Autor Thema: Improvisieren vs. Illusionismus  (Gelesen 62718 mal)

0 Mitglieder und 9 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #375 am: 8.11.2020 | 10:52 »
Das KANN irgendwo so passieren, ist aber dann in dem Extrem sehr unwahrscheinlich
(Kontext: Mächtige Gruppe) Sobald du exponentielle Effekte drin hast (und die sind gar nicht so leicht zu vermeiden, wenn du wirklich simulierst), dann ist das nicht unwahrscheinlich.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #376 am: 8.11.2020 | 11:02 »
Das ist eine ganz schön starke Setzung. Als eher Geschichten-Fokussierte SL würde ich das voll unterschreiben, es passt aber irgendwie nicht zu dem Konzept, das du bisher als Sandbox beschrieben hast. 99,99% der Menschen in der Stadt haben keine andere Chance als dahingemetzelt zu werden, aber gerade die SCs sollen eine haben?

Meiner Meinung nach sollten sie das, ja — sie sind die Leute, die rausgekommen sind — aber das ist nicht, was passiert, wenn ich alles zufällig passieren lasse. Dann gehören die SCs eher zu den 99,99%, die ohne bedeutende Entscheidungsfreiheit sterben. Wenn ich will, dass es immer eine Chance gibt, dann muss ich gerade von der Simulation abweichen.

(Kontext: Mächtige Gruppe) Sobald du exponentielle Effekte drin hast (und die sind gar nicht so leicht zu vermeiden, wenn du wirklich simulierst), dann ist das nicht unwahrscheinlich.

Ich halte diese unvermeidliche "exponentielle" Grundsituation in den meisten Fällen schon für an den Haaren herbeigezogen um irgendetwas durch zu drücken.

Selbst Hiroshima waren 20% Tote.

Nur Sith und Storyteller denken so in Extremen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #377 am: 8.11.2020 | 11:06 »
Die Motivationen der SC werden von den Spielern in deren Handlungen berücksichtigt.
Und welche Wünsche des SL sollen das dann sein?
Der Wunsch seinen SPL entgegen zu kommen.
Ihnen über die NSC und Spielwelt Spielangebote zu machen, die zu ihren Wünschen passen.

Interaktionen erfolgen für gewöhnlich wechselseitig. Wie beim Ping Pong.
Und können, was die Angebote angeht, auch mal von der SL ausgehen.
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 11:08 von Issi »

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #378 am: 8.11.2020 | 11:08 »
Der Wunsch seinen SPL entgegen zu kommen.
Ihnen über die NSC und Spielwelt Spielangebote zu machen, die zu ihren Wünschen passen.

Das machst du als Sandkasten-SL doch über die liebevolle Gestaltung des Sandkastens, aber eben indem du verschiedenste Spielzeuge und zu entdeckende Besonderheiten einbaust, anstelle als Helikopterelter dem Sören-Torben genau ein pädagogisch-künstlerisch optimiertes Programm vorzusetzen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #379 am: 8.11.2020 | 11:10 »
Das machst du als Sandkasten-SL doch über die liebevolle Gestaltung des Sandkastens, aber eben indem du verschiedenste Spielzeuge und zu entdeckende Besonderheiten einbaust, anstelle als Helikopterelter dem Sören-Torben genau ein pädagogisch-künstlerisch optimiertes Programm vorzusetzen.
Ja, natürlich.

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #380 am: 8.11.2020 | 11:20 »
Ich halte diese unvermeidliche "exponentielle" Grundsituation in den meisten Fällen schon für an den Haaren herbeigezogen um irgendetwas durch zu drücken.

Selbst Hiroshima waren 20% Tote.

Nur Sith und Storyteller denken so in Extremen.
Außer in dem Bereich, in dem die Bombe niederging.

Und wo du grade von Sith sprichst: Was war die Todesrate auf Alderaan?



aber das war von mir jetzt nicht so richtig konstruktiv.

Exponentielle Effekte kommen sehr leicht vor, wenn Faktoren vergessen werden. Sobald wer Macht hat schneller mehr Macht erhält als wer weniger Macht hat hast du das.
EDIT: Das Hauptproblem unseres realweltlichen Wirtschaftssystems ist, dass exponentielle Effekte ignoriert werden. Bei den ganzen Fantasy-Welten mit seltsamer und often schlecht ausbalancierter Magie kann das noch viel leichter passieren.

Und früher sind 30% der Bevölkerung an der Pest gestorben. … und beim Nachlesen (Wikipedia) habe ich gerade gesehen, dass um 1900 15 Millionen Menschen in Indien und China an der Pest gestorben sind, während in Europa die Eindämmung funktioniert hat.
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 11:29 von ArneBab »
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

ErikErikson

  • Gast
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #381 am: 8.11.2020 | 11:24 »
Außer in dem Bereich, in dem die Bombe niederging.

Und wo du grade von Sith sprichst: Was war die Todesrate auf Alderaan?



aber das war von mir jetzt nicht so richtig konstruktiv.

Exponentielle Effekte kommen sehr leicht vor, wenn Faktoren vergessen werden. Sobald wer Macht hat schneller mehr Macht erhält als wer weniger Macht hat hast du das.

Ja. Wenn mna z.B. bedenkt, was in einem krieg alles unangenehmes passieren kann, da kommt was zusammen. Da sich die Sandbox ja rühmt, eben keinen helikopter-SL zu haben, der gegebenenfalls die Stufe der gegner anpasst, sind die SC dem auch relativ ausgeliefert.

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #382 am: 8.11.2020 | 11:26 »
Außer in dem Bereich, in dem die Bombe niederging.

Und wo du grade von Sith sprichst: Was war die Todesrate auf Alderaan?



aber das war von mir jetzt nicht so richtig konstruktiv.

Exponentielle Effekte kommen sehr leicht vor, wenn Faktoren vergessen werden. Sobald wer Macht hat schneller mehr Macht erhält als wer weniger Macht hat hast du das.

Halt auch wieder ein Beispiel eines Märchenerzählers, dem die Pferde durchgingen, um das große Böse mit dem dicken Pinsel zu unterstreichen.

Ich denke die Faktoren, welche da vergessen werden, sind die dem Extrem entgegen wirkenden, weil dann ist es ja nicht mehr so dramatisch cool bzw. die Spieler zwingend.

Ja. Wenn mna z.B. bedenkt, was in einem krieg alles unangenehmes passieren kann, da kommt was zusammen. Da sich die Sandbox ja rühmt, eben keinen helikopter-SL zu haben, der gegebenenfalls die Stufe der gegner anpasst, sind die SC dem auch relativ ausgeliefert.

Das kommt nur dann so zwingend zusammen, wenn der SL das dann wieder "dramatisch" verdichtet.
Ansonsten wird das halt die Frage, Wie weit komme ich? -  einige kommen durch, andere nicht und die eigenen Entscheidungen tragen dazu dann entsprechend bei.
Klappt natürlich nicht, wenn die Ogerhorde auf jeden Fall den Weg kommt, den ich jetzt wähle und um kein Material "zu verschwenden" die Gruppe "natürlich" auch entdeckt.   
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 11:30 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #383 am: 8.11.2020 | 11:32 »
Ich denke die Faktoren, welche da vergessen werden, sind die dem Extrem entgegen wirkenden, weil dann ist es ja nicht mehr so dramatisch cool bzw. die Spieler zwingend.
Ich würde dem "weil" klar widersprechen: Das weißt du nicht und es stellt Leute in ein schlechtes Licht.

(beachte auch, dass ich schrieb, dass man beim Design gut aufpassen muss, dass sowas eben nicht passiert — ein Regelexploit, und dir fliegt alles um die Ohren, sobald auch NSCs in größerem Maßstab anfangen, den zu nutzen)
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline Rorschachhamster

  • Famous Hero
  • ******
  • Mob! Mob! Mob!
  • Beiträge: 2.597
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fischkopp
    • Mein Weblog
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #384 am: 8.11.2020 | 11:50 »
Das ist eine ganz schön starke Setzung. Als eher Geschichten-Fokussierte SL würde ich das voll unterschreiben, es passt aber irgendwie nicht zu dem Konzept, das du bisher als Sandbox beschrieben hast. 99,99% der Menschen in der Stadt haben keine andere Chance als dahingemetzelt zu werden, aber gerade die SCs sollen eine haben?

Meiner Meinung nach sollten sie das, ja — sie sind die Leute, die rausgekommen sind — aber das ist nicht, was passiert, wenn ich alles zufällig passieren lasse. Dann gehören die SCs eher zu den 99,99%, die ohne bedeutende Entscheidungsfreiheit sterben. Wenn ich will, dass es immer eine Chance gibt, dann muss ich gerade von der Simulation abweichen.
eine kleine Chance gibt es immer.
Aber deine Voraussetzung, das 99,99% abgeschlachtet werden -woher hast du das? Entscheidest du das einfach? Muß das so sein?  wtf?
So ein Quatsch. Tut mir kleid, aber dieses Nichtargument bringst du jetzt zum dritten Mal. Na klar haben die Spieler darauf Einfluß, geringen oder sogar sehr geringen, aber egal was, sie können sich bemühen.
Armeeangriff hatte ich auch schon, aber die niedrigstufigen Spieler haben ihr politisches Game rausgeholt und einiges für die Stadtverteidigung getan - sie hätten auch einfach abhauen können, haben das Angebot von einem Kapitän sogar bekommen. Also - in welcher Auseinandersetzung steht vorher schon fest, das 99,99% abgeschlachtet werden? In einer Sandbox nicht.
Und überhaupt wenn das Ergebnis ist, das 99,99% abgeschlachtet werden, und die Spieler sollten das überleben, gute Geschichte. Wenn nicht, gute Geschichte, wenn auch beides etwas düster.  ^-^
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 11:53 von Rorschachhamster »
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #385 am: 8.11.2020 | 12:12 »
Ich würde dem "weil" klar widersprechen: Das weißt du nicht und es stellt Leute in ein schlechtes Licht.

(beachte auch, dass ich schrieb, dass man beim Design gut aufpassen muss, dass sowas eben nicht passiert — ein Regelexploit, und dir fliegt alles um die Ohren, sobald auch NSCs in größerem Maßstab anfangen, den zu nutzen)

Solange ich so viele Plädoyers für mutwillige Eingriffe lese, fehlt mir da der Glaube, dass es nur "aus Versehen" ist.

Und was den Regelexploit angeht muss der SL ihn ja nicht gezielt dafür ausnutzen das eskalieren zu lassen.
Dazu die Frage wieso der überhaupt noch drin ist, wenn er ihm bekannt ist und doppelt wenn die Spieler offenbar doch auf einem ganz anderen Spielfeld agieren (sonst wäre ja anzunehmen, dass die Auseinandersetzung mit den Orks weder so plötzlich überraschend noch unerwünscht erfolgen würde)


Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

ErikErikson

  • Gast
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #386 am: 8.11.2020 | 12:12 »
eine kleine Chance gibt es immer.
Aber deine Voraussetzung, das 99,99% abgeschlachtet werden -woher hast du das? Entscheidest du das einfach? Muß das so sein?  wtf?
So ein Quatsch. Tut mir kleid, aber dieses Nichtargument bringst du jetzt zum dritten Mal. Na klar haben die Spieler darauf Einfluß, geringen oder sogar sehr geringen, aber egal was, sie können sich bemühen.
Armeeangriff hatte ich auch schon, aber die niedrigstufigen Spieler haben ihr politisches Game rausgeholt und einiges für die Stadtverteidigung getan - sie hätten auch einfach abhauen können, haben das Angebot von einem Kapitän sogar bekommen. Also - in welcher Auseinandersetzung steht vorher schon fest, das 99,99% abgeschlachtet werden? In einer Sandbox nicht.
Und überhaupt wenn das Ergebnis ist, das 99,99% abgeschlachtet werden, und die Spieler sollten das überleben, gute Geschichte. Wenn nicht, gute Geschichte, wenn auch beides etwas düster.  ^-^

Warum haben die niedrigstufigen SC Einfluss auf die Stadtverteidigung? Warum bekommen sie ein Angebot von nem kapitän sogar, die Stadt zu verlassen? Ich vermute mal, aufgrund ihres SC Status. Und dann sind wir wieder bei einer Vorzugsbehandlung der SC, genauso wie bei jedem RR-Spielleiter. Klar, wenn die SC schon mal per Definition VIPs sind, dann ist klar, das die immer Optionen haben.

Offline Rorschachhamster

  • Famous Hero
  • ******
  • Mob! Mob! Mob!
  • Beiträge: 2.597
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fischkopp
    • Mein Weblog
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #387 am: 8.11.2020 | 12:35 »
Warum haben die niedrigstufigen SC Einfluss auf die Stadtverteidigung? Warum bekommen sie ein Angebot von nem kapitän sogar, die Stadt zu verlassen? Ich vermute mal, aufgrund ihres SC Status. Und dann sind wir wieder bei einer Vorzugsbehandlung der SC, genauso wie bei jedem RR-Spielleiter. Klar, wenn die SC schon mal per Definition VIPs sind, dann ist klar, das die immer Optionen haben.
Weil sie sich um die Armen bemüht haben (und einer ihrer Mitglieder tatsächlich vorher schon in den Rat des Armenviertels gewählt wurde)? Weil sie gute Beziehungen zur Hohepriesterin des Noxtempels aufgebaut haben? Weil sie nicht nur auf ihrem Hintern gesessen haben sondern sich selbst eingebracht haben? Weil der Kapitän sie schon kannte? Weil sie die ersten waren, die die Gefahr durch die Horde erkannt und die Stadt gewarnt haben?
Natürlich, bis zu einem gewissen Punkt war das, weil sie SC waren - aber du meinst, wären sie NSC gewesen, dann nicht? Nun, wir am Spieltisch haben tatsächlich einen Fokus auf die SC, stell dir mal vor. Du vermutest falsch. ::)
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #388 am: 8.11.2020 | 12:43 »
Sollte man den Begriff "Sandbox" nicht auch nochmal vom Begriff "Simulation" differenzieren?
Das muss ja nicht notwendigerweise ein und Dasselbe sein.

ErikErikson

  • Gast
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #389 am: 8.11.2020 | 12:48 »
Weil sie sich um die Armen bemüht haben (und einer ihrer Mitglieder tatsächlich vorher schon in den Rat des Armenviertels gewählt wurde)? Weil sie gute Beziehungen zur Hohepriesterin des Noxtempels aufgebaut haben? Weil sie nicht nur auf ihrem Hintern gesessen haben sondern sich selbst eingebracht haben? Weil der Kapitän sie schon kannte? Weil sie die ersten waren, die die Gefahr durch die Horde erkannt und die Stadt gewarnt haben?
Natürlich, bis zu einem gewissen Punkt war das, weil sie SC waren - aber du meinst, wären sie NSC gewesen, dann nicht? Nun, wir am Spieltisch haben tatsächlich einen Fokus auf die SC, stell dir mal vor. Du vermutest falsch. ::)

Wenn ich mich um die Armen kümmern würde, würde ich vielleicht was spenden, oder freiwillig wo arbeiten, was mir null Cloud in der Stadt geben würde. Die Hohepriesterin würde erst gar nicht mit mir reden, und wenn ich vor der Horde warnen würde, bekäme ich ein paar spöttiche Kommentare im Netz.

Anders gesagt, die SC sind bei dir besser, stärker, einflussreicher als das Hoi Polloi. Sie brauchen sich nur irgendwie einbringen, und die Dankbarkeit strömt ihnen zu. Das ist genau die Vorzugsbehandlung, die du beim Railroading kritisierst. Die Welt wird keinesfalls nur simuliert, sondern dreht sich bis zu einem gewissen grad um die SC. Beim Railroading SL dürfen die SC mit der hohepriesterin sprechen, weil das halt die geschichte so vorsieht. Bei deiner Vorgehensweise deshalb, weil der Fokus der Welt auf ihnen liegt. Der Effekt ist derselbe, du erzeugst damit die protagonisten einer Fantasy-Geschichte. Und damit schränkst du die SC in ihren Optionen ein, weil sie sind damit automatisch in der Rolle von Fantasy-Helden. Das Ergebnis ist identisch wie beim Railroading SL: Es kommt was raus, was grob einem Fantasy-Roman entspricht. Nur die methoden sind anders.

Offline Rorschachhamster

  • Famous Hero
  • ******
  • Mob! Mob! Mob!
  • Beiträge: 2.597
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fischkopp
    • Mein Weblog
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #390 am: 8.11.2020 | 12:52 »
Wenn ich mich um die Armen kümmern würde, würde ich vielleicht was spenden, oder freiwillig wo arbeiten, was mir null Cloud in der Stadt geben würde. Die Hohepriesterin würde erst gar nicht mit mir reden, und wenn ich vor der Horde warnen würde, bekäme ich ein paar spöttiche Kommentare im Netz.

Anders gesagt, die SC sind bei dir besser, stärker, einflussreicher als das Hoi Polloi. Sie brauchen sich nur irgendwie einbringen, und die Dankbarkeit strömt ihnen zu. Das ist genau die Vorzugsbehandlung, die du beim Railroading kritisierst. Die Welt wird keinesfalls nur simuliert, sondern dreht sich bis zu einem gewissen grad um die SC. Beim Railroading SL dürfen die SC mit der hohepriesterin sprechen, weil das halt die geschichte so vorsieht. Bei deiner Vorgehensweise deshalb, weil der Fokus der Welt auf ihnen liegt. Der Effekt ist derselbe, du erzeugst damit die protagonisten einer Fantasy-Geschichte. Und damit schränkst du die SC in ihren Optionen ein, weil sie sind damit automatisch in der Rolle von Fantasy-Helden. Das Ergebnis ist identisch wie beim Railroading SL: Es kommt was raus, was grob einem Fantasy-Roman entspricht. Nur die methoden sind anders.
Ok, "weil sie sich um gute Beziehungen bemüht haben" heißt bei dir, das sie sofort herzlich eingeladen wurden, Tee mit der Hohepriesterin zu trinken? "Bemüht" heißt Aufwand, Sturheit und das Überkommen von den Vorurteilen der Unterpriester, auf die sie tatsächlich gestoßen sind. Und wenn das andere, das "HEY, SC, kommt rein!" für dich RR ist, dann hast du gerade meine Position bestätigt...  ::)
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #391 am: 8.11.2020 | 13:15 »
Sollte man den Begriff "Sandbox" nicht auch nochmal vom Begriff "Simulation" differenzieren?
Das muss ja nicht notwendigerweise ein und Dasselbe sein.

Ja, deshalb der Hinweis des "entsprechend des Spielstils".
Die häufigste Variante ist die Simulation, aber auch herausforderungsorientiert ist es üblich.
Wichtig ist halt, dass die Regeln des Stils die Basis für eine dem entsprechende metafreie Situationsschaffung und dann neutrale Abhandlung bilden.
Wie das erzählorientiert als Rollenspiel aussehen sollte wäre mir noch schleierhaft, aber als Erzählspiel ohne SL wäre es wieder denkbar.

Wenn ich mich um die Armen kümmern würde, würde ich vielleicht was spenden, oder freiwillig wo arbeiten, was mir null Cloud in der Stadt geben würde. Die Hohepriesterin würde erst gar nicht mit mir reden, und wenn ich vor der Horde warnen würde, bekäme ich ein paar spöttiche Kommentare im Netz.

Kann sein, kann aber auch nicht - Sozialaktivisten können durchaus politisches Gewicht gewinnen.
Das pauschal und komplett abzulehnen deutet auf eine dahinter liegende Agenda ...

Anders gesagt, die SC sind bei dir besser, stärker, einflussreicher als das Hoi Polloi. Sie brauchen sich nur irgendwie einbringen, und die Dankbarkeit strömt ihnen zu. Das ist genau die Vorzugsbehandlung, die du beim Railroading kritisierst. Die Welt wird keinesfalls nur simuliert, sondern dreht sich bis zu einem gewissen grad um die SC. Beim Railroading SL dürfen die SC mit der hohepriesterin sprechen, weil das halt die geschichte so vorsieht. Bei deiner Vorgehensweise deshalb, weil der Fokus der Welt auf ihnen liegt. Der Effekt ist derselbe, du erzeugst damit die protagonisten einer Fantasy-Geschichte. Und damit schränkst du die SC in ihren Optionen ein, weil sie sind damit automatisch in der Rolle von Fantasy-Helden. Das Ergebnis ist identisch wie beim Railroading SL: Es kommt was raus, was grob einem Fantasy-Roman entspricht. Nur die methoden sind anders.

Die SC haben nach der Beschreibung diese Position, weil die SC sich erfolgreich in der Richtung bemüht haben. Hätten sie sich etwas anderem gewidmet hätte das eben auch anders ausgesehen und wo es da Konflikte gegeben haben sollte, hätten sie diese auch verlieren können. 
Der Fokus ist von den Spielern selbst durch das Handeln ihrer Figuren gelegt worden.




 
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 13:25 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Ma tetz

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.368
  • Username: Ma tetz
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #392 am: 8.11.2020 | 13:31 »
Für mich lesen sich "Die Verbotenen Lande" mit den  Rabenlanden oder den Frostweiten durchaus so, als gäbe es da erzählorientierte Elemente in der Sandbox.

Aber ich kann diese strengen Abgrenzungen, die hier konstruiert werden eh nicht ganz nachvollziehen, obwohl ich den ganzen Faden mitgelesen habe.  8)
Ihr interessiert Euch für den Schatten des Dämonefürsten? Dann kommt zur Höllenpforte (Discordserver).

Offline Rorschachhamster

  • Famous Hero
  • ******
  • Mob! Mob! Mob!
  • Beiträge: 2.597
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fischkopp
    • Mein Weblog
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #393 am: 8.11.2020 | 13:40 »
Kann sein, kann aber auch nicht - Sozialaktivisten können durchaus politisches Gewicht gewinnen.
Das pauschal und komplett abzulehnen deutet auf eine dahinter liegende Agenda ...
Und das wichtigste hat er auch überlesen, ein SC wurde in den Rat gewählt, das heißt, zumindest kannte man ihn in den Räten der anderen Viertel... Hehe, das Lustige war, daß das zu einer eher wackeligen Kooperation mit den Piratenkapitänen geführt hat, die wesentlich mehr Einfluß hatten - die später in Blutvergießen geendet hat.  :) BTW, denk dir das erstmal aus, als RRer.  >;D
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #394 am: 8.11.2020 | 13:42 »
Ich denke auch, erzählorientierte Elemente gibt es immer.

Man muss nur die entsprechende Ausgangssituation schaffen. (Verschiedene Parteien/Konflikte, Zeitliche Abfolgen etc.)- Dann werden Spannung und auch Drama eine unweigerliche Folge sein.
(Sogar relativ unabhängig von den Spielerentscheidungen)

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #395 am: 8.11.2020 | 13:49 »
Ich denke auch, erzählorientierte Elemente gibt es immer.

Man muss nur die entsprechende Ausgangssituation schaffen. (Verschiedene Parteien/Konflikte, Zeitliche Abfolgen etc.)- Dann werden Spannung und auch Drama eine unweigerliche Folge sein.
(Sogar relativ unabhängig von den Spielerentscheidungen)

Eine gekonnte Vorladung der Sandbox mit Fraktionen und dezenten Konflikten ist das Äquivalent zu gutem Würzen.
Eine vorgedachte spezifische Störy aufzwingen, sei es durch Railroaden oder Überdrehen der Vorladung ist das Ertränken in Ketchup - typischerweise keinem guten ... .

Und so eine Sandbox kann durchaus leicht "zerfleddern" und damit für Externe oder Passive "langfweilig" werden.  Aber das liegt dann eben daran, dass die Figuren dann dort "leben", statt der verordneten "Dramatik" und folgend spezifischen Zuspitzung untergeordnet zu sein.

Zu jedem Spielstil gehören zu einem guten Spiel eben auch die passenden Spieler. Die können aber nur dann auch passend ihre Spiele wählen, wenn der SL bei der Präsentation seines Angebots offen und ehrlich ist.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #396 am: 8.11.2020 | 14:21 »
Eine gekonnte Vorladung der Sandbox mit Fraktionen und dezenten Konflikten ist das Äquivalent zu gutem Würzen.
Eine vorgedachte spezifische Störy aufzwingen, sei es durch Railroaden oder Überdrehen der Vorladung ist das Ertränken in Ketchup - typischerweise keinem guten
Wenn wir schon lustige Vergleiche ziehen, dann würde ich sagen: Die verschiedenen NSC, SC und Parteien inklusive Konflikte sind die Zutaten.
Und es ist an der gesamten Gruppe, inklusive SL daraus ein schmackhaftes Gericht zu kochen.
Es gibt dafür aber kein vorgeschriebenes Rezept, was am Ende dabei rauskommt.

Ketchup oder Senf ist das, was die Gruppe spezifisch braucht. Denn jeder Spieler ist anders, und manche haben für ihren SC auch spezielle Wünsche.
Wollen es zum Beispiel süßer oder schärfer haben, als es ursprünglich ist.
Und dafür braucht es dann mMn auch das Entgegenkommen der SL.

Edit.
Mich nervt die Annahme: Dass ja angeblich manche SPL keine Sandbox können. Und das dabei keiner auf die SL schaut.
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 14:26 von Issi »

Offline RackNar

  • Adventurer
  • ****
  • Beiträge: 947
  • Username: RackNar
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #397 am: 8.11.2020 | 14:44 »
... die SC sind bei dir besser, stärker, einflussreicher als das Hoi Polloi...

... sicher, weil sie mehr Energie und Fokus aufbringen können als ein NPC und außerdem auf das Wissen der Spieler zurück greifen ....
„Ich gebe zu, dass ich mich irren kann, dass Du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spurkommen werden.“ - Frei nach Popper

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #398 am: 8.11.2020 | 15:04 »
Wenn wir schon lustige Vergleiche ziehen, dann würde ich sagen: Die verschiedenen NSC, SC und Parteien inklusive Konflikte sind die Zutaten.

Ja, und?

Und es ist an der gesamten Gruppe, inklusive SL daraus ein schmackhaftes Gericht zu kochen.
Es gibt dafür aber kein vorgeschriebenes Rezept, was am Ende dabei rauskommt.
Und im Fall des Railroadings sagt der SL, ICH weiß was am Besten für alle ist und drück das mit meinen Mitteln auch durch. Und weil es da Mopper geben könnte eben heimlcih.

Ketchup oder Senf ist das, was die Gruppe spezifisch braucht. Denn jeder Spieler ist anders, und manche haben für ihren SC auch spezielle Wünsche.
Wollen es zum Beispiel süßer oder schärfer haben, als es ursprünglich ist.
Und dafür braucht es dann mMn auch das Entgegenkommen der SL.

Da wäre dann eine anständige Sandbox ja auch naheliegend, da sie dort dann halt ihre Wünsche (so sie generell in dem Setting mit drin sind) selber mit ihrer Figur anstreben können und kein extra OK des Spielleiters brauchen.


Mich nervt die Annahme: Dass ja angeblich manche SPL keine Sandbox können. Und das dabei keiner auf die SL schaut.
Ja, Spielleiter die das nicht können (oder wollen) gibt es selbstvertändlich auch.

Wiederum: Ja Und?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #399 am: 8.11.2020 | 15:15 »
Und im Fall des Railroadings sagt der SL, ICH weiß was am Besten für alle ist und drück das mit meinen Mitteln auch durch. Und weil es da Mopper geben könnte eben heimlcih.

Da wäre dann eine anständige Sandbox ja auch naheliegend, da sie dort dann halt ihre Wünsche (so sie generell in dem Setting mit drin sind) selber mit ihrer Figur anstreben können und kein extra OK des Spielleiters brauchen.
OK ich bringe Mal ein Beispiel, zur Verständlichkeit.
Nehmen wir Mal an, ein SPL möchte, dass bestimmte, persönliche NSC mit seiner Figur zu tun haben, bzw. mit ihr interagieren.
(Wie Verwandte, Freunde, Vorgesetzte, Diener, Feinde, Partner, Angestellte whatever)
Dann braucht man vom SL ja nicht nur sein OK, sondern auch sein Engagement die zu spielen, bzw. sich in die hineinzudenken.

Das hat mit Illusionismus und Railroading eigentlich gar nichts zu tun.
« Letzte Änderung: 8.11.2020 | 15:17 von Issi »