: "How far and fast can you fly from one end of the ´Verse to the other? In the Firefly television show, Serenity (das Raumschiff der Protagonisten) moves at the speed of plot". Ich muss gestehen, das hat mir gefallen.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Cortex Plus und Fate: Obwohl ich Fate gut finde und dem System einiges zu verdanken habe, bin ich letztlich mit dem System nicht so gut zurecht gekommen. Als ich angefangen habe Firefly zu lesen, spielte das keine Rolle. So nach und nach tauchen dann aber doch ein paar Parallelen auf und letztlich las ich auf dem Cortex Discord Channel, wie Cam Banks behauptete, Cortex Plus und Fate seien Systeme wie Bruder und Schwester. Mich würde sehr interessieren, ob irgendwo ein kundiger Mensch mal einen kompetenten Vergleich zwischen Cortex Plus und Fate verfasst hat. Gibt es so etwas zu lesen?

Je stärker die Parallelen wurden, desto öfter kamen mir jedenfalls Bedenken: Sollte ich das mal ausprobieren wollen, gäbe es dann ähnliche Probleme wie bei Fate? Noch kann ich das nicht so gut einschätzen, aber hier sind ein paar Punkte, die mich etwas beruhigen:

1. Charaktererschaffung: Mit den Distinctions und den Extras gibt es Bereiche, die ähnlich funktionieren wie die Charakteraspekte und die Stunts bei Fate. Immerhin hat Firefly aber ausführliche und sorgfältig gearbeitete Listen, die Hunderte von Beispielen enthalten. Wer kreativ sein will, bekommt Regeln zur Erschaffung eigener Distinctions und Extras, wer aber ohne großes Einarbeiten erstmal losspielen will, kann sich bequem einfach irgendetwas aus einer Liste aussuchen und fährt damit genauso gut.

2. Conditions und Assets: Die funktionieren ein wenig wie Konsequenzen und zusätzliche Aspekte. Ich habe aber den Eindruck, dass sie nur dann überhaupt ins Spiel kommen, wenn sie konkret für einen Wurf gebraucht werden können (es liegen beispielsweise keine Umgebungsaspekte nutzlos herum, weil niemand weiß, was er damit anstellen soll). Manchmal wirken sie über den einzelnen Wurf hinaus. Das wird man irgendwie vermerken müssen. Hält sich aber noch in Grenzen.

3. Plot Points: Sind so ähnlich wie Fate Punkte. Solange ich eine übersichtliche Aufstellung habe, wie sie Spieler und Spielleitung bekommen und auch wieder ausgeben können, soll´s mir Recht sein.

4. Es gibt einfach nur Handlungen! Kein "Vorteil erschaffen"! Niemand muss sich überlegen, in welche Kategorie von Handlung jetzt eigentlich gehört, was eine Figur da vorhat.

5. Es gibt kein "Reizen". Ein Spielleiter muss keinen Spieler zu etwas überreden, worauf er eigentlich keinen Bock hat. Die Spieler werden sich von selbst in solche Situationen bringen, weil ihnen sonst die Plot Points ausgehen (da liegt in meinen Augen die geheime Schönheit des Systems).

6. Der eigentliche Würfelmechanismus ist in meinen Augen ein etwas seltsames W4-W6-W8-W10-W12-Brimborium. Da finde ich die vier Fatewürfel eigentlich eleganter. Besonders wichtig ist mir das aber nicht. Ich kann´s akzeptieren, wie es ist.

Ach ja... das Beispielabenteuer: An zwei oder drei Punkten muss man die genauen Umstände etwas selbst konstruieren, die Zusammenhänge sind nicht immer sofort einleuchtend. Ansonsten bietet es einen schönen Einblick ins Setting, ist zwar relativ actionlastig, hat aber auch noch genügend Potential für verschiedenste andere Arten von Tätigkeiten. Gar nicht schlecht, fand ich.

Ich habe noch mehr Firefly Sachen zum lesen. Auch sie machen einen soliden Eindruck. Insgesamt überschlage ich mich hier nicht unbedingt vor Begeisterung, glaube aber, dass das eine Sache ist, die mit mir funktionieren könnte. Letztlich will ich ja auch nicht unbedingt Firefly spielen... aber die Option auf ein universell angelegtes, einigermaßen narratives Regelwerk im Science Fiction Ambiente, das sich flott eigenen Bedürfnissen anpasst, hat doch einen gewissen Reiz. Und um da irgendwie ´reinzukommen, ist ein Start mit Firefly vielleicht gar keine schlechte Idee.

-

"River of Heaven" und "Other Worlds" habe ich inzwischen wieder verworfen. Ich habe ein paar Besprechungen gelesen, die so klangen, als sei das doch nichts für mich. Im Moment kümmere ich mich lieber um etwas anderes.

"Tiny Frontiers" werde ich mir aber noch anschauen. Ich habe es bereits auf dem Computer.
« Letzte Änderung: 17.03.2020 | 00:16 von Chiarina »
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #133 am: 17.03.2020 | 11:57 »
Sci-Fi ist nicht mein Spezialgebiet, und ich hab den Thread nur kurz überflogen, vielleicht hat jemand es schon vorgeschlagen:

Es gibt eine Sci-Fi-Ausprägung des Regelsystems von GUMSHOE namens Ashen Stars. Diese ist mir (nach dem lesen) positiv in Erinnerung geblieben, weil ich den Eindruck hatte, sie haben ein Raumkampfsystem konzipiert, das für eine "typische" Rollenspiel- bzw. Abenteurergruppe aus 3 - 5 Personen tauglich ist.

Fahrzeug- und speziell Raumkämpfe sind bei fast allen Rollenspielen, die ich bisher ausprobiert haben, oft ein Schwachpunkt gewesen, weil sie die Aktionen und Fähigkeiten der Charaktere nur unzureichend in den Fahrzeugkampf einbinden. Manchmal wird das Fahrzeug sogar ein eigenständiger Charakter, der aber in einem Kampf ziemlich alleine steht. Bei Gumshoe ist das anders gelöst, es gibt ein mehrere Rollen innerhalb des Raumschiffs, die einzelne Charaktere besetzen können und deren Aktionen in der Initiativreihenfolge etwas zum Kampfgeschehen beitragen.

Natürlich legt ein Gumshoesystem den Schwerpunkt auf Ermittlungsabenteuer (und zwar im Gumshoe-Stil), aber das kann man recht weit fassen, dass locker DS9, Babylon 5 oder die 2010er-Battlestar Galaktika abgedeckt ist, vielleicht auch Discovery (1. Staffel) oder Picard oder sogar Serenity/Firefly.

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #134 am: 17.03.2020 | 12:45 »
Bei Gumshoe ist das anders gelöst, es gibt ein mehrere Rollen innerhalb des Raumschiffs, die einzelne Charaktere besetzen können und deren Aktionen in der Initiativreihenfolge etwas zum Kampfgeschehen beitragen.

Das ist doch gefühlt seit Jahrzehnten die Standardmethode für Raumschiffkämpfe wtf?


Der Hauptfaktor ist da aber gar nicht mal so sehr, dass jeder eine Aufgabe hat, sondern dass jeder interessante Entscheidungen trifft.
Jede Runde meinen doofen Ingenieurswurf machen ist keine interessante Form der Beteiligung - da kann ich auch komplett zugucken und dann muss es vor allem flott gehen.   
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #135 am: 17.03.2020 | 13:24 »
Das ist doch gefühlt seit Jahrzehnten die Standardmethode für Raumschiffkämpfe wtf?


Der Hauptfaktor ist da aber gar nicht mal so sehr, dass jeder eine Aufgabe hat, sondern dass jeder interessante Entscheidungen trifft.
Jede Runde meinen doofen Ingenieurswurf machen ist keine interessante Form der Beteiligung - da kann ich auch komplett zugucken und dann muss es vor allem flott gehen.

Abgesehen davon kann es ohnehin je nach Situation ganz systemagnostisch auch mal dazu kommen, daß mein Charakter während eines Kampfs (insbesondere, wenn's tatsächlich um ein Gefecht zwischen Raumschiffen oder sonstigen Fahrzeugen geht) einfach nichts für den "großen Rahmen" Relevantes beizutragen hat. Sicher -- der Typ von der reitenden Weltrauminfanterie muß halt in seinem Mini-Mecha-Exoskelett Bereitschaft mimen für den Fall, daß es zu Enteraktionen kommt, und beispielsweise einen verletzten NSC aus der Gefahrenzone zu bergen und zum Doc zu bringen, wird unter solchen Umständen auch schnell zur SC-würdigen Herausforderung. Aber diese Dinge tragen wahrscheinlich eher nicht so oft direkt und unmittelbar dazu bei, den Kampf an sich zu entscheiden...also, wie integriert man sie am besten ins Raumkampfsystem?

Offline YY

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #136 am: 17.03.2020 | 14:00 »
Je nach Perspektive entweder gar nicht oder in den operativen Part.
Twilight 2013 macht das so - da gibt es eine fein verregelte taktische Tick-Phase und verschiedene Auslöser für eine dazwischenliegende operative Phase, in der dann z.B. Erste Hilfe geleistet, hastig geschanzt oder im Gruppenrahmen weit ausholend manövriert wird.

Bietet sich für Raumkampf ja eigentlich auch an: Moments of terror und danach Wunden lecken, Situation beurteilen und entscheiden, wie es überhaupt weiter gehen soll (denn im laufenden Schlagabtausch kann man keine sinnvolle Rückzugsentscheidung treffen und umsetzen).

Stellt sich die Frage, ob man die operative Phase abschließend verregeln will, aber grundsätzlich lässt sich das mit jedem Raumkampfsystem so machen. 
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #137 am: 17.03.2020 | 16:02 »
Manchmal wird das Fahrzeug sogar ein eigenständiger Charakter, der aber in einem Kampf ziemlich alleine steht.

Im Match System von equinox werden Raumkämpfe im Prinzip auch nach den Regeln von Personenkämpfen abgehandelt. Nur muss sich die Besatzung die Aktionspunkte des Schiffes teilen. Es gibt mehrere Stationen, die unterschiedliche Dinge tun können. Bei equinox ist das relativ offen und erzählerisch angelegt. Bei meiner Überarbeitung der Regeln hab ich ein paar konkretere Aktionen der Stationen ergänzt, um den Raumkampf (optional) etwas taktischer zu gestalten.

Das neue Elite Paths von equinox ergänzt die Regeln ein wenig. Besonders die optionale Regel zu Patzergestsltung im Raumkampf finde ich echt nice. Ich bin gerade dabei, das bei mir einzuarbeiten. - Was ansonsten von den neuen Regeln interessant ist, sind die Flottenregeln, die mal eben eine komplette Flotte in einen einzigen charakterähnlichen Bogen zusammenfassen. So kann man selbst Kämpfe von riesigen Flotten wie einen Kampf unter Charakteren handhaben. Gleichzeitig bietet das Match System aber auch jederzeit die Möglichkeit, in das große Geschehen hineinzuzoomen, um beispielsweise Dogfights auszuspielen oder sogar die Entermanschaft auf dem feindlichen Flaggschiff. Ich habs natürlich noch nicht live ausprobiert, aber die Regeln finde ich beim durchlesen erstmal ne tolle Idee.
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #138 am: 17.03.2020 | 16:23 »
Der Schiffsgeistliche wird schwerlich beeinflussen, ob die eigenen Geschütze treffen oder nicht. Vielleicht redet er aber bei den Vorbereitungen seinen Leuten ins Gewissen und versucht sie davon zu überzeugen, dass es besser ist die Flucht zu ergreifen und wenn der Angriff läuft muss er die panischen Passagiere beruhigen. Solche Sachen passieren in der Serie ständig. Irgendetwas zu tun gibt es doch allermeistens. Für den Fall aber, dass irgendeine Spielerfigur während eines Raumkampfes wirklich nur eine marginale Rolle spielen oder überhaupt nichts zu tun haben sollte, ist es eben gnädig, wenn sich das Gefecht bei Bedarf flott abwickeln lässt. Ein paar Regeln will ich trotzdem dafür haben. Wenn alles irgendwie organisiert ist, den Raumkampf muss ich aber aus dem ein oder anderen Grund irgendwie handwedeln (weil die Regeln zu kompliziert sind... oder weil sie gar nicht vorhanden sind), dann bin ich nicht zufrieden.

Bei Firefly kann man einen Kampf in einer Runde entscheiden... auch einen Raumkampf. Man kann auch ein paar Runden draus machen, wenn man will (und alle Feuer und Flamme sind). Der Vorgang selbst ist übrigens in etwa so wie das, was Doc-Byte da über equinox erzählt. Raumkampf läuft auch bei Firefly genauso wie normaler Kampf, nur dass ein paar Werte nicht mehr figurenbasiert sind, sondern von den Stats des Raumschiffs (4 Stats: Engine, Hull, Systems, Crew außerdem vom jeweiligen Schiff abhängig zwei, drei Extras) abgelesen werden. Die Fertigkeiten der Spielerfiguren fließen mit in die Erfolgschancen ein. Fremde Raumschiffe ohne wichtige Figuren nehmen statt irgendwelcher Figurenfertigkeiten einfach den Wert "Crew".

Ich mag die Geschichten, die die Gumshoe Macher erzählen und spiele auch gern ihre Abenteuer. Vom System selbst bin ich inzwischen aber nicht mehr ganz so überzeugt. Ich habe es lang gespielt und spiele es noch... aber es kommt eine Variante nach der anderen heraus und das, was mich wirklich stört, wird einfach so gelassen wie es ist. Das motiviert mich jetzt nicht gerade, mir auch noch Ashen Stars anzusehen.

Ich werde erstmal noch ein paar Firefly Quellenbände und Abenteuer lesen, dann irgendwann Tiny Frontiers.
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Offline Doc-Byte

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #139 am: 17.03.2020 | 22:33 »
Für den Fall aber, dass irgendeine Spielerfigur während eines Raumkampfes wirklich nur eine marginale Rolle spielen oder überhaupt nichts zu tun haben sollte, ist es eben gnädig, wenn sich das Gefecht bei Bedarf flott abwickeln lässt.

Das Match System hat neben klassischen Kämpfen mit Kampfrunden und Aktionspunkten alternativ noch "Konfrontationen". Die laufen etwas wie Würfelpoker ab und können alternativ einen kompletten Kampf ersetzen. Das Schöne ist, dass man mit dieser Regel auf die gleiche Weise "Soziale Konflikte" abhandeln kann. - Oder man handel selbige wiederum wie physische Konflikte ab. Das funktioniert in beide Richtungen.
« Letzte Änderung: 18.03.2020 | 23:01 von Doc-Byte »
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #140 am: 21.03.2020 | 12:29 »

1. Charaktererschaffung: Mit den Distinctions und den Extras gibt es Bereiche, die ähnlich funktionieren wie die Charakteraspekte und die Stunts bei Fate. Immerhin hat Firefly aber ausführliche und sorgfältig gearbeitete Listen, die Hunderte von Beispielen enthalten. Wer kreativ sein will, bekommt Regeln zur Erschaffung eigener Distinctions und Extras, wer aber ohne großes Einarbeiten erstmal losspielen will, kann sich bequem einfach irgendetwas aus einer Liste aussuchen und fährt damit genauso gut.

Ich habe noch mehr Firefly Sachen zum lesen. Auch sie machen einen soliden Eindruck. Insgesamt überschlage ich mich hier nicht unbedingt vor Begeisterung, glaube aber, dass das eine Sache ist, die mit mir funktionieren könnte. Letztlich will ich ja auch nicht unbedingt Firefly spielen... aber die Option auf ein universell angelegtes, einigermaßen narratives Regelwerk im Science Fiction Ambiente, das sich flott eigenen Bedürfnissen anpasst, hat doch einen gewissen Reiz. Und um da irgendwie ´reinzukommen, ist ein Start mit Firefly vielleicht gar keine schlechte Idee.


Die Distinctions sind schon größtenteils allgemein gehalten und es gibt nur wenige, die nur für das Setting von Firefly gedacht sind. Wie auch immer dein eigenes Wunschsetting im Moment in deiner Vorstellung aussehen mag, 90% der Distincions passen in fast alle modernen/Sci-Fi Settings.

Ich hatte auch schon vor Jahren mit dem Gedanken gespielt, mit dem Regelwerk ein Setting zu bespielen, wo auch Alien-Spielerspezies vorkommen. Da kam ich zum Schluß, dass ich dafür eine vierte Kategorie von Distinctions brauche und dann der Charakter auch 4 Distinctions insgesamt hat (statt 3).

Für einen weiteren Punkt und zwar Space Magic, müsste man noch die Signature Assets anpassen, ohne dass die anderen schwächer oder wertloser werden.

Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #141 am: 1.05.2020 | 12:59 »
Rumpels Ideen über ein SF-Setting für QuestWorlds haben meine Gedanken neu ins Rollen gebracht. Insbesondere die soziale Frage hnsichtlich des Status der KI fand ich spannend.

Meine knapp bemessene Zeit erlaubt es mir im Moment, mich langsam durch den Stapel von Firefly Quellenbüchern zu ackern. Das Cortex System finde ich auch immer noch interessant. Einzelne Setting Ideen gefallen mir auch. Im Großen und Ganzen sinkt mein Interesse aber. Insbesondere die veröffentlichten Abenteuer halte ich für nicht allzu reizvoll (ich bin aber noch nicht bei "Ghosts in the Black" angekommen).

Mich reizt immer noch eine geduldige Gruppe, mit der sich in aller Ruhe Emily Care Boss´ "Sign in Stranger" ausprobieren lässt, ich scheine aber der einzige zu sein.

Ansonsten war ich irgendwann soweit, dass ich probehalber mal grundsätzlich die "Reise zu den Sternen" in Frage gestellt habe. Ich habe ein bisschen recherchiert und bin auf etwas gestoßen, das sich Mundane Science Fiction nennt. Aus dem Bereich habe ich kürzlich erstmal ein paar Romane bestellt. Es sind Zukunftsvisionen ohne interstellare Raumfahrt und sie handeln zwar irgendwie von Technologien und mächtigen Konzernen, noch wichtiger scheinen mir aber die damit verbundenen individuellen Schicksale der Menschen zu sein. Es geht darum, dass der Mensch bei der Gestaltung seiner Zukunft im Wesentlichen auf die Erde und sich selbst beschränkt ist.

Ein bisschen Cyberpunk klingt dabei an, aber unter Rollenspielern ist das Thema für mein Gefühl schon schwer deformiert. Eigentlich ist die Frage nach der Technik, die das Menschsein immer mehr in Frage stellt, ja ein Superthema. In den Erzählungen der Rollenspieler, deren Figuren sich in solchen Welten bewegen, höre ich allerdings selten Aspekte, die mich interessieren. Da gibt es ein paar neue Fertigkeiten, ein paar Boni auf Proben und wenn´s hoch kommt nochmal irgendwelche Humanitäts-Prüfwürfe. Das Ganze wird in irgendwelche "Runs" eingebaut, in denen das für mich eigentlich spannende Thema völlig untergeht. Mich interessiert eher das humane Dilemma. Wie nimmt dich dein Partner wahr, wenn du dir ein paar Extrasynapsen einbauen lassen hast? Suchst du nach einer Antwort auf die Frage: "Wer bin ich?" Hast du deinen Job verdient, oder hast du ihn nur deshalb, weil du genug Geld für deine Prothesen ausgeben konntest? Woher kommt das Geld, was ist mit der Chancengleichheit, was ist mit rückständigen Gebieten oder armen Mitgliedern der Gesellschaft, für die der Zugang zu diesen Prothesen erschwert ist? Sind diese Menschen neidisch? Versuchen sie, aus ihrer Not eine Tugend zu machen? Wie wird das Technologiegefälle von den Regierungen verkauft? Vielleicht gibt es quasi-religiöse Gemeinschaften, die ein möglichst natürliches Leben predigen und versuchen, sich Rückzugsorte zu schaffen. Glauben die Menschen in den Städten, was man ihnen erzählt?

Erinnert sich jemand an Bigelows "Strange Days"? Da wird eine Technik eingeführt, mit der man Emotionen aufnehmen kann. Andere Menschen können diese Emotionen abrufen und so selbst erleben. Nur ein kleiner Gedanke - der sofort pervertiert wird und zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führt. Solche Dinge interessieren mich.

Im Zusammenhang mit "Mundane Science Fiction" bin ich auch wieder auf Tarkowskis Stalker-Verfilmung gestoßen. Dieses Alien-Mystery-Thema (ohne Aliens) in einem trostlosen Postapokalypse-Setting gepaart mit so einer spirituellen Sinnsuche macht mich eigentlich ziemlich an. Manchmal denke ich, dass ich so etwas in der Richtung spielen will. Vielleicht mit ein wenig David Lynch gewürzt.

Nun gibt es ja schon ein Rollenspiel zu Stalker, und das hat auch einen hochgelobten Setting-Teil (diese etwas seltsamen Regeln kann man ja weglassen). Ich habe ein paar Rezensionen gelesen, die begeistert davon berichten... aber wenn ich mir auf dieser Basis überlege, wie ein Rollenspielabenteuer in so einem Setting aussehen könnte, dann fallen mir immer nur Dinge ein, die mir langweiliger erscheinen, als das, was Tarkowski da verfilmt hat. Mich interessiert diese Ungewissheit - diese ständige Frage "Steckt mehr dahinter?", die niemals beantwortet werden kann und die Akteure doch in ihrem Handeln bestimmt. Diese Ungewissheit hält auch bei aller Trostlosigkeit die Möglichkeit auf irgendeine vage Hoffnung offen. Bekommt man das irgendwie ins Spiel?

Mit der Science Fiction und mir bleibt es schwierig. Vielleicht sollte ich mal eine Liste mit den Dingen machen, die ich "drin" haben will. Das wäre wohl der nächste Schritt. Zwischendurch lese ich noch ein paar Firefly Quellenbände und irgendwann dann auch Tiny Frontiers...

...aber im Moment scheint mir wesentlich wichtiger zu sein, was ich da überhaupt spielen will, als die Frage, mit welchem System ich das spielen will.
« Letzte Änderung: 2.05.2020 | 09:33 von Chiarina »
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #142 am: 23.06.2020 | 16:45 »
So. Ich habe alles gelesen, was es zu Firefly gibt (bis auf eine obskure PDF-only Veröffentlichung, an die ich nicht mehr herankomme). Hat ´ne ganze Weile gedauert. Hier mein gegenwärtiger Leseeindruck:

Das System hat Facetten, die mir gefallen:
Ich mag diese relativ offen gehaltenen Assets, die ins Spiel kommen, wenn sie gebraucht werden und nicht sinnlos herumliegen, zu den Spielerfiguren leise "bitte, bitte" sagen und dann doch nicht verwendet werden.
Ich mag den wirklich extrem flotten Kampf. Wenn´s drauf an kommt, sagt der Spielleiter einen "High Stakes Conflict" an, dann entscheidet eine einzige Probe, wer als nächstes aus dem Kampf ausscheidet. Ganz mein Geschmack!
Ich mag es, dass es nicht der Spielleiter ist, der die Spieler in die Bredouille bringt, sondern, dass sie sich quasi selber reizen müssen, wenn sie nicht irgendwann ohne Plot Points dastehen wollen.

Aber!
Was für ein Gewürfel! Fünf verschiedene Sorten von Würfeln, oft werden ca. vier bis sechs Stück geworfen, die Zuordnung scheint mir zumindest manchmal fragwürdig zu sein. Nervig finde ich auch, dass der Spielleiter bei jeder noch so kleinen Probe gegenwürfelt - natürlich auch mit zwei, drei, oft auch noch mehr Würfeln. Das System ist asymmetrisch und spielerzentriert. Nichts dagegen. Aber warum legt der Spielleiter dann nicht einfach eine Schwierigkeit fest? Reicht doch!
Sobald Einsen fallen, geht der Tanz mit Vor- und Nachteilen los. Kann lustig sein, kann aber auch nerven.
Auch das Plot Point Geschachere scheint mir etwas viel des Guten zu sein. Um die vernünftig zu nutzen müssen doch eine ganze Menge Sonderfertigkeiten im Auge behalten werden. Vielleicht kann das sogar für die eigene Seite gelingen - wenn der Gegner genauso fit ist ergibt das aber wahrscheinlich erstmal ein ziemliches Pokerspielchen.
Dieses Probensystem ist in meinen Augen dafür designed, dass es häufig zu irgendwelchen spektakulären Ergebnissen kommt. Die müssen dann allerdings auch in Erzählung umgesetzt werden. Sympathischer ist mir eigentlich, wenn mich ein System inspiriert statt mir ständig in den Hintern zu treten.

Wie ist das Setting? Hm. Ich fand die Serie witzig und locker flockig. Je mehr Firefly Rollenspiel ich gelesen habe, desto mehr kamen mir die Browncoats wie Südstaatler vor. Und dann gibt es da überall diese Minenarbeiter, Priester und Schrottplatzwärter! Mit ist schon klar, dass das ´Vers im Prinzip die Prairie darstellt und diese Rim-Welten voller Rednecks sind... aber seufz... so´n kleiner Bruch der Klischees kann doch auch mal ganz nett sein, oder?

Wie sind die Abenteuer? Zum größten Teil nicht wirklich gut. Sie sind konstruiert und stecken voller kleiner Widersprüche. Die meisten lassen sich glattbügeln, aber einige sind auch etwas größere Patzer. Da findet ein Motorbootrennen auf dem Fluss statt, ein hartes Rennen, o.k.... aber so hart, dass die Zuschauer aus lauter Jux und Dollerei von ihrer Aussichtsplattform Granaten in die offenen Boote werfen? Und unter solchen Umständen stellen irgendwelche Bars dann auch noch Kneipenteams für das Rennen auf, die sich eine lustige Gaudi versprechen und mehr oder weniger volltrunken an den Start gehen? Ich muss ziemlich rütteln, bis ich so etwas plausibel zurechterzählt habe. Im Übrigen bestehen die Abenteuer zu etwa 70% aus ausgeschriebenen Proben mit Beispielergebnissen. Das ist hilfreich für den frischgebackenen Spielleiter, aber irgendwie verstärkt es meinen Eindruck, dass es bei Firefly weniger ums Erzählen, sondern mehr ums Würfeln an sich geht - man würfelt sich eben so durch.

"Ghosts of the Black", die große Firefly Kampagne von Robin D. Laws, lasse ich gelten. An einigen Stellen sehe ich zwar auch bei ihr die oben beschriebenen Probleme, die Handlung startet auch recht episodenhaft und steigert sich nur langsam, aber immerhin lohnt es sich: das fünfte und letzte Abenteuer, das eigentlich ein einziger großer Showdown ist, hat mich ziemlich beeindruckt.

Man kann sicherlich Spaß mit dem System haben. Es sind auch nicht alle Abenteuer Mist. Einige sind sogar relativ gut ("Wedding Planners" aus Echoes of War hat mir beispielsweise gefallen - trotz der Rinderbarone). Aber es ist auch nicht gerade das System, das ich unbedingt erleben muss.

Nächster Stop: Tiny Frontiers.
« Letzte Änderung: 23.06.2020 | 17:04 von Chiarina »
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Offline Alexandro

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #143 am: 23.06.2020 | 17:13 »
Ich habe es auch eine Weile gespielt, finde das Gewürfel eigentlich OK (da die Würfe größere Zeiträume abdecken und man nicht für jeden Kleinscheiß würfeln muss).

Ich fand die Plot Point Ökonomie etwas verbuggt (zuviele Sachen wofür man PPs braucht vs. zu wenige Möglichkeiten sie zu bekommen), wenn man seine Assets reizt um die zu bekommen, man sie praktisch fast sofort wieder braucht um (wegen der größeren Würfelpools der Gegner) noch zu gewinnen oder halt seine Complications loszuwerden. Für Assets wurden die Plot Points in meinen Testspielen kaum ausgegeben. Ein weiteres Problem ist, dass man ziemlich viele Big Damn Hero Dice bekommt, aber zu wenige Plot Points hat um diese einzusetzen, so dass die nur nutzlos auf dem Charakterbogen rumhängen.

Meine Hausregel, um das zu fixen: Assets werden mit BDHD erschaffen (und haben dann den Wert des eingesetzten BDHD), nicht mit PPs.

An Abenteuern habe ich "What's yours is mine" (aus dem GRW) und "Wedding Planners" geleitet und die sind beide gut. Bei "Wedding Planners" habe ich allerdings einige Charaktere einem "gender flip" unterzogen, weil das Trope einer jungen Frau, die gegen ihren Willen mit einem geilen alten Sack verheiratet werden soll, einfach nicht sein muss (und meine Spieler*innen einen solchen Auftrag wahrscheinlich niemals angenommen hätten, egal welche Konsequenzen das Abenteuer dafür vorsieht).
« Letzte Änderung: 23.06.2020 | 17:29 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #144 am: 23.06.2020 | 17:21 »
Interessant. Danke für den Kommentar aus der Praxis.
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Offline Space Pirate Hondo

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #145 am: 23.06.2020 | 20:24 »
Aber warum legt der Spielleiter dann nicht einfach eine Schwierigkeit fest? Reicht doch!

Vor zwei Monaten gab es ja für die Cortex Prime Kickstarter Backer eine fast fertige PDF des Werkes. Dort gibt es eine Optionalregel für feste Schwierigkeitsgrade...

Die Grundwerte sind 3, 7, 11, 15 und 19. Da wird auch noch ein gewürfelter Wert einer Complication draufgerechnet für den endgültigen Schwierigkeitsgrad.

Offline Chiarina

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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #146 am: 23.06.2020 | 21:03 »
O.K., ich schau´s mir mal an. Danke für den Hinweis.
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #147 am: 23.06.2020 | 21:09 »
So. Ich habe alles gelesen, was es zu Firefly gibt (bis auf eine obskure PDF-only Veröffentlichung, an die ich nicht mehr herankomme). Hat ´ne ganze Weile gedauert. Hier mein gegenwärtiger Leseeindruck:

[...]

Hm, vielleicht wäre das Equinox Regel-Handbuch doch einen Blick für dich wert, wenn ich deinen Post so lese.  :think: Das Setting dürfte nicht deins sein, haben wir ja afair schon festgestellt, aber das Match-System kann man eigentlich mit kleinen Anpassungen für so ziemlich jedes SF-Setting nutzen, wenn man mehr auf Action, Cinematik und Erzählung steht. (Space Western hätte ich da zufällig im Angebot...) Wobei ich natürlich immer noch aus der Theorie heraus spreche und noch keine praktischen Testrunden spielen konnte.
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #148 am: 23.06.2020 | 22:00 »
Ja, da steht bei Equinox etwas von "Brückenschlag zwischen Erzähl- und traditionellem Rollenspielen". Das ist grundsätzlich nicht verkehrt.

Dann schaue ich mir die Regelzusammenfassung an, die man gratis herunterladen kann, und es kommt mir doch ziemlich viel traditionelles Rollenspiel entgegengeflogen: Pasche und Patzer, Modifikatoren, Initiativreihenfolge, Kampfregeln mit Angriffsoptionen und Verteidigung, Ausrüstungsregeln... naja, mal sehen... vielleicht kann ich das erstmal irgendwo mitspielen.

(Zumindest in Sachen Science Fiction stehe ich übrigens gar nicht so unglaublich auf Action.)

Wie dem auch sei... als nächstes erstmal Tiny Frontiers. Das liegt auf meiner Festplatte schon herum.
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Re: Was ist mein Science Fiction System?
« Antwort #149 am: 24.06.2020 | 23:46 »
Ja, da steht bei Equinox etwas von "Brückenschlag zwischen Erzähl- und traditionellem Rollenspielen". Das ist grundsätzlich nicht verkehrt.

Dann schaue ich mir die Regelzusammenfassung an, die man gratis herunterladen kann, und es kommt mir doch ziemlich viel traditionelles Rollenspiel entgegengeflogen: Pasche und Patzer, Modifikatoren, Initiativreihenfolge, Kampfregeln mit Angriffsoptionen und Verteidigung, Ausrüstungsregeln... naja, mal sehen... vielleicht kann ich das erstmal irgendwo mitspielen.

Ja gut, die Regelzusammenfassung haut dir natürlich auch auf ca. 6 Seiten komprimiert fast die kompletten Regeln um die Ohren.  ;D


Evtl. hilft dir das mehr (Sorry, für das Format, hab gerade nur Zugriff auf das PDF.):

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