Das Jesus-Video von Andreas Eschbach. Sehr gut geschriebene, klassische SciFi im Stil der Kurzgeschichten von Asimov oder (moderner) Cixin Liu.
Das Schöne an Andreas Eschbach ist, dass er nicht nur mit der deutschen Sprache ganz hervorragend umgehen kann, sondern auch völlig unterschiedliche Stile beherrscht. Und ich mag lustigerweise seine frühen Werke teils echt lieber als seine späteren.
Das Jesus-Video fand ich nicht schlecht, aber nicht heraussragend.
Solarstation ist ein in der ich-Form erzählter, ziemlich mainstreamiger, aber wie ich fand, sehr cooler near-Future SciFi-Agentenkrimi/ -thriller.
Kelwitts Stern ist eine eher alberne Satire um ein tolpatschiges Alien, das auf der Erde - genauer gesagt im Schwabenländle - landet. Fand ich nicht soooo prickelnd, hat aber sicherlich regionalen Charme.
Wirklich weggeblasen hat mich aber tatsächlich
Die Haarteppichknüpfer, Eschbachs Debütroman, weil sich da ganz langsam ein so unfassbar epischer Rahmen entfaltet. Das Buch beginnt auf einem Hinterwäldler-Wüstenplaneten, wo die Kaste der Haarteppichknüpfer aus den langen Haaren ihrer Frauen und Töchter Teppiche für den Imperator des Sternenreichs webt: jeder Haarteppichknüpfer nur einen einzigen Teppich im Laufe seines Lebens. Und von da ausgehend öffnet sich das Ganze Kapitel um Kapitel, und die Hintergründe werden aufgedeckt und ... woaah.
Das Buch ist nicht ganz einfach, weil es sehr distanziert bleibt und keinerlei Identifikation mit irgendeinem Protagonisten erlaubt. Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt, und zuvor aufgetretene Charaktere nehmen auch keinerlei größere Rolle mehr ein, sondern werden höchstens im Vorbeigehen erwähnt. Das war anfangs irritierend, aber insgesamt passt das zu diesem epischen - man entschuldige das Wortspiel - Teppich, der sich da entfaltet. Eine ganz, ganz dicke Empfehlung von mir.
Quest hingegen, obwohl im selben Universum angesiedelt wie die Haarteppichknüpfer, hat mich überhaupt nicht berührt. Hab ich halt gelesen, okay, fein. Habe ich auch kaum noch Erinnerungen dran.
Eine Billion Dollar befasst sich mit der Finanzwelt und SWIFT, dem Nachrichtensystem für Hochbetragszahlungen, und hat mich nicht sonderlich begeistert, vielleicht, weil ich von Berufs wegen sehr genau weiß, wie SWIFT funktioniert, und in dem Buch zahlreiche Ungenauigkeiten sind, die sich durch meine Suspension of Disbelief geschmuggelt haben.
Und
Der Letzte seiner Art fand ich auch eher mittelmäßig - durchaus interessante Prämisse, aber in Summe dann doch wieder eher standardmäßige verfolgter-Agent-Ware. Nichts gegen verfolgter-Agent-Ware, wohlgemerkt, da gibt es einige von der Sorte, die ich liebe und immer wieder lesen kann, aber dieses Buch hat mich irgendwie nicht zu packen gewusst.
Danach habe ich dann aufgehört, Bücher von Eschbach zu kaufen, deswegen kann ich über seine späteren Werke nicht mehr viel sagen.