Zunächst möchte ich mich für die späte Antwort entschuldigen. 'Real Life' hat leider verhindert dass ich früher Feedback geben konnte. Gleichzeitig möchte ich mich bedanken, dass ihr so ausführlich auf das Feedback von anderen und vor allem von mir eingegangen seid. Dazu habe ich noch ein paar Anmerkungen:
George R.R. Martin ist, bzw. war in der Tat Rollenspieler/Spielleiter. Laut eigenen Angaben gefiel ihm D&D zwar gar nicht, dafür setzte er sich aber sehr intensiv mit Call of Cthulhu und Superworld auseinander:
https://youtu.be/faHLenXgJwc?t=71Settembrinis Erläuterung, dass ein Teil eines Produktes welches demselben entnommen und nun separat angeboten wird, als Kommodifizierung anzusehen ist, teile ich wiederum. Denn dies hat eine andere Qualität als die bloße Kürze eines Produktes. Dass es da draußen RPG-Produkte gibt, die sich an der Grenze der Unverschämtheit bewegen, oder sich schon darüber hinaus positioniert haben, ist ja unstreitig. Übrigens, Itch.io soll neben dem Aspekt der größeren Freiheit auch weniger Gebühren pro Verkauf verlangen. Auch das ist ein Vorteil gegenüber DrivethruRPG. (Ich habe dies aber nicht überprüft.)
Zu der Thematik Nichtausbeuterische Kolonialabenteuer und mögliche Veränderungen im Text: Gleichgültig in welchem Teil des politischen Spektrums sich bewegt wird, sehe ich hier ein grundsätzliches Problem, wenn unser Hobby als Vehikel für politische Ideologie benutzt wird. Ich nehme das Hobby sowohl als materielles als auch immaterielles Kulturgut wahr und Ambitionen dieser Art haben in beiden Aspekten, teilweise stark, zugenommen. Aus meiner Perspektive war Rollenspiel immer sehr zugänglich und offen für alle. Heute würde ich dies nicht mehr so pauschal sagen. Das wäre vielleicht eine interessante Thematik für eine Folge.
Kurze RPGs: Ich denke, Kirilow hat mich hier missverstanden. Mit geht es darum, dass ein kurzes RPG die systemische Vorbereitungszeit radikal verkürzt. Darin ist der Vorteil zu finden. Auf das Con-Beispiel zurückblickend: Wenn man da etwas leiten möchte aber systemisch nichts vorbereitet hat, stößt man auf Schwierigkeiten. Die Charaktererschaffung vieler Systeme kostet relativ viel Zeit, die von der Spielzeit abgezogen wird. Dies besser sich, wenn alle am Tisch eine gute Systemerfahrung haben und wissen was sie wollen, doch dies ist oft nicht der Fall. In der Regel sind auch Spieler dabei die das System kennenlernen möchten. Und gerade auf einer Con ist die Zeit knapp, denn es wartet schon die nächste Runde im nächsten Block. Dazu kommt die bremsende Komplexität mancher Regelelemente. Wehe wenn jemand bei z.B. Cyberpunk 2020 vollautomatisch schießt und dabei viele Kugeln treffen. RAW ist man dann eine längere Zeit mit der Effektbestimmung beschäftigt. Das ist prinzipiell kein qualitativer Nachteil, aber ein systemisches Zeitproblem, welches man sich gerade auf Cons lieber nicht leistet. Kurze RPGs können hier ihren großen Vorteil anbieten.
Den Wunsch ein gekauftes Produkt irgendwie auch einzusetzen empfand ich als sehr sympathisch. Ebenso die Gedanken zum Endecken des Rollenspielhobbys als die Spielart die man schon immer gesucht hat, ohne es zu wissen. Das war bei mir ganz genau so und meine erste Spielsitzung habe ich als eine Art Offenbarung empfunden.
Träumerei und verpeilen gehen auch Hand in Hand miteinander. Der Traum den man beim Rollenspiel hat, die Setting-Welt durch den Körper des Charakters zu erkunden und erfahren zu können gehört zur eigentlichen Belohnung des Spiels. Rollenspieler sind also, im positiven Sinne, Träumer. Der Rest dürfte so betrachtet sekundär sein, denn alles darüber hinaus ist zwar schön aber nicht mehr erforderlich für den Traum. Vielleicht hatte Dave deswegen keine große Motivation es zu verschriftlichen? Wieso niederschreiben, wenn man die Belohnung schon hatte? Dave hat damals etwas wunderbares vollbracht, als er den Kern unseres Hobbys erfand, auch wenn er das Ergebnis dann nicht in einen publizierbaren Text fassen konnte und dies erst durch Gary geschah.