Meine Reaktiion zusammen mit der Rezension war zu lang, deshalb musste ich diesen Beitrag teilen. Da kann ich dann auch gleich noch auf die neuere Reaktion reagieren...
Naja, meine Kommentare zu RQG-Publikationen richten sich nicht nur an totale Glorantha-Anfänger, sondern haben auch die Leute im Boot, die älteres Material von vor 2015 besitzen und kennen.
Ich persönlich hätte es z.B. interessant gefunden, wenn man mir sagt, dass eines der Szenarios 1:1 dasselbe Szenario ist wie in ELDER SECRETS - unabhängig davon wie alt die entsprechende Box ist.
Das Szenario ist lokalisiert worden - an die Episode im Wild Temple kann ich mich jedenfalls nicht erinnern.
Im Elder Races Book hat dieses Szenario ziemlich genau 6 Seiten (Wall of Text), keinerlei Spielwerte, keine halbwegs ausgearbeiteten NPCs. Es ist also genauer genommen ein Cameo, kein Szenario - selbst wenn man es mit HQG spielen würde.
Es ist natürlich möglich, dass derartige Informationen für die Avalon Hill-Publikation damals herausgestrichen wurden. Ich möchte mal den Verdacht äußern, dass dieses Szenario der Beitrag von Steve Perrin sein könnte.
Allerdings muss ich zugeben, dass mich das Szenario sowieso ziemlich kalt lässt, was den Aufhänger und die gesamte Spielweise des Szenarios angeht. Gehorsame Söldlinge ohne viel Möglichkeit zur Eigeninitiative zu spielen ist halt so gar nicht meins.
Spannend ist auch, dass diese für RQ/Glorantha-Kenner wichtige Information bisher nirgendwo auftaucht; weder in den sozialen Netzwerken noch im Buch selbst.
Wie sicher jeder langjährige Glorantha-Fan ging ich einfach davon aus, dass alle drei Szenarien im Buch neugeschrieben sind.
Erst eine flüchtige Recherche meinerseits hat ergeben: der Szenario-Text stammt 1:1 aus der ELDER SECRETS-Box von 1989.
Allerdings hat das Original ein RQG-Update und schöne Pläne und Illustrationen bekommen - Mehrwert ist insofern da.
Letztendlich sehe ich kein Problem darin, legal kaum erhältliches altes Material in kleiner Dosierung dem neuen Material hinzuzufügen.
Die Langbeschreibung des Kults von Kyger Litor werden wir für RQG wohl höchstens zweimal bekommen - vielleicht auch nur einmal, in Gods and Goddesses of Glorantha (oder wie immer das fertige Teil heißen mag).
RQ3 hat uns den Kult dreimal beschert, in aufeinanderfolgenden Schachteln (Troll Pak, Troll Gods, Elder Secrets), jeweils mit kleineren Änderungen. RQ2 hatte den Kult auch schon im Troll Pak. Dazu gab es den dann auch noch mal im Fanzine Book of Drastic Resolutions: Volume Darkness, einfach weil der Kult in jedes wichtige Werk über die Trolle reingehört. Und "Uz: the Trolls of Glorantha" (von The Unspoken Word) liefert da auch einige sehr vertraute Textpassagen.
Die Stadtbeschreibung von Neu-Pavis habe ich mittlerweile dreimal erworben - als Glorantha-Classic (Reprint der RQ2 Schachteln), in River of Cradles, und in Pavis: Gateway to Adventure. Und in voraussichtlich 2 Jahren werde ich sie noch einmal erwerben, in der RQG-Variante.
Ein genauer Textvergleich, wie die Versionen sich unterscheiden, geht mir dann ein wenig zu weit, aber es ist leider leicht, kleine Änderungen gegenüber einer vertrauten älteren Version zu übersehen.
Die "Gods and Goddesses of Glorantha" im Sourebook habe ich auch noch nicht mit dem feinen Kamm mit der alten Version aus Wyrm's Footnotes verglichen.
Ansonsten stimme ich Dir zu, dass RQG-Anfänger am besten nur Material seit 2015 verwenden.
Oder aber mit dem RQ2-Material einsteigen, dass es endlich wieder in vollem Umfang gibt.
Wenn jetzt noch die wichtigen Artikel aus Wyrm's Footnotes, Different Worlds und evt. White Dwarf irgendwie verfügbar werden und die RQ3-Renaissance-Produkte als (gerne überarbeitete) pdfs erhältlich würden, hätten wir älteren, aber nicht uralten Hasen den allergrößten Teil der Veröffentlichungsgeschichte von Glorantha zur Verfügung, zumindest in aktualisierter Form.
Noch was Generelles:
Im Übrigen gehe ich eigentlich auch davon aus, dass hier andere Leute ihre eigenen Eindrücke zu den Glorantha-Sachen schildern - wobei sie dann entsprechend unterschiedliche Schwerpunkte setzen und andere Perspektiven einbringen.
Mein Beitrag zum RQ-Board liegt darin, RQG und MYTHRAS mehr in den Vordergrund zu rücken als es meines Erachtens zuvor im RQ-Board gewesen ist. Dafür nehme ich gerne Freizeit in die Hand und schreibe Beiträge für beide Spielreihen.
Das heißt aber einerseits nicht, dass nicht Andere sich ebenfalls beteiligen können und ihre eigenen Eindrücke schildern [ich bitte sogar darum!], heißt aber andererseits auch nicht, dass ich die Zeit, die ich als Fan für diese Beiträge verwende, nicht ebensogut für andere Dinge aufbringen könnte.
Insofern: Ich bin gespannt auf eure eigenen RQG/MYTHRAS-Reviews hier im Forum.
Ich habe noch einen angefangenen TSR-Review auf Englisch rumliegen, der so nebenbei beim Korrekturlesen des pdf angefallen ist.
Was TSR angeht (The Smoking Ruins, nicht den ursprünglichen Verlag für D&D), ein solider Szenarienband, wie üblich mit Szenarien, wie ich sie nicht 1:1 halten würde. Mein dahingehendes Experiment mit "The Rattling Wind" hat mich von diesem Vorgehen erstmal wieder abgebracht.
Meine eigenen veröffentlichten Tisch-Rollenspiel-Szenarien (3 RQ3-Szenarien in Free INT, 2 davon für Glorantha, ein HQG-Szenario im wenig bekannten Szenarien-Band für das deutsche HeroQuest) sind wahrscheinlich so wie veröffentlicht auch nicht von jedem Spielleiter für jede Gruppe spielbar.
Danke für diesen differenzierten Kommentar, Joerg. - Ich sehe es ähnlich wie Du, dass viele alten Sachen auch für das RQG im Jahr 2020 noch brauchbar und teilweise sogar notwendig sind, will man sich nicht alles selbst ausdenken. Zumindest bis Jeff das Dragon Pass-Sartar zumindest soweit in Überarbeitung draußen hat, dass man die alten Bücher tatsächlich nicht mehr benötigt.
Will man eine ernsthaft am echten Setting angelehnte Sartar-Kampagne [geschweige Prax/Pavis] spielen, kommt man als Spielleiter sowieso nicht drumherum, sich aus allen verschiedenen, alten [!] Büchern [und ich spreche nichteinmal von den Fanzines] essenzielle geografische und auch kulturelle Informationen herauszukompilieren.
Solche Dinge sind meiner Meinung doch perfekt für das Jonstown Compendium geeignet, schließlich findet sich darin aktuell auch ein hochoffizielles Buch zu den Armeen, das sogar Jeff nun als Referenz verwendet; falls man nicht die GS Library bemühen möchte.
Meine Vermutung ist, dass sich die Chefautoren mit solchen fragmentarischen Zeitkapseln der Glorantha lore zurückhalten, um die gerade langsam zurückgewonnene Deutungshoheit über das Setting nicht schon wieder zu verwässern.
Was ich wiederum aus Sicht des Setting-Designs vollkommen nachvollziehen kann.
Worauf ich hinweisen wollte, ist, dass ein Neueinsteiger in Glorantha gerne auch die RQ2-Erfahrung machen kann, auch ohne allzugroße Probleme mit RQG-Regeln. Ein Jonstown-Compendium-Werk für Charaktere zu einem früheren Zeitpunkt ist entweder im Entstehen oder schon eingestellt.
Richtig gut wäre es, wenn die RQ3-Renaissance-Reihe noch wiederauferstehen würde, um auf die RQ2-Reihe aufzubauen.
Umso überraschter bin ich hingegen davon, wie wenig aktuell für das JC herauskommt. Ich meine, die Leute haben gefühlt hunderte Seiten selbsterstelltes Glorantha-Material auf ihren Festplatten, das bisher wohl keine weiten Kreisen gezogen hat.
Worauf warten die Leute? Mit dem JC schlägt doch die große Stunde der Glorantha-Bastler, die abseits des Kanons und der ausgetretenen Pfade [DragonPass] ihre eigenen Kampagnen und Regionen geschrieben haben.
Worauf warte ich?
Ich habe die Qual der Wahl, was ich da nun anfangen könnte. Und ich bin niemand, der ohne Redakteur zu einem Ende kommt. Ich bräuchte also eine Kollaboration.
Ich habe da so einige Ideen, von denen ich auch nicht genau weiß, ob sowas als Produkt gekauft und gelesen würde. Vor etwas über einem Jahr hatte ich zwei Elmali-Haushalte ausgearbeitet, um bei der Elmal-Yelmalio-Debatte ein paar neue Einsichten zu bekommen. Das Resultat waren zwei relativ lebendige Einblicke in sartaritische Haushalte, die man mit Szenarien oder zumindest Cameos ausstaffieren könnte.
Für eine Veröffentlichung bräuchte ich Charakter-Skizzen, ein halbwegs aktuelles Layout, Karten... also etwas Unterstützung für die ersten beiden Punkte, und ein Graphik-Tablett für weitere Illustrationen und die Karten, sofern ich das selber anfassen würde. All das kostet auch Zeit, und meine eigenen (am Computer erstellten) Zeichnungen entstehen deutlich langsamer als Martin Helsdons, und zeigen andere Dinge.
Es gibt wenig, was innerhalb der sartaritischen Orlanthi spielt, außer dem großartigen Red Cow-Material von Ian Cooper. (Noch toller wäre es, wenn Ian als Spielleiter mitverkauft würde, aber man kann und sollte ihn zumindest einmal jährlich auf dem Herbst-Kraken erleben.)
Ich habe diverse andere Dinge angedacht und teilweise auch schon beschrieben, die den Spielern Eigenheiten der Orlanthi vermitteln könnten. Für den großen Wurf mit epischen Elementen aus Glorantha habe ich bisher nur Norinevras Heimkehr, eine Pilgerfahrt mit Leiche, die auf Deutsch im HeroQuest-Szenarienband von Robin Mitra aus meinen unvollendeten Notizen zusammengestellt wurde. (Allerdings auch begründet durch eine Schreibblockade, die mich zur Deadline erwischt hatte. Und die könnte wiederkommen.)
Ich bräuchte den Nochet-Quellenband als erhältliche Referenz, um meine eigentlichen Ideen für den Abschluss der Pilgerfahrt mit Leiche zu schreiben, und einen Redakteur und kritischen Glorantha-Kenner, der mir dagegenhalten und mich antreiben kann. Idealerweise, indem ein anderer Autor zumindest komplett andere Ideen dazwischenwirft.
Ich bin auch immer noch in Karse zuhause und würde das gerne wieder aufbauen. Ein geändertes Stadtmodell mit mediterraneren bronzezeitlichen Häusern, meinetwegen gerne. In der Nähe zwei Ruinen - das alte Karse, in dem die pelaskitischen Fischer immer noch ihre Boots-Prozessionen und Rituale abhalten, und die von Trollen zerstörte Gottlernerstadt Lylket. Dazu Enten und Molchlinge (und warum schreibe ausgerechnet ich Entenhasser über diese Witzfiguren?), die Trolle vom Shadow Plateau, Nachhall von Fazzur's Zeit in der Stadt, und Wolfspiraten. Was will man mehr?
Aber auch das ist viel Arbeit, und ich habe die leise Hoffnung, dass sowas auch als offziielles Supplement möglich wäre. Zumindest möchte ich nix in dieser Größenordnung anfangen, was dann durch relativ wenige offizielle Worte als "nicht das wahre Glorantha" abgetan werden kann.
Karse ist klein genug, um eine ähnliche Behandlung wie Neu-Pavis zu bekommen, und derartige Hauspläne sind gar nicht so schwer zu konstruieren, wenn man sich auf ein paar architektonische Merkmale eingeschossen hat.
Warum mache ich nicht einfach? Ich bin zu abgelenkt. Z.B. von dem Beruf, mit dem ich ein wenig Geld verdiene, aber auch mit meiner Aktivität im Forum (nicht hier, aber basicroleplaying.org). Ich würde mir gerne das Graphik-Tablett zulegen, um zumindest brauchbare Art-Direction für Leute machen zu können, die auch Leute zeichnen können, aber erstmal muss ich die Rechung für meine Heizungsreparatur abwarten, die morgen hoffentlich endlich abgeschlossen werden kann.
Mit anderen Worten, die Woche bräuchte ein, zwei Tage für mich als Autoren.
Und wenn mir das so geht, dann geht das wohl auch vielen anderen potentiellen Autoren so.