Autor Thema: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading  (Gelesen 12777 mal)

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ErikErikson

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #75 am: 14.11.2020 | 11:51 »
OK Mal ne ganz Blöde Frage:
Wenn es nur dann Railroading ist, wenn es die SPL so empfinden, ist es dann nicht ebenfalls, auch dann ergebnisoffen, wenn die SPL es so empfinden?

Sprich: Wenn das den Empfindungen der SPL überlassen wird, kann es Beides sein, je nach SPL.

Wenn es nicht den Empfindungen der SPL überlassen wird, dann kann man anfangen, die Wahlmöglichkeiten zu zählen.

Ich bin mir nicht sicher, welches von beiden nun ausschlaggebender ist.

ich würde sagen, beides. Das Spiel muss strukturell real einschränken, und die Spieler müssen es als einschränkend empfinden. Dann ist es railroading. Man könnte drüber nachdenken, ob es auch RR ist, wenn es die Spieler nicht merken, das sollte man aber vielleicht besser illusionismus nennen.

Offline Der Läuterer

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #76 am: 14.11.2020 | 11:52 »
Quizfrage.

Ein grosses Labyrinth, durch das nur ein Weg hindurch führt, ist das eher Railroad oder Sandbox?
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Offline Irian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #77 am: 14.11.2020 | 11:52 »
Eine Fülle von Möglichkeiten nützt SPL mMn. auch nur dann was, wenn es sie persönlich anspricht.

Deshalb ja die Betonung auf "entsprechenden motivierten und mitarbeitenden Spielern", ansonsten verläuft sowas im Sande, weil die Spieler dann nichts selber anstoßen und ich doch wieder alles vorkauen muss. Und das mache ich maximal für One-Shots oder kurze Kampagnen, bei längerfristigen Runden bevorzuge ich heftige Spieler-Autonomie.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline KhornedBeef

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #78 am: 14.11.2020 | 11:55 »
Ein Grabmal wurde (vermutlich) auch nicht dafür designed dass man im Rahmen eines Spiels Spaß daran hat.
Mein geflügeltes Wort des Tages :)
Könnte auch in einer OSR-Bibel stehen in der Variante "nicht dafür designed, dass die Charaktere Spaß haben" ;)
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Offline Issi

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #79 am: 14.11.2020 | 11:59 »
Quizfrage.

Ein grosses Labyrinth, durch das nur ein Weg hindurch führt, ist das eher Railroad oder Sandbox?
Wenn die SC einfach im Labyrinth aufwachen.
Und wenn die SPL darauf keinen Bock haben, dann ist es RR, würde ich sagen.

Wenn sie vor dem Labyrinth stehen, und es keine andere Abenteuer Alternative gibt, und sie darauf keinen Bock haben, dann ist es auch RR.

Wenn sie darauf Bock haben, ob einfach reingeworfen oder nicht, ist es keines, würde ich sagen.

Zur Sandbox könnte es werden, wenn das Labyrinth selbst noch verschiedene Abenteuer Möglichkeiten  bietet und die SC innerhalb des Labyrinths eine entsprechende Bewegungsfreiheit/Handlungsfreiheit haben, (und das auch so empfinden).
Beispiel: Sie können verschiedene Orte aufsuchen und dorthin zurückkehren.
Wo eigene kleine Unter Abenteuer warten.(innerhalb des Labyrinths)
Sie können verschiedene NSC und Kreaturen treffen, die sich darin bewegen. Die verschiedene Agendas haben.
Und Konflikte, in die sie verwickelt werden können.
Wenn das Labyrinth praktisch zu einer eigenen Welt voller Abenteuer wird, in der man länger verweilen  kann, und möchte.
« Letzte Änderung: 14.11.2020 | 12:28 von Issi »

AngeliAter

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #80 am: 14.11.2020 | 12:03 »
Quizfrage.

Ein grosses Labyrinth, durch das nur ein Weg hindurch führt, ist das eher Railroad oder Sandbox?

Wenn es ein "Wir gehen rein, erledigen unser Ding und gehen raus" ist? Nein, definitiv nicht, die Spieler haben sich ja selbst dazu entschieden. Es wäre auch kein railroading wenn die Spieler sich entschieden, beim örtlichen Krämer einkaufen zu gehen und dann "gezwungen" werden, durch die Eingangstür in den Laden zu gehen.

Offline Irian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #81 am: 14.11.2020 | 12:04 »
Könnte auch in einer OSR-Bibel stehen in der Variante "nicht dafür designed, dass die Charaktere Spaß haben" ;)

Die Frage habe ich ja schon vorher aufgeworfen: Muss alles in der Spielwelt dazu designed sein, dass die Charaktere Spaß haben? Ist das dann nicht eher Disney World als eine Rollenspiel-Welt mit inherenter Logik (abgesehen von "Die Götter haben die Welt als Abenteuerspielplatz erschaffen"-Welten)? Macht es nicht hingegen Sinn, dass die meisten Orte völlig uninteressant sind, aber die Gruppe in aller Regel die eher interessanten Plätze findet - aber wenn die Spieler drauf bestehen, können sie natürlich auch die uninteressanteren Orte sehen. Darauf zu bestehen, dass alles für Spielercharaktere interessant sein muß, opfert doch die ganze Spielwelt-inherente Logik.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Issi

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #82 am: 14.11.2020 | 12:06 »
Ich würde Spass durch Unterhaltung ersetzen.
Einen Horrorfilm oder eine Tragödie schaut man sich auch nicht an, um Spass zu haben, sondern um sich unterhalten bzw. emotional fesseln zu lassen.

Achamanian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #83 am: 14.11.2020 | 12:08 »
Mein geflügeltes Wort des Tages :)
Könnte auch in einer OSR-Bibel stehen in der Variante "nicht dafür designed, dass die Charaktere Spaß haben" ;)

Dann sind wir jetzt aber im tiefsten "Mein Charakter ... ääh, Dungeon ist halt so"-Land.
Der Anspruch, dass die Schauplätze einer gewissen inneren Spielweltlogik folgen, ist absolut berechtigt und kann ja auch viel zum Spaß (nämlich dem Gefühl, sich in einer "echten" sekundären Welt zu bewegen) beitragen.
Das ändert aber nix daran, dass eine zentrale Aufgabe der Spielleitung ist, Material und Anstöße bereitzustellen, die auch zum bespielen interessant sind. Wenn man nur Zeug liefert, aus dem sich beim besten Willen keine Herausforderungen, relevanten Entscheidungen und Konflikte schaffen lassen, dann kann man zwar sagen: "Ja, aber das ist im Kontext des Settings total logisch", das Spiel wird davon trotzdem nicht besser.

Offline nobody@home

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #84 am: 14.11.2020 | 12:25 »
Die Frage habe ich ja schon vorher aufgeworfen: Muss alles in der Spielwelt dazu designed sein, dass die Charaktere Spaß haben? Ist das dann nicht eher Disney World als eine Rollenspiel-Welt mit inherenter Logik (abgesehen von "Die Götter haben die Welt als Abenteuerspielplatz erschaffen"-Welten)? Macht es nicht hingegen Sinn, dass die meisten Orte völlig uninteressant sind, aber die Gruppe in aller Regel die eher interessanten Plätze findet - aber wenn die Spieler drauf bestehen, können sie natürlich auch die uninteressanteren Orte sehen. Darauf zu bestehen, dass alles für Spielercharaktere interessant sein muß, opfert doch die ganze Spielwelt-inherente Logik.

Die Spielwelt sollte auf jeden Fall so entworfen sein, daß die Spieler in und an ihr Spaß haben können -- schließlich ist das ja vermutlich der Grund, aus dem sie sich überhaupt an den Tisch bemüht haben. Ob sie dann tatsächlich auch der hypothetischen Vorstellung der Charaktere von Spaß entgegenkommt, kann und darf dagegen durchaus auf einem anderen Blatt stehen. >;D

Offline Anro

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #85 am: 14.11.2020 | 12:37 »
Also die Railroaddefinition ist doch für jeden so grob eine dieser drei:

1. So wie die Leute im Rollenspiel sie nutzen, wie der Name "Railroad" für Sie Sinn macht:
Man steigt ein, sieht was, kann aussteigen, dann geht es irgendwann wieder rein und weiter - festgelegter Weg - Entscheidungen nur Kosmetisch, der Weg wird weitergehen.
Meist ne Menge Spaß, kreative Ideen wären möglich, aber halt unwahrscheinlich. Eher etwas, was aus der Spielwelt/ Situation/ Architektur erwächst. Autorenverantwortung.

2. So wie die Leute im Rollenspiel sie nutzen, die versuchen das objektiv zu bewerten aber schon zu lange im Hobby rumhängen und diesen "Sklavenzug" und nicht den "Orientexpress" verstehen.
Es ist notwendig, dass die Spielerentscheidungen so weit unterbunden werden müssen, wie die vorgeschriebene Story es verlangt. Ob durch Schneeriesen, Stürme, Drachen, Steinbrüche spielt keine Rolle. Die Spieler dürfen keine Wahl haben. Sollten Sie einen Ausweg finden, muss dieser klar und deutlich vernichtet werden und wenn die nicht mit dem alten Magier in dem dunklen Teil der Kneipe reden, dann sagt jeder NPC halt, dass er mit denen sprechen will.
Kreative Ideen nicht möglich. Das Wort "Geißlung" kommt in den Kopf. Von dem Weltenauthor geplant und vom Spielleitung umgesetzt.
(Hier ist die "Schuld" der Spielleitung relevant. Es gibt Abenteuer, die die SL dazu zwingen. Ist dann aber immer noch durch die SL, nicht die Weltsituation.)

3. So wie Leute Sie nutzen, die finden, dass man die emotionalen Lagen der Anderen sehr hoch schätzen ...
Ist schwer zu definieren, weil ... "Wenn der andere findet, dass Du ihn mit diesem Kompliment beleidigt hast, dann hast Du ihn beleidigt."
Wenn einer sich von was auch immer gegängelt und geführt führt, dann ist es railroading. Ich glaube, die Forge ging in die Richtung.
Empfinde ich aber als wenig hilfreich als Definition, weil ich eher zu einer Senderperspektive tendiere.

_______

Ergo, ein Schlauchdungen an sich ist nach 1) Railroady, nach den anderen Definitionsarten nicht per se.

Das Railroad bei 1) aber schlecht ist, ist nicht der Fall, es ist einfach der Aufbau.

Der Spielleiter macht es zu schlechtem Railroad, andererseits, wenn die Spieler sagen "Das war mir zu railroadig", dann muss man klären, ob es an der Architektur lag, oder daran, dass er sich mehr relevante Entscheidungen wünscht. Die Kategorisierung des A->B->C->Dungens hilft da ja nicht wirklich, soweit ich das sehe.




Offline Irian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #86 am: 14.11.2020 | 12:54 »
Die Spielwelt sollte auf jeden Fall so entworfen sein, daß die Spieler in und an ihr Spaß haben können -- schließlich ist das ja vermutlich der Grund, aus dem sie sich überhaupt an den Tisch bemüht haben.

Wobei es eben einen wichtigen Unterschied gibt zwischen einer Welt, in und mit der man als Spieler Spaß haben kann und einer Welt, wo jedes einzelne Element erstmal der Unterhaltung der Spieler dient.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline nobody@home

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #87 am: 14.11.2020 | 12:58 »
Wobei es eben einen wichtigen Unterschied gibt zwischen einer Welt, in und mit der man als Spieler Spaß haben kann und einer Welt, wo jedes einzelne Element erstmal der Unterhaltung der Spieler dient.

Dann zähl' doch mal bitte kurz auf, welchen wichtigen Nicht-Unterhaltungszwecken solche Elemente deiner Meinung nach noch dienen sollen. Sonst reden wir hier möglicherweise noch länger aneinander vorbei.

Online General Kong

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #88 am: 14.11.2020 | 13:03 »
Sorry, das war missverständlich, ich meinte das Gegenteil von dem, was du verstanden hast.
Ich sag's mal mit nem Beispiel: Wenn ein SL mir erzählen, dass er total oldschool sei und es deshalb bei ihm garantiert kein RR gäbe, und dann einen Schlauch-Dungeon als lineares Ding ohne sinnvolle Möglichkeit des Abweichens vom Weg durchziehen würde, dann würde er sich vielleicht selbst auf die Schulter klopfen und sich sein Selbstbild bestätigt haben - mich hätte er damit aber nicht überzeugt ...

Okay, jetzt habe ich alter (aber HOCHDEKORIERTER!) Affe das auch verstanden!  ~;D

ABER: Chaosrindfleisch-in-der-Ecke und Rumpel hacken weiter auf OSR-Spielweise ("Spaß ist im Verlies nicht nötig - das ist Dienst am Spiel! Spaß kommt auf, wenn man am Ende der Sitzung durch die den gefallenen Gefährten abgenommenen Goldstücke eine Stufe steigen kann.") herum!
Bäh! MODERATOOOOR! Ich fühle mich bis an die Traumagrenze ausbeguht, verhöhnepiepelt und wahrscheinlich verbreiten die auch, dass OSR-Spieler nur selten duschen (stimmt zwar, aber sagt man nicht!).
Ich bitte um sofortiges Einschreiten!
« Letzte Änderung: 14.11.2020 | 13:10 von General Kong »
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Offline Irian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #89 am: 14.11.2020 | 13:05 »
Dann zähl' doch mal bitte kurz auf, welchen wichtigen Nicht-Unterhaltungszwecken solche Elemente deiner Meinung nach noch dienen sollen. Sonst reden wir hier möglicherweise noch länger aneinander vorbei.

Na der spielwelt-inherenten Logik:

  • Ein Bauer existiert nicht als Unterhaltungsinstrument für die Spieler, sondern erstmal als Grund, warum Leute Brot haben. Das bedeutet, wenn die Spieler mit einem beliebigen Bauern reden, hat der nicht automatisch tolle Gerüchte, Plothooks oder gerade gefundene magische Gegenstände. Sich dann als Spieler darüber zu beschweren, dass der Bauer nun arg langweilig war, wäre dann imho schräg - es ist halt ein Bauer, was erwartet der Spieler? Der Bauer existiert nicht zur Unterhaltung der Spieler (außer man mag Diskussionen über Getreide), sondern weil eine Welt halt Bauern hat.
  • Eine Kanalisation kann auch einfach nur der Grund sein, warum keine Scheiße auf der Straße liegt und nicht notwendigerweise warten dort unten Schätze und Monster.
  • Der Friedhof existiert, weil Leichen halt irgendwohin müssen, aber nicht, damit gelangweilte Abenteurer abends noch schnell Untote schnetzeln können.

Das bedeutet nicht, dass es keine aufregenden Orte, Personen, etc. gibt, sondern eben nur, dass das nicht alle sind, weil die Mehrheit der Leute eben einfach nur in dieser Welt lebt.
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Offline Issi

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #90 am: 14.11.2020 | 13:23 »
Das bedeutet nicht, dass es keine aufregenden Orte, Personen, etc. gibt, sondern eben nur, dass das nicht alle sind, weil die Mehrheit der Leute eben einfach nur in dieser Welt lebt.
Es muss nicht jede Figur spannend sein.
Oder Abenteuer bereit halten.
Aber es schadet auch nicht, wenn eine Figur Profil hat.

Ich hatte schon Bauern in meiner Box, die durchaus Unterhaltungspotenzial hatten.
Bsp. der cholerische Typ mit seiner Mistgabel, der seine Felder gegen jedwede Eindringlinge verteidigt.
Sodass Besucher seines Grundstücks erstmal aus Vorsichtig das Weite suchen, und nur mit Friedensfahne, und gut gerüstet zurück kommen.
« Letzte Änderung: 14.11.2020 | 14:37 von Issi »

Offline nobody@home

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #91 am: 14.11.2020 | 13:29 »
@Irian:

"Mehrheiten" sind fürs Spiel absolut irrelevant. Mit der überwältigenden hypothetischen Mehrzahl der fiktiven Leute, Orte, und sonstiger Dinge, die irgendwo im Hintergrund der Spielwelt vor sich hin existieren könnten und mögen, werden es die Spieler und ihre Charactere ohnehin nie direkt oder auch nur indirekt zu tun bekommen; entsprechend kann man ihre Betrachtung problemlos von vornherein weitgehend ausblenden und sich im Wesentlichen auf die beschränken, die tatsächlich im Spiel selbst ihren Auftritt haben sollen.

Und die sollten dann tatsächlich schon zumindest einigermaßen interessant sein, wenn man sich nicht aktiv ausdrücklich dem Ziel verschreiben will, seine Spieler bewußt zu langweilen. Denn zu nichts anderem würde ein konsequent durchgezogener Standpunkt so in der Art von "In der Spielwelt sind 95% von allem total normal und uninteressant, also muß für 95% der Spielzeit dasselbe gelten, weil Repräsentation!" ja direkt führen.

Offline Irian

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #92 am: 14.11.2020 | 14:11 »
Das ist völlig richtig, dass die Spielercharaktere eher zu den interessanten Leuten kommen und dass auch die Erfahrung der Spielercharaktere außergewöhnlich sein werden. Aber es wäre (imho) genauso schräg, wenn sich quasi alles, was die Spielercharaktere berühren, in etwas spannendes verwandelt. Das bedeutet nicht, dass Bauern keinen Hintergrund, Charakter, etc. haben sollten, aber sie sollten auch nicht zu plot-verteilungs-Maschinen mutieren, wenn Spieler in die Nähe kommen. Und genauso ist es auch für Gebäude: Klar, werden die Spielercharaktere oftmals in interessante Gebäude, Dungeons, etc. kommen, keine Frage, aber andererseits bedeutet das im Umkehrschluß eben nicht, dass jedes zufällige Gebäude plötzlich extrem interessant wird, nur weil ein Spieler rein rennt. Wenn ein Spieler keinen Anlass hat zu glauben, dass in diesem speziellen Klohäuschen was interessantes zu finden ist, ist die Chance, dass er was interessantes findet, auch nicht besonders groß, weil es halt - wahrscheinlich - einfach nur ein Klohäuschen von vielen ist.

Das ist natürlich auch ne Balancing-Frage. Wenn zu vieles von dem, was die Spieler machen, in "Meh, Zeitverschwendung" endet, wird es dröge - aber wenn alles, was die Spieler anfassen, plötzlich hochinteressant ist, ist es halt ein Holodeck-Abenteuerspielplatz und keine glaubhafte Welt.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Issi

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #93 am: 14.11.2020 | 14:26 »
Das Balancing von Spannung ist mMn. eine "Story "Frage. Auch in einer Sandbox.

Der Körper der SPL kann Adrenalin gar nicht so lange aufrecht erhalten.
Das heißt, wenn es nur noch spannend wäre, und der Ausnahmezustand der Normalzustand wird, flacht diese Kurve immer weiter ab, bis sie irgendwann nicht mehr vorhanden ist.
Bei Langeweile kommt sie, mangels emotionaler Involviertheit mit interessanten Situationen, gar nicht erst auf.

Um wertvolle Spannung zu erzeugen, braucht es auch ruhigere Phasen und für die aufregenden Phasen braucht es idR. auch einen ausreichend großen Spannungsbogen, damit die Spannung als solche körperlich überhaupt empfunden werden kann.
Die Setzung, Anpassung und Aktivierung von Abenteuer Möglichkeiten sollte das im Idealfall berücksichtigen.

Ohne spontane Eingriffsmöglichkeiten durch die SL ist das meiner Ansicht nach jedoch nicht machbar.

Edit.
Eine "Überreizung" und/oder "Überflutung" mit zu vielen Situationen und Informationen kann ebenfalls nachteilig sein. -Und zu einem geistigen Ausstieg, zu einer Art Kapitulation führen.
Wann das erreicht ist, kann je nach SPL verschieden sein.
Daher sollte gutes Balancing mMn. immer individuell auf die jeweiligen SPL, die jeweilige Gruppe abgestimmt werden.
« Letzte Änderung: 14.11.2020 | 14:50 von Issi »

ErikErikson

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #94 am: 14.11.2020 | 14:48 »
Ich denke, auch in einer Sandbox verwendet der SL, und die Spieler auch, Techniken, um eine möglichst gute geschichte zu erzählen.

Pacing, Konzentration auf "interessantes", Ignorieren von Spielweltlogik, wenn es der guten Geschichte abträglich wäre, und so weiter.

beispielsweise kommt die ork-Invasion gerade dann ,wenn die Spieler in der Stadt auftauchen. oder wenn die Spieler eine Audienz beim kaiser wollen, wird nicht ausgespielt, wie sie Formulare ausfüllen und 3 Monate warten, sonder ein Adeliger hat "zufällig" einen Quest. Essen die Spieler in ner fremden Stadt das falsche, erkranken sie eben nicht dauerhaft an Hepatitis, sondern bestenfalls an einer fantasykrankheit wie Sumpfieber, die sich durch irgendein kraut sofort heilen lässt.

Im grunde findet bei einer Sandbox das railroading schon vorher statt, bei den grundannahmen, die oft sehr unflexibel sind. Es muss gar kein schlauch-Dungeon sein, es reicht schon, das es ein Dungeon ist. Wenn der SL irgendwie im Kopf hat, das die Spieler bitte nach Gold suchend in den Dungeon sollen, und dabei mit ihrer 12 foot pole alles nach Falllen anklappern, dann ist fühlt sich der Spieler, der eher sowas wie MacBeth im Kopf hatte, eventuell gerailroadet, wenn seine versuche, eine Schauspielertruppe ins leben zu rufen, scheitern.

Der Schlauch Dungeon ist ja im grunde ein Symbol dafür, das auch in einer Sandbox vieles vorgegeben ist, und die Spieler eingeschränkt sind. Wenn der Spieler versucht, aus den grundannahmen des SL auszubrechen, läuft er gegen unsichtbare Wände.       

Online Sashael

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #95 am: 14.11.2020 | 15:08 »
Wenn der Spieler versucht, aus den grundannahmen des SL auszubrechen, läuft er gegen unsichtbare Wände.       
Und genau DAS ist Railroading. Nichts anderes.
Architektur ist kein Railroading. Es ist scheißegal, ob ich Räume hintereinander, im Quadrat oder im nichteuklidischen Kreis anordne. Es kommt darauf an, ob die Spieler darin spielweltlogisch alles machen können oder ob ihnen spielweltlogische Optionen vorenthalten oder verweigert werden.

Eine Sandbox bedingt kein Railroading, weil es Setzungen gibt, die vorher festgelegt werden.

Nur der Umgang des SL mit den Entscheidungen der Spieler bestimmt Railroading.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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ErikErikson

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #96 am: 14.11.2020 | 15:12 »
Und genau DAS ist Railroading. Nichts anderes.
Die grundannahmen des SLs gibt es doch aber nicht erst im Spiel. Die wirken sich doch auch bei der Erstellung der Spielwelt und des Abenteuers ganz deutlich aus.

ich finde nicht das man sagen kann, "ist kein railroading, weil das hab ich VOR dem Spiel so definiert". Wenn der SL ein Dungeon-fan ist, und überall wo die SC hinlaufen gibts nur Dungeons, und egal was sie tun, es endet irgendwie im Dungeon, weil es fast nix anderes gibt in der Welt, dann ist das eine deutliche Einschränkung.

Online Sashael

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #97 am: 14.11.2020 | 15:17 »
Das ist kein Railroading, das ist eine vollkommen fehlende Absprache zum Spielinhalt.

Der SL will nur Dungeons und die Spieler nur Intrigen? Dann haben sich die Leute im Vorfeld eindeutig zu wenig miteinander unterhalten. Mit Railroading hat das erstmal nichts zu tun.
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ErikErikson

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #98 am: 14.11.2020 | 15:20 »
Das ist kein Railroading, das ist eine vollkommen fehlende Absprache zum Spielinhalt.

Der SL will nur Dungeons und die Spieler nur Intrigen? Dann haben sich die Leute im Vorfeld eindeutig zu wenig miteinander unterhalten. Mit Railroading hat das erstmal nichts zu tun.

Dann sind wir wieder bei dieser sinnlosen begriffsdiskussion. Die hat noch nie zu irgendwas geführt. ich denke der Effekt, das sich der Spieler eventuell blöde vorkommt, weil er kaum Optionen hat, ist ähnlich. Zugegeben, immerhin hat man die Wahl zwischen verschiedenen Dungeons, besser als nichts.

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Re: Ein linearer Schlauch-Dungeon ist kein Railroading
« Antwort #99 am: 14.11.2020 | 15:27 »
Dann sind wir wieder bei dieser sinnlosen begriffsdiskussion. Die hat noch nie zu irgendwas geführt.

Ohne ein gemeinsames Begriffsverständnis führt die ganze Diskussion zu nichts. Das nehme ich allerdings durch diesen sowie den Improvisation vs. Illusionismus-Thread auch als gut belegt wahr.

In diesem Fall stellt der Threadersteller allerdings eine Definition des Begriffs zur Verfügung. Die sollte dann auch Grundlage der Diskussion sein.
« Letzte Änderung: 14.11.2020 | 15:28 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe