Autor Thema: SC's und Ingame Autoritäten  (Gelesen 6280 mal)

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Offline Morvar

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SC's und Ingame Autoritäten
« am: 5.02.2020 | 17:19 »
Heyho!

Ich habe mal eine Frage an die anderen SL's hier.

Wie geht ihr mit dem klassischen "Problem" um, dass Spielcharaktere innerhalb der Spielwelt eigentlich nach ihrer dortigen Sozialisation  handeln müssten, sich aber grundsätzlich nach den moralischen, sozialen Werten der richtigen Welt verhalten?

Öhm...versteht ihr was ich meine?

BSP: Spielergruppe rettet einige NSC. Einer davon ist ein hochrangiger Adliger (nur Stufe 0), der sich..natürlich...seiner Stellung nach verhält. Er ist leider kein netter Adliger. Also Beleidigungen arrogantes Verhalten usw.
Reaktion der Spieler-->wir verprügeln, beleidigen auch.

Hier mein Einwand.

Würde ein Mensch, der mit dem Wissen aufgewachsen ist, das der Adel einfach unglaublich viel Macht besitzt und fast alles tun kann, so einfach mit den Gegebenheiten brechen?

Ich meine...wie lange hat es gedauert, bis sich die Menschen gegen den Absolutismus wandten? Und da gab es ja noch nicht einmal Magie, klerikale Kräfte...oder Dämonenbeschwörer die den armen Bauern /Jäger einfach verschwinden lassen könnten.

Natürlich ist das auf Metaebene zu klären ein Weg.
Innerhalb der Spielregeln von z.b. D&D ist es wohl Recht schwer...Gruppe von 4 Stufe 4 Helden gegen z.b. die Wache eines kleinen Herzogs (10 bis 15 feste Soldaten).

Und jeder Adlige gleich Stufe 10...passt nicht.

Was macht ihr? Ingame?

lG

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #1 am: 5.02.2020 | 17:28 »
ein Kopfgeld ? Sich beim König Beschwerern ? Händler machen den kriminellen schlechter preise ?

Pyromancer

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #2 am: 5.02.2020 | 17:29 »
Würde ein Mensch, der mit dem Wissen aufgewachsen ist, das der Adel einfach unglaublich viel Macht besitzt und fast alles tun kann, so einfach mit den Gegebenheiten brechen?

Ich meine...wie lange hat es gedauert, bis sich die Menschen gegen den Absolutismus wandten?

Das ist ja schon eine Annahme, die du hier setzt, wo die allermeisten Settings und auch die reale Welt, nicht mit gehen. Wie lange hat es denn gedauert, bis sich der Absolutismus überhaupt herausbilden konnte?

Aber um auf die Frage zurück zu kommen: Ich mag es, wenn die Spieler in die sozialen Gefüge der Welt eingebettet sind. D.h. sie sind selbst Mitglieder von Gilden, Räten, klerikalen Orden, ..., und werden von NSC-Seite auch entsprechend behandelt. Ich glaube, dann fällt es auch leichter, selbst NSCs ihrem Stand entsprechend zu behandeln.

Wie geht ihr mit dem klassischen "Problem" um, dass Spielcharaktere innerhalb der Spielwelt eigentlich nach ihrer dortigen Sozialisation  handeln müssten, sich aber grundsätzlich nach den moralischen, sozialen Werten der richtigen Welt verhalten?

...

Reaktion der Spieler-->wir verprügeln, beleidigen auch.
Ich hoffe, deine Spieler machen das in der richtigen Welt NICHT so.  >;D

Offline Faras Damion

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #3 am: 5.02.2020 | 17:38 »
Ich fürchte, um die Metaebene kommst du nicht drumrum.

Man könnte übrigens auch argumentieren, dass der mächtigste Adlige in dieser welt immer sehr nett zu Helden ist, da die eben die gesamte Wache plattmachen können. Und neue Aufträge werden nur an vernünftige Figuren vergebe, da die ja Erfahrung geben und man keinen Level-20 Mörderhobo im Königreich haben will. ;)

Wobei ein arroganter und gängeliger NPC nur in wenigen Fällen für Spielspaß sorgt. Im Zweifel mach die Dinger nett.

Und antworte nicht mit Ingame Konsequenzen bei abweichenden Weltvorstellungen.

Ernsthaft: Redet drüber und einigt euch.
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Online nobody@home

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #4 am: 5.02.2020 | 17:39 »
Na ja...zunächst mal benehmen sich die Spielweltautoritäten so, wie auch immer sie sich benehmen, weil ich als SL das so festgelegt habe. Wenn da also ein Arschlochadliger daherstolziert kommt, dann nur, weil ich das in der konkreten Situation so wollte. Da kann ich als direkt Verantwortlicher mich dann schlecht darauf berufen, daß der ja aber eigentlich in der Spielwelt total "Immunität" genießen und die SC triezen können sollte, wie's mir gerade beliebt -- zumal ich womöglich selber der Meinung bin, daß der Typ zumindest eine Abreibung verdient...

Ansonsten kann ich die Spieler eigentlich nur noch mal an ihr Charakterwissen erinnern und ihnen bei Bedarf noch mal etwas im Detail erläutern, was die Regeln der Gesellschaft (sowohl die formalen als auch die nicht ganz so "offiziellen") ihnen in so einer Situation erlauben und was nicht. Wie sie dann mit diesem Wissen umgehen, muß ihre Entscheidung bleiben.

Online Quaint

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #5 am: 5.02.2020 | 17:41 »
Komm drauf an. Zunächst mal ist es halt ne komische Vorstellung, dass sich ein Typ verhalten kann wie die Axt im Walde und dann keinen Gegenwind spürt. Das als SL durchsetzen zu wollen für einen NPC hat etwas Geschmäckle.

Die andere Sache ist, dass Adel ja durchaus arschig und tyrannisch sein kann. Aber wenn man sowas wie DnD spielt muss man bei so einem Adel dann durchaus damit rechnen, dass man den örtlichen Herrschersitz schon mal als Dungeon vorbereiten kann. DnD Charaktere haben halt enorme Macht, irgendwann brauchen die sich selbst von Göttern nix mehr sagen lassen. Und von so nem Gernegroß mit gerade einmal 15 Männern schon gar nicht.

Man kann natürlich dem Adel auch entsprechende Macht geben und das (ggf. nach einer IT oder OT Warnung) konsequent durchziehen. Dann hat der Herzog halt hunderte erfahrene Männer von denen schon 10 leicht mit der Gruppe fertig werden, und natürlich einen Kleriker des Tyrannengottes festangestellt, Stufe 15, und dazu einen Hofmagier Stufe 17. Und wenn dann rauskommt, dass sie einen Adeligen verprügelt und gedemütigt haben, dann steht halt Strafe an, die nur schlimmer wird, wenn sie sich widersetzen.

Womöglich kann man den Herzog dann aber als Endboss vorbereiten, während die SC als Vogelfreie umherhetzen und dem tyrannischen Regime immer wieder Nadelstiche versetzen, während sie Erfahrung und Verbündete für den Sturz des Regimes sammeln.
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Offline Baholikonga

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #6 am: 5.02.2020 | 18:11 »
Ich würde die Spieler darauf hinweisen, dass sie sich aktuell entgegen dem Gesetz verhalten. Wenn sie trotzdem dem Adligen eine Abreibung verpassen wollen, so liesse ich sie gewähren. Allerdings wäre das für mich eine schöne Gelegenheit für ein Nachspiel. Der adligen lässt die Demütigung natürlich nicht auf sich sitzen, sondern heuert entweder selbst Abenteurer an, die dann die Spieler stellen und versuchen ihnen eine Lektion zu erteilen oder er nutzt halt die Gesetze um sie anzuklagen. Daraus kann sich eine ganz eigene Story entwickeln.

In einer meiner Runden hat zum Beispiel der Schurke in einem kleinen Dorf, welches die Spieler sehr freundlich empfangen hat, die Gelder des örtlichen Buettels gestohlen. Der Buettel war ein ehemaliger Soldat der Armee und hat sich am Abend sogar mit den Spielern in der Taverne angeregt unterhalten und getrunken.
Die Spieler sind am nächsten Tag direkt weiter gereist, aber es war ja nun recht offensichtlich wer hier den Diebstahl begangen hat. Folglich habe ich zwei ältere Kämpfer erschaffen (den Buettel und einen Jäger - beide allerdings eine Stufe unter der Stufe der Spieler), welche den Spielern gefolgt sind. Schließlich haben die beiden die Spieler gestellt und das Geld zurück verlangt. Zusätzlich sollte der Dieb als solcher per Brandzeichen markiert werden. Tatsächlich dachte der Spieler des Schurken an einen Kampf, aber die anderen drei Spieler haben direkt die Waffen gestreckt und vortan lief der Schurke mit einem Brandzeichen auf dem Unterarm durch die Welt.
Seitdem werden die NSCs deutlich respektvoller behandelt...

Offline YY

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #7 am: 5.02.2020 | 18:21 »
Würde ein Mensch, der mit dem Wissen aufgewachsen ist, das der Adel einfach unglaublich viel Macht besitzt und fast alles tun kann, so einfach mit den Gegebenheiten brechen?

Das ist schon keine Annahme mehr, sondern ein Zerrbild - auch ein Adliger darf nicht einfach alles™, sondern hat nach unten genau so Verpflichtungen wie nach oben; vom omnipräsenten menschlichen Faktor gar nicht angefangen. 

Also eher eine (mMn recht gelungene) Darstellung wie in Alatriste und weniger wie beim Kommissar an der Ostfront, wo ein falsches Wort das Todesurteil sein kann.
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Offline Morvar

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #8 am: 5.02.2020 | 18:28 »
Vielen Dank für die Antworten.

Um hier direkt eines vorweg zu nehmen, es geht mir nicht darum SC zu gängeln oder jemandem Ärger beim Spiel zu machen.
Meine Annahme, dass in einer eher mittelalterlichen o. absolutistischen Welt Aufbegehren gegen Autoritäten häufig schnell und endgültig bestraft wurde und dadurch evtl. eine andere Selbstverständlichkeit im Umgang mit den selbigen vorherrschte, ist vielleicht falsch. Ist einfach ein Bild in meinem Kopf .

Ich meine...hat sich z.b. die Inquisition oder die Engländer bei den Schotten nicht ziemlich viel rausgenommen, bis etwas passierte?
Ich frage mich ernsthaft, wie ich reagieren würde in einer Welt in der ich nicht über meine Bildung und mein Wissen verfüge, sondern über z.b das "klare" Wissen, das die Welt um mich herum und das Ständesystem "Gottgegeben" ist. Und...ich jeden Tag Beispiele dafür sehe...

Aber gut.

Also:
Metaebene scheint eine tragfähige Lösung zu sein.
Ingame Konsequenzen nur mit Vorsicht...
Natürlich ist mir durchaus bewusst, dass ich die Welt darstelle und damit auch den arroganten NSC. Aber...dieser arrogante NSC in, laut innerweltlicher Logik, eben mit all den Privilegien und Erfahrungen so geworden. ER WEIß, das er z.b das Recht der 1 Nacht hat, oder einfach sagen kann, welche Strafe einem Dieb angedacht wird. Weil er ..eben seinen Rang hat...Macht kann korrumpieren....

LG

Offline Morvar

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #9 am: 5.02.2020 | 18:31 »
@YY

Klar darf ein Adliger nicht alles, genau so wenig wie ein Priester, Bischof..wer auch immer.
Das wollte ich so auch nicht ausdrücken.

Aber eben durchaus mehr als der Bauer. Leibeigener..einfacher Soldat.


Pyromancer

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #10 am: 5.02.2020 | 18:35 »
Es hilft auch, wenn man als SL die NSCs realistisch spielt. Es kann ja sein, dass selbst der arschigste Adelige zumindest ein bisschen dankbar ist, wenn er von den SCs gerettet wird. Oder zumindest jeder zweite. Und zumindest die intelligenteren Adeligen wissen, dass sie sich NICHT alles heraus nehmen können. Klar, so ein Bauernaufstand ist ruck-zuck niedergeschlagen, kostet aber Geld, Ansehen, Gefallen der Nachbar-Adeligen und nicht zuletzt die eigenen Steuerzahler, die ja keine Steuern mehr zahlen, wenn man sie tot geschlagen hat.

Offline YY

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #11 am: 5.02.2020 | 18:38 »
Klar darf ein Adliger nicht alles, genau so wenig wie ein Priester, Bischof..wer auch immer.
Das wollte ich so auch nicht ausdrücken.

Gut, andersrum sollte man schon einen gewissen Grundrespekt haben.
Da bin ich ganz bei Pyromancer: Das wird wesentlich einfacher und geht meiner Erfahrung nach fast automatisch von der Hand, wenn die SCs entsprechend in die Gesellschaft eingebettet sind.

Im blödesten Fall hat man irgendwelche Murderhobos und Dungeonhooligans, denen das ganze Gefüge relativ egal sein kann und wenn die dann in Sachen Kampfkraft noch zu den dickeren Fischen gehören, wie es bei manchen Systemen schnell mal passiert, wenn man als SL den gut gemeinen Versuch unternimmt, die restliche Welt bodenständig zu halten...da ist der Verlauf schon fast vorprogrammiert, wenn denen einer mal richtig krumm kommt.
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Offline Weltengeist

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #12 am: 5.02.2020 | 18:39 »
Interessantes Thema...

Mal ganz ab davon, dass die meisten Spieler nicht mal in der Lage sind, einen Schnupfen überzeugend auszuspielen, den sie selbst gerade nicht haben, ist ja wirklich die Frage, wie man sich seine Fantasywelt so vorstellt. Denn wenn es wirklich "normal" ist, vor jedem Höherstehenden zu kuschen, an die Allmacht der heiligen Dreifaltigkeit zu glauben usw., ist es dann vielleicht auch normal, Frauen wie bessere Haustiere zu behandeln, offen rassistisch aufzutreten usw? Nur weil es bestimmte Phänomene in der Geschichte mal gegeben hat, möchte ich die nicht unbedingt auch am Spieltisch wiederbegrüßen. Da sollte man sich also tatsächlich mal in Ruhe unterhalten darüber, wie die Spielwelt tatsächlich funktioniert.
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Offline Morvar

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #13 am: 5.02.2020 | 18:39 »
Brechen wir es runter:
z.B. hat der Nichtadlige in der alltäglichen Rechtsprechung gg. einen Adligen schlicht und ergreifend keine wirkliche Chance. Wenn er keinen Gönner hatte...
Dann nicht zu vergessen, die allgegenwärtigen Vebrechen, wie "Hexerei", Gotteslästerung usw.
Gewohnheitsrecht...tausend Dinge die einen Adligen extrem bevorteilen...

Das waren so eher die Dinge die ich auch meine...ICH wäre halt als SC in gegenwart eines Adligen extrem vorsichtig....trotz 300 TP und +11 auf Attacke ;-)

Weil..es sich irgendwie für MICH besser anfühlt.

Also die Metaebene..
 

Offline Morvar

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #14 am: 5.02.2020 | 18:43 »
Ui ui

Damit hier nix falsches aufkommt. Will keine 100% Abbildung des Mittelalters mit all den schrecklichen Dingen darstellen. Es ging tatsächlich nur um die ...innerweltliche Logik, basierend auf einem eher "fantasy"angehauchten Bild einer solchen Welt.

Ich sag mal so: Im Herrn der Ringe hat auch niemand dem Truchsess von Gondor in der "BeerenEssenSzene" den Arsch versohlt. Obwohl es jeder wollte! ;-)

Ganz schön empfinde ich das Gefüge beim Rad der Zeit...z.b...

Offline YY

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #15 am: 5.02.2020 | 18:51 »
Nur weil es bestimmte Phänomene in der Geschichte mal gegeben hat, möchte ich die nicht unbedingt auch am Spieltisch wiederbegrüßen.

Davon abgesehen, dass man da ganz schnell ein recht verzerrtes Bild erzeugt, wenn man sich auf solche Aspekte versteift und die zum flächendeckenden Sowardashaltfrüher ernennt.

Von der Überlieferungsfrage ganz zu schweigen - wenn z.B. der Großteil der Aufzeichnungen von der Kirche mindestens beeinflusst, wenn nicht zentral beherrscht ist, waren die Leute früher natürlich alle ganz furchtbar gläubig ;)
Man stelle sich mal vor, in 200 Jahren hätte ein interessierter Forscher nur die offiziellen Verlautbarungen des eigenen Arbeitgebers zur Verfügung und frage sich, ob der ein realistisches Bild erhielte...
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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #16 am: 5.02.2020 | 19:14 »
Ganz allgemein: auch die tollste Spielweltautorität ist nur deswegen eine, weil die Gesellschaft das mitmacht. (Das kann sogar für in der Spielwelt real existierende Götter gelten. Egal, wie mächtig du ganz persönlich bist -- du kannst die Sterblichen nicht zwingen, dich freiwillig zu verehren, weil das schon vom Grundgedanken her ein Widerspruch in sich wäre. Und wer selber eigentlich auch nur ein Sterblicher ist...na ja. 8]) Und Autoritäten mit mindestens drei Gehirnzellen -- um mal ein paar offensichtliche Beispiele auszuklammern -- sind sich dessen normalerweise auch zumindest zu einem gewissen Grad bewußt. Man sollte nicht vergessen, daß selbst rein historisch betrachtet auch ganze Herrscherdynastien schon oft gestürzt worden sind, weil andere Leute sowohl die Motivation als auch die Mittel hatten...

Online Maarzan

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #17 am: 5.02.2020 | 19:22 »
Ich denke das Problem ist die einseitige dauerhafte Bedienung eines Zerrbilds.
Einige Spieler lassen ihre "revolutionären" antiautoritären Gelüste raus, einige SL lieben es die Spieler über ihre Figuren zu schikanieren.

In der gesünderen Praxis müssen SC wie NSC in ihrer Welt zurecht kommen. Der Adel hat entsprechende Vorrechte, aber auch die sind den Umständen geschuldet, die bewahrt bleiben wollen. Frisch gerettet und von Leuten ggf. unklarer Gesinnung umgeben wird es ggf außer in nicht so häufigen Sonderfällen von Egomanie zu Fällen von "Diplomatie" kommen.

Überhaupt dürfte sich so eine Beziehung in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit bilden und darüber hinaus die entsprechende Interessens- und Machtlage wiederspiegeln.

Irgendwo habe ich mal gelesen D&D-Helden sind in höheren Stufen so etwas wie wandernde Königreiche und dabei ihre eigenen Diplomaten (im Falle von Vollcastern Nuklearmächte)

Selbst wenn die eine Seite die andere Seite besiegen könnte, würde das voraussichtlich einiges an Schaden anrichten. Daher dürfte Höflichkeit die übliche Umgangsform sein, solange die Feindschaft nicht aus der sonstigen Lage bereits abzuleiten ist.

Oder als Beispiel/Anekdote.
Wir sind als herumziehende Abenteurer zuletzt des Öfteren festgesetzt worden (vgl. Gefangenschaftsthema).
Aber so wie wir uns dann höflich und kooperativ verhalten haben (auch wenn die Ordnungskräfte rechnerisch der Aufgabe ganz und gar nicht gewachsen waren) und vorher auch keinen unerklärbaren Unsinn angestellt haben, ist das alles den Umständen entsprechend respektvoll und nebenwirkungsfrei von Statten gegangen.

Anderswo ab einem gewissen Level und entsprechender Kooperationsgeschichte war das Siegel als Agent des Herzogs zumindest in seinem Land dann auch ein Türöffner nicht nur für Situationen, wo früher Gefängnis gedroht hätte. Aber auch umgekehrt, als Agent dann mit quasi Inquisitionsrecht sollte man sein Glück eben nicht überstrapazieren und höflicher und verständnisvoller Umgang verhindert Kooperation herbeiprügeln zu müssen.
« Letzte Änderung: 5.02.2020 | 19:31 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Yehodan ben Dracon

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #18 am: 5.02.2020 | 19:35 »
In einem Spiel in dem es um Macht geht (D&D im Speziellen) ist es halt auch einfach unstimmig, jemand machtlosen arrogant und tyrannisch darzustellen.
Die Annahme aus unserer realen Welt, dass Bürgerliche Respekt vor Adeligen haben, beruht nämlich nicht nur auf dem Glauben, der Adel sei dazu vorherbestimmt, sondern auch ganz wesentlich darauf, was dem Delinquenten droht. Aber drohen kann ihm nur etwas, wenn er durch seine eigene Machtfülle nicht bereits den Konsequenzen entwachsen ist. Also sollten machtvolle Charaktere entweder selbst Ränge erhalten oder aber die Adeligen machtvoller sein. Zumindest ihre Mamis und Papis und ihre Truppen 😉
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Offline Faras Damion

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #19 am: 5.02.2020 | 20:28 »
(...)
Weil..es sich irgendwie für MICH besser anfühlt.
(...)

Jeder am Spieltisch soll Spaß haben, auch der Spielleiter.

Manchmal scheint es mir, als sei das Pendel zu weit zurückgeschlagen, von dem allmächtigem Meister der 90er zu einem reinen Dienstleister, der die Bedürfnisse der Gruppe stillen soll.

Du darfst genauso deine Wünsche äußern wie jede Spieler*in. Und wenn du ein hierachischeres Spiel möchtest, findet ihr bestimmt Kompromisse.

Ich habe übrigens gerade genau das gegenteilige Problem: meine Spieler*innen wollen den tyranischen Despoten nicht stürzen; das sei gegen die Praiosgefällige Ordnung, blabla. Als hätte die Charaktere alle Autoritätsglauben 100. ;)

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Offline JS

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #20 am: 5.02.2020 | 20:29 »
Die meisten meiner Mitspieler setzen Autoritäten im Spiel gut um und akzeptieren auch deren Stellungen, obwohl sie sich natürlich dann als Helden nicht gleichzeitig herumkommandieren lassen. Einige wenige Spieler aus meinem Kreis kriegen aber die Vollkrise bis hin zum Aggroausbruch, wenn sie von Autoritäten schlecht behandelt werden oder von Folteropfern angelogen oder von Betrügern abgezockt. Das empfinde ich zwar als mieses Rollenspiel, aber diese Spieler ändern sich auch nicht mehr. Ich habe das Problem für mich gelöst, daß ich für sie nicht mehr leite.
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Offline Deep One

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #21 am: 5.02.2020 | 20:51 »


Wie geht ihr mit dem klassischen "Problem" um, dass Spielcharaktere innerhalb der Spielwelt eigentlich nach ihrer dortigen Sozialisation  handeln müssten, sich aber grundsätzlich nach den moralischen, sozialen Werten der richtigen Welt verhalten?

1) Kurze, flapsige Antwort: Die SCs können tun, was sie wollen und ich entscheide, die die Spielwelt darauf reagiert. Es gibt also gar kein Problem.

2a) Aber tatsächlich finde ich es gut, wenn die SCs sich am modernen Wertekanon orientieren. Es vereinfacht das Spiel, denn so können gut, böse und alle Grauschattierungen sofort verortet (und akzeptable Ziele für Blutvergießen ausgemacht) werden.

2b) Andersherum habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn SCs sich an einem vormodernen Wertekanon orientieren sollen, sie das dann mitunter sehr enthusiastisch tun (ich selbst auch), na ja, und beispielsweise einen gelungenen Kreuzzug dadurch abzurunden, dass man noch rasch alle Ungläubigen in seiner heiligen Stadt niedermetzelt, das gehört denn eben einfach dazu.  :D Ich glaube auch kaum, dass eine Spielleitung sich die zu erwartende Orgie aus schierem Sadismus und allgemeiner Soziopathie lange antun würde.

3) Was YY schreibt. Primärquellen für das Mittelalter sind nicht so umfangreich, wie man es wünschen würde und man tut grundsätzlich gut daran, jeden einzelnen Satz zu hinterfragen. Und um nur einmal die Bauernaufstände, die Reformation und die Republik Venedig beispielhaft zu erwähnen, auch dunnemals war die soziale Ordnung nicht in Stein gemeißelt, da gab es immer Abweichler und Ausnahmen.

4) Andererseits kann ich mich natürlich entscheiden, ganz bewusst eine Kampagne zu leiten, die sich an tatsächlichen historischen Begebenheiten orientiert, interaktiver Geschichtsunterricht quasi.  :) Das wäre aber vermutlich etwas ganz anderes, als Du im Kopf hattest.

5) Und außerdem sind schnöselige, arrogante Adlige doch dafür da, um groben Schbernack mit ihnen zu treiben, dafür baue ich sie doch extra ins Spiel ein. :D

Offline Tudor the Traveller

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #22 am: 5.02.2020 | 20:52 »

Wie geht ihr mit dem klassischen "Problem" um, dass Spielcharaktere innerhalb der Spielwelt eigentlich nach ihrer dortigen Sozialisation  handeln müssten, sich aber grundsätzlich nach den moralischen, sozialen Werten der richtigen Welt verhalten?


Meine Spielwelten sind deshalb relativ aufgeklärt und bewusst nicht mittelalterlich in ihrer Mentalität.

Adelige bekommen von Gemeinen Respekt, weil sie in der Regel am längeren Hebel sitzen. Nicht weil sie den SC in einer direkten Auseinandersetzung gewachsen wären (und das wird auch im realen Mittelalter oft nicht der Fall gewesen sein), sondern weil sie Dinge in Bewegung setzen können, die den SC wirklich ernsthaft  und anhaltend Schwierigkeiten machen können.

Auf der anderen Seite ist auch nicht jeder Adelige ein Abziehbild. Es mag den eingebildeten arroganten Adeligen geben, dem ein "Danke" nicht über die Lippen kommt. Aber dieser Adelige hat ja Beziehungen - positive aber auch negative. Kann sein, dass die SC bei Rückkehr in die nächste Stadt verhaftet werden (oder bei dem Versuch zu Kriminellen auf der Flucht). Genauso gut könnten Sie mit Wohlwollen aufgenommen werden, weil der Herrscher DORT jenen Adeligen nicht leiden kann (oder gar eine Fehde führt).

Am Ende muss man sich als SL bzw. Settingautor aber Gedanken dazu machen, womit die Herrscher eines Landes eigentlich ihre Macht festigen, damit nicht jeder daher gelaufene "Abenteurer" das Reich in Schutt und Asche legen kann. Das kann Magie sein, oder hauseigene Champions, Päkte mit mächtigen Wesen oder andere Allianzen, große stehende Heere... am Ende kann doch jeder nur soviel beherrschen, wie er gegen andere verteidigen kann.
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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #23 am: 5.02.2020 | 21:03 »
Grundsätzlich sollten die Spieler sich der im Setting vorhandenen Strukturen, Regeln und Gesetze im Groben bewusst sein. Natürlich dürfen sie ihre eigenen ethischen Maßstäbe an die Spielinhalte anlegen, aber das führt dann auch zu plausiblen Konsequenzen. wer eine arschige, aber einflussreiche Person in ihre Schranken weist, wird damit rechnen müssen, dass der Bumerang zurück kommt.

Davon abgesehen ist die Arschgeigenquote und die Arschgeigigkeit der Arschgeigen bei mir in der Regel nicht höher als im realen Leben. Die im Startpost beschriebenen Verhaltensweisen sind ja weder konstutuierend für den Adelsstand noch auf diesen beschränkt. Ist ja nicht so, als würde uns heute niemals irgendein superwichtiger Typ über den Weg laufen, der total arrogant daher kommt und meint, dass alle anderen nur dazu da sind, sein Leben besser zu machen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

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Re: SC's und Ingame Autoritäten
« Antwort #24 am: 5.02.2020 | 21:17 »
Grundsätzlich sollten die Spieler sich der im Setting vorhandenen Strukturen, Regeln und Gesetze im Groben bewusst sein. Natürlich dürfen sie ihre eigenen ethischen Maßstäbe an die Spielinhalte anlegen, aber das führt dann auch zu plausiblen Konsequenzen. wer eine arschige, aber einflussreiche Person in ihre Schranken weist, wird damit rechnen müssen, dass der Bumerang zurück kommt.

Davon abgesehen ist die Arschgeigenquote und die Arschgeigigkeit der Arschgeigen bei mir in der Regel nicht höher als im realen Leben. Die im Startpost beschriebenen Verhaltensweisen sind ja weder konstutuierend für den Adelsstand noch auf diesen beschränkt. Ist ja nicht so, als würde uns heute niemals irgendein superwichtiger Typ über den Weg laufen, der total arrogant daher kommt und meint, dass alle anderen nur dazu da sind, sein Leben besser zu machen.

Ist richtig...und auch heute würden die wenigsten von uns ihm deswegen gleich eine Ohrfeige verpassen oder gar die Knarre ziehen und damit drohend herumwedeln, einfach, weil er den potentiellen Ärger gar nicht erst wert ist. Aber, und in der Beziehung wird eine Fäntelaltergesellschaft auch nicht so viel anders sein, zwischen diesem Extrem auf der einen und bedingungslosem Kuschen auf der anderen Seite gibt's immer noch eine Menge andere Möglichkeiten, auf solche Typen zu reagieren...und ernsthaft persönlich respektieren muß man sie noch immer lange nicht. ;) Das kann man dann für Leute von Stand reservieren, die's tatsächlich verdient haben.