Also dass DSA immer harmlos war, wage ich dann doch zu bezweifeln. Die Talbot-Illustrationen von 1984 waren reines Sword&Sorcery (und das berühmte Intro-Abenteuer "Silvanas Befreiung" zeigte denn auch in der Originalausgabe gleich mal einen sexuellen Übergriff), und falls du noch Ina Kramers Illus zu "Göttin der Amazonen" oder "Verschollen in Al'Anfa" hast, dann sind die zwar nicht gewalttätig, dafür aber voller nackter Mädels.
Und das spiegelt sich auch im Inhalt wieder. DSA ist nicht nur harmlos. Neben den hotzenplotzigen Abenteuern, die viele als stilprägend empfinden, gibt es speziell zu DSA4-Zeiten eben auch solche Dinger wie "Im Schoße der Mutter", die für mich deutlich besser zu Warhammer oder Schatten des Dämonenfürsten passen. Und auch die ganzen G7-, Königsmacher- und Splitterdämmerungs-Abenteuer sind doch nicht harmlos?
DSA will eben ALLES sein. Märchenwelt und epische Schlachten, Kätzchenretten und Schwarztobrien, Heldenspiel und dreckige Entscheidungen, neuerdings sogar Cthulhu und "Wege der Vereinigung". Und kulturell alles zwischen Im-Lendenschurz-durch-den-Dschungel-rennen und Mit-der-Druckerpresse-die-Welt-verändern. Kitchensink Setting nennt man so etwas. Manche mögen es, andere hassen es, aber es funktioniert halt. Aber "harmlos" ist es eigentlich nur, wenn man eine ganz bestimmte Art von Abenteuern raussucht.
Zur eigentlichen Frage: Für mich sind Illustrationen für JEDES Setting extrem wichtig, um ein Gefühl für die Stimmung zu bekommen. Midgard ist eben betulich-historisch, Warhammer dreckig, WH40K Karikatur, HEX Pulp, Pathfinder Superheldencomic usw. Aber ich kann mich an keines erinnern, das seinen Illustrationsstil immer wieder so radikal ändert (um nicht zu sagen: zerstört) wie DSA. Das Phänomen ist aber schon älter: Talbot, Kramer, Yüce oder jetzt eben der neue Pseudorealismus - alles ganz verschiedene Stile und ganz verschiedene Stimmungen, die da transportiert werden.