Gibbs eigentlich wieder eine Liste mit Kategorien?
Häufig wurde sich auf die Popsugar-Challenge berufen. Die habe ich mir dies Jahr (es gibt wieder eine) aber nicht im Detail angeschaut. :-)
Ich habe letzte Nacht gleich mal Buch 1 beendet.
#1
Dennis Lahane - Ein letzter DrinkDennis Lahanes (Autor von u.a. Shutter Island) Debüt ist ungewöhnlich und gut. Es ist ein Kriminalroman, der seine Wurzeln in Hard-Boiled Action, schwerem Alkohol und Alltagsproblemen sucht; diese Alltagsprobleme jedoch auch mit hoher und korrupter (Kommunal-)Politik verbindet.
Lahanes Fokus im ersten Fall von Patrick Kenzie und Angela Gennaro sind die Themen Rassismus, Klassenkampf, das Erbe von Gewalt in hart arbeitenden Blue Collar-Familien; das Besondere daran liegt darin, dass Lahane das nicht nur durch einzelne Charaktere repräsentiert, sondern die Themen in so gut wie allen Charakteren spiegelt.
Der Roman - 1993/94 geschrieben - ist dementsprechend mit den oben genannten Themen sehr aktuell und fasst auch Themen an, die wir irgendwann Trumpismus nennen werden.
Die damals provozierende Art des Romans hat sich vor allem darin widergespiegelt, dass unklar bleibt, ob Patrick Kenzie nicht auch selbst Rassist ist. Er reflektiert die Thematik immer wieder, aber das wird letztlich bewusst offen gelassen, ob es in seiner Herkunft, in seinem Beruf liegt, ob es Alltagsrassismus ist, dem er unterliegt, oder ob es überzeugter sein könnte.
Grundsätzlich zeigt in dem Werk aber, dass Lahane sowieso kein Interesse daran hat, Helden zu generieren und so verpasst er jedem unablässig eine dunkle Schattierung, in der sich nur die graduelle Dunkelheit unterscheidet. In dem Zusammenhang ist sehr gelungen, dass Lahane diese Entscheidung selbst durch die Dekonstruktion des "Helden-Feuerwehrmann-Vaters von Patrick Kenzie spiegelt.
Sehr großes Thema ist auch die hausliche Gewalt, die in dem Werk gerade zu - wie Rassismus - strukturelle Züge annimmt und auch die Geschichte der Protagonisten stark beeinflusst. Auch das Thema Korruption zieht sich ähnlich allgegenwärtig durch alle Strukturen, sodass das Buch manchmal ein gewisses Gefühl der Trostlosigkeit hervorruft, welches sehr gelungen ist.
All diese strukturell-sicheren Konstruktion machten mir das Buch zu einem guten, allerdings hat mich die Übersetzung nicht so wirklich vom Hocker gehauen. Ich kann nicht sagen, ob diese per se gelungen, aber sprachlich liest sich das Buch hier und da etwas stöckern und mit Phrasen belegt, die ich im Englischen zumindest anders und nach eigener Sprachkenntnis passender gesetzt empfunden hätte. Das ist aber eher eine gefühlsmäßige Aussage.
Insgesamt hat mir der Start in das Romanjahr gut gefallen.
7,5 von 10 Punkte.