Wieder eine tolle Episode! Bravo! Und informativ, ich kannte die Sache mit King in dem White Wolf Buch noch gar nicht, da ich mit dem Buch nie in Berührung gekommen bin. Ich finde es wichtig, gerade auch im aktuellem Kontext, darüber zu sprechen – oder es wenigstens zu kennen. Mich stört die Länge gar nicht, allerdings dauert es immer etwas die ganze Folge zu hören, da ich sie immer nur häppchenweise im Auto höre.
Cyberpunk 2020 gehört zu meinen Leib- und Magen Systemen und es war sehr interessant zu hören, welcher Stil in der Berliner Szene praktiziert wurde. Als wir damals unseren Erstkontakt mit Cyberpunk hatten machten wir unser eigenes Ding daraus. Die Härte war zwar okay, aber wir wollten so etwas wie
Neuromancer spielen und kein GM vs PCs Survival, wie Mike es geschrieben hat. Den antagonistischen GM gab es bei uns nicht. Das war bei uns keine Entwicklung, sondern wir haben das von Anfang an so gespielt. Mag sein, dass wir Cyberpunk dann nicht
true gespielt haben, aber wir waren eben auch „Abenteuerspieler“. Klar, gabs auch Hinterhalte und Charaktertode, aber die hielten sich bei intelligenter Spielweise in Grenzen. Plausibilität war wichtig. Konzerndenke war wichtig. Nicht immer wird jeder verarscht, der Auftraggeber will dich beim nächsten Mal wieder engagieren, sofern du gut warst. Hat es nicht geklappt, schaffst Du deinen Hintern besser in Sicherheit, weil dann die Zeugen und schlechten Assets beseitigt werden. Bei den Combat Zones nahmen wir uns real-weltliche Vorbilder, wie Slum-Gebiete oder, aus der Fiktion, das New York aus „Escape from New York“. Bei den Charakteren waren die Solos nicht in der Überzahl. Da hatten wir eine bunte Mischung. (Mein Hauptcharakter war ein Netrunner. Der lebt auch noch.) Inner-group-backstabbing hatten wir nur einmal, dafür war das aber so dreckig (und outgame), dass es die Freundschaft zweier Spieler nachhaltig belastet hat. Also vielleicht doch
true Cyberpunk?
Bei uns in Dortmund schlug Cyberpunk ebenfalls wie eine Bombe ein, zumindest in meinem Freundeskreis. Es wurde nach AD&D 2nd zu dem Rollenspiel unserer Wahl. Wir waren nicht so vernetzt, wie ich die Berliner Szene einschätze, aber ich sehe Parallelen, die eher dem Regelsystem geschuldet waren, als einer antagonistischen Spielleitung. Auch bei uns gab es lange Zeit Maximalwerte. Combat Sense 10 war ein Muss bei Solos und natürlich hatte mein Netrunner Interface 10. Den verdammten Hautverstärker hatte auch jeder. Die fiesen Tricks von Mike brauchten wir aber nie. Die Gewaltorgien hielten sich bei uns in Grenzen, allerdings war ich mal Spieler in einer Runde die in so einem Schlachtfest mündete von dem wir lange Zeit noch mit gemischten Gefühlen erzählten. Es war auf der einen Seite schon lustig gewesen, aber auf der anderen Seite ganz großer Quatsch. Später, mit wachsender Erfahrung und Reife rückten auch bei uns die soziale Aspekte und sinnvollere Charaktere immer mehr in den Vordergrund, die Revolution blieb aber auch bei uns aus.
Heute, Jahrzehnte später, spiele ich Cyberpunk 2020 immer noch sehr gerne – zum Beispiel leite ich es dieses Wochenende online– aber natürlich ganz anders als früher.
Die Sache mit dem „härtesten Cyberpunk-Spielleiter Berlins“ hat mit sehr amüsiert. Vermutlich bin ich aktuell der härteste Cyberpunk-Spielleiter in Osnabrück, wo ich heute lebe, aber nur weil ich hier der einzige Cyberpunk-Spielleiter sein dürfte.
Allgemeines Feedback: Ich hatte während des Hörens hier und da Aussetzer. Keine Ahnung, ob das an meinem Cyberhandy oder an der Datei lag. Ich vermute letzteres, weil der Fehler zumindest auf meinem Gerät reproduzierbar ist. Inhaltlich fand ich es sehr gut. Bei der Vorstellungsrunde hätte man Settembrinis Hintergrund etwas besser vorstellen können. (Mir ist z.B. nicht klar geworden aus welchen Gründen BuG Settembrini schätzt.) Alles in allem aber sage ich: Weiter so!
EDIT: Hier und da Typos verbessert.