Autor Thema: Das Gefühl einer offenen, weiten Welt (Open World) transportieren  (Gelesen 13573 mal)

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Online Maarzan

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Schau das Video ganz, und du siehst, was ich meine.  ;)

Scheiße - ich sehe hier die links nicht!  >:(
Ton in Ton ist Kacke!

So, jetzt habe ich es gesehen.

Ich schätze es hängt zu einem guten Teil davon ab, wie sehr jemand bereits intrinsisch motiviert ist. Der braucht dann auch nur noch freie Bahn. Andere haben dieses Gefühl so nicht und eben da eher von den Belohnungen, wo dann der beschriebene Sättigungseffekt eintritt, wenn das jetzt nicht selber wiederum Sucht zündet.
Für Leute mit ehemals intrinsischer Motivation kann aber die Belohnung (oder im Spiel ggf gar der Zwang dieser zu folgen um mit den anderen mithalten zu können) auch zum Spaßtöter werden.

Das heißt aber auch: offene weite Welt ohne eben eine solche gesicherte Köderung funktioniert nur für Leute mit bereist bestehender intrinsischer Motivation oder eben weitreichend sonst eben nicht.
« Letzte Änderung: 14.09.2020 | 18:46 von Maarzan »
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Online ghoul

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...bis er SL wurde. Seitdem du leitest, ist alles in Butter.  >;D

Haha, bin auch regelmäßig Spieler, aktuell Babylon 5, AD&D 1E, ab und zu Classic Traveller.
Finde ich wichtig, dass Leute auch Spieler sind statt nur SL, sonst droht ein Disconnect! Am Ende schreibt man dann nur noch im  :t: statt zu spielen.
 ~;D
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PESA hilft!
PESA diskutiert.

Zensur nach Duden:
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von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Offline flaschengeist

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Jede Art von Suchtverhalten spricht dagegen ...

Es kommt wohl eher auf die Dosierung von Zugang wie Größe der Belohnung an.

Aber die Sache mit der fehlende intrinsische Belohnung wird schon stimmen, denn im open world Fall kommen diese Belohnungen typischerweise in kleinerer Dosis und eben auch nicht mehr oder weniger regelmäßig frei Haus geliefert.
Das heißt man kann sich dort auf die extrinsischen Belohnungen nicht verlassen, so dass intrinsische Motivation über die Totzeiten trotz weiterhin erhöhter Spieleranforderung helfen müsste.

Hier liegt wohl ein Missverständnis vor: Extrinsische Motivation erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Zielverhalten. Das tut intrinsische Motivation auch (nur muss niemand externe Anreize auffahren, weil man das Zielverhalten eben um der Sache selbst willen ausübt). Allerdings besteht ein Risiko, dass ich bereits vorhandene intrinsische Motivation reduziere, wenn ich das gleiche Zielverhalten mit externen Anreizen unterstütze. Diesen Effekt bezeichnet man als "Die korrumpierende Wirkung extrinischer Belohnung auf die intrinsische Motivation".

Edit: Der Effekt ist allerdings umstritten. Zu den Details kann ich leider nichts sagen aber vielleicht gibt es hier einen Kollegen oder eine Kollegin, der/die im Bereich Allgemeine Psychologie (hier wird "Motivation" in der Disziplin eingeordnet) wissenschaftlich arbeitet und nicht (wie ich) sein Wissen aus dem Studium befragt, im Alltag aber primär therapeutisch tätig ist. Das spielt die Frage "was begeistert mich wirklich" zwar eine Rolle aber ich habe noch keinen getroffen, der bei ansonsten gleichen Bedingungen, z.B. Geld für etwas abgelehnt hätte, was er sowieso gerne tut. Ich denke, sowas beeinflusst die intrinische Motivation nur, wenn der Geldgeber gleichzeitig Anforderungen stellt. Ich schreibe z.B. in meiner Freizeit, wie so mancher hier, an einem eigenen System. Dafür würde ich sofort Geld nehmen, wenn ein Verlag zu mir kommt. Wenn der Verlag jetzt allerdings anfängt mir Vorschriften zu machen, wie das System sein soll oder bis wann ich was liefern muss (also meine Autonomie und damit mein Kontrollerleben einschränkt), dann würde ich wohl die Lust und damit die intrinsische Motivation verlieren.
« Letzte Änderung: 14.09.2020 | 19:43 von flaschengeist »
Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern dann, wenn man nichts mehr weglassen kann (frei nach Antoine de Saint-Exupéry). Ein Satz, der auch für Rollenspielentwickler hilfreich ist :).
Hier findet ihr mein mittelgewichtiges Rollenspiel-Baby, das nach dieser Philosophie entstanden ist, zum kostenfreien Download: https://duodecem.de/

Offline ArneBab

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Habe noch was gefunden, was mir interessante Fragen zum Thema Offenheit im Rollenspiel stellt.


These: Belohnungen führen dazu, dass Leute das Interesse an Aufgaben verlieren.
Psychologische Unterscheidung dahinter: Es gibt intrinsische und extrinsische Motivationen, Dinge zu tun. Wer keine intrinsische Motivation hat, z.B. eine offene Welt zu bereisen, den werden extrinsische Motivationen (z.B. Belohnungen) motivieren können, aber dann muss die Belohnungsschleife auch aufrecht erhalten werden.
Das stimmt nicht unbedingt. Schau mal bei Token-Systemen vorbei und achte v.a. auf das fade-out: https://de.wikipedia.org/wiki/Token-System und länger: https://en.wikipedia.org/wiki/Token_economy

Dann sollten wir allerdings eine der Psychologie-Fachkräfte hier fragen, in wie weit es wirklich eine gute Idee ist, mit diesen Methoden zu arbeiten — oder ob wir, da solche Methoden eh genutzt werden (für Erfahrungspunkte u.ä.) besser wissen sollten, was sie bewirken.

EDIT: Uhm, ja, z.B. flaschengeist :-)

EDIT2: Habe ich das hier schonmal im :T: gepostet? Motivation and Reward: Debunking the myth that you can increase the performance of creative workers with carrot and stick. Da habe ich als Laie Studien zum Thema gesammelt und zusammengefasst, weil ein Psychologe erzwungen hatte, dass ein toller Text von ihm zu dem Thema offline musste.
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« Letzte Änderung: 14.09.2020 | 20:37 von ArneBab »
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Online Maarzan

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Hier liegt wohl ein Missverständnis vor: Extrinsische Motivation erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Zielverhalten. Das tut intrinsische Motivation auch (nur muss niemand externe Anreize auffahren, weil man das Zielverhalten eben um der Sache selbst willen ausübt). Allerdings besteht ein Risiko, dass ich bereits vorhandene intrinsische Motivation reduziere, wenn ich das gleiche Zielverhalten mit externen Anreizen unterstütze. Diesen Effekt bezeichnet man als "Die korrumpierende Wirkung extrinischer Belohnung auf die intrinsische Motivation".

Ja, ich hatte da etwas anderes verstanden, weil ich erst den link nicht gesehen habe.
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Offline ArneBab

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Ich denke, sowas beeinflusst die intrinische Motivation nur, wenn der Geldgeber gleichzeitig Anforderungen stellt. Ich schreibe z.B. in meiner Freizeit, wie so mancher hier, an einem eigenen System. Dafür würde ich sofort Geld nehmen, wenn ein Verlag zu mir kommt. Wenn der Verlag jetzt allerdings anfängt mir Vorschriften zu machen, wie das System sein soll oder bis wann ich was liefern muss (also meine Autonomie und damit mein Kontrollerleben einschränkt), dann würde ich wohl die Lust und damit die intrinsische Motivation verlieren.
Dazu habe ich in meinem Text Quellen gesammelt: Wenn das Geld an erwartete Leistung Deinerseits geknüpft ist, besteht die Gefahr, deine intrinsische Motivation zu reduzieren. Wenn du einfach nur Geld bekommst, damit du mehr Zeit hast, an deinen Sachen zu arbeiten, funktioniert das problemlos.

Vielleicht setzt sich deswegen auch bei Patreon immer mehr das Konzept der monatlichen Bezahlung gegenüber der Bezahlung pro Werk durch: Verlässlich Geld zu bekommen hat keinen Einfluss auf die intrinsische Motivation. Nach Leistung Geld zu bekommen kann sie dagegen zerstören.

Das ist übrigens der Grund, warum beim EWS zwar Erfahrung für tolle Szenen verteilt wird, aber explizit dabeisteht, dass für jeden Charakter genau eine tolle Szene gesucht werden soll. Das liefert positives verbales Feedback, ohne die Erfahrungspunkte von Leistung abhängig zu machen: Du weißt, dass deine Gruppe etwas positives von dir suchen wird, so dass du nicht in Stress gerätst, etwas von ihnen Erwartetes liefern zu müssen.
« Letzte Änderung: 14.09.2020 | 20:45 von ArneBab »
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Online Maarzan

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Grudnregelwerk Kapitel VI between Adventures , insbesondere Endeavours. Die events waren eher so meh.

Eigentlich sollte eine gute Lebenslaufcharaktererschaffung genau solche Zwischenperioden auch brauchbar abbilden können.

Und sie würde gut gemacht für eine bessere Verzahnung der Figur mit dem Hintergrund sorgen incl. persönlicher Bezugspersonen etc.
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Offline Lobos_World

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- Gerüchte & Legenden: Lass die SC immer wieder Berichte von Dingen hören, die woanders passiert sind (einige davon Abenteueraufhänger, andere davon schon lange vorbeit, andere wiederum frei erfunden) - das motiviert sie, diese fernen Orte besuchen zu wollen und setzt Reiseabenteuer in Gang

So würde ich es auch machen. LotR ist das beste Beispiel dafür. Ständig wird über Gondor, Mordor usw geredet. Aber erst spät am Ende der Kampagne erreichen die Charaktere diese Orte. Legenden und Geschichten, Mythen und Gerüchte sind meiner Meinung nach die Quintessenz dafür, dass Spieler ein Gefühl für die Weite und "Realität" einer Spielwelt bekommen.