Autor Thema: Improvisieren vs. Illusionismus  (Gelesen 62564 mal)

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ErikErikson

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #550 am: 10.11.2020 | 13:01 »
Tja, hier kommt wieder die Subjektivität rein. Was ich als tolle emergente Geschichte bezeichne, bzw. im Kopf dazu umarbeite, mag für dich "Käse" sein. Und umgekehrt.

Was für den einen "unstimmig" ist, ist für den anderen Surrealität, die das Spiel erst interessant macht.

Kommt wohl darauf an, inwieweit man den Spiel-Aspekt, der bei Sandbox oft stark ist, als geschichte wertet. Entsteht bei einem Fußballspiel eine geschichte? Viele würden sagen, ja, andere nein. Ich denke, das kommt darauf an, wie stark man sich persönlich involviert fühlt.   

Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #551 am: 10.11.2020 | 13:11 »
Die klassischen Abenteuerspiele wie AD&D arbeiten da z.B. mit Gerüchtetabellen. :)
Es gibt da sicherlich viele Möglichkeiten, den SPL, denen das Setting noch unbekannt ist, zu sagen: "Kuck mal, da könnte was sein!"
Das können Gerüchte sein.
Das können auch Zufallsbegegnungen sein.-
Oder eben auch  Begegnungen, die die SL einfach anbietet, um einen NSC aus dem Setting vorzustellen.
- Jede Begegnung kann etwas auslösen.
Bsp.
- Erste Eindrücke von einer Person vermitteln,
- es kann zu einem verbalen oder echten Schlagabtausch kommen,
- Es können Verabredungen getroffen werden,
- Es können Aufträge angeboten oder erteilt  werden,
- man kann in einen Konflikt verwickelt werden,
- man kann Zeuge eines Verbrechens, oder einer Heimlichkeit werden
- man kann selbst Opfer eines Verbrechens werden
- man kann Informationen über bestimmte Personen erhalten
- Es können Botschaften überbracht werden
- Es können Einladungen und/oder Ausladungen erfolgen
- Man kann in den Fokus von jemanden geraten........und und und

Offline Rorschachhamster

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #552 am: 10.11.2020 | 13:38 »
Es gibt da sicherlich viele Möglichkeiten, den SPL, denen das Setting noch unbekannt ist, zu sagen: "Kuck mal, da könnte was sein!"
Das können Gerüchte sein.
Das können auch Zufallsbegegnungen sein.-
Oder eben auch  Begegnungen, die die SL einfach anbietet, um einen NSC aus dem Setting vorzustellen.
- Jede Begegnung kann etwas auslösen.
Bsp.
- Erste Eindrücke von einer Person vermitteln,
- es kann zu einem verbalen oder echten Schlagabtausch kommen,
- Es können Verabredungen getroffen werden,
- Es können Aufträge angeboten oder erteilt  werden,
- man kann in einen Konflikt verwickelt werden,
- man kann Zeuge eines Verbrechens, oder einer Heimlichkeit werden
- man kann selbst Opfer eines Verbrechens werden
- man kann Informationen über bestimmte Personen erhalten
- Es können Botschaften überbracht werden
- Es können Einladungen und/oder Ausladungen erfolgen
- Man kann in den Fokus von jemanden geraten........und und und
Es kann auch sein das die Spieler, das oben genannte ansprechen - nach Aufträgen oder Gerüchten zu suchen etc. ... und meiner Erfahrung kommt das automatisch, wenn die Umwelt lebendig genug dargestellt wird. :)
EDIT:Oder den Kontakt zu NSC suchen.
« Letzte Änderung: 10.11.2020 | 13:41 von Rorschachhamster »
Rorschachhamster
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Offline tartex

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #553 am: 10.11.2020 | 13:46 »
Kommt wohl darauf an, inwieweit man den Spiel-Aspekt, der bei Sandbox oft stark ist, als geschichte wertet. Entsteht bei einem Fußballspiel eine geschichte? Viele würden sagen, ja, andere nein. Ich denke, das kommt darauf an, wie stark man sich persönlich involviert fühlt.

Klar, für mich ist eines der besten Elemente am Rollenspiel aus den gegebenen/generierten Datenpunkten eine coole, unvorhersehbare Geschichte zu extrahieren. Ich bin dafür sehr empfänglich. Das ist mein Jam.  :headbang:

Andere Spieler setzen natürlich andere Schwerpunkte.
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #554 am: 10.11.2020 | 13:59 »
Es kann auch sein das die Spieler, das oben genannte ansprechen - nach Aufträgen oder Gerüchten zu suchen etc. ... und meiner Erfahrung kommt das automatisch, wenn die Umwelt lebendig genug dargestellt wird. :)
EDIT:Oder den Kontakt zu NSC suchen.
Klar.
Aber eine "Welt Simulation" ist das ja dann mMn.  nicht mehr.
Denn in einer echten, lebendigen Welt, reagiert das Umfeld nicht bloß auf dich. Nein, es agiert auch.

Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #555 am: 10.11.2020 | 14:02 »
Klar.
Aber eine "Welt Simulation" ist das ja dann mMn.  nicht mehr.
Denn in einer echten, lebendigen Welt, reagiert das Umfeld nicht bloß auf dich. Nein, es agiert auch.

AD&D, Traveller et al. simulieren ja auch nicht, sie modellieren. Und natürlich kann das Modell auch Dinge abbilden, die nichts mit der Abenteuergruppe zu tun haben. Ist aber meist nicht so spannend, denn es geht ja um Abenteuer (in verschiedenen Maßstäben/Auflösungen).
Die Handlungsmaschine wird ebenfalls erst durch die Abenteuergruppe in Bewegung gesetzt.

Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #556 am: 10.11.2020 | 14:08 »
Die Handlungsmaschine wird ebenfalls erst durch die Abenteuergruppe in Bewegung gesetzt.
Das wird sie eigentlich immer-
Auch wenn die SC vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort sind.
Man kann nicht nichtkommunizieren. Man kann nicht nichtreagieren.

Nur ist es halt so- um Spannung überhaupt zu erzeugen, muss ein gewisses Konfliktpotential vorhanden sein.
Und das kann eben unter Umständen fehlen.
- Müssen die SC dann immer selbst eskalieren, damit überhaupt was passiert?

(Gut das machen meine SPL auch wenn ihnen langweilig ist. Aber eleganter und auch  realistischer empfinde ich es, wenn das ausgewogener ist.)

Offline Koruun

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #557 am: 10.11.2020 | 14:13 »
Was hassran meint ist vermutlich: das Machtgefüge der Akteure in der Handlungsmaschine kann (nur) durch Spieler beeinflusst werden. Das heißt aber nicht, dass keine Handlung stattfindet ohne Spielerinput! Das wäre in der Tat langweilig und würde zu Stillstand führen.
"The only thing standing in the way of unique characters in OSR is a lack of creativity and a reliance on words printed by other people."

"Once the veneer of fantasy is stripped off, the setting terrestrialized, and the orcs recognized as human, then, all the classic themes of Western racist thought become immediately visible."
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #558 am: 10.11.2020 | 14:18 »
Was hassran meint ist vermutlich: das Machtgefüge der Akteure in der Handlungsmaschine kann (nur) durch Spieler beeinflusst werden.
Du meinst, das Machtgefüge ist auf "Stand-by" solange die SC keinen Einfluss ausüben?

Das würde einer Welt, die sich auch ohne Zutun der SC weiterdreht und verändert, widersprechen.
In einer "Simulation" würde sich auch das Machtgefüge mit der Zeit verändern. Die Frage ist natürlich wohin?
Aber generell ist mMn. eine lebendige Welt, inklusive NSC nicht statisch.
Sie agiert und reagiert- ebenso wie die SC.
Und im Zusammenspiel wird das Geschehen geschaffen.

Offline takti der blonde?

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #559 am: 10.11.2020 | 14:19 »
Was hassran meint ist vermutlich: das Machtgefüge der Akteure in der Handlungsmaschine kann (nur) durch Spieler beeinflusst werden. Das heißt aber nicht, dass keine Handlung stattfindet ohne Spielerinput! Das wäre in der Tat langweilig und würde zu Stillstand führen.

Ja, das trifft es gut.
Sobald das Spiel beginnt und die Abenteuergruppe mit der Welt interagiert, läuft die Maschine. Ich sehe keinen großen Vorteil darin andere Teile der Welt, die mit der Abenteuergruppe NICHT interagieren, großartig zu modellieren. Je nach Umfang und Stand der Kampagne sind diese Bereiche mal größer, mal kleiner.

Offline Rorschachhamster

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #560 am: 10.11.2020 | 14:24 »
Klar.
Aber eine "Welt Simulation" ist das ja dann mMn.  nicht mehr.
Denn in einer echten, lebendigen Welt, reagiert das Umfeld nicht bloß auf dich. Nein, es agiert auch.
Das war das was ich mit lebendiger Umwelt meinte.  :)
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Offline Koruun

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #561 am: 10.11.2020 | 14:25 »
Du meinst, das Machtgefüge ist auf "Stand-by" solange die SC keinen Einfluss ausüben?
Auch das Ignorieren der Spieler einer Handlung zwischen Akteuren in der HM wird folgen haben. Je nachdem wie viel Muße du SL hast die einzelnen Handlungen der NPC-Akteure auszuarbeiten kann abseits der Spieler ein "Gewusel" aus Geschehen stattfinden das die Welt lebendig macht. Den Wert den das hat, habe ich dann auch erst in der Praxis erkannt.
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Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #562 am: 10.11.2020 | 14:29 »
Das war das was ich mit lebendiger Umwelt meinte.  :)
Ja, aber wenn sie die NSC (inklusive Konfliktpotential) nunmal nicht treffen, weil der Zufall gerade sagt: NÖ
Dann nützt das den SPL auch nichts.
Die Selbsteskalation bleibt ihnen natürlich immer noch.
Kann aber auf Dauer nerven.

Zitat
Auch das Ignorieren der Spieler einer Handlung zwischen Akteuren in der HM wird folgen haben. Je nachdem wie viel Muße du SL hast die einzelnen Handlungen der NPC-Akteure auszuarbeiten kann abseits der Spieler ein "Gewusel" aus Geschehen stattfinden das die Welt lebendig macht. Den Wert den das hat, habe ich dann auch erst in der Praxis erkannt.
Aber "Gewusel" ersetzt mEn. keine spannende Interaktion bzw. Auseinandersetzung mit dem Umfeld.
Lebendig ist vor Allem das, was in den SPL passiert. Das was sie durch ihre Figur erleben.

Offline tartex

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #563 am: 10.11.2020 | 14:31 »
Das würde einer Welt, die sich auch ohne Zutun der SC weiterdreht und verändert, widersprechen.
In einer "Simulation" würde sich auch das Machtgefüge mit der Zeit verändern. Die Frage ist natürlich wohin?
Aber generell ist mMn. eine lebendige Welt, inklusive NSC nicht statisch.
Sie agiert und reagiert- ebenso wie die SC.
Und im Zusammenspiel wird das Geschehen geschaffen.

Viele Abenteueraufhänger sind doch Änderungen im Machtgefüge der Welt, die geschehen, ohne dass die Spielercharaktere sie angestossen haben. (Orkinvasion, Hofintrigue, etc...)

Gerade wenn Spielercharaktere die Möglichkeit haben sich zu entscheiden auf welche Aufhänger sie reagieren und welche sie ignorieren, ist die Welt dynamisch. Wird ja auch öfters verregelt, z.B. durch die Fronts und Grim Portents bei Dungeon World.
« Letzte Änderung: 10.11.2020 | 14:43 von tartex »
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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #564 am: 10.11.2020 | 14:34 »
Auch das Ignorieren der Spieler einer Handlung zwischen Akteuren in der HM wird folgen haben. Je nachdem wie viel Muße du SL hast die einzelnen Handlungen der NPC-Akteure auszuarbeiten kann abseits der Spieler ein "Gewusel" aus Geschehen stattfinden das die Welt lebendig macht. Den Wert den das hat, habe ich dann auch erst in der Praxis erkannt.

Der Trick, den ich jetzt gelernt habe an Hand der HM z.B.: An den richtigen Stellen ruhig die Komplexität reduzieren. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtigen Stellen zu finden (das AD&D DMG hilft dabei natürlich ;)).

Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #565 am: 10.11.2020 | 14:38 »
Viele Abenteueraufhänger sind doch Änderungen im Machtgefüge der Welt, die gesehen, ohne dass die Spielercharaktere sie angestossen haben. (Orkinvasion, Hofintrigue, etc...)

Gerade wenn Spielercharaktere die Möglichkeit haben sich zu entscheiden auf welche Aufhänger sie reagieren und welche sie ignorieren, ist die Welt dynamisch. Wird ja auch öfters verregelt, z.B. durch die Fronts und Grim Portents bei Dungeon World.
Ich glaube, das Ignorieren von Meta-Konflikten ist kein Problem, solange es was anderes Spannendes zu erleben gibt.
Man kann auch solche Meta-konflikte nur am Rand miterleben, ohne einer der Hauptakteure zu sein.

Edit. Bsp. Statt den Krieg auszulösen oder zu provozieren - ist man vielleicht  nur irgendein Soldat. Oder arbeitet auf der Krankenstation. Vielleicht ist man auch ein Leichenfledderer, der nur darauf wartet, dass die Schlacht vorbei ist, und es endlich dunkel wird.

« Letzte Änderung: 10.11.2020 | 14:43 von Issi »

Offline Koruun

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #566 am: 10.11.2020 | 14:45 »
Aber "Gewusel" ersetzt mEn. keine spannende Interaktion bzw. Auseinandersetzung mit dem Umfeld.
Lebendig ist vor Allem das, was in den SPL passiert. Das was sie durch ihre Figur erleben.
Das steht doch nicht im Widerspruch?
Mit einem Modell, das komplexe Beziehungen zwischen Fraktionen der Spielwelt einfach darstellt und der SL hilft sich in diesem Geflecht schnell zusammenhängendes und durchdachtes Geschehen auszuarbeiten, habe ich viel besser die Möglichkeit den Spielern spannende Interaktionen / Auseinandersetzungen anzubieten, als auf einem leeren Papier.
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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #567 am: 10.11.2020 | 14:48 »
Das steht doch nicht im Widerspruch?
Mit einem Modell, das komplexe Beziehungen zwischen Fraktionen der Spielwelt einfach darstellt und der SL hilft sich in diesem Geflecht schnell zusammenhängendes und durchdachtes Geschehen auszuarbeiten, habe ich viel besser die Möglichkeit den Spielern spannende Interaktionen / Auseinandersetzungen anzubieten, als auf einem leeren Papier.
Nein, natürlich nicht.
Wenn es genug andere Konflikte gibt, ist das kein Problem.
(Ich hatte nur gerade ein Dorf als Sandbox im Kopf. Und da sind die vorhandenen Konflikte meist überschaubarer als wenn man mehr Platz und NSC zur Verfügung hat)

Offline Rorschachhamster

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #568 am: 10.11.2020 | 14:53 »
Ja, aber wenn sie die NSC (inklusive Konfliktpotential) nunmal nicht treffen, weil der Zufall gerade sagt: NÖ
Dann nützt das den SPL auch nichts.
Die Selbsteskalation bleibt ihnen natürlich immer noch.
Kann aber auf Dauer nerven.
Aber - sie treffen doch automatisch auf NSC. Es sei denn sie kriechen durch eine leblose Wüste.  :think:
Und selbst wenn NSC A echt langweilig ist, spätestens NSC D oder so hat doch zumindest eine Information oder tut etwas, was die SC aufhorchen läßt. Und Konfliktpersonal hat man ja potentiell mit jedem NSC.

Rorschachhamster
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Offline Koruun

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #569 am: 10.11.2020 | 14:57 »
Nein, natürlich nicht.
Wenn es genug andere Konflikte gibt, ist das kein Problem.
(Ich hatte nur gerade ein Dorf als Sandbox im Kopf. Und da sind die vorhandenen Konflikte meist überschaubarer als wenn man mehr Platz und NSC zur Verfügung hat)
Dazu ist die HM ja da, um diese Konflikte herauszukristallisieren. Anstatt sie, wie bei mir früher üblich, "künstlich", sprich ohne größere Zusammenhänge, auszudenken.
Abgesehen von der mMn besseren Qualität der Konflikte/Handlungen (weil organisch in der Welt eingebunden), habe ich so ein vielfaches an Konflikten/Handlungen, d.h. auch in der Quantität ein Gewinn.

Der Trick, den ich jetzt gelernt habe an Hand der HM z.B.: An den richtigen Stellen ruhig die Komplexität reduzieren. Die Schwierigkeit besteht darin, die richtigen Stellen zu finden (das AD&D DMG hilft dabei natürlich ;)).
Ich muss mal schauen, in welche Richtung sich das bei mir entwickeln wird mit der Verwendung der HM, die Kampagne steckt ja noch in den Kinderschuhen. Berichte folgen an üblicher Stelle.  :D
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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #570 am: 10.11.2020 | 15:00 »
Aber - sie treffen doch automatisch auf NSC. Es sei denn sie kriechen durch eine leblose Wüste.  :think:
Und selbst wenn NSC A echt langweilig ist, spätestens NSC D oder so hat doch zumindest eine Information oder tut etwas, was die SC aufhorchen läßt. Und Konfliktpersonal hat man ja potentiell mit jedem NSC.
Jein,- Das kommt mMn. darauf an.

1. Wie sieht dein Setting aus? (Sind da genug interessante NSC dabei, die auch den SPL Spass bringen würden, mit denen Du gerade spielst?)
2. Wie sehen deine Zufallsbegegnungen aus? (Sind da genug interessante NSC dabei, die auch den SPL Spass bringen würden, mit denen Du gerade spielst?)
3. Wie sehen deine SPL aus? (Haben die sich vielleicht die letzten Sitzungen schon einen abgekaspert- und würden sich über etwas Action freuen? Oder haben die noch jede Menge Action und  können  noch ne Weil auf den "NSC D" warten?- )
Falls nicht- Warum ihn dann nicht einfach bringen?
« Letzte Änderung: 10.11.2020 | 15:01 von Issi »

Online Maarzan

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #571 am: 10.11.2020 | 15:07 »
Ich bin ja Super-NAR, …
Strikte Regelauslegung, sowie das kooperative und das Zufalls-Element im Rollenspiel mag zwar manchmal Story-Nieten produzieren, aber wenn es klappt, bricht das gleichzeitig fast immer noch aus den erwarteten Konventionen aus und das ist für mich als NAR-Spieler der echte Mehrwert.
Naja, das Problem mit dem Railroading tritt ja genau da auf, wo ein SL jetzt seine Vorstellungen wie es weiter gehen soll jetzt für eine „bessere Geschichte“ hält als das, was der Spieler jetzt im Rahmen dessen, was ihm üblicherweise zustehen würde, versuchen möchte – also letztlich seien „Geschichte“ werden lassen möchte- und dies dann mit unlauteren Mitteln abwürgt.
Nitpick: NAR war auch ergebnisoffen, nur die Startsituation wurde stark gescriptet, also eher in Richtung einer seehr speziell zugespitzten thematischen Sandbox. Das mit der Dramaturgie, die üblicherweise querschießt war etwas anderes.
Die frage ist halt, wie oft das passiert. Das hängt wohl von den Fähigkeiten der leute ab. Ich habe die Erfahrung gemacht, das bei zu freiem Spiel oft gar nichts rauskommt, das man als geschichte bezeichnen kann. Die Spieler stehen dumm rum, fragen sich "Wie geht es weiter?", und fangen irgendwann an, wahllos alles abzuklappern und irgendwann drehen sie durch und machen komplett Unsinn, z.B. wahllos NSC töten.

Das kommt natürlich mit davon, das sie einen Plot erwarten. Aber die Alternative ist, das die Spieler selber kreativ werden. Sie müssen sich minimum eigene Ziele setzten und sich überlegen, wie sie die umsetzen. Das wollen viele schon mal gar nicht. Der SL ist bei der Sandbox viel mehr auf kreative, aktive Spieler angewiesen als ein Railroad SL.   

Es gibt auch Erziehung zur Unselbstständigkeit, quasi das Ergebnis früh prägender Railroadingerfahrungen bzw. passiv-aggressive Pseudosandboxen, die quasi beweisen sollen, dass es nicht klappt – blanke Wüste und so.
Aber eine gewisse Eigeninitiative von wenigstens einem Spieler ist schon notwendig in einer offenen Sandbox. In einer thematischen Sandbox sollte aber auch das schon nur noch in Extremfällen von Passivität anfallen.
Wobei, wenn die SL auch Abenteuer Anreize anbietet (a la "Kuck mal hier könnte was sein, was dich interessiert."), was mMn. einer Sandbox nicht widerspricht, ist das nochmal eine andere Nummer, als wenn wirklich keinerlei Anreize und Angebote von der SL kommen.- (a la "Sucht euch euer Abenteuer selbst. Ich biete keine an. Wenn ihr keine findet, ist das euer Problem.")
Als Repräsentation einer scheinbar realen Welt sollte es reichhaltig und diverse Situationen geben, welche Chancen, Risiken oder auch bestehende Konflikte angeht, welche den Spielern begegnen können. Eine anständige offene Sandbox ist vielfältig aber gemäßigt „vorgespannt“.
Aber eine "Welt Simulation" ist das ja dann mMn.  nicht mehr.
Denn in einer echten, lebendigen Welt, reagiert das Umfeld nicht bloß auf dich. Nein, es agiert auch.
Das tut es auch in einer offenen Sandbox nicht (in einer thematischen erst recht nicht).
Was eine offene Sandbox nicht hat, ist ein einziger dominanter oder über Metaebeneninteressen des SL sich aufzwingende(r) Konflikt/Krise, welche den Spielern effektiv keine Wahl lässt sich jetzt genau damit auseinander zu setzen. 
In dem Sinn: Die Handlungsmaschine läuft nominell immer und überall. Mit den begrenzten SL-Kapazitäten wird sich die aktuelle Aufmerksamkeit aber eben auf den Fokusbereich und darin relevant einwirkende Bereiche setzen, welche die Spieler durch ihr Handeln setzen. Und wenn sich der verschiebt muss eben möglichst schnell „nachgeladen“ werden.
Dieser Fokus selbst sollte aber nur ein lokales Fenster in die größere, sonst von diesem Umstand nicht beeinflusste Weltmaschine sein.
Ja, aber wenn sie die NSC (inklusive Konfliktpotential) nunmal nicht treffen, weil der Zufall gerade sagt: NÖ
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Die Selbsteskalation bleibt ihnen natürlich immer noch.
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Lebendig ist vor Allem das, was in den SPL passiert. Das was sie durch ihre Figur erleben.
Eben, die Selbsteskalation bleibt immer noch. Extern zuverlässig und konsistent mit individuell zugeschnittenen Häppchen gefüttert und bespaßt werden, ist tatsächlich kein sandboxtypisches Erlebnis. Allerdings wird das üblicherweise auch nicht versprochen.
… Sind da genug interessante NSC dabei…
Was ist dann ein „interessanter NSC“? Und was braucht so einer, dass du „Spaß“ hast?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #572 am: 10.11.2020 | 15:24 »
Zitat
Das tut es auch in einer offenen Sandbox nicht (in einer thematischen erst recht nicht).

Woher nimmst Du diese Annahme ? Gibt es dazu eine Definition?
Zitat
Was eine offene Sandbox nicht hat, ist ein einziger dominanter oder über Metaebeneninteressen des SL sich aufzwingende(r) Konflikt/Krise, welche den Spielern effektiv keine Wahl lässt sich jetzt genau damit auseinander zu setzen. 
Ok.
Zitat
In dem Sinn: Die Handlungsmaschine läuft nominell immer und überall. Mit den begrenzten SL-Kapazitäten wird sich die aktuelle Aufmerksamkeit aber eben auf den Fokusbereich und darin relevant einwirkende Bereiche setzen, welche die Spieler durch ihr Handeln setzen. Und wenn sich der verschiebt muss eben möglichst schnell „nachgeladen“ werden.
Zitat
Eben, die Selbsteskalation bleibt immer noch. Extern zuverlässig und konsistent mit individuell zugeschnittenen Häppchen gefüttert und bespaßt werden, ist tatsächlich kein sandboxtypisches Erlebnis.
Was soll das wem bringen? (Außer natürlich der Gewissheit, dass du alles unbeeinflusst selbst entscheidest?)
Zitat
Was ist dann ein „interessanter NSC“? Und was braucht so einer, dass du „Spaß“ hast?
Das kommt doch auf die Figur an, die ein SPL spielt.
Gibt es NSC- bei denen es speziell zu Spannung und Konflikten, aber auch Sympathien  kommen kann?
Gibt es  passende: Gegenspieler? Herausforderungen und Hindernisse? Helfer? Gleichgesinnte? etc.

Oder lässt das Setting den SC, indem was er ist, und sein möchte  eher kalt?

Offline Rorschachhamster

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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #573 am: 10.11.2020 | 15:27 »
Jein,- Das kommt mMn. darauf an.

1. Wie sieht dein Setting aus? (Sind da genug interessante NSC dabei, die auch den SPL Spass bringen würden, mit denen Du gerade spielst?)
2. Wie sehen deine Zufallsbegegnungen aus? (Sind da genug interessante NSC dabei, die auch den SPL Spass bringen würden, mit denen Du gerade spielst?)
3. Wie sehen deine SPL aus? (Haben die sich vielleicht die letzten Sitzungen schon einen abgekaspert- und würden sich über etwas Action freuen? Oder haben die noch jede Menge Action und  können  noch ne Weil auf den "NSC D" warten?- )
Falls nicht- Warum ihn dann nicht einfach bringen?
Da bin ich überhaupt nicht bei dir. Ich spiele jeden NSC gerne.
Und die SC interagieren mit den NSC, die sie aus welchen Gründen interessieren - und sei es dem Würstchenverkäufer. Und je nach Reaktionswurf, gibt er ihnen auch von sich aus Tips. Und Zufallsbegegnungen sind mit betrunkenen Piraten, Bettlern und Adeligen in Sänften etc. (je nach Ort) - was halt paßt. Ich verstehe das mit dem Spaß nicht wirklich - je nach Stimmung oder Moment verändert sich das doch. Und wenn der Spieler keine Lust hat sich mit dem Würstchenverkäufer auseinanderzusetzen, ignoriert er ihn einfach.
Und meine Spieler können auch bei Action abkaspern und bei NSC-Interaktion sehr konzentriert sein, oder andersum. ;D Warten - tun sie aber eher selten.
Warum einen bestimmten NSC immer auf dem Silbertablett präsentieren - das macht doch die erfolgreiche Kontaktaufnahme nicht zu einem Erfog, sondern, "Ach ja wir gehen zum Magier, der ist ja immer für uns da!". Oder habe ich da was mißverstanden?
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Re: Improvisieren vs. Illusionismus
« Antwort #574 am: 10.11.2020 | 15:33 »
Zitat
Da bin ich überhaupt nicht bei dir. Ich spiele jeden NSC gerne.
Das ist doch jetzt schon wieder ein Strohmann.... ::)
Es geht nicht darum, ob du den NSC gerne spielst, sondern ob der deinen SPL was bringt, wenn ihnen gerade langweilig ist.

Zitat
Und die SC interagieren mit den NSC, die sie aus welchen Gründen interessieren - und sei es dem Würstchenverkäufer. Und je nach Reaktionswurf, gibt er ihnen auch von sich aus Tips
.
Reaktionswurf...... wtf? ?
Zitat
Und Zufallsbegegnungen sind mit betrunkenen Piraten, Bettlern und Adeligen in Sänften etc. (je nach Ort) - was halt paßt. Ich verstehe das mit dem Spaß nicht wirklich - je nach Stimmung oder Moment verändert sich das doch. Und wenn der Spieler keine Lust hat sich mit dem Würstchenverkäufer auseinanderzusetzen, ignoriert er ihn einfach.
Aber das Ignorieren bringt ihm doch auch keine Spannung...

Zitat
Warum einen bestimmten NSC immer auf dem Silbertablett präsentieren
Es ging doch auch nicht um immer, sondern um den Fall, dass sie sich langweilen, oder sich nach Action sehnen.