Autor Thema: Glaubhafte Charakterentwicklung  (Gelesen 10942 mal)

0 Mitglieder und 6 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #75 am: 1.01.2021 | 13:23 »
Das ohnehin. Nicht jeder Charakter muß sich zwanghaft ständig "entwickeln", und es braucht nicht einmal jeder einen furchtbar detaillierten Hintergrund. Nimm die klassische Star-Wars-Trilogie: bei Luke ist die Familiengeschichte offensichtlich ein sehr wichtiges Element, das sich durch alle drei Filme zieht und sein Handeln direkt mitbestimmt, aber über Hans Vergangenheit erfahren wir in dieser Hinsicht überhaupt nichts. Schadet ihm das irgendwie? ;D
Stimmt.
Es gibt auch einfach ganz unterschiedliche SPL Typen.
Manche wollen ihre Figur bis in den letzten dunklen Winkel durchleuchten und weiterentwickeln.
Andere wollen das nicht für ihre Figur, aber verfolgen gerne die Entwicklung der Figuren ihrer Mitspieler. (Wie Zuschauer im Kino)
Wieder andere mögen Entwicklungen, die unterhalten aber nicht so sehr ans Eingemachte gehen.
(Eher so eine "Actionhelden" Entwicklung. Wo am Grundcharakter wenig gekratzt wird)

Und natürlich noch viel dazwischen.
Das kommt ganz auf die jeweiligen Spieler an. Und es ist idR. auch kein Problem SPL unterschiedliche Dinge anzubieten. Je nachdem, was sie für ihre Figur wollen.

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #76 am: 1.01.2021 | 13:33 »
Klingt nach einem spannenden Konzept, das allerdings in der Umsetzung enormes Fingerspitzengefühl erfordert. Insbesondere auch, um die anderen SCs mit einzubinden, anstatt sie zu Nebenfiguren zu degradieren. Ich hätte jetzt nicht unbedingt den Ehrgeiz, so was zu leiten, aber mit den richtigen Spielern könnte ich es mir schon vorstellen.
Das Konzept ansich ist das eines klassischen (Haupt) Helden.
In dem Fall müsste man für die anderen SC irgendeinen Ausgleich finden, der sie ähnlich bedeutsam macht.

Oder man schraubt die Bedeutsamkeit des "Halbgottes" etwas runter.
Der körperliche Vater ist dann vielleicht irgendein Druide der das Kind gezeugt hat, als ihn gerade " der Gott des Waldes" beseelt hatte, oder so..
 ~;D

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #77 am: 1.01.2021 | 13:47 »

@Marzaan: Aus dem Kontext heraus vermute ich, dass du derlei schon erlebt hast und es mächtig in die Hose gegangen ist?

Der Fall, der mir da vorschwebt hat ursprünglich die SC als relativ normale Bürger einer Stadt (nicht so bodenständig wie Warhammer, aber Rolemaster-Klassen zivil eingebettet) vorgesehen, welche im Rahmen ihrer Bürgerpflichten bzw. der ihrer Lehrmeister angesichts ihrer Talente dann gelegentlich von der Stadtwache für seltsamere Fälle betraut werden.

Die Stadt hatte genügend "Geschichte", dass das Konzept (welcehs auch eine passendere Deckidentität beinhaltete) nicht völlig undenkbar gewesen wäre, aber ich habe dem Spieler dann gesagt, dass er da mehr als kleine Hinweise zu dem verlorenen Gott und ebenso ahnungslose Möchtegern-Kultisten als Widersacher absehbar nicht erwarten kann und er entsprechende sich entwickelnde Kräfte wie jeder andere nur entsprechend der Stufenaufstiege bekommt und das aller Voraussicht nach nicht ansatzweise bei der absehbaren Spieldauer reichen wird, um da groß auf seiner Skala weiter zu kommen. 

Als Spieler hatte ich aber auch schon sehr nervige Mitspieler, welche dann versucht haben ihre leichtfertig von einem ahnungslosen SL zugestandene Sonderrolle dann vehement zu nutzen, um zu versuchen da im Laufe des Spiels dann Sonderbehandlung für raus zu diskutieren.

Und halt eine ganze Reihe von Fällen vom SL dann einseitig verordnete Fälle von "großem Drama" wie eben spontan ausgelöschte Familien, zerstörten Ruf etc.als Kombination von "besonderer rollenspielerischen Herausforderung / Charakterentwicklung und Zwang jetzt genau das geplante Abenteuer anzugehen um wenigstens Reste der Figur zu retten. 
« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 13:56 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.955
  • Username: nobody@home
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #78 am: 1.01.2021 | 13:55 »
Das Konzept ansich ist das eines klassischen (Haupt) Helden.
In dem Fall müsste man für die anderen SC irgendeinen Ausgleich finden, der sie ähnlich bedeutsam macht.

Oder man schraubt die Bedeutsamkeit des "Halbgottes" etwas runter.
Der körperliche Vater ist dann vielleicht irgendein Druide der das Kind gezeugt hat, als ihn gerade " der Gott des Waldes" beseelt hatte, oder so..
 ~;D

Die klassische griechische Mythologie hat bei genauerem Hinsehen eine ganze Menge Halb- und Viertelgötter (sowohl viele der bekannteren Helden als auch "Wegwerfcharaktere"), die meist gleich auch noch auf der sterblichen Seite von königlicher Abstammung sind...und nebenbei trotz ihres göttlichen Erbguts nie wirklich übermächtig werden, auch wenn ein Herakles als schon vergleichsweise seltene Ausnahme mal kurzfristig (!) den Himmel stemmen kann. In so eine Welt würde ein derartiger Charakter also beispielsweise problemlos hineinpassen. ;)

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #79 am: 1.01.2021 | 14:02 »
Die klassische griechische Mythologie hat bei genauerem Hinsehen eine ganze Menge Halb- und Viertelgötter (sowohl viele der bekannteren Helden als auch "Wegwerfcharaktere"), die meist gleich auch noch auf der sterblichen Seite von königlicher Abstammung sind...und nebenbei trotz ihres göttlichen Erbguts nie wirklich übermächtig werden, auch wenn ein Herakles als schon vergleichsweise seltene Ausnahme mal kurzfristig (!) den Himmel stemmen kann. In so eine Welt würde ein derartiger Charakter also beispielsweise problemlos hineinpassen. ;)
Das stimmt.
Wir hatten zwar noch keinen Halbgott im Spiel aber sehr wohl eine " Halb Nymphe" (Halber Naturgeist)
Die Figur hatte allerdings genügend Nachteile, sodass sie im Vergleich zu den anderen Figuren noch spielbar war.
(Empfindlich gegen kaltes Eisen, Malus auf Lügen und Menschen einschätzen, musste regelmäßig in ihrem Element Wasser baden )

Das ganze muss ja nicht nur bzgl. des Handlungsfokus, sondern auch bzgl des Power-Levels ausgeglichen bleiben.

Edit. Etwas ähnliches könnte man evtl.auch für einen Halbgott bauen.
Wenn er spezielle Vorteile haben soll, finden sich evtl. auch genug Nachteile, die das wieder ins Verhältnis setzen.
« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 14:09 von Issi »

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #80 am: 1.01.2021 | 14:43 »
Ich behaupte Mal "Drama" hast du in fast jedem Abenteuer.
Hier sehe ich einen Problempunkt: In den Laws’schen Spielertypen gibt es einige, denen Drama egal ist, und einen, für den Drama sogar störend sein kann. Letzterer sind die Taktiker: Wann immer Drama Höhepunkte braucht, behindert es Taktiker dabei, das Spiel möglichst reibungslos zu gewinnen. Sie wollen nicht, dass am Ende alles auf Messers Schneide steht. Stattdessen wollen sie den Endgegner schon vor der Konfrontation so gut ausmanövriert haben, dass vielleicht nichtmal mehr Würfelwürfe notwendig sind, um zu gewinnen.

Es kann gut sein, dass ihr keine deutlichen Taktiker in der Runde habt, so dass das euch nicht betrifft, oder eben Kompromiss-suchende Taktiker, denen es genügt, wenn ein Teil der Runde durch Taktik Risiko- und Überraschungsarm bleibt, das gilt aber nicht für alle.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline Grey

  • MacGreyver
  • Titan
  • *********
  • Nebulöse Erscheinung seit 2009
  • Beiträge: 17.502
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Grey
    • Markus Gerwinskis Website
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #81 am: 1.01.2021 | 15:30 »
Der Fall, der mir da vorschwebt hat ursprünglich die SC als relativ normale Bürger einer Stadt (nicht so bodenständig wie Warhammer, aber Rolemaster-Klassen zivil eingebettet) vorgesehen, welche im Rahmen ihrer Bürgerpflichten bzw. der ihrer Lehrmeister angesichts ihrer Talente dann gelegentlich von der Stadtwache für seltsamere Fälle betraut werden. [...]
@Maarzan: Verstehe ich es richtig, dass der Spieler sozusagen für seinen Charakter den geheimen Hintergrund als Kind einer Gottheit "bestellt" hatte?
« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 15:33 von Grey »
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.955
  • Username: nobody@home
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #82 am: 1.01.2021 | 15:36 »
Hier sehe ich einen Problempunkt: In den Laws’schen Spielertypen gibt es einige, denen Drama egal ist, und einen, für den Drama sogar störend sein kann. Letzterer sind die Taktiker: Wann immer Drama Höhepunkte braucht, behindert es Taktiker dabei, das Spiel möglichst reibungslos zu gewinnen. Sie wollen nicht, dass am Ende alles auf Messers Schneide steht. Stattdessen wollen sie den Endgegner schon vor der Konfrontation so gut ausmanövriert haben, dass vielleicht nichtmal mehr Würfelwürfe notwendig sind, um zu gewinnen.

Es kann gut sein, dass ihr keine deutlichen Taktiker in der Runde habt, so dass das euch nicht betrifft, oder eben Kompromiss-suchende Taktiker, denen es genügt, wenn ein Teil der Runde durch Taktik Risiko- und Überraschungsarm bleibt, das gilt aber nicht für alle.

Mit anderen Worten, wenn man Drama möchte, sind kompromißlose Taktiker am Spieltisch ein Problem. Das überrascht nicht wirklich, scheint mir aber dann doch mehr in der Natur der Kompromißlosigkeit an sich zu liegen als speziell an diesem einen Spielertyp. ;)

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #83 am: 1.01.2021 | 15:44 »
@Maarzan: Verstehe ich es richtig, dass der Spieler sozusagen für seinen Charakter den geheimen Hintergrund als Kind einer Gottheit "bestellt" hatte?

Ja. Das war seine Vorlage als es an die Sichtung der Eingaben der Spieler nach der beschriebener Vorlage (inkl. Startlevelvorgabe und lokaler Rassenauswahl) ging.
Er hat dann einen Startlevel tiefer angefangen als die anderen, um Reserven für den ersten bump zu haben, der dann nach einem ersten Kontakt (ich meine mit Artefakten oder Schriften des alten Kults) auch kam. Aber weitgehend hat er es dann im Laufe des sonstigen Geschehens dann selbst vergessen ... . Zu der weiteren Nachverfolgung zu diesen Hinweisen ist es dann nicht mehr gekommen - war sonst zu viel los.

Mit anderen Worten, wenn man Drama möchte, sind kompromißlose Taktiker am Spieltisch ein Problem. Das überrascht nicht wirklich, scheint mir aber dann doch mehr in der Natur der Kompromißlosigkeit an sich zu liegen als speziell an diesem einen Spielertyp. ;)

Wenn man entsprechend hoch gedrehtes Drama am Spieltisch will, so dass es sowohl der Erwähnung wert ist (gewisses Drama kommt ja automatisch) als auch entsprechende Eingriffe zur Laufzeit erfordert, ist man mit allen Stilen, welche wiederum eine stringente Abwicklung und Ergebnisoffenheit erfordern, inkompatibel und damit der Spielertyp, "an dem es liegt".

Entsprechend wäre es vorher zu klären, was für eine Art Spiel man will und wo die anderen stehen. 

Kompromisse sind keine Einbahnstraße!
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline nobody@home

  • Steht auf der Nerd-Liste
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.955
  • Username: nobody@home
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #84 am: 1.01.2021 | 15:56 »
Wenn man entsprechend hoch gedrehtes Drama am Spieltisch will, so dass es sowohl der Erwähnung wert ist (gewisses Drama kommt ja automatisch) als auch entsprechende Eingriffe zur Laufzeit erfordert, ist man mit allen Stilen, welche wiederum eine stringente Abwicklung und Ergebnisoffenheit erfordern, inkompatibel und damit der Spielertyp, "an dem es liegt".

Mit anderen Worten, wie du ja dann auch einräumst: wenn man selber nicht zu Kompromissen bereit ist. Das hat mit dem Drama an sich erst mal gar nichts zu tun (man kann ja genausogut beispielsweise auch kompromißloser Spielweltsimulator oder kompromißloser Regel- und Spielgleichgewichtsanwalt sein und auf diese Weisen vergleichbare Probleme verursachen) und ist also eine unzulässige Verknüpfung deinerseits -- es sei denn natürlich, du könntest tatsächlich Belege bringen, daß "Drama"spieler und -SL inhärent weniger kompromißbereit sind als andere. Daran habe ich dann allerdings so meine gelinden Zweifel.

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #85 am: 1.01.2021 | 16:05 »
Mit anderen Worten, wie du ja dann auch einräumst: wenn man selber nicht zu Kompromissen bereit ist. Das hat mit dem Drama an sich erst mal gar nichts zu tun (man kann ja genausogut beispielsweise auch kompromißloser Spielweltsimulator oder kompromißloser Regel- und Spielgleichgewichtsanwalt sein und auf diese Weisen vergleichbare Probleme verursachen) und ist also eine unzulässige Verknüpfung deinerseits -- es sei denn natürlich, du könntest tatsächlich Belege bringen, daß "Drama"spieler und -SL inhärent weniger kompromißbereit sind als andere. Daran habe ich dann allerdings so meine gelinden Zweifel.

Deshalb ja genau mein zweiter Textteil.
Das anständige und rationale ist es vorher abzuklären, was die potentiellen Beteiligten vom Spiel haben wollen.
Und nach diesem Gespräch und dem Ausloten des Kompromissbereichs bleiben dann eben davon diejenigen übrig, welche einen ebensolchen Kompromiss finden konnten abzüglich derer, welche in dieser Kompromisskonstellation sich nicht wiederfinden konnten - egal aus welchen Typen sich die Fraktionen dann gespeist haben.

Was meines Erachtens gar nicht geht ist erst Verschleiern, Täuschen, Kneifen und dann im Spiel plötzlich neu verhandeln zu wollen und "Kompromisse" einzufordern.
Je nach Größe des Anliegens kann man sicher auch im Spiel oder zwischen den Sitzungen etwas anfragen, aber eben ohne Anspruch das dann auch zu bekommen. Wenn es wirklich alle gut finden sollten und keinem anderen an die Karre fährt, ist aber dann ja auch das Bekommen kein Problem.


Edit: und eben dieses mutwillige Verschleiern und torpedieren der Versuche der Differenzierung von Spielstilen um solche Konflikte vorab zu klären, sowie weitere Täuschungsaktionen, wie sie z.B. dem railroading hinterliegen, sehe ich tatsächlich nur bei denen, die sich auf "Story" berufen.


« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 16:32 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #86 am: 1.01.2021 | 16:15 »
es sei denn natürlich, du könntest tatsächlich Belege bringen, daß "Drama"spieler und -SL inhärent weniger kompromißbereit sind als andere. Daran habe ich dann allerdings so meine gelinden Zweifel.
Ich halte das für die Zeit vor ein paar Jahren sogar für plausibel, weil da Dramaspiel gerade in Mode war. Wenn etwas in Mode ist, fällt wohl weniger auf, dass es halt nicht für alle perfekt ist, so dass trotzdem Kompromisse nötig sind.

Wenn mal wieder Taktikspiel in Mode ist, gehe ich davon aus, dass das grade umgekehrt wird.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #87 am: 1.01.2021 | 16:30 »
Hier sehe ich einen Problempunkt: In den Laws’schen Spielertypen gibt es einige, denen Drama egal ist, und einen, für den Drama sogar störend sein kann. Letzterer sind die Taktiker: Wann immer Drama Höhepunkte braucht, behindert es Taktiker dabei, das Spiel möglichst reibungslos zu gewinnen. Sie wollen nicht, dass am Ende alles auf Messers Schneide steht. Stattdessen wollen sie den Endgegner schon vor der Konfrontation so gut ausmanövriert haben, dass vielleicht nichtmal mehr Würfelwürfe notwendig sind, um zu gewinnen.

Es kann gut sein, dass ihr keine deutlichen Taktiker in der Runde habt, so dass das euch nicht betrifft, oder eben Kompromiss-suchende Taktiker, denen es genügt, wenn ein Teil der Runde durch Taktik Risiko- und Überraschungsarm bleibt, das gilt aber nicht für alle.
1.Ein dramatischer Höhepunkt in einem gemeinsamen Plot, an dem alle teilnehmen, muss den persönlichen Nebenstrang einer Figur nicht Mal tangieren.
Persönliche Nebenstränge können mit dem Hauptplot verwoben sein, sind es aber häufig auch nicht.
(Und wenn sie es doch sein sollen, kann man es so einbauen, dass es nicht stört.)
2. In jedem 0815 Abenteuer hast du dramaturgische Spannungsbögen, nur dass die idR. nicht personalisiert sind. Damit leben die Taktiker normalerweise auch.
3. Taktiker wollen durch ihre Taktik Vorteile haben. Die haben sie bei ergebnisoffenen Abenteuern auch.
Du kannst Abenteuer so bauen, dass der grundsätzliche Spannungsbogen erhalten bleibt. Also die Taktiker zwar Vorteile holen, aber die Spannung nicht zu früh zerstören können.
4. Die Taktiker zerstören Spannung oder Drama auch nicht zwingend, sie erhöhen sie sogar, z.B. wenn durch ihre Entscheidung Unvorhergesehenes passiert.
Das ist auch gewollt und gewünscht.
Und solange die Gegenseite nicht statisch ist, und ihrerseits darauf zum Gegenschlag ausholen kann, stirbt auch idR. das Abenteuer nicht zu früh.

Du kannst als Taktiker nur eine fragile Dramatik, in einem linearen Abenteuer zerstören.

Aber nicht in einem stabilen, ergebnisoffen Abenteuer, das sowohl den NSC als auch den SC eine gewisse Handlungsfreiheit gewährt.
(Aktion, Reaktion -der NSC in Abhängigkeit von dem, was die SC tun. Sowie einen Plan des Bösen: Was machen die Gegner wenn die SC nicht eingreifen?)


Edit.
Ich bringe nochmal ein Beispiel, wie ich das meine:
Gemeinsamer Hauptplot:
Jemand plant einen Anschlag auf den König (Die SC sollen das verhindern)

Nebenstränge, die neben dem Hauptplot laufen:
SC 1. Wird vom Hexenzirkel angeworben, der ihn mit einem zusätzlichen Auftrag betraut.
SC 2. Hat das Gefühl, dass sein Schwert mit ihm sprechen kann, und allmählich die Kontrolle übernimmt.
SC 3. Vertieft eine Liebesbeziehung
Usw...

Man könnte die Nebenstränge natürlich trotzdem mit dem Hauptplot verweben (z.B. Hexenzirkel weiß was über den Anschlag, Das Schwert ist verflucht - Damit soll der SC den König töten, die oder der Geliebte hat Hinweise auf den Anschlag)
Aber man kann es auch genauso gut sein lassen.
« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 17:27 von Issi »

Offline Grey

  • MacGreyver
  • Titan
  • *********
  • Nebulöse Erscheinung seit 2009
  • Beiträge: 17.502
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Grey
    • Markus Gerwinskis Website
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #88 am: 1.01.2021 | 19:05 »
Ja. Das war seine Vorlage als es an die Sichtung der Eingaben der Spieler nach der beschriebener Vorlage (inkl. Startlevelvorgabe und lokaler Rassenauswahl) ging.
Er hat dann einen Startlevel tiefer angefangen als die anderen, um Reserven für den ersten bump zu haben, der dann nach einem ersten Kontakt (ich meine mit Artefakten oder Schriften des alten Kults) auch kam. Aber weitgehend hat er es dann im Laufe des sonstigen Geschehens dann selbst vergessen ... . Zu der weiteren Nachverfolgung zu diesen Hinweisen ist es dann nicht mehr gekommen - war sonst zu viel los.
Okay, das musste ich eine Weile im Hinterkopf analysieren, um es in Beziehung zum Topic zu setzen.

Was du da beschreibst, hat aus meiner Sicht eigentlich (zunächst) nichts mit "Charakterentwicklung" zu tun. Im Kern geht es ja hier nicht um den Wandel einer inneren Einstellung, sondern um das allmähliche Aufdecken verborgener Informationen. Damit war das eher eine Nebenplot-Planung als eine Charakterentwicklungs-Planung.

Natürlich kann (und sollte) gerade ein dermaßen tiefgreifender Nebenplot auch mit einer emotionalen Charakterentwicklung einhergehen. In dem, was du da beschreibst, sehe ich diese aber nicht vorausgeplant -- es sei denn, der Spieler hatte auch schon konkrete Wünsche an die Enthüllungsszenen und dass er da seine eigenen Ingame-Reaktionen praktisch skriptmäßig festgelegt hat. Wenn er das wirklich so wollte, wäre das aber mir als SL zu einengend gewesen; nicht nur für mich, sondern für alle Beteiligte.
« Letzte Änderung: 1.01.2021 | 19:07 von Grey »
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #89 am: 1.01.2021 | 19:18 »
...
Natürlich kann (und sollte) gerade ein dermaßen tiefgreifender Nebenplot auch mit einer emotionalen Charakterentwicklung einhergehen. In dem, was du da beschreibst, sehe ich diese aber nicht vorausgeplant ...

Nein, spezifische Plotpoints hat er nicht vorgeschlagen, ggf nicht weil er keine wollte ;).

Aber mit den entsprechenden Offenbarungen und sich damit auftuenden weiteren Effekten wäre eine persönliche Entwicklung von einem "Zivilisiten" zu etwas zunächst ja einmal auch ihm noch unbekannten auf jeden Fall mit reichlich Entwicklungspotential verbunden gewesen. Und das hätte nicht in erster Linie an den langsam aufkommenden neuen Kräften gehangen.



Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Grey

  • MacGreyver
  • Titan
  • *********
  • Nebulöse Erscheinung seit 2009
  • Beiträge: 17.502
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Grey
    • Markus Gerwinskis Website
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #90 am: 1.01.2021 | 19:39 »
Aber mit den entsprechenden Offenbarungen und sich damit auftuenden weiteren Effekten wäre eine persönliche Entwicklung von einem "Zivilisiten" zu etwas zunächst ja einmal auch ihm noch unbekannten auf jeden Fall mit reichlich Entwicklungspotential verbunden gewesen. Und das hätte nicht in erster Linie an den langsam aufkommenden neuen Kräften gehangen.
... sondern an den allmählich aufgedeckten Informationen, schon klar. ;) Aber die emotionale Charakterentwicklung als solche wäre lediglich eine Folge davon gewesen.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Online Maarzan

  • Mythos
  • ********
  • Beiträge: 8.794
  • Username: Maarzan
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #91 am: 1.01.2021 | 19:49 »
... sondern an den allmählich aufgedeckten Informationen, schon klar. ;) Aber die emotionale Charakterentwicklung als solche wäre lediglich eine Folge davon gewesen.

Ja klar. Ihm hätte hätte irgendwann und voraussichtlich eher schleichend eine massive Änderung in seinem persönlichen Leben vorgestanden (und im Falle der akuten Metaphysik wie Götter funktionieren auch externe, wenn auch erst einmal eher geringfügige psychische Veränderungen), aber wie er dann darauf reagiert, hätte sich halt ergeben, vielleicht auch - nur als Beispiel einmal - daran aufgehangen, wie gut sein erster Kontrollversuch der ersten sich ergebenden Fähigkeit gelaufen wäre und wie er diesen dann interpretiert hätte. Aber das wäre seine Entscheidung gewesen.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #92 am: 2.01.2021 | 06:43 »
@
ArneBab

Noch ein Nachtrag:
Du kannst Charakterentwicklung nicht Scripten.
Charakterentwicklung ist
1. Immer ergebnisoffen.
(Du setzt eine Ausgangssituation, -wie die sich entwickelt, hängt von den Entscheidungen des SPL ab. Das kann niemand vorher wissen)
2. Erfordert idR. spontane Anpassungen durch die SL.
(Je nachdem in welche Richtung ein Charakter sich entwickelt, muss die SL darauf spontan reagieren können)

Edit folgt.
Wenn du die Charakterentwicklung eines SC also zum Mittelpunkt eines Abenteuers machen willst, dann geht das nur in ergebnisoffenen Abenteuern.
(Und in denen haben die Taktiker ohnehin kein Problem)

Du kannst außerdem mit keiner Entwicklung sicher rechnen, und im Abenteuer darauf bauen, dass die sicher eintritt.
Der Spannungsbogen in gescripteten Abenteuern hat für gewöhnlich natürlich auch eine gewisse Dramatik.
Aber die darf man nicht mit einer "ergebnisoffenen Charakterentwicklung" gleichsetzen.

Und auch nicht einfach durch sie ersetzen,
indem man den Haupt Spannungsbogen des Abenteuers darüber aufbaut.
Da kann sich der SPL nämlich schnell gerailroaded fühlen.
Und das Risiko, dass es anders läuft als gedacht, ist riesig.

Wenn du also sowas einbaust bzw.vorausplanst, dann nur in einem ergebnisoffenen Abenteuer. (In dem du spontan reagieren und spontan Anpassungen vornehmen kannst)

Sprich :Das Abenteuer selbst muss auch ohne Charakterentwicklung funktionieren.
Oder noch besser: Das Abenteuer muss mit jeder möglichen Entscheidung des SPL (Jeder Entwicklung des SC) leben/ funktionieren können.

Es bestünde natürlich  (zumindest theoretisch)die Möglichkeit SC durch Setzungen so in eine Richtung zu drängen, dass ihnen nur noch ein Weg bleibt, für den sie sich entscheiden können.

Beispiel: " Wenn du das nicht tust, sterben alle deine Freunde."

Oder " Wenn du das nicht tust, verlierst du deine Seele". whatever.
(Nur wenn das, was der SC da tun soll, etwas ist, womit sein SPL weder leben kann noch möchte, dann geht das schief)

Edit.
Womit ich auch vorsichtig wäre:
Ist " Verrat".
NSC die sich lange Zeit als Freunde oder Gefährten tarnen, und sich dann plötzlich als Feind entpuppen.
Da steckt zwar auch eine Form von Charakterentwicklung drin (Du kannst nicht jedem trauen, nur weil er freundlich ist) .
Aber dann muss es vorher auch schon verräterische Anzeichen und Momente gegeben haben, damit die SPL nicht enttäuscht und vom Blitz getroffen von ihren Stühlen fallen.
« Letzte Änderung: 2.01.2021 | 09:36 von Issi »

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #93 am: 2.01.2021 | 10:12 »
4. Die Taktiker zerstören Spannung oder Drama auch nicht zwingend, sie erhöhen sie sogar, z.B. wenn durch ihre Entscheidung Unvorhergesehenes passiert.
Das ist auch gewollt und gewünscht.
Und solange die Gegenseite nicht statisch ist, und ihrerseits darauf zum Gegenschlag ausholen kann, stirbt auch idR. das Abenteuer nicht zu früh.
Das ist dann die Antithese von dem, was zumindest radikale Taktiker wollen. Wenn die Gegenseite noch zum Gegenschlag ausholen kann, haben sie nicht gewonnen.

Was mir hier wichtig ist klar darzulegen: Es gibt einen Spielstil für den „und es kommt doch noch ein Höhepunkt“ dem Spielspaß abträglich ist. „Ich habe doch grade gewonnen, und jetzt schlagen die trotzdem zurück? Willst du mich verarschen?“

(bei mir selbst ist das nicht so. Diesem Wunsch als SL mehr Raum einzuräumen ist etwas, das ich erst in den letzten Jahren lerne — vorher habe ich ihn nämlich gar nicht als Wunsch erkannt)
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline ArneBab

  • Legend
  • *******
  • Bild unter GPL von Trudy Wenzel.
  • Beiträge: 4.300
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: ArneBab
    • 1w6 – Ein Würfel System
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #94 am: 2.01.2021 | 10:17 »
Du kannst Charakterentwicklung nicht Scripten.
Charakterentwicklung ist
1. Immer ergebnisoffen.
(Du setzt eine Ausgangssituation, -wie die sich entwickelt, hängt von den Entscheidungen des SPL ab. Das kann niemand vorher wissen)
2. Erfordert idR. spontane Anpassungen durch die SL.
(Je nachdem in welche Richtung ein Charakter sich entwickelt, muss die SL darauf spontan reagieren können)
Das sehe ich anders. Je nachdem, wie gut du die SCs kennst, kannst du das schon scripten. Das geht. Wenn du Trigger kennst, auf die die Leute anspringen (z.B. weil das genau die Entwicklung ist, die sie sich wünschen — Stichwort: Den SCs eine Bühne bieten), kannst du eine ganze Menge scripten.

Ob du es solltest und ob Charakterentwicklung ergebnisoffen besser ist, ist eine andere Frage, die ich hier bewusst außen vor lasse. Es geht mir nur um die grundlegende Möglichkeit.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
Zettel-RPG — Ein Kurzregelwerk auf Post-Its — für Runden mit Kindern.
Flyerbücher — Steampunk trifft Fantasy — auf einem Handzettel.
Technophob — »Wenn 3D-Drucker alles her­stel­len können, aber nicht dürfen, dann ist Techschmuggel Widerstand und Hacken Rebellion.«

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #95 am: 2.01.2021 | 10:32 »
Das ist dann die Antithese von dem, was zumindest radikale Taktiker wollen. Wenn die Gegenseite noch zum Gegenschlag ausholen kann, haben sie nicht gewonnen.

Was mir hier wichtig ist klar darzulegen: Es gibt einen Spielstil für den „und es kommt doch noch ein Höhepunkt“ dem Spielspaß abträglich ist. „Ich habe doch grade gewonnen, und jetzt schlagen die trotzdem zurück? Willst du mich verarschen?“
Es gibt einen Unterschied zwischen " Ich habe einen Kampf gewonnen" und " Ich habe den Krieg gewonnen.'
Letzteres lässt sich durch entsprechendes Abenteuer Design vermeiden bzw. sehr unwahrscheinlich halten.

In ergebnisoffenen Abenteuern wäre es zudem auch ab irgendeinem Zeitpunkt nicht mehr schlimm, wenn auch der Krieg gewonnen wäre.
« Letzte Änderung: 2.01.2021 | 10:41 von Issi »

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #96 am: 2.01.2021 | 10:38 »
Das sehe ich anders. Je nachdem, wie gut du die SCs kennst, kannst du das schon scripten. Das geht. Wenn du Trigger kennst, auf die die Leute anspringen (z.B. weil das genau die Entwicklung ist, die sie sich wünschen — Stichwort: Den SCs eine Bühne bieten), kannst du eine ganze Menge scripten.
Dass es (theoretisch) geht, wollte ich nicht in Frage stellen. Nur würde ich dringend! davon abraten!!

Es handelt sich hier um das Innenleben (Gedanken/Emotionen) der SC, bzw. der SPL- da so gezielt herum zu manipulieren (dass jede Entscheidung flöten geht), damit es in ein Script passt, sollte man mMn. gar nicht erst versuchen.

Edit. Das kann so schnell in Hose gehen.
- Selbst wenn du glaubst deine SPL wirklich gut zu kennen, ist das schon sehr "übergriffig."
Mit X Cards könnte ich mir das evtl. noch am ehesten vorstellen.
Nur musst du dann erst recht damit rechnen, dass es dir dein Script zerbombt.

Die SC sind ja keine leeren Gartenzwerge oder Plastikfiguren.
Da stecken Spieler drin.

Edit.
Es ist nochmal ein Unterschied ob man die Charakterentwicklung einer Figur in einem Roman liest oder im Film sieht.
Oder ob man die mit einer Rolle selbst emotional durchmachen/nachempfinden muss.
Was im Rollenspiel ja der Fall wäre.

Das dann bewusst zu erzwingen, bedeutet nicht nur die Handlung zu Schienen/Railroaden, sondern den SPL selbst.

Entwicklungen anzubieten, (mit der Option diese wieder abzubrechen, wenn sie für die Spieler nicht funktionieren) geht in ergebnisoffenen Abenteuern. -Wo man jederzeit einen anderen Weg nehmen kann.
Wo es großen Spielraum für die Handlung gibt.

In gescripteten Abenteuern sind diese Entwicklungen geforced. Und damit nur noch durch sowas wie X Cards abzubrechen.
« Letzte Änderung: 2.01.2021 | 12:25 von Issi »

Online 6

  • Der Rote Ritter
  • Titan
  • *********
  • So schnell schiesst der Preuß nicht
  • Beiträge: 31.121
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Christian Preuss
    • Miami Files
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #97 am: 2.01.2021 | 11:14 »
Was mir hier wichtig ist klar darzulegen: Es gibt einen Spielstil für den „und es kommt doch noch ein Höhepunkt“ dem Spielspaß abträglich ist. „Ich habe doch grade gewonnen, und jetzt schlagen die trotzdem zurück? Willst du mich verarschen?“
Das gilt unabhängig vom "Spielstil". Das fortwährende Davonkommen eines Plotbösewichtes mit Plotarmor nur damit er erst im Finale weggepustet werden kann ist eher nicht so beliebt.
Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Alexander Kalinowski

  • Adventurer
  • ****
  • The dark gods await.
  • Beiträge: 692
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Alexander Kalinowski
    • Knights of the Black Lily RPG
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #98 am: 2.01.2021 | 11:17 »
Ein SL darf die Spieler auch ab und an mal ärgern. ;)
Knights of the Black Lily RPG - Black Fantasy-RPG mit Next Gen Fantasygenre-Simulationssystem.
KotBL spielt auf Ilethra, einer Welt in der es keine guten Götter gibt.

Offline Issi

  • Patin der Issi Nostra
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 12.630
  • Username: Issi
Re: Glaubhafte Charakterentwicklung
« Antwort #99 am: 2.01.2021 | 11:50 »
Ein SL darf die Spieler auch ab und an mal ärgern. ;)
Klar.
Solange ihnen das Freude macht.
Es gibt mMn. einen Unterschied zwischen:
"So ein Mist! Das nächste Mal läuft das anders!" und " Ich verliere die Lust am Spiel."