#49
Steven Erikson - Das Reich der Sieben Städte - Spiel der Götter 2Ich möchte nicht zu viel für die Nichtleser verraten, aber kann wieder vorwegstellen, dass wenn jemand komplexere Fantasy mag, er gerne zu Erikson greifen sollte.
Erikson versucht in diesem Band seinen Charakteren mehr Charakter und Tiefe zu verleihen, ohne seinen holistischen und doch verschachtelten Weltdarstellungsdrang zu verbergen, sodass daraus noch ein etwas unsicherer Zwitter wird, weil manche Charaktere sich an sehr einfachen Charakteristiken festhalten müssen.
Das ändert nichts daran, dass es weiterhin eine schöne Reihe ist und das Miträtseln über die Gesamtereignisse sehr viel Spaß macht. Es gab sogar einige Charaktere, die mir sehr gut gefallen haben, allen voran Heboric, Duiker und Fiedler.
Erfreulich ist, dass das Buch noch etwas grittier wirkt als Band 1 und das passt gut zur Geschichte. Viel der Geschehnisse sind subjektiv geschildert, und häufig findet Weltbeschreibung auch durch Dialog statt. Die unsicheren Erzähler so zu nutzen, ist im Gesamtrahmen gut gelungen.
Ich habe die Entscheidung gefällt, ich werde weiterlesen.
7,5 von 10 Punkten.
#50
Peter Stamm - Weit über das LandEin eher kleines Büchlein, welches ich zu Weihnachten von einer Arbeitskollegin erhalten habe. Nett geschrieben, hatte aber in mir nicht ganz den Widerhall, den ich mir erwartet habe, denn dafür ist die Geschichte in Teilen trotz ihres Ansatzes zu unplausibel. Allgemein ist es eher ein Nachdenken über die Flucht, als dass die Flucht glaubhaft ist.
Es dreht sich hierbei um die Flucht eines Mannes aus seinem gefestigten Dasein als Sachbearbeiter und Familienvater, der aus dem Leben seiner Frau verschwindet und doch allgegenwärtig bleibt, sodass er bzw. seine Erinnerung die Grenze seines möglichen Todes transzendiert, mit entsprechendem Ende.
Sehr gefällig geschrieben, ohne in einen Heimatroman abzudriften, aber doch nicht wirklich packend, weil die moralische Komponente seines Verschwindens - das Zurücklassen seiner Frau und seiner zwei Kinder, seines Lebens - nicht beleuchtet wird. Ein paar der angedeuteten Abzweigungen der an sich stringenten Erzählung sind absichtlich für den Effekt offengelassen, trüben aber hier und da das Gesamtbild.
Das Buch lebt von seiner Klammer des Flüchten-Wollens und des trotz Flucht nie ganz Flüchten-Könnens.
Ich werde es eher wegen der Geste, die das Geschenk begleitete, in Erinnerung behalten, spiegelt dieses Buch einige Gespräche zwischen uns doch ganz gut.
6 von 10 Punkten.