Es muss doch möglich sein, ein System aufzubauen, dass in der Phase von Charakterbau und -entwicklung/-ausrüstung feingranular ist, aber alle sich ergebenden Modifikationen dann zu diesem Zeitpunkt ermittelt und die Berechnungen aus dem Spiel, vor allem den Action-Sequenzen und den NSCs, fern hält.
Gibts, z.B. GURPS.
Grundsätzlich ist der Knackpunkt mMn aber der, dass es möglich sein muss, in der Komplexität reduzierte NSC zu nutzen, die dann trotzdem konkurrenzfähig sind.
Das funktioniert, wenn das System "frontlastig" ist und nach der Vorbereitung nur ein Bündel Werte als Ergebnis steht - dann können die Spieler ihren Spaß mit dem Kleingefuddel haben und als SL lege ich NSC-Werte einfach fest und fertig.
Wenn das Ganze aber ein Feuerwerk an Sonderregeln, -effekten und kleinteiligem Verwaltungskram (wer hat diese Runde schon wie viel Edge bekommen...) ist, klappt das nicht, weil man als SL dann den ganzen Extrakram trotzdem ständig parat haben muss.
Ich glaube ja, dass Shadowrun allgemein einfach das Problem des "veraltet seins" inne hat.
Njoah, das klingt jetzt weniger nach "technisch" veraltet, sondern nach unpassender Lebenssituation.
Das ist ein weit verbreitetes, aber kein so flächendeckendes Phänomen, dass man sagen müsste: alle komplexen Systeme sind völlig aus der Zeit gefallen.
Die finden schon noch ihr Publikum.
dennoch würde ich mal soweit gehen, dass ich die Behauptung aufstelle, dass die Hardcorefraktion in SR immer mehr austirbt und die Spiele ja auch durch die Bank versuchen unkomplexer zu werden.
Ist so ein bisschen die Frage nach der Henne und dem Ei.
Die Hardcorefraktion ist ja nicht *pöff* weg, sondern spielt großteils andere Spiele als aktuelles SR. Und je mehr sich SR von dem weg entwickelt, was die verbleibenden HCler wollen, um so mehr springen da auch die letzten ab und es kommen erst recht keine zurück.
Ganz davon abgesehen, dass es Systeme jedes Komplexitätsgrades in gelungen und weniger gelungen gibt und mMn vor allem
das seit mehreren Editionen das Kernproblem von SR ist.
Oder weiß noch wer Alternativen?
Mit fertigen SR-Konvertierungen oder reichen auch Systeme, wo sich die Konvertierung quasi von selbst schreibt?
GURPS, Mongoose Traveller 2nd, Corporation - alles keine schlechte Grundlage, aber man muss ein bisschen Arbeit reinstecken. Dafür läufts dann am Ende auch rund.
Varianten die ins Narrativere gehen gibt's ja einige (Anarchy, Shadowcore, Shadowrun in the Sprawl, Runners in the Shadows), aber bei der Demografie wundert mich dass es noch keine verbreitete Retro-2E/3E Schiene gibt, so wie bei Vampire ja auch wieder oWoD "in" wurde.
Ja, der Bedarf ist da - ein CP RED ging ja z.B. weg wie warme Semmeln, auch wenn es für viele nicht der erhoffte große Wurf war, wie man so hört.
Generell gehört Shadowrun zu den meistkonvertierten Settings (ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte hiermit, es ist - sogar mit großem Abstand - das meistkonvertierte Setting), sprich: viele haben ihren Bedarf in Eigenregie gedeckt.
Ein echter, d.h. spielmechanisch sehr ähnlicher und zugleich tauglicher Retroklon ist auch nicht gerade trivial - SR1-3 scheint manchmal mit Absicht so aufgezogen zu sein, dass man nichts ändern kann, ohne zugleich große Bereiche ungewollt mit zu verschieben.
Da hat mir bei meinem eigenen Retro-Gebastel schon manchen Abend die Birne geraucht.
Aber auch ohne tatsächlichen SR-Retro-Charakter sind "klassische" Cyberpunk-Systeme (und -settings) ziemliche Mangelware. Kann ich auch nicht so recht nachvollziehen, aber machste nix