Autor Thema: Gruppenfrust  (Gelesen 3794 mal)

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Brainworm

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Gruppenfrust
« am: 6.03.2020 | 12:31 »
Moin,
Ich spiele seit 94 Rollenspiel und ich bin jetzt das erste Mal in einer Lage, wo ich einfach nicht mehr so richtig weiter weiß mit meinen derzeitigen Gruppen. Die Lage ist folgende:
Ich spiele in zwei verschiedenen Gruppen, die sich teilweise von den Mitspielern her überschneiden. In der einen Gruppe spielen wir Splittermond in der anderen hauptsächlich Shadowrun, wobei auch gerne mal was anderes ausprobiert werden darf. Ich bin in beiden Gruppen sowohl Spieler als auch mal Spielleiter, da wir uns beim Leiten abwechseln. Aus der Splittermondgruppe habe ich mich Mitte/Ende letzten Jahres mehr oder weniger zurückgezogen, weil mir der Spielstil einfach nicht mehr passte. Gefühlt waren wir 60% der Zeit outgame, es wurde mir viel zu wenig beschrieben, sondern eher aus einer "Metaperspektive" heraus gespielt, ala "wir reden mit dem Wirt" oder "ich mache einen Steinhaut-Zauber". Die Abenteuer (meist offizielle) haben sich häufig ab einem gewissen Punkt nur noch nach abarbeiten angefühlt, ein bisschen wie in den alten Point & Click Adventures, wenn man einfach überall rauf klickt, bis man zufällig die richtige Kombination erwischt. Wenn wir denn ingame waren, waren die Charaktere häufig alle ziemlich zynisch unterwegs, es wurde wenig Charakterwissen und Spielerwissen getrennt und ich hatte häufig das Gefühl, dass ganze Spiel würde nicht richtig ernst genommen.

Ich habe echt nichts dagegen, wenn am Spieltisch auch mal ein dummer Spruch kommt und gelacht wird, aber wenn jeder NSC-Name und jeder Plot nur noch als flach und klischeeig abgetan wird, dann darf man halt einfach kein Fantasy spielen und kann es auch gleich lassen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt als ich mich zurückgezogen habe, bereits mehrmals Treffen organisiert um über diese Problematiken zu sprechen, das hat aber, wenn überhaupt, immer nur kurz geholfen und ich hatte insgesamt das Gefühl, dass ein Großteil der Gruppe das als nicht so schlimm empfunden hat und ich mit meinem ständigen Wunsch nach (aus meiner Sicht) Verbesserung eher genervt habe. Noch dazu kommt, dass ich Splittermond nach 5 Jahren oder so, langsam einfach etwas über habe.

Nun ja, ich habe mich also zurückgezogen und wollte mich jetzt auf die Shadowrun-Runde konzentrieren. In dieser klappt es deutlich besser mit dem ingame sein, obwohl wir sogar mehr Spieler sind, was, meiner Meinung nach, an der anderen Zusammensetzung der Spieler liegt. Hier ist aber das Problem, dass niemand außer mir sich Mühe macht, was die Termine etc. angeht. Nach dem der letzte Termin, welcher 2,5 Monate im Voraus angesetzt war, von jedem einzelnen abgesagt wurde, teilweise aus ziemlich absurden Gründen, ist mir langsam die Lust vergangen weiter Energie in die Gruppe zu stecken. Ich habe wirklich kein Problem damit, wenn Leute mal absagen, meinetwegen auch kurzfristig oder auch mal öfter, aber zumindest sollte man das Gefühl vermitteln, dass man überhaupt Interesse hat in dem man z. B. einen alternativen Termin vorschlägt oder Ähnliches. In der Gruppe hab ich aber manchmal das Gefühl ich bin das "Mädchen für Alles" während sich alle anderen quasi bedienen lassen.
Ich habe mich jetzt auch explizit aus der Findung des nächsten Termins rausgehalten und eine andere Spielerin hat das übernommen (allerdings auch nur, weil ich mich vorher bei ihr ausgekotzt habe), aber ich habe das Gefühl, dass das nach dem Aufsetzen eines Doodles auch schon wieder eingeschlafen ist. In der Splittermondrunde hingegen gibt es eine Person, die auch sehr motiviert ist, auch leitet und Termine macht etc. Aber leider ist das genau eine der Personen, die ich mit als größtes Problem bei der Outgame-Thematik sehe und ich aber auch ein wenig Angst habe, ihr das direkt zu sagen, weil ich das Gefühl habe, dass die Person mit einer solchen Kritik nicht gut umgehen kann. Ich hab jetzt zwar, durch den Entzug getrieben, wieder an zwei Splittermond-Terminen teilgenommen, und es war jetzt auch nicht so, dass ich keinen Spaß gehabt hätte, aber ich habe das Gefühl, dass sich an den Gründen, aus denen ich mich aus der Runde zurückgezogen habe, leider nicht viel geändert hat und so habe ich eigentlich keine Lust regelmäßig zu spielen.

Ich bin inzwischen ziemlich ratlos, weil ich anscheinend die Wahl zwischen einer Gruppe habe, die unmotiviert ist und sich gerne bedienen lässt und einer, wo mich der Spielstil auf Dauer nervt und langweilt. Ich hatte schon in Erwägung gezogen neue Leute zu suchen, aber einerseits finde ich es gar nicht so einfach Leute zu finden, wo es menschlich passt und andererseits würde ich auch gerne weiterhin mit meinen Freunden spielen und möchte diese nicht so einfach "austauschen".
Ich bin teilweise schon am überlegen, ob ich das Hobby nicht ganz an den Nagel hänge oder einfach nur alle paar Monate mal ein One-Shot leite oder sowas.

Tut mir leid, dass das jetzt etwas lang geworden ist, aber ich musste meinen Frust einfach mal loswerden und mich interessiert, ob ihr vielleicht ähnliche Situationen schon erlebt habt und ob ihr vielleicht Tipps für mich habt, wie ich meine Runden noch retten könnte oder ob ihr meint, dass ich mir lieber eine neue Gruppe suchen sollte.

Offline KhornedBeef

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #1 am: 6.03.2020 | 12:38 »
Wenn es wegen der Leute ist, bleib bei der langweiligen Runde. Sie wollen sich doch noch dabei haben, oder?
Oneshots sind auch eine Idee, aber bei der faulen Runde ändern die nichts an Problem, und bei der anderen bist du immer noch teilweise außen vor. Ist ja nicht schlimm, wenn es mehr ums Spiel geht.
Oder beides: finde dich damit ab, der letzte method actor bei der einen Runde zu sein, lade deine Motivation mit gelegentlichen, intensiven oneshots auf.
Würde ich machen
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #2 am: 6.03.2020 | 12:49 »
Ja, sie wollen mich noch haben, die Runde hat ohne mich auch gar nicht mehr stattgefunden. Faul sind eigentlich beide Runden, nur in der Splittermond-Runde gibt es halt wenigstens noch eine Person, die ähnlich motiviert ist, wie ich.
Das Problem bei der "langweiligen" Runde ist, dass ich das wirklich nur begrenzt ertragen kann. Mal geht das und ist besser als nichts, aber ich glaube selbst ein mal im Monat (wir haben früher sogar 2 mal im Monat gespielt), wäre mir das zu viel. Es gab halt in der Runde auch schon Abende, wo ich danach dachte "hm, hätte ich heute den ganzen Abend Netflix geglotzt oder Computer gespielt, hätte ich die Zeit für mich sinnvoller genutzt" und sowas ist für mich ein absolutes Warnsignal, wenn es ums Rollenspiel geht.

Luxferre

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #3 am: 6.03.2020 | 12:52 »
Ich verstehe Deinen Frust.
Helfen könnte natürlich, wenn Du in der Splittermondgruppe mit gutem Beispiel vorangehst. Kurze Anmerkungen, dass OT gerade unangebracht ist. Mehr in-Charakter spielen. Leute anspielen und fordern. Gruppenspiel fördern und vielleicht andere stillere Leute einbinden. Und das auch ruhig ganz deutlich formulieren, dass Du gerade IG spielen willst.
Wenn dann immer noch dusseliges OT-Gelaber und Kommentare aus dem Off kommen: Sachen packen.

Außerdem ist es usus, dass jede Gruppe irgendwie einen Pusher, einen Organisator und Motivator hat. Dir belibt dann vielleicht nur, diese Rolle anzunehmen ... oder es eben einschlafen zu lassen.

Was ich außerdem als fruchtbar erlebt habe, ist einfach mal ganz woanders mitzuspielen und neue Leute, neue Lust und neue Inspiration zu entdecken.

... und im Tanelorn diskutieren  :d

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #4 am: 6.03.2020 | 12:57 »
Hey, danke für die Antwort, dass macht echt ein bisschen Mut.
Ich war neulich schon kurz davor die Gruppen einfach einschlafen zu lassen, aber hatte dann nach der letztem Splittermond-Runde beschloßen, dass ich die Gruppe viel lieber reparieren als austauschen möchte. Aber es kann sicher trotzdem nichts schaden, wenn ich mal mit anderen Leuten Erfahrungen mache. Ich glaube auch, dass wir uns in der Gruppe irgendwie ein Verhaltensmuster antrainiert haben, in dem wir jetzt feststecken, denn es war auch mal anders. Ich denke ich sollte wirklich mal versuchen, sowas mehr anzusprechen, wenn es gerad vorkommt. Wenn ich dann die Leute etwas nerve, dann ist es halt so, aber das ist immer noch besser, als den Frust immer runterzuschlucken.

Luxferre

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #5 am: 6.03.2020 | 12:58 »
Vielleicht hilft auch ein Systemwechsel. Oder mehrere mit wechselnden SL  :d

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #6 am: 6.03.2020 | 13:00 »
Ja, ich würde total gerne von Splittermond zu D&D wechseln, weil ich das Gefühl habe, dass die Komplexität von Splittermond es uns nicht gerade leichter macht. Man müsste ja auch nicht endgültig wechseln, aber mal eine Zeit lang. Ich bin mir aber nicht sicher, ob da alle mitgehen würden. Ich werde es aber trotzdem mal ansprechen, denke ich.

Offline Don Kamillo

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #7 am: 6.03.2020 | 13:07 »
Jede Situation ist anders und ist somit schwer zu bewerten.

Meine Meinung zu der Situation:
Wenn die Leute Bock haben, kümmern sie sich und wollen weiterspielen. Wenn das so gar nicht der Fall ist, dann ist Rollenspiel auch nicht deren Hobby und sie sind halt wegen der Leute dabei. Ob man da jetzt spielt oder quatscht oder gemeinsam Bier trinkt, ist unerheblich. Das ist dann halt das soziale Ereignis und wenn noch ein wenig gespielt wird, schön.

Was Du jetzt vielleicht machen kannst, weil Du ja Bock hast - Mit dem Rollenspiel aufhören ist ist keine Option!:
- Höre Dich mal online um, auf der Drachenzwinge wirst Du sicherlich was finden. Habe ich zwar noch nicht gemacht, ich habe aber auch viele offline Runden.
- Höre dich offline um. Ich weiss jetzt nicht, wo du herkommst, aber es gibt durchaus Treffpunkte von Rollenspielern. Hier im Ruhrpott z.B. kannst du nicht nichts finden, denke ich inzwischen. Ich habe festgestellt, dass z.B. durch 1 neuen Spieler sofort alle mehr bei der Sache sind, weil nun nicht mehr alle komplett vertraut miteinander sind.
- Komm auf eines von unseren Tanelorn-Treffen - das nächste ist im August. Lohnt sich!
- Das bedeutet jetzt nicht, mit deinen Leute nicht mehr zu spielen. Vielleicht werden die mal neugierig auf etwaige neue Projekte von Dir, oder man spielt mal was komplett anderes, wo z.B. viel Player Empowerment herrscht, wo also die Spieler mehr zu tun haben, um alles voran zu bringen. Ansonsten kann man auch bei fertigen Abenteuern eine persönliche Note reinbringen. Bei mir zieht sowas recht gut. Oder frage mal, worauf die Bock haben. Reden hilft eigentlich immer am meisten.
Awesomeness ist eine Krankheit, bei mir chronisch!
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Der Don zockt gerade: nWoD Crossover, D&D5e Homebrew mit Monsterrassen, D&D5e Wildemount, D&D5e Moonshaes, D&D 5e Hoard of the Dragon Queen & Conan 2D20

Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #8 am: 6.03.2020 | 13:24 »
Eine Frage hätte ich:
Wie leitest Du?
Wo, auf einer Skala von 0-10, würdest Du die Ergebnis-Offenheit und Spielerfreiheit einschätzen?
(Du brauchst nicht zu antworten, es dient eher zur Selbsteinschätzung.)

Eine Beobachtung, die ich bei mir selbst gemacht habe, ist, das je ergebnisoffener ich geleitet und je weniger Eisenbahnschienen ich verlegt habe, je mehr sind die Spieler aktiv geworden.

Manchmal reichte es, eine skizzenhafte Karte auf den Tisch zu legen und los gings: Die Spieler entschieden, wohin sie gehen wollten und was sie zu tun gedachten.

Gleiches gilt für Vorbereitung: Je mehr Schritte ich den Spielern vorraus bin, desto leichter habe ich es am Tisch selbst.

Eine etwaige Umstellung wird vermutlich auf Widerstände stoßen, da die Spieler selbst mit entsprechenden Erwartungen an die Sache herangehen. Aber wenn es Dir als SL keinen Spaß macht, dann wirkt es sich auf alles andere auch aus.

D&D halte ich für eine gute Wahl, Dinge anders zu gestalten. Guck Dir in jedem Fall (ob ihr das nun spielt oder nicht) auch noch mal das AD&D Handbuch (Erste Edition) an.

Neue Gruppen/Spieler kennen zu lernen, ist nie verkehrt.
Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


Welche Lösung bleibt da noch? - Ruft die Murderhobos!

Offline JS

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #9 am: 6.03.2020 | 13:44 »
Brainworm: In welchem Großraum wohnst du?
Wer gern sagt, was er denkt, sollte vorher etwas gedacht haben.

Offline Sequenzer

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #10 am: 6.03.2020 | 13:52 »
Wenn die Luft raus ist bzw sich der Spielstil verändert hat das es keine  Spass macht. Am besteb die Runde sein lassen, erfahrungsgemäß  fängt sich das sowieso nichtmehr. Da verschwendet man eher nur Zeit und die eigene Unzufriedenheit wird nur schlimmer.
Davon hast nix
If you don't believe... In the existence of evil
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Offline Mithras

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #11 am: 6.03.2020 | 13:55 »
Sich in der Situation eine Gruppe zu suchen würde ich auch empfehlen. Ich hatte schon 2 mal solche ähnliche Erfahrungen gemacht und ein Neuanfang mit mit neuen Spielern hat wahre Wunder gewirkt. Sonst investiert man mehr Zeit und Arbeit in die bestehende Gruppe und es lohnt sich trotzdem nicht.
"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

Offline Crimson King

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #12 am: 6.03.2020 | 13:56 »
Meine Empfehlung:

Bitte denke nicht, dass es deine Aufgabe ist, die Gruppe zu reparieren. Entweder ist sie nicht kaputt, oder sie kann nur von allen gemeinsam repariert werden. Wenn du das allein versuchst, ist Frust vorprogrammiert.

Ich persönlich halte es für wichtig, dass du deine hier geschilderten Eindrücke zunächst mal wertneutral deinen Mitspielern mitteilst. Wenn viele von denen nicht so mitziehen, viel ooc agiert wird, sich vieles nach simplem Abarbeiten anfühlt, bist zu mit deiner Wahrnehmung ggf. nicht allein. Wenn andere in der Gruppe aber eine ähnliche Problemwahrnehmung haben, könnt ihr auch gemeinsam an der Problemlösung arbeiten. Rollenspiel ist schließlich eine Gruppentätigkeit gleichgestellter Teilnehmer.

Was Lösungsvorschläge angeht, hängen die natürlich stark von der geteilten Problemwahrnehmung ab. Laut Beschreibung vermute ich, dass sich in beiden Runden ein Trott eingestellt hat, bei dem wenig investiert wird, wenig zurückkommt, und dementsprechend auch keine Motivation aufgebaut wird, mehr zu investieren. Um da auszubrechen, braucht es neue Impulse, aber die sollten wie gesagt von der Gruppe getragen und nicht von einem selbsternannten Gruppenreparierer injiziert werden.

Eine neue Gruppe zu suchen, schadet davon abgesehen nie, solange man genug Zeit hat.
« Letzte Änderung: 6.03.2020 | 15:24 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Weltengeist

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #13 am: 6.03.2020 | 13:58 »
Ich bin leider nicht sonderlich optimistisch, was den Versuch angeht, Rollenspieler in ihren Spielgewohnheiten ändern zu wollen. Da helfen die schönste Appelle und das schönste Vorleben nicht. Leute die passiv sind, bleiben passiv. Leute, die eher würfeln wollen, werden auch weiterhin eher würfeln. Rampensäue bleiben Rampensäue. Und so weiter. Übrigens: du wirst ja deine Vorlieben auch nicht an die Gruppe anpassen - wir sind halt so, wie wir sind. Am Ende bleibt dir mMn nur, die Gruppenkonstellation zu deinen Gunsten zu verändern - sei es, indem du neue, aktive Spieler hinzugewinnst, sei es, indem du die Gruppe verlässt und dir was Neues suchst.
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AngeliAter

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #14 am: 6.03.2020 | 14:46 »
Ich würde ja darauf tippen, das deine Splittermondrunde sich einfach selbst überlebt hat, die Spieler haben sich nichts mehr zu erzählen.

Also einfach alle einpacken, zur nächsten Con fahren und die überall mitspielen lassen aber maximal 2 Spieler in der selben Runde. Sie sollen einfach mal erleben wie komplett Fremde spielen.

Und Grundsätzlich: Abwechslung, Abwechslung, Abwechslung!
Es bringt einfach nichts wenn man sich sagt "Ja, dann fahre ich dort hinm würfel die 10 Gegner tot, trinke ein Bier und fahre zurück". Die ganzen Serien machen es vor, ein Cliffhanger am Ende der Folge/Staffel damit man unbedingt die nächste sehen muss. Es muss nicht jedes mal ein neues Feuerwerk abgebrannt werden aber es hilft schon mal, ab und an die Farben zu wechseln.

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #15 am: 6.03.2020 | 15:30 »
Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten und Meinungen.
Ich versuche jetzt mal einzelne Fragen zu beantworten, die ich so raus gelesen habe.

Ich wohne in Hamburg, es wäre also grundsätzlich kein Problem, eine neue Runde zu finden, ich muss aber auch gestehen, dass ich inzwischen recht wählerisch bin, mit wem ich Spiele und mit wem nicht (spiele deswegen auch kaum noch auf Cons) und auch etwas bequem, was die Suche angeht, insofern würde ich es nicht ausschließen, wäre für mich aber wirklich nur eine letzte Lösung. Neue Leute in die Runde bringen finde ich eine super Idee, wir sind allerdings schon relativ viele Leute (6 in der Splittermond und 7 in der Shadowrun Runde, wenn alle da sind) und ich weiß nicht, ob mehr Spieler das Ganze besser macht.

Drachenzwinge hab ich schon mal ausprobiert, es kam aber nichts zustande, habe auch ein paar mal online mit Freunden gespielt, aber das ist nichts für mich. Über das Tanelorn-Treffen hab ich tatsächlich schon ein paar mal nachgedacht, dass sollte ich vielleicht mal machen :-).

Zur Frage mit dem leiten, ich glaube was so die Balance zwischen Railroading und Sandbox angeht, sind wir für uns ganz gut aufgestellt, normalerweise wissen die Spieler, wo der Plot zu finden ist und verhalten sich halbwegs entsprechend und wenn nicht, ist es normalerweise auch kein Beinbruch.

Die Empfehlung nicht der Gruppenreparier zu sein, finde ich sehr wichtig. Das war auch tatsächlich er Hauptgrund, warum ich mich aus der Splittermond-Runde verabschiedet habe, weil ich das Gefühl hatte, dass ich der einzige bin, der Probleme sieht, bzw. der bereit ist Energie in die Lösung dieser zu stecken. Ich dachte mir, wenn es für die Anderen nicht so ein großes Problem ist, dann ist es ja auch nur fair, wenn ich mich zurückziehe und die anderen nicht mit meinem Genörgel nerve.

Ich denke ich werde noch ein letztes Mal versuchen das ganze anzusprechen und gucken, ob die Gruppe mitzieht und man sich vielleicht darauf einigen kann, es mal anders zu versuchen. Falls nicht, werde ich die Splittermond-Runde auf jeden Fall ganz sein lassen, weil ich glaube, dass es dann einfach nicht passt und ich damit auf Dauer nicht zufrieden werde. In der Shadowrun-Runde werde ich mal schauen, ob sich da auch andere mit Motivation finden, ansonsten werde ich auch das noch ein mal ansprechen und ansonsten diese nur noch frequentieren, wenn andere einen Termin gemacht haben und es mir gerade auch passt und ansonsten schläft sie halt ein. Sollten am Ende beide Runden für mich wegfallen, werde ich mir auf jeden Fall eine neue Runde suchen und, wer weiß, vielleicht kommen da ja auch noch mal Leute aus den anderen Runden wieder dazu.

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #16 am: 6.03.2020 | 16:06 »
Das sind imo zu viele Spieler, zumindest für einen einzigen Termin. Würde ich beschränken, machen wir (Sequenzer) auch, bei uns sind es max. 4 Spieler, wie groß der Pool ist weiß ich nicht ab drei Spielern wird gespielt, zwei sind manchmal auch okay.

Wenn Du mehr als 5 Spieler am Tisch sitzen hast, was mir schon einer zuviel ist, dann würde ich darauf tippen, daß das ein Teil Deines Problems ist. Es ist wie Schulklassen die zu groß sind, die Aufmerksamkeit für einzelne Leute ist einfach zu gering und man kann als Spieler gar nicht mal etwas länger handeln und sein Spotlight ausnutzen.
Ja, ich glaube auch, dass das ein Problem ist, wobei es, interessanter weise, in der größeren Gruppe besser klappt, was wiederum viel mit der Konstellation zu tun hat. Das Problem ist natürlich, dass wir auch schwer Leute einfach aus der Gruppe werfen möchten, zu mal wir auch nur 1-2 mal im Monat spielen können und wollen, insofern also nicht einfach drei Gruppen daraus machen können.

Offline Tsuyoshi Hamato

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #17 am: 6.03.2020 | 16:39 »
Zuürckgedacht habe ich nicht wenige Jahre meines mittlerweile 25-jährigen Rollenspiellebens (Jahre seit Beginn des RPGs) in nicht ganz passenden oder unpassenden Runden gespielt. Das war teilweise nicht sehr schön, obwohl meine emotionale Verehrung des Rollenspiels mich immer weiter angetrieben hat zur Mitspielersuche, zum Ausprobieren, zu gescheiterten Versuchen Runden mit Aussprachen zu "fixen". Dass ich aktuell in super passenden Gruppen spiele, ist nach insgesamt nicht geringen Zeiten so voller fauler Kompromisse eine derart große Wohltat, die sich einfach nur gut anfühlt, kaum in Worte zu fassen.

Es gibt vielleicht doch die zu Dir passenden Spieler dort draußen.
« Letzte Änderung: 6.03.2020 | 16:42 von Tsuyoshi Hamato »

Offline Sphinx

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #18 am: 6.03.2020 | 17:06 »
Abseits von kurzfristigen schnell wieder zerfallenen Runden. Hab auch ne Runde die seit 3 Jahren alle 6 - 8 Wochen mal stattfindet. Gameplay ist ziemlich lari fari, Reglen werden irgendwie nach gut dunken abgehandelt,..  Ehr eine Runde um überhaupt zum Spielen zu kommen (gar nicht so einfach hier was zu finden). Ich meine ich komme mit den Leuten klar und es ist ein unterhaltsamer Abend weshalb es schon OK ist.

Dann hab ich meine Online Runde ins Leben gerufen. Einfach weil ich mehr wollte als diese eine Runde mir bieten konnte. Die läuft jetzt an die 2 Jahre und ist auch OK, wenn auch durch das online bedingt nicht so schön.

Hatte mich schon damit abgefunden das es nur solala Rollenspiel für mich geben wird. Hatte immer mal mit einzelnen Kontakt über die Mitspieler zentrale, aber nie genug um eine Runde auf die Beine zu stellen.

Vor einem Jahr wurde ich aber wieder über die Mitspielerzentrale angeschrieben, diesmal von jemand der eine Gruppe am bauen war. Und noch Leute zum Auffüllen gesucht hatte. Tja was soll ich sagen bis jetzt ist es ein absoluter Glücksgriff. Wir schaffen es Regelmäßig alle 2 Wochen zu Spielen und ich hatte in dem einen Jahr bis jetzt nie einen Grund mich zu ärgern.

---
Du hast eine Runde die zu sehr OT ist. OK wenn du mal vom "guten" Rollenspiel absiehst und es einfach als Unterhaltung ansiehst. Wäre sie dann erträglich?
Die andere Runde scheint aus leuten zu bestehen die Rollenspiel als Lückenfüller nutzten wenn sie nichts anderes finden. Entweder Arsch zusammenkneifen und die Organisation übernehmen oder damit leben das sie sehr sporadisch stattfindet.
An den Nagelhängen würde ich das Hobby an deiner stelle nicht. Aber aktiv nach einer alternativ Gruppe suchen würde ich doch anraten. Wie erwähnt hab ich Jahrelang gesucht bis sich was ordentliches gefunden hat. Je nach Region und Angebot muss man da einfach viel Durchhaltevermögen haben, aber es gibt immer die Chance auf einen Glückstreffer.
Und wenn der Druck gar zu groß wird, einfach mal Online sehen ob du Anschluss findest, mit ner ordentlichen Gruppe macht auch das laune, selbst wenn es nicht so schön wie am Tisch ist.

Offline Megavolt

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #19 am: 6.03.2020 | 17:15 »
Du solltest eine parallele Kontergruppe aufbauen, die deinen Wünschen entspricht. Leg mal die Regelschwergewichte und den bemühten Spielstil beiseite und versuch stattdessen mal DCC (herausforderungsorientiert und ehrlich). Hier müssen die Spieler investiert sein, weil ihre Figuren sonst sterben wie die Fliegen, die Regeln sind simplistisch und die Kombination aus beiden Dingen führt dazu, dass plötzlich alles anders ist.

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #20 am: 6.03.2020 | 17:39 »
Zitat
Du hast eine Runde die zu sehr OT ist. OK wenn du mal vom "guten" Rollenspiel absiehst und es einfach als Unterhaltung ansiehst. Wäre sie dann erträglich?
Auf Dauer eher nicht. Also es ist jetzt nicht so, dass ich es jedes mal total schrecklich finde, aber es ist inzwischen meistens so, dass ich die Zeit und den Aufwand dafür einfach zu schade finde. Ich schaffe es im Monat vielleicht 1-2 mal Rollenspiel zu spielen und da möchte ich natürlich, dass es sich auch lohnt. Das heißt nicht, dass es immer mega atmosphärisch ist, wir sind alle Menschen und ich möchte auch nicht, dass in meiner Freizeit immer alles total verkrampft ist, aber einfach ein bisschen Mühe und IT, damit es sich auch loht, wenn man 3 Tage nen Charakter gebastelt und 500 Seiten Regeln und Weltenbeschreibung gelesen hat. Wir haben inzwischen auch schon öfter die Charaktere gewechselt, aber ich hab das Gefühl, wir spielen trotzdem irgendwie immer die selben Leute, ein bisschen als würde man seit 5 Jahren den gleichen Runninggag spielen.

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #21 am: 6.03.2020 | 19:18 »
So schlimm ist es jetzt bei uns nicht, aber wir kommen immer irgendwie in den gleichen Modus. Für mich kommt die Abwechslung beim Rollenspiel dadurch, dass verschiedene Emotionen durchlebt werden, bei uns ist das aber nur sehr geringfügig der Fall. Das sich Charaktere z.B. mal mögen und nicht die ganze Zeit nur verarschen oder das mal die Charaktere mal nicht zynisch und "cool" sind sondern auch mal Angst um ihr eigenes oder das Leben ihrer Gefährten haben, vom Schicksal von NSCs betroffen sind etc. pp. sowas kommt halt kaum vor. Das ist halt ein Modus in dem wir irgendwie drin sind, ich nehme mich da selbst auch nicht unbedingt aus, aber ich habe halt das Gefühl, dass die anderen Spieler damit entweder kein Problem haben oder, von denen ich weiß, dass sie es haben, den Mund nicht aufbekommen.

Offline Isegrim

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #22 am: 6.03.2020 | 20:00 »
Anderes Setting und/oder anderes Regelsystem ausprobieren. Gezielt mal die Gruppen-Rollen anders verteilen, vielleicht auch im Rahmen einer (anderen) IG-Hierarchie. Das kann alte Gewohnheiten aufbrechen. Die Betonung liegt (leider) auf kann, muss natürlich nicht klappen
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Sphinx

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #23 am: 6.03.2020 | 20:53 »
Instgesammt würde ich so wie du schreibst auch dazu raten was neues zu Suchen. Du hast das Gespräch gesucht, keinen hat es interessiert. Es stört dich wie es läuft das es deinen Spaß trübt. Da hilft dann nur etwas ändern das du in der Hand hast. Und wenn es erst mal mit ner Online runde überbrückt wird. Lieber eine gute Digitale als keine/schlechte am Tisch.


Ich wollte Charakterhintergrundgeschichten und dafür gabs Ausreden zwischen "Fast fertig, bekommste morgen! Ganz arg versprochen" und "Sorry, muss ich neu schreiben, mein Hund hat die gefressen." Wenn eine kam, dann bestand die aus einem Einzeiler.
Ich hatte schon zwei mal den Fall wo in etwa dieser Satz dazu kam :"Ne ich kann mir sowas nicht ausdenken"
Waren dann auch die Spieler mit denen es recht schnell Probleme an anderen Fronten gab.

Brainworm

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Re: Gruppenfrust
« Antwort #24 am: 6.03.2020 | 21:24 »
Instgesammt würde ich so wie du schreibst auch dazu raten was neues zu Suchen. Du hast das Gespräch gesucht, keinen hat es interessiert. Es stört dich wie es läuft das es deinen Spaß trübt. Da hilft dann nur etwas ändern das du in der Hand hast. Und wenn es erst mal mit ner Online runde überbrückt wird. Lieber eine gute Digitale als keine/schlechte am Tisch.
Ja, ich denke ich werde noch ein mal das Gespräch suchen und gucken ob ich die anderen überzeugt bekomme, dass sich was ändern muss. Momentan fanden so wenig Termine statt und ich glaube es herrscht allgemein etwas Frust, so dass ich mir vorstellen könnte, dass die Gruppe dafür vielleicht aufgeschloßener ist. Ansonsten muss ich wohl wirklich langsam Konsequenzen ziehen, da ich merke, dass mich die Situation, wie sie jetzt ist, auch immer wieder belastet.