Für kurze, unregelmäßige Runden würde ich
Index Card RPG (ICRPG) vorschlagen. Der große Vorteil an dem System ist meiner Meinung nach, dass es einige wenige Mechaniken gibt, die für alle Situationen genutzt werden:
- Sämtliche Würfe, bei denen es um die Frage geht, ob ein Charakter bei etwas Erfolg hat, erfolgen mit 1W20 + Attribut gegen einen Schwierigkeitsgrad, der über eine gesamte Situation hinweg gleich ist. Egal welche Aktionen die SC also z.B. während eines Kampfes oder einer Bombenentschärfung durchführen, sie würfeln immer gegen die gleiche Schwierigkeit. Das macht es einfach, zu gucken, ob man Erfolg hat oder nicht.
- Längere Aufgaben erfolgen über Herzen zu je 10 Trefferpunkten. Egal, ob ich Schaden bei einem Gegner verursache, einen Türsteher überreden möchte oder eine Falle entschärfe: Wenn eine Aufgabe mehr Anstrengung erfordert und nicht einfach mit „Erfolg/Misserfolg“ beantwortet werden kann, greife ich sozusagen die Trefferpunkte an.
Darüber hinaus ist das System grundsätzlich in jedem Setting denkbar. In den Grundregeln gibt es ein Fantasy- und ein Sciencefiction-Setting, der Weltenband
ICRPG Worlds bietet noch ein Weird-West-Setting. Entsprechend lassen sich also z.B. auch Shadowrun-artige Cyberpunk-Abenteuer damit spielen (das im GRW enthaltene Sci-Fi-Setting
Warpshell bietet sich dafür sehr an). Die Settings enthalten verschiedene Charakterklassen und Gegenstände, die allerdings reiner Fluff sind und sich leicht reskinnen lassen.
Ohnehin die Klassen: Die haben keine vorgegeben Progression, es gibt keine aufwändigen Regeln zum Hochleveln der Charaktere. Stattdessen sind die Klassen eine Sammlung von einigen wenigen archetypischen Gegenständen, den sogenannten
Milestone Rewards, und Starter Loot. Die Charaktere werden also neben den Attributen durch ihre Ausrüstung bestimmt. Das gefällt vermutlich nicht jedem, ließe sich aber ebenfalls einfach in Fähigkeiten der Klassen umdeuten.
Dazu kommen dann noch ein abstraktes Entfernungssystem statt genauen Ausmessens
*; schicke Ressourcen für Online-Spiele; eine Initiativeregel, die dafür sorgt, dass die gesamte Sitzung reihum stattfindet, sodass alle immer wieder dran sind, sich aber auch problemlos ignorieren lässt; und sehr gute Tipps zum Encounterdesign.
Insgesamt kann ich
ICRPG gerade für Gelegenheitsrunden komplett empfehlen.
* Laut Regeltext sollen Entfernungen ja eigentlich mit einer Banane ausgemessen werden, aber da gibt es dann nur die Kategorien „direkt dran“, „innerhalb einer Banane“ und „weiter weg als eine Banane“. Ich finde ja, allein wegen dieses Humors und des ironisch-übertriebenen Schreibstils (am Anfang des Buches steht ein Schwur, den die SL ablegen soll) sollte man
ICRPG mal eine Chance geben.