Wir haben den "großen Rezipienten", eine Art Beobachter, der aus anderen Perspektiven die Geschichte beleuchtet oder eben die Sicht einer anderen Person.
Der kommt am Anfang jeder Session zum Einsatz, um die Spieler auf die Welt einzustimmen. Dann müssen die Spieler sich in der ersten Szene kurz beschreiben, vor allem Veränderungen, die sich aus den Ereignissen ergeben haben. Zusätzlich sollen sie ihren Gemütszustand umreißen. Das hat den Zweck die Spieler in-Charakter zu führen. Die Kombiantion führt zu SEHR konzentriertem Rollenspiel.
Hier mal ein Beispiel aus unserer HeXXen 1733 Kampagne, wobei die Szene einen plotrelevanten Hintergrund hat:
Diesmal würde er nicht überleben. Er spürte wie sein Lebenssaft aus der tiefen Wunde am Bauch rann. Nach all den Jahren des Kampfes gegen Kreaturen aus Albträumen und Mären auf dem Boden einer dreckigen Kascheme zu verbluten, überraschte ihn doch ein wenig. Wie oft war er dem Tode nahe gewesen, aber im letzten Moment seinem kalten Griff entgangen? Dutzende Male, aber diesmal gab es keine Rettung, das wusste er. Dafür hatte er genug Männer sterben sehen.
Als er den Arm ausstreckte, um seinen großen braunen Schlapphut zu ergreifen, durchfuhr eine Welle des Schmerzes seinen Körper. Er biss die Zähne zusammen und stöhnte, doch seine Finger schlossen sich um die Krempe und er zog den auffallend schweren Hut zu sich heran. Sterne tanzten vor seinen Augen.
Die kleine Bewegung hatte ihm soviel abverlangt, dass er zweimal tief durchatmen musste. Mit geübten Handgriffen löste er den Bündel Papier, den er in den Tiefen des Hutes versteckt hatte, legte es tastend auf den Tisch, an dessen Bein er lehnte. Zum Glück waren sie dumm genug gewesen, ihn nicht vernünftig zu durchsuchen, so war sein Werk und sein Tod nicht umsonst. Er hoffte nur, dass die Richtigen seine Tagebuchseiten fanden.
Ein Gefühl der Schläfrigkeit umfing ihn. Sein Blick blieb an einem Bierhumpen hängen, der direkt neben ihm in einer Blutlache gelandet war. Beeindruckenderweise auf dem Gefäßboden, es war noch Bier darin. Aus seiner Jackentasche nestelte er seine Holzpfeife, die er zum Glück kurz vor dem Angriff gestopft hatte. Doch woher kriegte er Feuer?
Seine Pistole, schoss es ihm durch den Kopf. Sie lag noch auf seinem Schoß, zwar leer geschossen, aber zum entzünden der Pfeife wohl ausreichend. Der Hahn rastete mit einem Klacken ein. Er hielt das Steinschloss an den Pfeifenkopf und drückte ab. Der Funken reichte und der Tabak bgann zu glimmen. Nach zwei tiefen Zügen nahm er einen Schluck Bier und schüttelte sich ein wenig.
Furchtbare Plörre, dachte er, aber wenn man verblutet, kann man nicht wählerisch sein.
Es gibt schlimmere Arten zu sterben als mit einem Pfeifchen im Mundwinkel und einem Bierhumpen in der Hand. Sein Leben war gut gewesen und er war zufrieden. Er hatte die Welt gesehen, getrunken, gefressen, gehurt und für das Gerechte gekämpft, was konnte er mehr verlangen? Wenn jetzt noch die Tagebuchseiten bewirkten, was er erhoffte, würde er über den Tod hinaus Gutes tun.
Mit einem Scheppern schlug der Humpen auf dem Fussboden auf und das Bier mischte sich mit der Blutlache, die sich unter ihm gebildet. Die Pfeife entglitt ebenfalls seinen erschlafften Fingern und der Tabak erlosch zischend in dem Gemisch aus Bier und Blut.