Es fing an als ich damals Einsamer Wolf und Battletech entdeckte. Ich wohnte damals in Dortmund und jemand aus meinem Umfeld erzählte von diesem kleinen Laden „Spiel und Fantasy II“. Es gab damals so eine flüchtige Idee selbst ein Abenteuerbrettspiel zu bauen (also für uns, nichts professionelles) und der Laden hatte einfach interessantes Material. Und die hatten wirklich alles. Battletech und Metal Magic Zinnfiguren, und so ziemlich alles an Rollenspielmaterial. Damals war ich etwas überfordert und hatte keine Ahnung was das alles für ein Kram war, aber er gefiel mir sehr. Dort kaufte ich auch mein aller erstes Hobby-Material: Es war ein W10 (damals nur ein ulkiger zehnseitiger Würfel den ich für Einsamer Wolf nutzen würde), eine Metal Magic Zinnfigur von einem Bogenschützen (Elf?) und ein Kampftitan Mech für Battletech. Ich habe alles noch. Bestimmt auch noch den Würfel, aber ich kann nicht sagen wo der ist.
Als Einsteigersystem hatte man den Kumpels zu MERS geraten, so kaufte auch ich das Einsteigerheft zu MERS. (Mein allererstes echtes Rollenspiel, yay! Aber bisher nie gespielt, ay...) Besonders viel anfangen konnte/n ich/wir damit aber nicht. Wer zum Teufel war Gandalf? Hobbit? Barde? Der Herr der Ringe? Wie man das spielen sollte wussten wir auch nicht. Aber man konnte „irgendwelche“ Werte in die Charakterbögen eintragen – was wir dann in unserer völligen Beknacktheit auch taten. Irgendwelche Werte eintragen, die irgendwie passten.
Ja, wir verstanden wirklich nicht damit umzugehen. Wirkliche Mühe gaben wir uns wohl auch nicht.
Dann tauchte ich in Battletech und dessen Romanreihe ein. Obwohl wir es nur gelegentlich spielten (mit eigenen Szenarien, selbstgebastelten Handouts und so etwas wie Spielleitung, ohne zu wissen das wir begrifflich so etwas wie Spielleitung hatten), ließ es mich nicht los. Ich spielte die Einsamer Wolf Bücher, war hin und weg fasziniert, und las immer mehr Battletech und, ja, Dark Sun. Mit den seltsamen Büchern wo D&D oder AD&D, DSA, Shadowrun, etc. draufstand hatte ich aber nichts am Hut.
Ein guter Kumpel erzählte mir von einem „Rollenspiel“ bei dem er mitspielen durfte und das er es besser fand als nur Battletech. Ich hatte das Glück über seine Vermittlung auch eingeladen zu werden und wir spielten damals AD&D 2nd. Ed. „Against the Cult of the Reptile God/Gegen den Kult des Reptiliengottes“. Es war Liebe auf den ersten Blick! Es war das Spiel was ich schon immer gesucht hatte, ohne aktiv danach gesucht zu haben und es schlug ein wie eine Bombe. Es wurde mein allerliebstes Hobby. Wir spielten Samstag von 12 Uhr Mittags bis 4 Uhr morgens und waren 100% dabei. Wir wurden alle die besten Freunde und spielten noch Jahre lang genau so weiter, bis man sich durch Umzüge, etc. leider örtlich trennte.
Ich erfuhr dass es in meiner Nähe sogar einen anderen Fantasy-Laden gab. Im „Auenland“ kaufte ich damals mein erstes klassisches Würfelset (ich habs noch!). Aber ich blieb beiden FLGS treu. Und neue kamen hinzu. Spiel und Fantasy II schloss seine Pforten, Gamers Guide und Tellurian Games betraten die Bühne (zumindest in unserer Wahrnehmung). Ich kaufte mal dort, mal da. Allerdings doch wesentlich mehr im Auenland, weil es nur zwei Straßen weiter und zu dem Stammladen meiner Gruppe geworden war.
Das waren damals andere Zeiten. Ein Fanpro Katalog war kein bloßer Katalog, sondern einfach voller Magie. Jedes neue Rollenspiel war ein wenig wie ein unbekanntes Artefakt. Klingt doof, aber damals war die Welt noch in Ordnung. Heute, Dekaden später, liebe ich immer noch Rollenspiele, aber ob es noch so ist wie damals? Heute ist man erfahren, verwöhnt, anspruchsvoll, an Systemen übersättigt und sitzt auf einer riesigen Sammlung. Aber auch das ist in Ordnung.