Hinsichtlich Hierarchien lohnt es sich meines Erachtens zu betrachten ob die Hierarchien innerhalb des Settings sind oder innerhalb der Gruppe.
Man findet, nach meiner Einschätzung, vergleichsweise wenige Settings in denen es keine Hierarchien gibt.
Man hat in DSA mit den Adelständen verschiedene Hierarchien, man hat dies allerdings auch in vielen D&D Setting.
Den Schilderungen von Matt Colville zu folge, gibt es auch D&D Runden welche Freude an der Interaktion mit einem hierarchischen Feudalsystem haben.
Dahingehend sehe ich nicht den Unterschied zwischen DSA und D&D das man bei letzteren einem Goß-Magier oder König auf den Teppichen kackt oder es ohne ärgerliche Konsequenzen machen kann. Ich würde eher vermuten, dass DSA Helden Gruppen in sich eher hierarchisch organisiert sind. Das bedeutet, dass man in einer DSA Gruppe eher einen Spieler eines Ritter hat und einen Spieler eines Knappen hat die in einer Gruppe ausziehen um Abenteuer zu bestehen. Mit der deutlichen Hierarchie zwischen dem Ritter und dessen Knappen.
In Bezug auf Vampire, respektive die Spiele der Welt der Dunkelheit.
Vampire spielt in einem alternativen Version unserer Welt, die noch etwas finsterer ist. Was bedeutet das kapitalistische und hierarchische Strukturen noch stärker ausgeprägt sind. Innerhalb des Setting bietet die Camarilla eine neofeudale Organisationstruktur, die totalitär argiert und innerhalb der zunächst keine Bewegung bzgl. des sozialen Stand vorgesehen ist. Weshalb sich mit den Anarchen sowie dem Sabbat Strukturen gebildet haben, die dem entgegen stehen.
Die erste Edition von Vampire, sowie die fünfte Edition von Vampire sieht die Spieler, meines Erachtens recht deutlich, auf der Seite respektive in der Rolle der Anarchen. Was wiederum bedeutet, dass sich die Spielercharaktere von der Struktur die geschaffen wurde um sie klein zu halten distanzieren und versuchen diese zu zerschlagen respektive andere Strukturen zu schaffen. Was in den ersten Editionen mit dem "Punk"-Begriff des "Gothicpunk" gemeint war.
Eine Herausforderung bei dem Ansatz, gerade in Bezug auf Vampire, war das etwaige ältere Vampire nicht "wegsterben" und mit der Zeit ausschließlich mächtiger wurden bzw. werden. Ohne mechanische Angriffspunkte. Dies kombiniert mit einem unwillen NSC sterben zu lassen, einer gewissen Liebe zu Signatur Charakteren sowie der Einsicht das ähnliche Bewegungen welche gegen bestehende Strukturen in der realen Welt gehen eher scheitern, führte dazu das viele Spieler keine Lust hatten oder haben Anarchen zu spielen.
Stattdessen spielen sie Mitglieder der Camarilla die entweder in einer Machtposition starten oder sich innerhalb des System, dass etwas biegsamer ausgelegt wurde, hocharbeiten.
In Bezug darauf gibt es zwei Reaktionsmöglichkeiten:
) Man entfernt die Kritik in Bezug auf die Camarilla das Neo-Feudalismus oder ein hierarchisches System schlecht ist.
Die Camarilla wird damit zu einer "guten" Organisationsstruktur für Vampire, die nicht inheränt schlecht ist, und worin man sich ohne große moralische Probleme drin bewegen kann. Quasi wie eine "normale" Regierung, mit einem Ayan Rand oder Jordan Peterson Ansatz für Vampire. Nun, oder in dem man sich soviel Gedanken darüber macht was man da genau tut, als wenn man jetzt Dungeons lootet, die Ork Bedrohung militärisch beseitigt oder so.
) Man stellt fest das die Camarilla konservative, neo-feudale Strukturen hat, totalitär auftritt und super rechts ist.
Damit wird das Spiel innerhalb der Camarilla, zu einer Betrachtung dessen was geschieht wenn man Personen mit negativen politischen Gedankengut spielt. Was durchaus funktionieren kann, jedoch unbequeme Fragen aufstellt, wie die wie es sich damit verhält wenn man das System als inheränt erfolgreicher oder das "einzig funktionierende" setzt.
Was passiert, wenn man die Setzung den Spielern so offensichtlich zeigt, dass es nicht mehr ignoriert werden kann, zeigten die Reaktionen auf den Pre-Alpha Playtest der V5. Welcher es explizit unmöglich machte, die gebotenen vorgefertigten Camarilla-Charaktere als etwas anderes als (teilweise Nazi) Schergen eines schlechten System zu sehen.
Letztlich, wage ich zu behaupten, macht es gerade mit einer dominanten, ununmstößlichen Camarilla, schlicht den wenigsten Spaß Anarchen zu spielen, die keinerlei Chancen haben. Weder mechanisch, noch von der Beschreibung des Setting her.
Die Änderungen der 5. Edition Vampire war wiederum, dass es mehr an die 1. Edition herangeführt wurde, der zu mächtige Überbau der Camarilla und mechanische Vorteil der alten Vampire ein stückweit demontiert wurde und die Anarchen mehr Erfolge hatten als "sie halten nicht eine Stadt".
In Bezug auf die Hierarchien in der Gruppe, ist Vampire idR. vergleichsweise flach.
Wenn man nicht gerade ein Sabbat Rudel spielt, spielt man Camarilla oder Anarchen Klüngel, in der die Mitglieder idR. auf Augenhöhe agieren.