Was ist an Enten denn so schlimm?
Für viele "ernsthafte" Spieler sind die ein no-go. Die gleichen Spieler können sich aber mit barfüßigen halbgroßen Dickwänsten mit haarigen Füßen erwärmen...
Andere Spieler wie ich sagen "ja, es gibt sie, sie haben sogar eine gewisse Daseinsberechtigung, sind unheimlich störend in ihrer Art, und man muss sich ja nicht mit ihnen auseinandersetzen, wenn es nicht unbedingt sein muss."
Ich kann sie erklären, bin aber kein Fan.
Broos sind ein anderes Problem im Zeitalter der X-Karte. Als Monster sind die viel zu erwachsener Körper-Horror. Andererseits hatte Gene Roddenberrys Andromeda keinerlei Probleme, sie als Magog als eine der Spezies des Settings zu etablieren.
Vielen Neuankömmlingen kann man die Broo als "Andromedas Magog in einem Sword-and-Sorcery-Umfeld" erklären, "da, wo sie ursprünglich herkommen."
Aber dann haben ja selbst die Riesenspinnen, die von einigen Trollen in der Nähe von Cliffhome geritten werden, ein Anrecht auf die X-Karte. Nur, wenn wir jeden tiefsitzenden Horror ausblenden, den ein oder mehrere Spieler haben mögen, was bleibt dann noch?
Die Kulte und Gottheiten, und der damit verbundene Polytheismus? Davon sollen mal die fundamentalistischen Christen was hören.
Opfer von Vergewaltigungen oder anderen sexuellen Übergriffen sollten im Rollenspiel nicht damit konfrontiert werden, klar, und da ist eine X-Karte durchaus gerechtfertigt. Und das ist das Problem mit den Broo.
Aber Mobbing-Opfer (und wer ist das nicht?), Arachnophobiker oder Leute mit Höhenangst können sich durchaus mal diesen dunklen Abgründen stellen, wenn es darum geht, die Erfahrungen einer fiktiven Figur nachzuspielen. Wir rollen ja nur Würfel und benutzen sie normalerweise nicht als Geschosse. Und Opfer körperlicher Gewalt sind in einem Spiel mit Schwertern auch nicht wirklich gut aufgehoben. Caveat emptor...
Was ist an Glorantha "vanilla"?
Kommt darauf an, wo du herkommst.
Kralorela als der Ferne Osten - da hat Mhairee vom Orkenspalter nicht so ganz unrecht mit ihrer "Fernost-Fäntelalter"-Kritik, auch wenn die besonderen Twists da überwiegen, dürfte zumindest linguistisch da Küchentisch-Mandarin vorherrschen.
Die monotheistischen Malkioni als "römisch-katholische Ritter und Kirche" - nicht wirklich. Insbesondere seit den deutlich anderen Bildtafeln zum Thema.
Orlanthi als Wikinger ohne Schiffe, nein, Mycener ohne Schiffe... usw.
Orlanthi sind Krieger-Farmer, die - meist ohne Bewässerung - Landwirtschaft mit von Ochsen gezogenen Pflügen betreiben, ihre Herden im Sommer auf entferntere, meist auch höher gelegene Weiden treiben, um in der Nähe der Ställe das Heu ernten zu können, und die mit Schwert, Axt und Speer gerne mal auf Raub- oder Kriegszug gehen. Die meisten leben im hügeligen Vorland der Bergketten des westlichen Genertela, aber zwei große Populationen leben auch in den Flusssenken des oberen Oslir und von Esrolia.
Chaos ist Böse, und jeder bekämpft es - nur bedingt wahr. Kaum jemand findet Chaos attraktiv, wohl aber die Macht, die eine (naturgemäß begrenzte) Kontrolle über Chaos einbringen kann. Davon sind auch die Tiernomaden aus Prax nicht ausgenommen, die ansonsten auch eine kultische Verpflichtung ihrer Khans haben, im Teufelsmorast nach Chaoswesen zu jagen. Viele Kulturen priorisieren ganz andere Feindbilder.
Elfen und Zwerge - Bronze, Blei, Gold, Silber, Eisen...
Kaum einer dieser Begriffe hat exakt die Bedeutung, die sie anderswo haben. Gloranthas Elfen sind eher knapp menschengroße Ents, und die Zwerge haben herzlich wenig mit Gimli oder Grumpy gemeinsam. Außer in einigen älteren Pubikationen (allen voran Griffin Mountain, das aus einer EDO-Schiene nach Glorantha kam).
Die Metalle sind seltsam, und haben mit den irdischen Äquivalenten gerade mal Schmelzpunkt und Dichte gemeinsam.
Mein Kommentar zu "Vanilla" bezog sich auf die Wahrnehmung in erster Linie der Kunden in den USA, die beim Stichwort "Kelten" sofort an Kilt-tragende Iren denken und gar nicht auf die Idee kommen, an der Donau könnten solche Leute gelebt haben. Selbst wenn man "Donau-Kelten" schreibt.
Wenn die ein jungsteinzeitliches oder bronzezeitliches Bauernhaus mit Wohnbereich und Stall sehen, denken die "Angelsachsen" und "Wikinger" - was ja auch nicht falsch ist, der Haustyp hat sich (zumindest in Norddeutschland) bis ins frühe 20. Jahrhundert erhalten, also hatten diese beiden Kulturen ihn auch.
Stattdessen firmiert Chaosium mit dem Schlagwort "Bronzezeitliche Fantasy", was z.B. die Moderatoren in Andrés Zock Bock Radio-Interview zu recht bemängelt haben, weil einige der wichtigsten Aspekte des Bronzezeitalters wie der Zinnhandel in Glorantha keinerlei Rolle spielen. Was Chaosium damit vermitteln will, ist eine vorzeitliche Weltanschauung, wie sie unter anderem im Fruchtbaren Halbmond, aber eben auch bei den Machern der Nebra-Scheibe oder den Erbauern von Stonehenge üblich war.
Glorantha hat unzählige Sachen, die erst in der Eisenzeit oder der Antike - teilweise der Spätantike - in der alten Welt aufgetaucht sind. Darunter Münzen, Triremen, Zement/Beton, Römerstraßen selbst durch Hochgebirge (von Boldhome nach Jonstown). und dann auch noch zwergische Musketen und Kanonen (aber keine Dampfmaschinen, dafür sowas ähnliches wie Golems, die Jolanti Steinmenschen oder -Riesen).