Autor Thema: Keine Tode mehr  (Gelesen 29030 mal)

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Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #200 am: 4.03.2020 | 10:20 »
Okay, ich kann das zumindest nachvollziehen, wenn ich das aus der Sichtweise sehe ... ich selbst habe aber nie so wirklich verstanden, wie man sich so heftig an einen Spielcharakter binden kann, dass man da gefühlt fast schon traumatisiert wird, wenn der wegfällt. Ich hab das selbst auch schon erlebt, dass ein Mitspieler - ein erwachsener Mann von etwa 20 Jahren - mit Tränen in den Augen sein Charakterblatt zerrissen hat, als sein Charakter getötet wurde ... in der selben Situation ist mein Charakter gestorben ... und ich habe nicht verstanden, was das soll. Natürlich war es ärgerlich, dass mein Charakter, den ich immerhin schon viele Monate gespielt hatte, jetzt tot war ... Hatte viel mit dem erlebt und Pläne hatte ich auch, die jetzt alle keine Realität werden würden ... aber meine Güte ... ich habe einen neuen Charakter gebaut, mit dem ich dann ebenso Spaß hatte (sogar mehr als mit dem alten) und mit dem ich auch Pläne hatte, die dann Realität wurden (bis die Gruppe eingeschlafen ist) ... Ich - also ich PERSÖNLICH - verstehe diese Angst vor dem Verlust nicht, weil ich die epische Geschichte nicht nur mit dem Charakter stehen oder fallen sehe ... es wird ein neuer Charakter kommen und der wird eine ebenso gute Geschichte abgeben ...
Ich glaube, dass Spieler da unterschiedlich viel rein-investieren.
Für die einen, ist es vielleicht A. "eine austauschbare Figur um Spaß" zu haben, für andere ist es vielleicht sogar B. "eine Art zweites Ich". eine "Ersatz- Persönlichkeit" innerhalb einer fiktiven Welt.
Natürlich gibt es auch viel dazwischen.

Ich hatte auch schon Spieler mit B. am Tisch. - Und kann nur sagen: Das ist durchaus riskant. Rollenspiel ist kein Reallife -Ersatz.
Man sollte wissen, wo die Grenze ist. Aber manchmal verschwimmen die auch.
Das passiert leicht beim Rollenspiel. Und es kommt natürlich auch auf die jeweilige Person an.

Ich finde- es deshalb auch so wichtig, dass Figur sterben können, - damit B einfach keine sichere Option ist. (Das schützt etwas vor diesem Ersatz-Ich -Phänomen)
Rollenspiel ist eine wunderschöne Freizeitbeschäftigung. Und eignet sich zur Weltflucht. Aber eine Ersatz -Realität sollte es nicht werden.

Ich finde es ist völlig OK traurig zu sein.
Man will und soll ja auch in die Figur  investieren.- Aber die vollständige Vermeidung dieses Verlustes (unter allen Umständen), wäre für mich jetzt nicht die Lösung.
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 10:25 von Issi »

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #201 am: 4.03.2020 | 10:34 »
@Data: Rein interessehalber, wie ist es eigentlich bei dir, wenn du einen Film guckst oder ein Buch liest? Wenn dann ein liebgewonnener Charakter stirbt, weinst bzw. trauerst du dann schon mal?
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #202 am: 4.03.2020 | 10:35 »
Ich glaube, dass Spieler da unterschiedlich viel rein-investieren.
Für die einen, ist es vielleicht A. "eine austauschbare Figur um Spaß" zu haben, für andere ist es vielleicht sogar B. "eine Art zweites Ich". eine "Ersatz- Persönlichkeit" innerhalb einer fiktiven Welt.
Natürlich gibt es auch viel dazwischen.

Ich hatte auch schon Spieler mit B. am Tisch. - Und kann nur sagen: Das ist durchaus riskant. Rollenspiel ist kein Reallife -Ersatz.

These
BarbiespielerInnen sind besonders empfänglich für eine hohe Identifikation/Bindung an ihren Charakter. Das wird ja schon dadurch gestützt, dass man unverhältnismäßig viel Zeit in seine Figur unvestiert:
- lange Hintergrundgeschichten schreiben
- detailierte Beschreibung (außen/innen)
- Charakterbild zeichnen (lassen)
- ausführliche Sitzungsprotokolle, gern aus In-Charakter-Sicht, oftmals auch ergänzt um Dinge, die am Tisch nicht so passiert sind (aber im Kopf des Spielers)

Der Spielspaß liegt hier irgendwann nicht mehr im echten "Erleben" von Situationen, sondern in der Vorstellung, man hätte das erlebt. Ein Charaktertod negiert diesen Spielspaß dann mit der gröbsten Keule - faktisch ein Schlag in die Fresse.
Umso wichtiger, dass man als SL in der Lage ist, die Bedürfnisse seiner Mitspieler zu erfragen/erkennen und sich zu überlegen, wie und ob man alle bedienen möchte und dass dann auch in einem Metagespräch zur Sprache bringen. Ggf muss man dann Gruppe und/oder Spielstil anpassen.
It's repetitive.
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #203 am: 4.03.2020 | 10:38 »
Bei B besteht halt die Gefahr, dass jede Vorsicht, die normalerweise da wäre, über Bord geworfen werden kann.
Das habe ich halt schon oft erlebt.

"Jede Vorsicht" ist wahrscheinlich auch eine blöde Formulierung. Denn natürlich kann, wie verschiedentlich schon angesprochen, auch ein Charakter, der "nicht sterben kann", immer noch durch zuviel Leichtsinn allen möglichen anderen Mist bauen.

Gerade ein Charakter, der von seiner Unsterblichkeit weiß und auch konkrete Spielweltgründe für sie anführen kann, sollte eigentlich relativ schnell begriffen haben, daß das nur bedeutet, daß jetzt andere Dinge als nur sein armseliges Leben selbst für ihn entsprechend mehr auf dem Spiel stehen, weil er die Entschuldigung "na, irgendwann wäre ich sowieso gestorben und dann hätten wir uns eh trennen müssen" nicht mehr hat. Und bei Charakteren, die von ihrer Quasi-Unsterblichkeit eigentlich nichts wissen können, aber trotzdem so tun, als täten sie es, weil ihre Spieler schon in dieser noch eher trivialen Hinsicht nicht zwischen Spieler- und Charakterwissen trennen können oder wollen...haben wir es recht offensichtlich ohnehin einfach mit schlechtem Rollenspiel zu tun, was dann auch wieder eine eigene Baustelle für sich ist. ;)

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #204 am: 4.03.2020 | 10:39 »
@Data: Rein interessehalber, wie ist es eigentlich bei dir, wenn du einen Film guckst oder ein Buch liest? Wenn dann ein liebgewonnener Charakter stirbt, weinst bzw. trauerst du dann schon mal?

Spannende Frage! Und die Antwort ist: Natürlich. Mich ärgert sowas auch manchmal. Deshalb sind die Filme oder Serien für mich dann allerdings nicht zu Ende oder die Zeit, die ich bisher investiert habe, für die Katz. Btw.: Ich liebe Filme, in denen es kein Happy End gibt.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #205 am: 4.03.2020 | 10:49 »
These
BarbiespielerInnen sind besonders empfänglich für eine hohe Identifikation/Bindung an ihren Charakter. Das wird ja schon dadurch gestützt, dass man unverhältnismäßig viel Zeit in seine Figur unvestiert:
- lange Hintergrundgeschichten schreiben
- detailierte Beschreibung (außen/innen)
- Charakterbild zeichnen (lassen)
- ausführliche Sitzungsprotokolle, gern aus In-Charakter-Sicht, oftmals auch ergänzt um Dinge, die am Tisch nicht so passiert sind (aber im Kopf des Spielers)

Der Spielspaß liegt hier irgendwann nicht mehr im echten "Erleben" von Situationen, sondern in der Vorstellung, man hätte das erlebt. Ein Charaktertod negiert diesen Spielspaß dann mit der gröbsten Keule - faktisch ein Schlag in die Fresse.
Umso wichtiger, dass man als SL in der Lage ist, die Bedürfnisse seiner Mitspieler zu erfragen/erkennen und sich zu überlegen, wie und ob man alle bedienen möchte und dass dann auch in einem Metagespräch zur Sprache bringen. Ggf muss man dann Gruppe und/oder Spielstil anpassen.
Das Thema ist schwierig.-
SL sind ja idR. auch keine Theraupeuten.
Und die Tatsache, dass einem ein SC- zum wichtigen Lebenselexir geworden ist, ohne den es nicht mehr geht, - das will auch ein erwachsener Mensch häufig nicht gerne zugeben.

Ich habe da auch keine pauschale Lösung für.
Was grundsätzlich hilft, ist Empathie- Wenn jmd. viel in seinen SC investiert, dann nimmt man das als SL manchmal wahr (aber nicht immer- bei stark introvertierten Menschen z.B.)

Man könnte auch- für den Todesfall- den jeweiligen Spielern einfach fragen: Soll der SC nun tot sein oder soll er nur ohnmächtig sein o.Ä? (Praktisch die Wahl lassen)
Das löst für den Ersatz-Ich Spieler das Problem natürlich auch nicht. Er spielt seine Figur dann weiter.
Andererseits ist ein Erwachsener -Mensch irgendwo trotzdem für sich selbst verantwortlich.
Bzw. es liegt dann nicht in der Verantwortung des SL, das zu entscheiden.
Gleichzeitig wird kein Spieler in Gesprächen gezwungen die Hosen runter zu lassen.

Edit. Es ist auch in gewissen Maßen vollkommen OK- ein Ersatz-Ich zu pflegen. Als eine Art emotionale Ressource.
Will damit sagen: Es ist mMn.nicht grundsätzlich schädlich/falsch whatever.- Solange der Spieler sich selbst von der Figur noch unterscheiden kann, und im normalen Leben funktioniert.

Allerdings gibt es auch Fälle, wo der Realitätsverlust extrem stark ist,- und diese Trennung dann nicht mehr genug stattfinden kann.
Wenn die eigene Identität nicht stark genug ist.-Z.B. bei stark traumatisierten Personen.
Hatte ich schon am Tisch- und würde ich auch nicht mehr dort haben wollen. (Das ist mir zu gefährlich)
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 11:12 von Issi »

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #206 am: 4.03.2020 | 11:11 »
Spannende Frage! Und die Antwort ist: Natürlich. Mich ärgert sowas auch manchmal. Deshalb sind die Filme oder Serien für mich dann allerdings nicht zu Ende oder die Zeit, die ich bisher investiert habe, für die Katz.
In der letzteren Konsequenz ticken wir, glaube ich, sehr ähnlich. Wobei es bei mir auch so ist: wenn einer meiner RPG-Charaktere stirbt, kann ich durchaus erst mal in tiefer Trauer sein und wie vom Donner gerührt. Das geht schon über ein schlichtes "Ach Mist, da steckte so viel Mühe und EP drin" hinaus. Trotzdem spiele ich dann mit einem neuen Char weiter. Den Tod meines Charakters in Würde hinzunehmen, auch wenn er mich emotional mitnimmt, fällt für mich in die Kategorie: "Ein guter Verlierer sein."

Was mich aber bei dir noch interessieren würde, @Data: Ist es bei dir als Leser/Zuschauer tatsächlich nur ein "ärgerlich, dass ausgerechnet der Charakter stirbt, der war toll"? Oder kann es dich auch richtig emotional mitnehmen, sodass du dich nach dem Film noch eine Weile erholen musst, um den Verlust zu verarbeiten?

Zitat
Btw.: Ich liebe Filme, in denen es kein Happy End gibt.
Wenn du sagst, "kein Happy End", meinst du damit: "Je düsterer, desto besser"? Oder ist dir am liebsten ein ambivalentes Ende der Sorte "mit einem lachenden und einem weinenden Auge"?
« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 11:13 von Grey »
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Offline Sphinx

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #207 am: 4.03.2020 | 11:17 »
Ich hab über das ganze etwas nachgedacht.
Meint ihr das betrifft ehr einzelne am Spieltisch oder hält es dann die ganze Gruppe so?
Ich vermute die meisten die keine Tode wollen werden es durch Handwedeleien oder Spielwelt unlogische Dinge den Tot verhindern.

Jetzt wäre natürlich meine Frage wieso dann nicht einen Schritt weiter gehen und es direkt ins Spiel integrieren? Lässt sich ja nahezu überall irgendwie begründen.
Im SciFi mit Clonen o.ä. im Fantasy via Magie und in realistischeren Settings von mir aus durch z.B. gemeinsames Träumen. Dann kann zwar der Körper sterben, aber ohne erhöhten aufwand nicht der ganze Charakter. Und trotzdem ist ein "Tot" dann erst mal ein kleiner Rückschlag für die aktuelle unternehmung.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #208 am: 4.03.2020 | 11:30 »
 
Zitat
Meint ihr das betrifft ehr einzelne am Spieltisch oder hält es dann die ganze Gruppe so?
Meine Vermutung: Das kann ganz unterschiedlich sein.
Und mal etwas überspitzt gesagt: Sobald vier am Tisch sagen: Natürlich wird gestorben! - Trauen sich die anderen beiden vielleicht nicht dagegen zu halten, und zu sagen: Wir haben damit aber ein Problem.

Zitat
Ich vermute die meisten die keine Tode wollen werden es durch Handwedeleien oder Spielwelt unlogische Dinge den Tot verhindern.
Man kann auch durch logische Dinge den Tod verhindern.
In jedem Fall ist es aber Manipulation des "Gamischen Ablaufs"-
Wo wir auch schon an dem Punkt wären- wo Rollenspiel mal wieder als Spiel aus der Reihe schlägt:
Es gibt seit jeher SL- Schirme- Hinter die die Spieler nicht blicken können.
Und hier kommt auch das Element Story dazu, mit der das Game nunmal Hand in Hand geht.

Und man könnte die Frage stellen: "War die (auch von mir)viel gepriesene  Herausforderung vielleicht schon immer eine Illusion?"

« Letzte Änderung: 4.03.2020 | 11:42 von Issi »

Noir

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #209 am: 4.03.2020 | 11:32 »
@Grey: Emotional erholen, "nur" weil ein Charakter gestorben ist, musste ich nie. Bei mir kann das schon vorkommen - aber dann hat das eher mit den Geschehnissen innerhalb der Geschichte zu tun. Das Ende von Sons of Anarchy hat mich zum Beispiel noch tagelang beschäftigt. Das lag aber nicht daran

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Hier war es die ganze Geschichte, die zu dem Ende führt.
Natürlich können mich Charaktertode schocken und sie können mich auch traurig machen. Ich erinnere mich da an Deadwood.

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Aber deshalb muss ich nicht ewig grübeln. Ich grübele vielleicht darüber, wie es so kommen konnte ... und ob ich es am Ende passend finde, dass es so gekommen ist, wie es gekommen ist. Da ist es dann in vielen Fällen so, dass ich da den Autoren zustimmen muss.

Bzgl. Happy End: Sowohl als auch. Das Ende von "The Mist" (dem Film), das ich bis heute für das düsterste Ende der Filmgeschichte halte, feiere ich total. Und das obwohl

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Auch das Ende von Black Death finde ich extrem gut, weil es so schön thematisch ist. Das heißt natürlich nicht, dass ich glückliche Enden gar nicht leiden kann. Im Gegenteil. Ich mag das auch.

Online nobody@home

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #210 am: 4.03.2020 | 11:44 »
Ich vermute die meisten die keine Tode wollen werden es durch Handwedeleien oder Spielwelt unlogische Dinge den Tot verhindern.

...oder auch durch spielweltlogische Dinge. Eventuell braucht's dazu freilich eine gewisse Bereitschaft, schon vor dem Moment gegenzusteuern, an dem die Kugel sonst das Gehirn des SC über den Boden verteilen würde -- besagte Verteilung erst abzuwarten, dann sofort als felsenfest gesetzt zu sehen, und erst dann die Frage zu stellen, wie jemand das denn bloß überstehen soll, würde natürlich in den meisten Kontexten gewisse Probleme aufwerfen. ;)

Offline tartex

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #211 am: 4.03.2020 | 11:57 »
Nicht weitererzählen, aber übrigens kann man das Charakterkonzept eines getöten Charakters leicht umverpackt in einer anderern Kampagne recyclen.

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Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #212 am: 4.03.2020 | 12:05 »
@Data: Klingt für mich insgesamt, als hättest doch eher mehr emotionale Distanz zu den Charakteren als z.B. ich. Was nicht heißen soll, dass ich "ewig" über den Tod eines liebgewonnenen Charakters grüble, aber nach Ende eines mitreißenden Films noch 1-2 Stunden ist durchaus normal.

Nicht weitererzählen, aber übrigens kann man das Charakterkonzept eines getöten Charakters leicht umverpackt in einer anderern Kampagne recyclen.
@tartex: Wenn sich für dich das emotionale Innenleben eines Charakters einfach in eine andere Verpackung einbauen und rebooten lässt, dann hattest du aus meiner Sicht nie wirklich eine Beziehung zu ihm.
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Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #213 am: 4.03.2020 | 12:07 »
Nicht weitererzählen, aber übrigens kann man das Charakterkonzept eines getöten Charakters leicht umverpackt in einer anderern Kampagne recyclen.

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Klingt nach "Der Angriff der Klonkrieger"  ~;D

Hatten mal einen leidenschaftlichen Zwergen-Spieler am Tisch (Der hat dann immer nur die Namen verändert/-Ok-und die Bartfarbe) ;D

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #214 am: 4.03.2020 | 12:12 »
@tartex: Wenn sich für dich das emotionale Innenleben eines Charakters einfach in eine andere Verpackung einbauen und rebooten lässt, dann hattest du aus meiner Sicht nie wirklich eine Beziehung zu ihm.
Ich glaube tartex meinte, dass die Beziehung sogar den Tod überdauert, und die "Seele der Figur" einfach in einen neuen SC inkarniert. :D

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #215 am: 4.03.2020 | 12:23 »
Ich glaube tartex meinte, dass die Beziehung sogar den Tod überdauert, und die "Seele der Figur" einfach in einen neuen SC inkarniert. :D
Mag sein, dass derlei für tartex funktioniert. Für mich ist es ein No-Go. Wenn ich einen Charakter wirklich mit emotionaler Tiefe spiele, dann ist er einzigartig. Wenn ich das gleiche Konzept einfach -- neues Spiel, neues Setting -- in eine neue Figur übertragen kann, dann ist es für mich kein Individuum, sondern das Konzept wird zur reinen Gussform für irgendein seelenloses Etwas. Kann zwar auch Spaß machen, aber dann betreibe ich rein strategisches Rollenspiel, und meine Figur ist keine Person in einer Geschichte, sondern ein Pöppel mit vielleicht ein bisschen Ambientespiel-Flair.
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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #216 am: 4.03.2020 | 12:23 »
@Data: Klingt für mich insgesamt, als hättest doch eher mehr emotionale Distanz zu den Charakteren als z.B. ich. Was nicht heißen soll, dass ich "ewig" über den Tod eines liebgewonnenen Charakters grüble, aber nach Ende eines mitreißenden Films noch 1-2 Stunden ist durchaus normal.

Ich glaube nicht, dass ich eine wirklich größere emotionale Distanz zu Charakteren habe. Ich glaube, ich kann einfach schneller wieder in die "reale Welt" zurückschalten. Was völlig wertfrei zu verstehen ist. Ein Spielercharakter ist für mich halt eine Spielfigur. Die kann ich toll finden. Die kann ich liebgewinnen. Ich kann es auch RICHTIG beschissen finden, wenn sie sterben ... aber am Ende des Tages bleibt es eine Spielfigur.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #217 am: 4.03.2020 | 12:30 »
Mag sein, dass derlei für tartex funktioniert. Für mich ist es ein No-Go. Wenn ich einen Charakter wirklich mit emotionaler Tiefe spiele, dann ist er einzigartig. Wenn ich das gleiche Konzept einfach -- neues Spiel, neues Setting -- in eine neue Figur übertragen kann, dann ist es für mich kein Individuum, sondern das Konzept wird zur reinen Gussform für irgendein seelenloses Etwas. Kann zwar auch Spaß machen, aber dann betreibe ich rein strategisches Rollenspiel, und meine Figur ist keine Person in einer Geschichte, sondern ein Pöppel mit vielleicht ein bisschen Ambientespiel-Flair.
Naja- klar- wiederholt man da immer wieder ein SC-Konzept-
Ob es immer rein strategisch ist, weiß ich nicht.
Vielleicht haben manche auch das Gefühl, ihre verstorbene Figur war mit ihrer Geschichte noch nicht zu Ende- und man braucht für das Konzept einen neuen SC um es weiter bzw.- (für sich selbst befriedigend genug zu Ende zu spielen).
Und deshalb fühlt man sich noch nicht bereit ein völlig neues Konzept zu spielen. Weil der Reiz des alten noch nicht ausgeschöpft war.(Das war, denke ich, bei unseren Zwergen Spieler so)

Offline Grey

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #218 am: 4.03.2020 | 13:07 »
Und deshalb fühlt man sich noch nicht bereit ein völlig neues Konzept zu spielen. Weil der Reiz des alten noch nicht ausgeschöpft war.(Das war, denke ich, bei unseren Zwergen Spieler so)
Ich kenne den Zwergenspieler jetzt nicht und müsste ihn im Spiel erleben, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Da will ich ihm nichts unterstellen.

Meine Reaktion auf den Tod eines wirklich liebgewonnenen Charakters bestand bislang jedes Mal darin, mir als neuen Char etwas zu machen, das völlig in eine andere Richtung ging: auf den Magier folgte ein Söldner, auf den Priester ein Barde usw. Wie jemand ein Charakterkonzept einfach auf ein neues Blatt übertragen und unter neuem Namen weiterspielen kann, ist mir emotional einfach völlig unverständlich.
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Offline bobibob bobsen

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #219 am: 4.03.2020 | 13:09 »
Zitat
Ich - also ich PERSÖNLICH - verstehe diese Angst vor dem Verlust nicht, weil ich die epische Geschichte nicht nur mit dem Charakter stehen oder fallen sehe ... es wird ein neuer Charakter kommen und der wird eine ebenso gute Geschichte abgeben ...

Das kommt halt sehr auf die Geschichte an. Offensichtlich spielen wir unterschiedliche Arten von Geschichten. Bitte nicht Missverstehen soll keine Wertung sein und erklärt vielleicht auch warum wir unterschiedlicher Auffassung sind.

Offline Der Läuterer

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #220 am: 4.03.2020 | 13:11 »
Ich glaube, das Problem ist nicht wie schwer der Verlust des Chars wiegt, sondern was ansonsten noch vom Tage übrig bleibt.

Es geht dabei auch weniger um die Art des Verlustes - die Scheidung, die Kündigung, der Hund / die Katze stirbt...

Wenn so etwas der letzte Anker, die letzte Säule, im Leben war, den man verloren hat, dann kann selbst der Verlust eines RPG Chars einem Menschen die Beine wegreissen, selbst dann, wenn man so etwas vielleicht selbst überhaupt nicht nachvollziehen kann.

In den 90ern gab es hier in Dtl. den sog. LARP Mord, bei dem ein Vereinsmitglied ein anderes umbrachte, weil der den Tod seines Chars zu verantworten hatte.
Ein anderer Rollenspieler brachte sich (auch in den 90ern) nach dem Char Tod um, indem er im Kettenhemd und im Schlauchboot auf einen See hinaus paddelte und das Boot dort versenkte.

Sein ganzes Glück, alles Wohl und Wehe, an nur einer einzigen Säule fest zu machen ist immer gefährlich.
Vielleicht kein Job, keine Freundin, mit der Familie zerstritten, kaum Bekannte, keine sonstigen Hobbies, zumeist allein zuhause.

Bricht dann auch noch der nicht-reale Teil des Lebens weg...
Dann kann alles geschehen. Und das ist dann überaus real.
Dann wiegt der Verlust des geliebten Chars sehr schwer.
Das hat emotionale Folgen mit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

In Dtl. nehmen sich jährlich 10K Menschen das Leben.
Jeder einzelne davon ist einer zu viel.
Aber die Wenigsten machen so etwas aufgrund des Verlustes ihres Chars im RPG. Zum Glück.
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #221 am: 4.03.2020 | 13:23 »

In Dtl. nehmen sich jährlich 10K Menschen das Leben.
Jeder einzelne davon ist einer zu viel.
Aber die Wenigsten machen so etwas aufgrund des Verlustes ihres Chars im RPG. Zum Glück.[/size]

Klar.
Aber was ist dann deine Lösung?
SC dürfen nur sterben, wenn die Spieler emotional stabil sind?

Offline takti der blonde?

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #222 am: 4.03.2020 | 13:26 »
Klar.
Aber was ist dann deine Lösung?
SC dürfen nur sterben, wenn die Spieler emotional stabil sind?

Anders herum, die entsprechende Spieler.in sagt mir bestenfalls, wenn ein Figurentod für sie nicht verkraftbar ist.

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #223 am: 4.03.2020 | 13:29 »
Zitat
Ich kenne den Zwergenspieler jetzt nicht und müsste ihn im Spiel erleben, um mir eine eigene Meinung bilden zu können. Da will ich ihm nichts unterstellen
.
Ok. Ich wollte nur sagen, dass das keine emotionslose Strategie sein muss, sonderen auch eine höchst emotionale Angelegenheit sein kann, warum man sowas macht.

Zitat
Meine Reaktion auf den Tod eines wirklich liebgewonnenen Charakters bestand bislang jedes Mal darin, mir als neuen Char etwas zu machen, das völlig in eine andere Richtung ging: auf den Magier folgte ein Söldner, auf den Priester ein Barde usw. Wie jemand ein Charakterkonzept einfach auf ein neues Blatt übertragen und unter neuem Namen weiterspielen kann, ist mir emotional einfach völlig unverständlich.
Vielleicht ist die Figur für dich dann wirklich tot. Du verabschiedest dich dann von ihr für immer.
Anderen fällt das nicht so leicht. Sie hängen noch so sehr an ihrem SC, dass sie ihn in irgendeiner Form "weiterspielen" wollen.
Kurz- sie akzeptieren den Rollenwechsel nicht. Sie sind emotional noch nicht offen für Neues.

(Vielleicht sind das dann Spieler für die eine Gruppe ohne SC-Tod einfach besser geeignet wäre, weil solche Rollenwechsel dann nicht erzwungen werden)

Offline Issi

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Re: Keine Tode mehr
« Antwort #224 am: 4.03.2020 | 13:30 »
Anders herum, die entsprechende Spieler.in sagt mir bestenfalls, wenn ein Figurentod für sie nicht verkraftbar ist.
Die Praxis sagt: Das werden manche aber nicht tun. Sie schlucken das dann in dem Moment lieber herunter.-(Weil es ja auch eine gewisse Schwäche offenlegt, sich von einer fiktiven Figur nicht trennen zu können.)
Man kann sich (auch wenn es natürlich wünschenswert wäre) leider nicht darauf verlassen, dass jeder das automatisch tut.