Es ist Rollenspielabend. Es zeichnet sich ab, dass sich der zentrale Kampf in die Länge zieht. Am Ende habt ihr 3 Stunden des Abends damit verbracht, den Kampf auszuwürfeln.
Wie oft befindet ihr euch in einer solchen Situation?
Ich nehme mal an die drei Stunden sind eher sinnbildlich gemeint und nicht reale drei Stunden? Weil so lange haben wir noch nie gebraucht. Aber dass ein Konflikt mal länger dauert kommt durchaus vor - nicht nur bei D&D, auch z.B. bei Numenera hat es schon mal länger gedauert, oder auch Shadowrun. Über den Daumen gepeilt würde ich schätzen einmal alle 4-5 Sitzungen pro Runde? Damit ist für mich jetzt aber nicht gleichgesetzt, dass das per se schlecht oder langweilig ist.
Löst das irgendwelche Emotionen in euch aus? Falls ja, welche?
Das kommt sehr auf die Situation an. Als ich noch Pathfinder 1E geleitet habe, hat mich das mehr und mehr angeödet (auch, weil ich als SL mit steigenden Leveln mehr und mehr Fähigkeiten verwalten musste). Wenn Kämpfe wegen Fragen, ob hier jetzt +1 Circumstance Bonus gelten oder nicht oder ob der vom Spieler genannte Trigger einer verzögerten Aktion noch eintreten kann, sich um ein mehrfaches in die Länge ziehen, kommt da keine Spannung auf, weil die Zeit für Berechnungen draufgeht, die oft nichts mit der Dramatik der Szene zu tun haben. Die Emotionen schwankten bei mir dann zwischen Genervtheit, Frustration und Müdigkeit
In Numenera dagegen bin ich ganz bei der Sache, auch wenn es mal komplexer wird, weil die SCs irgendeine verrückte Sache aus dem Hut zaubern und plötzlich alles kopfsteht. Das spielt sich für mich aber einfach interaktiver, es gibt mehr kreatives Vor und Zurück. Das reine Würfeln ist anteilig geringer als im o.g. Beispiel, aber die Spieler suchen manchmal auch nach Lösungen auf ihren Charakterbögen, was Zeit frisst - für mich aber kein Problem. Hier bin ich als SL meistens einfach neugierig, wie die Sache ausgeht, und habe sonst viel Freude.
In 5E, das ich jetzt schon ein paar Jahre leite, bin ich vergleichsweise schnell genervt, wenn es (gefühlt) zu lange dauert am Tisch - aber nicht, weil Encounter grundsätzlich zäh und langweilig verlaufen, sondern weil meine Gruppe sich zwischendurch gerne spontan umentscheidet, was getan werden soll, oder Notizen über eigene Fähigkeiten öfter nicht gut sind. Es könnte eben
noch besser laufen, mit wirklich nur etwas mehr Disziplin, und das frustriert mich dann - diese in meinen Augen unnötigen zehn Prozent vergeudete Zeit
Da weiß ich aber dass das ein Tick von mir ist und die Dynamik per se wirklich nichts ist, wo man den Rotstift ansetzen muss.
Wie geht ihr damit um? Reagiert ihr irgendwie darauf?
In der unmittelbaren Situation, wenn ich merke, dass ausgewürfelte Konflike für mich ins Negative umschwenken, überlege ich ob ich Möglichkeiten habe, das Problem zu entschärfen. Auch als Spieler, weil man kann den Zweikampf, der grade durch viel Würfelei und Regelkram die ganze Szene in die Länge zieht, auch beeinflussen wenn man etwa den Raum anzündet oder so. Da muss man natürlich auch etwas aufpassen, nicht zum Troll zu werden. Wenn das Entschärfen nicht klappen sollte - die Möglichkeiten sind ja situativ auch sehr eingeschränkt - fokussiere ich mich auf die Dinge, die mir Spaß machen, und versuche das andere möglichst auszublenden.
Als Spielleiter finde ich es arg frustrierend, wenn die Energie einer Szene komplett zwischen Würfel- und Additionsfragen verpufft. In 5E halte ich meine Spieler auch dazu an, ihre Fähigkeiten zu kennen und sich ggf. Sachen so zu notieren, dass sie auf einen Blick sehen was da jetzt zu tun ist. Ich halte mir für solche Situationen mittlerweile gerne Optionen bereit, um die Sache zu beschleunigen (möglichst innerhalb der Parameter des gespielten Systems). Wenn es mir zu bunt wird, auch speziell in dem Fall dass ein Spieler seine Rumrechnerei zu sehr zelebriert ohne auf die Gruppe zu achten, reagiere ich mittlerweile auch mit direkten Ansagen, dass die Zeit verrinnt (ich habe auch schon echte Sanduhren mit 30 Sekunden auf den Tisch gestellt, wenn es zu zäh wurde). Sowas einfach still zu durchleiden und auf die Spielteile zu hoffen, die nach dem zähen Kämpfen kommen, mache ich nicht mehr. Das klingt jetzt ziemlich dramatisch, so wirklich schlimm ist es wirklich nicht, aber mit fortschreitenden SL-Jahren steigen die Ansprüche auch.