Das mittlere Justikar-Exemplar seufzt laut hörbar auf und erhebt sich, geht mit bedächtigen Schritten um den Tisch:
Ehrenwerte Herrschaften, wenn ich einmal das Wort ergreifen darf, bevor hier zivilisierte Gepflogenheiten vollends über den Jordan gehen?
Sie, Rektor Mottram sprechen von "Reife und Charakterstärke", soso. Wenn es hier um meinen höchst geschätzten, etwas hitzigen jungen Kollegen geht (Der Justikar legt seine Hand beruhigend auf Jareems Schulter) - darf ich daran gemahnen, dass SIE es waren, der hier zuerst die Stimme erhob?
Aber das ist es gar nicht, nicht wahr? Wie immer in solchen Situationen sieht das Institut seine Deutungshoheit in Gefahr, wann immer eine Fraktion Zugriff auf die ihre Erkenntnisse einfordert.
Und wie schon viele vor Ihnen begehen auch sie bedauerlicherweise den Fehler, uns nach unseren bewährten Ritualen, einem - zugegeben - altertümlichen Kleidungsstil und antiquiert wirkenden Umgangsformen zu beurteilen und in alte Vorurteile zu verfallen. Hauptsächlich natürlich denen, die in der Kirche eine zu überwindende Altlast aus dunkelster Vergangenheit sehe.
Dabei sichert gerade die Kirche genau mit diese Art der Beständigkeit, den jahrhundertelangen verfeinerten Techniken der Meditation und einem etabliertes Rangsystem uns den nötigen Respekt für die arkanosophischen Liturgien und Lehren.
Aus dem Wissen, für das die Institute den Grundstein mit ihrer Forschung gelegt haben, haben wir etwas geschaffen, was sich die Gründungsväter der Institute nicht auszumalen imstande waren!
Und während uns die Orange-Katholischen Reformationen die alten, mystisch verklärten Wege ersetzen und uns mit dem IDEELLEN MENSCHEN eine neue Vision für die Zukunft - die Zukunft der gesamten Menschheit! - gaben, zerlegten sich die ersten Institute beinahe gegenseitig in den blutigen Auseinandersetzen der Deutungskriege. Sagen SIE mir, Rektor Mottram: Wo lag die Reife darin? Ja, das ist lange her und ja, wissenschaftliche Vorsicht war eine logische Folge aus den damaligen Erfahrungen. Aber was damals logisch erschien, ist heute überholt. Was damals Vorsicht war führt zu heutiger Stagnation.
(Der Justikar geht ans Fenster und deaktiviert die Verdunkelung, schaut auf die lauter werdende Menge herab)
Und zu Leid und Tod! Sie wissen doch genau, welches Schicksal die Kolonien erwartet. Wollen Sie weiterhin tatenlos zugucken, während sie und ihr Kollegium sich den Erkenntnissen der Apokryphen weiterhin verweigert? Ahnen Sie überhaupt, welche Macht sie ungenutzt hinter Schloss und Riegel sperren? Warum wenden Sie sich gegen den Fortschritt?
(mit müden Blick in den Augen dreht er sich zu Mottram)
Glauben Sie uns: Jeder Einzelne hier kann verstehen, was sie durchmachen. Jedes hier anwesende Exemplar von uns (er breitet seine Arme um die Gesandschaft) repräsentiert eine Speiche des Rads. Wir alle haben immer wieder Entscheidungen getroffen darüber, wie wir die Zukunft sehen. Keiner hat sich für Stillstand entschlossen.
(er geht wieder zu seinem Platz zurück, dreht sich nochmal zum Rektor um)
Entscheiden Sie sich. Aber nicht aufgrund von eventuellen Asympathien, akuten Gefühlen oder Vorurteilen. Handeln Sie im Sinne des Wissens und des Fortschritts. Ich bin sicher, dass Sie das nicht bereuen werden.