Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kampf und sozialen Interaktionen liegt wohl auch darin, dass fast niemand im realen Kampf Erfahrung hat (und schon gar nicht auf Leben und Tod) aber jeder viel Erfahrung in sozialen Interaktionen.
Für beides: Ja, aber...
Man selbst mag vielleicht keine Kampferfahrung haben, aber "als Menschheit"™ haben wir einen enormen Erfahrungsschatz. Da ist eher die Herausforderung, das zu bewerten und strukturiert darzustellen als dass es sich da um ein Feld handeln würde, das extrem schlecht erschlossen wäre. Da kekst mich in Sachen Kampfregeldesign auch regelmäßig an, dass oft so getan wird, als wäre das ein totales Mysterium. Ist es nicht, es gibt nur - wie in jedem Feld - unglaublich viel Halbwissen und kompletten Unsinn (auch und gerade durch mediale Prägung) und damit entsprechenden Bewertungs- und Sortierbedarf.
Und die eigene Froschperspektive ist dabei auch nur ein Baustein und nicht das Ende aller Weisheit. Wenn das so wäre, müssten sich ja alle mit Kampferfahrung bei dem Thema komplett einig sein
Und für soziale Interaktionen gilt das im Grunde noch viel mehr. Ähnlich wie beim Autofahren: Man macht das irgendwie und kommt halbwegs klar, aber die eigenen Fähigkeiten ehrlich evaluiert und strukturiert über das ganze Thema nachgedacht wird so gut wie nie.
Da muss man z.B. erst mal einem Con-Artist oder einem sonstigen Betrüger/Manipulator auf den Leim gegangen sein (oder selbst in der Richtung aktiv gewesen sein) oder in einer Situation gewesen sein, wo man "völlig untypisch" gehandelt hat, um sich überhaupt einzugestehen, dass man im Alltag gerade an der Oberfläche der ganzen Angelegenheit kratzt.
Hier bin ich bei Maarzan: Da lügt man sich viel mehr selbst unbewusst in die Tasche und meint, man könnte das alles recht gut enschätzen. Und obendrauf ist dabei die Überlappung zwischen SC und Spieler größer als beim Kampf oder sonstigen körperlichen Sachen mit einer ganz offensichtlichen Trennung von Spieler und Fiktion/fiktiver Figur.
Oft mit dem Ergebnis, dass das Thema im Spieldesign ausgeklammert wird, weil das ja alles so schwierig ist. Auch hier wieder: Ist es grundsätzlich nicht, aber eine brauchbare Struktur zu finden, ist eben ein bisschen Arbeit.