Klar.
Es gibt umgekehrt auch nicht wenige SPL die ganz laut nach Herausforderung und Ergebnisoffenheit schreien, und dann aber, weil sie nicht verlieren können, heimlich das Schummeln anfangen.
Ich als jemand, der fast nur noch den SL macht und nur noch selten auf die Spielerseite wechselt, sehe es eigentlich vordergründig auf Spielerseite, den Wunsch und die Forderung nach Herausforderung und Ergebnisoffenheit und- seien wir doch mal ehrlich- damit verbunden: offenem Würfeln.
Ich mache den "Job" (als SL) jetzt schon mehr als 15 Jahre und habe schon in etlichen verschiedenen Runden geleitet, gespielt oder auch nur mal zugesehen. Auch auf zahlreichen Conventions. Die Runden in denen Ergebnisoffenheit proklamiert (und offen gewürfelt) wurde, kann ich an 2 Händen abzählen.
Und "nicht verlieren können" finde ich hier auch nur teilweise passend. Denn es geht, glaube ich, nicht so sehr darum, dass ein NPC einen Kampf gegen die SCs verliert. Sondern es geht viel eher um einen Verlust der Story, meinetwegen auch einem Kontrollverlust. Und das hat nichts damit zu tun, dass der SL ein Kontrollfreak ist, der alles und jeden kontrollieren will. Sondern viel mehr damit, dass ein ungewolltes (offenes Würfel)Ergebnis zwangsläufig zu einem Bruch im Spiel führt. Und mit einem Verlust der Spannung, Dramatik und Immersion einher geht. So gesehen passt der Begriff des Verlierens bzw. des Verlustes dann doch wieder.
Und seltsamerweise entsteht dieser Bruch nicht nur beim SL sondern auch bei den Spielern. Da sind alle erstmal perplex.
Wenn SL im Rahmen der Ergebnisoffenheit schummeln, dann nicht, weil sie nicht verlieren können (im Sinne von: SL spielt gegen die Spieler), sondern weil sie das als Schutzmechanismus einbauen bzw. eingebaut haben, als Rettungsanker. Um die Geschichte, den Plot, das Abenteuer...und ja, auch (mal) um die Charaktere zu retten. Und das hat dann auch nichts damit zu tun, dass der SL -ich sage es mal mit D&D- nicht in der Lage ist/war, ein ausgeglichenes CR für das Abenteuer zu gestalten. Sondern das hat imho viel mehr damit zu tun, dass der SL versucht, den Spielern respektive deren Charaktere
trotzdem eine größtmögliche spielerische Handlungsfreiheit zu ermöglichen.
Wenn man natürlich dann noch das Gefühl hat- : "Wenn meine Figur verliert, dann habe ich auch gegen meine Mitspieler verloren, und gegen meinen SL- weil die sind ja meine Gegner und Konkurrenten" , dann macht das die Sache keineswegs entspannter. (Darum hat das Gegeneinander auf SPL Ebene im Rollenspiel mMn. nichts verloren.)
Wenn jemand dieses Gefühl hat, dann hat er aber grundsätzlich eine falsche Einstellung zum Rollenspiel bzw. wie es gespielt werden sollte. Da sollte man seine Einstellung zum Rollenspiel nochmal gründlich hinterfragen, denn es geht ja darum, dass man miteinander spielt und nicht gegeneinander. Oder mit einer solchen Einstellung besser gar nicht erst spielen.