Wie geht ihr mit dem klassischen "Problem" um, dass Spielcharaktere innerhalb der Spielwelt eigentlich nach ihrer dortigen Sozialisation handeln müssten, sich aber grundsätzlich nach den moralischen, sozialen Werten der richtigen Welt verhalten?
1) Kurze, flapsige Antwort: Die SCs können tun, was sie wollen und ich entscheide, die die Spielwelt darauf reagiert. Es gibt also gar kein Problem.
2a) Aber tatsächlich finde ich es gut, wenn die SCs sich am modernen Wertekanon orientieren. Es vereinfacht das Spiel, denn so können gut, böse und alle Grauschattierungen sofort verortet (und akzeptable Ziele für Blutvergießen ausgemacht) werden.
2b) Andersherum habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn SCs sich an einem vormodernen Wertekanon orientieren sollen, sie das dann mitunter sehr enthusiastisch tun (ich selbst auch), na ja, und beispielsweise einen gelungenen Kreuzzug dadurch abzurunden, dass man noch rasch alle Ungläubigen in seiner heiligen Stadt niedermetzelt, das gehört denn eben einfach dazu.
Ich glaube auch kaum, dass eine Spielleitung sich die zu erwartende Orgie aus schierem Sadismus und allgemeiner Soziopathie lange antun würde.
3) Was YY schreibt. Primärquellen für das Mittelalter sind nicht so umfangreich, wie man es wünschen würde und man tut grundsätzlich gut daran, jeden einzelnen Satz zu hinterfragen. Und um nur einmal die Bauernaufstände, die Reformation und die Republik Venedig beispielhaft zu erwähnen, auch dunnemals war die soziale Ordnung nicht in Stein gemeißelt, da gab es immer Abweichler und Ausnahmen.
4) Andererseits kann ich mich natürlich entscheiden, ganz bewusst eine Kampagne zu leiten, die sich an tatsächlichen historischen Begebenheiten orientiert, interaktiver Geschichtsunterricht quasi.
Das wäre aber vermutlich etwas ganz anderes, als Du im Kopf hattest.
5) Und außerdem sind schnöselige, arrogante Adlige doch dafür da, um groben Schbernack mit ihnen zu treiben, dafür baue ich sie doch extra ins Spiel ein.