Ich schätze, dass ich wohl nicht der Einzige bin, der seit Covid-Ausbruch signifikant mehr Filme und Serien geguckt hat als vorher
Jetzt bin ich mal in mich gegangen und habe überlegt, was denn alles so dabei war. Dabei ist mir zunächst aufgefallen, dass diese gewisse "Ruhe" die der Lockdown mit sich brachte (zumindest bei mir, nicht unbedingt bei jeder/m - schon klar!) mir ermöglicht hat, Filme und Serien etwas
bewusster wahrzunehmen - eben _nicht_ nur zu konsumieren. Hängt vielleicht damit zusammen, dass ich in den letzten Monaten wieder bewusster Zeit für einen Film (oder Folgen einer Serie) reserviere...
Wie dem auch sei: Ein paar Dinge von meiner langen Filmliste habe ich abgearbeitet, ein paar neue Sachen sind dazwischen gerutscht und ein paar spontane Ideen sind auch dabei.
Bevor ich die Liste jetzt anfange: Wie sieht das bei euch so aus - habt ihr mehr oder weniger als sonst geguckt? Und wenn ja, was? Reine Listen reichen auch, ich werde aber die Gelegenheit nutzen und selbst zu jedem "meiner" Filme ein kurzes Statement hinterlassen
They shall not grow oldWar streng genommen kurz vor dem eigentlichen Lockdown, aber um den GRT herum bzw. als er ausfiel. Damit fing es also an. Beeindruckendes Werk, gleichsam bedrückend wie lehrreich auf gleich mehreren Ebenen. Eine gute Ergänzung zu
1917, den ich ein paar Wochen vorher geguckt hatte.
SharknadoWurde mir als total abgedrehter Trashfilm empfohlen und konnte das Versprechen zu 100% einhalten! Im Kino hätte ich mich gerärgert aber so als
Erfahrung war das schon ganz witzig. Vermutlich mit mehreren Leuten und steigenden Mengen an Alkohol oder legale Droge je nach Gusto noch deutlich unterhaltsamer.
Notting Hill... hatte ich bisher noch nie gesehen und bin nach wie vor überrascht, wie gut dieser Film gealtert ist und wie er - trotz des Erscheinungsjahres, der Hauptdarsteller und des Genres es schafft, den damaligen RomCom-Standard stellenweise zu durchbrechen bzw. zumindest damit zu spielen. Hat mir wieder Erwarten sehr gut gefallen - möglicherweise einer der Besten des Genres.
Knives OutSolides Cluedo-Stück mit Starbesetzung. Hat den Rummel m.E. nicht gut vertragen, ich wäre ohne die mediale Aufmerksamkeit vermutlich positiv überrascht worden. Aber immerhin noch gut unterhalten.
Ein letzter JobDas Gegenteil: Ein Heist-Film, der mehr sein möchte aber daran scheitert. Leider, denn die Ansätze sind an sich gut und vielversprechend. Es dümpelt aber so dahin und ab der Mitte wusste ich nicht mehr zusagen, was der Film mir noch sagen möchte. Am Ende leider auch noch nicht. Etwas Schade, da wäre mehr gegangen.
LovebirdsDie kurzweilige Überraschungsentdeckung auf Netflix! Klamaukig-moderne RomCom, die nicht ganz die Wildheit - und erst recht nicht die Abgefucktheit! - von Happy! oder gar Cranck erreicht, aber im Rahmen des Genres in durchaus vergleichbarer Geschwindigkeit durch die Geschichte - und der Beziehung des Pärchens - rast.
Besonders überzeugt hat mich der Anfang, in dem in kürzester Zeit gezeigt, wie sich die zwei kennen-, lieben und bald schon nerven lernen.
Amüsant skurril.
Margin CallEin fiktiver Auslöser der Finanzkrise 2007 als großartig gespieltes Kammerstück mit Jeremy Irons in einer grandiosen Szene als "Big Boss". Fesselnd und erschütternd auf eine kapitalistisch-kalte Art.
ParasiteHat mich auf voller Länge überzeugt und wurde seinem Ruf gerecht.
Bird BoxNoch so eine Überraschung bei
N, diesmal von der bedrückend-spannenden Art. Eine Frau und ihre beiden Kinder flüchten blind durch eine Welt, in der eine unsichtbare Gefahr die Menschen, die
hinsehen, in den Selbstmord treibt, und suchen verzweifelt eine neue Zuflucht.
Der Film schafft die Atmosphäre, die
The Happening gefehlt hat und stellt die unsichtbare Gefahr als nachfühlbaren Schrecken überzeugend dar.
I am MotherEin sauberers Stück SciFi. Keine neue Idee, aber zum ersten Mal in voller Konsequenz filmisch umgesetzt. Und: Endlich mal wieder Industrial-SciFi-Ästhetik!
Once upon a time in HollywoodWar zu lang.
RocketmanAuch als Nicht-Fan von Elton John ein beeindruckend in Szene gesetgztes Biopic mit z.T. wirklich großartigen Übergängen.
Red SparrowEin solider Spionagefilm wie in den 80er, aber mit modernen Anstrich. Jenniver Lawrence zeigt, was sie kann und spielt eine gleichzeitig zerbrechlich-mädchenhaft wie überlegen-kontrollierende Killerin, die in dem Spiel weitaus mehr als nur ein Spielstein ist.
Stolz und VorurteilDer Klassiker. Auch endlich mal gesehen. Abegehakt
The vast of the nightWundervoller Film über die Magie des Akustik mit... ja, eigentlich einem Bandaufnahmegerät als Hauptdarsteller. In einer Kleinstadt in den 50ern fallen zwei Audio-Nerds seltsame Geräusche im Radiorauschen auf und finden heraus, dass der Ursprung von weit
über ihnen stammt. Aber was ist dort, im dunklen Himmel der Nacht?
Ich hoffe, den anscheinend noch recht unverbrauchten
Jake Horowitz in Zukunft noch öfter zu sehen - die gewisse nerdige, 50er-Jahre-Lässigkeit mit einem Hauch James Dean hat der Herr auf jeden Fall überzeugend rübergebracht und ich hatte Spass, den beiden bei ihrer subtilen Flirterei zuzugucken und wie sie mit dem Kassettenrekorder unterm Arm von Haus zu Haus hetzen und auf der Suche nach der Wahrheit sind. Dazu ist das Sounddesign und die Art, wie im Film Geräusche in Szene gesetzt werden wirklich einmalig. Ein echter Geheimtipp!
The LighthouseJepp, genau SO kann man Lovecraft-Stoff verfilmen! Düster, bedrückend, surreal bis zur letzten Sekunde, zum Teil kaum erträglich in seiner Rauigkeit und Ungeschöntheit. Eine stufenweise Steigerung in den Wahnsinn, der mit jeder Stufe auf dem Weg zur Lampe immer schriller wird bis zu einer der vermutlich verstörendsten Portraitaufnahmen der Filmgeschichte. Groß!
The GentlemenMein erster Film im Autokino - und was für einer! Ich wusste bisher nicht, dass es offenbar bei gewissen "Cineasten" en vogue ist, Guy Richie nicht zu mögen
So ganz erklären kann ich es mir nicht, den
The Gentlemen weiß sein Gerne zu bedienen und zelebriert die obligatorischen Twists regelrecht. Dazu herrlich skurrile Charaktere (besonders
Colin Farrell hat an seiner Rolle als "Coach" sichtlich Spass!), ein perferkt abgestimmter Soundtrack und das Ding läuft. Ein glattes Ding!
Farbe aus dem All... ist so mancher Hinsicht das Gegenteil von Lighthouse: Wo einen Letzterer in quadratisch-bedrückender, farbfreier Enge zwängt drängt sich
Die Farbe im Laufe des Films immer mehr in den Vordergrund und mutiert, so wie jegliches Leben um den Einschlag des Meteoriten den ganzen Film auf ähnlich surreale Weise. Wer den Sport mitmacht und Cage hasst, wird ihn hier nicht lieben lernen - er darf seinem expressionistisch inspiriertem Schauspiel zum Ende des Films völlig freien Lauf lassen und es kam mir der Gedanke, dass
diese Rolle in
dieser Verfilmung niemand anders besser hätte spielen können. Für Lovecraft-Fans und Kenner der Vorlage ein Muss.