Ich denke, man muss sich darüber im Klaren sein, dass eine Übersetzung eben nie eine exakte Wiedergabe des Originals ist. So funktioniert Sprache einfach nicht.
Es gibt Bücher, bei denen der Übersetzer von vornherein keine Chance hat (beispielsweise alle Arten von Texten, die viel mit Wortspielen arbeiten - von Calvin & Hobbes bis Terry Pratchett). Hier kann die Übersetzung eigentlich nur verlieren, egal wie gut der Übersetzer ist.
Es gibt aber auch Übersetzungen, die bewusst vom Original abweichen und dadurch sogar an Qualität gewinnen. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist "Der Spiegel ihrer Träume / Einer reitet durch", das in der deutschen Übersetzung eine großartig verquaste Sprache für die Bewohner der Fantasywelt benutzt, die es im Original gar nicht gibt. Der Purist wird jetzt zu Recht kritisieren, dass eine Übersetzung das eigentlich nicht darf. Aber alle anderen haben dadurch einen erhöhten Lesegenuss bekommen...
Ich denke tatsächlich, dass diejenigen, denen Authentizität wichtig ist, das Original lesen sollten (mache ich jedenfalls so). Und wenn einem das nicht so wichtig ist, kann man eine Übersetzung nehmen und sollte sich darüber im Klaren sein, dass es sich eben um ein anderes Buch handelt - ähnlich, aber nicht gleich.