Autor Thema: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?  (Gelesen 4311 mal)

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Offline JS

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Ich bin großer Fan von Star Wars und auch Star Trek oder selbstredend Babylon 5. Aktuell spiele ich mit dem Gedanken, meine SW-Runde fortzuführen. Dabei stelle ich jedoch fest, daß ich zwar sehr gerne eine SciFi-Runde anbieten und leiten würde, aber am liebsten weniger fest an einen berühmten Hintergrund gebunden.
Gut... gibt es alles, weiß ich, bis hierhin kein Thema.

Seltsam ist nun, daß SW, ST & Co theoretisch riesige Galaxien bieten mit reichlich Platz für fast jedes SciFi-Spiel ohne enges Hintergrundkorsett (inkl. Szenarien für Cyberpunk, Endzeit usw.). Aber komischerweise denke ich immer Star Wars mit, wenn ich Star Wars spiele oder leite (Star Trek dito). Ich könnte ja einfach die Jedi weglassen, das Imperium, die Rebellion und fertig. Aber es würde sich für mich immer noch wie Star Wars anfühlen, auch wenn ich nur die technischen Aspekte der Galaxis mit dem mMn schönen FFG-Regelsystem nutzen würde.

Das Problem habe ich generell bei SciFi, z.B. ginge es mir auch so mit der Shadowrunwelt, aber ohne Fantasyelemente und mit dem CP Red Regelwerk. Es bliebe für mich das Shadowrun-Feeling, egal, wie bodenständig, dreckig, dyster und "reddig" wir es spielen würden. Interessanterweise kann ich im Fantasybereich oftmals deutlich besser mischen und ohne "Immersionsverlust" Settings, Systeme usw. durcheinanderwirbeln oder verändern.

Kennt ihr dieses Phänomen auch oder ist das nur meine knarzige Verschwurbelung?
 :think:
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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #1 am: 25.02.2021 | 00:34 »
Ich denke, wenn man ein Setting für sich erst mal klar "identifiziert" hat, dann bleibt der Eindruck in der Regel eben auch -- das ist ja umgekehrt beispielsweise der Grund, aus dem ich "eine ganz normale SF-Kampagne im Star-Wars-Universum, nur halt ohne die 'normalen' Star-Wars-Versatzstücke wie Jedi und Sturmtruppen im klassischen Outfit" gar nicht erst wirklich würde spielen wollen, auch wenn sich theoretisch wohl Nischen finden lassen würden, in denen das prinzipiell ginge.

Es ist wohl ein gewisses Paradox in Sachen Erwartungshaltung: warum soll ich Setting XYZ überhaupt benutzen, wenn ich dann doch nur so tun will, als wäre es genau dieses Setting eben nicht?

(Ich bin mir nebenbei nicht sicher, ob es im Fantasybereich allgemein wirklich qua Fantasy an sich so viel "besser" aussieht oder ob dieser Eindruck sich nicht vielleicht doch nur aus der Tatsache herleitet, daß es einfach insgesamt mehr Fantasysettings speziell fürs Rollenspiel gibt, deren Verfasser schlicht oft und gern voneinander abkupfern und so schon selbst für einen überdurchschnittlichen Grad an Austauschbarkeit sorgen. Die berühmteren literarischen Vorbilder beispielsweise sind ihrerseits auch da schon längst nicht mehr so beliebig, denke ich...)

Offline Space Pirate Hondo

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #2 am: 25.02.2021 | 00:43 »
SciFi Settings haben generell das Problem, dass du sie im Voraus genau definieren musst, was sie ausmacht. Du brauchst ein Genre-unabhängiges Element, die diese SciFi Welt komplett durchdringt und von dem wirklich alle betroffen sind. Dann musst du noch die genauen Grenzen der Handlungsmöglichkeiten und Skala abstecken. Innerhalb dieses Geheges kannst du dich dann auch Subgenre-mäßig voll austoben. Während du beim klassischen Fantasy Setting nur die typischen Tropes bedienen musst, um alle glücklich zu machen.

Du kannst aber auch alle Konventionen über Bord werfen und einfach wie die Superhelden Comics von Marvel und DC, ein Kitchen Sink ohne Rücksicht auf Verluste fabrizieren. (Mein Lesetipp: Punisher Kill Krew)

Offline JS

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #3 am: 25.02.2021 | 00:48 »
(Ich bin mir nebenbei nicht sicher, ob es im Fantasybereich allgemein wirklich qua Fantasy an sich so viel "besser" aussieht oder ob dieser Eindruck sich nicht vielleicht doch nur aus der Tatsache herleitet, daß es einfach insgesamt mehr Fantasysettings speziell fürs Rollenspiel gibt, deren Verfasser schlicht oft und gern voneinander abkupfern und so schon selbst für einen überdurchschnittlichen Grad an Austauschbarkeit sorgen. Die berühmteren literarischen Vorbilder beispielsweise sind ihrerseits auch da schon längst nicht mehr so beliebig, denke ich...)

Das ist eine Überlegung wert. Ein Mittelerde oder Westeros würde mir auch immer im Hinterkopf mitschwingen, egal, was und wo ich darauf spielte.
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Offline 1of3

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #4 am: 25.02.2021 | 09:20 »
Ein Mittelerde oder Westeros würde mir auch immer im Hinterkopf mitschwingen, egal, was und wo ich darauf spielte.

Tatsächlich bei mir nicht so sehr. Ich bin momentan viel mehr von Sanderson oder den Progression-Fantasy-Sachen beeinflusst, die ganz oft ganz bewusst mit dem Standard brechen. Das ist aber genau der Punkt. Es gibt Standard-Fantasy. Es gibt ungefähr sowas wie Standard-Space-Opera, aber nicht ganz wie bei Fantasy.

Also in einer Space Opera gibt es üblicher Weise so die Big Guys, egal ob das Klingonen, Wookies, Narn oder by Farscape der Typ mit den Anhängseln ist. Wir könnten sie bei Standard-Fantasy "Orks" nennen und alle wissen, schon ungefähr was gemeint ist. Space Opera dagegen gibt sich die Aufgabe den Typus jedes mal neu zu verpacken. Gleiches mit Elfen vs. Vulkanier, Minbari, die blaue Frau bei Farscape. Usw.

Offline Isegrim

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #5 am: 25.02.2021 | 09:40 »
SciFi Settings haben generell das Problem, dass du sie im Voraus genau definieren musst, was sie ausmacht. Du brauchst ein Genre-unabhängiges Element, die diese SciFi Welt komplett durchdringt und von dem wirklich alle betroffen sind. Dann musst du noch die genauen Grenzen der Handlungsmöglichkeiten und Skala abstecken. Innerhalb dieses Geheges kannst du dich dann auch Subgenre-mäßig voll austoben. Während du beim klassischen Fantasy Setting nur die typischen Tropes bedienen musst, um alle glücklich zu machen.

Du kannst aber auch alle Konventionen über Bord werfen und einfach wie die Superhelden Comics von Marvel und DC, ein Kitchen Sink ohne Rücksicht auf Verluste fabrizieren. (Mein Lesetipp: Punisher Kill Krew)

Warum muss das so sein? Welches Genre-unabhängige Element durchzieht den Traveller-Hintergrund, eins der beliebteren SF-RPG-Settings?
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Offline Infernal Teddy

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #6 am: 25.02.2021 | 09:42 »
Das "genre" von Travellers Drittem Imperium ist die klassische Space Opera ala Asimov, Niven und co.
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Offline Colgrevance

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #7 am: 25.02.2021 | 09:50 »
Ich kenne das Phänomen so nicht, bin aber auch eher über die Literatur (statt über Filme bzw. Fernsehserien) mit dem Thema SF verbunden und habe auch relativ viele verschiedene Versionen der Untergenres kennengelernt.

Wie viele SF-Settings (im weitesten Sinne) kennst du denn abseits der genannten? Und im Vergleich dazu: Wie viele Fantassettings? Könnte das einen Einfluss haben?

Offline Isegrim

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #8 am: 25.02.2021 | 09:59 »
Das "genre" von Travellers Drittem Imperium ist die klassische Space Opera ala Asimov, Niven und co.

Aber das ist doch schlicht das Genre, kein genre-unabhängiges Element.
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Online ghoul

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #9 am: 25.02.2021 | 11:13 »
Ich hätte bei Traveller eher an die Sprungtechnologie gedacht, die alle Welten gleichermaßen beeinflusst. Ob man nun gerade ein Imperium hat, oder kleinere Föderationen, etc, Aliens oder Menschen, es ist die wichtigste Technologie, Wirtschaft, Krieg, Gesellschaften, alles ist ihr unterworfen.
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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #10 am: 25.02.2021 | 11:21 »
Ich hätte bei Traveller eher an die Sprungtechnologie gedacht, die alle Welten gleichermaßen beeinflusst. Ob man nun gerade ein Imperium hat, oder kleinere Föderationen, etc, Aliens oder Menschen, es ist die wichtigste Technologie, Wirtschaft, Krieg, Gesellschaften, alles ist ihr unterworfen.

Die gehört sicher dazu. In einem Universum, in dem die Reisegeschwindigkeit auf ein paar Parsec pro Woche begrenzt bleibt und es (wenn ich mich recht entsinne, es ist länger her) nicht mal Überlichtfunk gibt, kann man entsprechend nicht mal eben von einer Ecke der Galaxis zu einer anderen oder auch nur von einem Sternhaufen zum nächsten flutschen -- und wenn man mal im Schlamassel steckt, gibt's auch keine praktische Möglichkeit, nach Hilfe auch nur zu rufen. Das formt so ein Setting ganz schön mit und unterscheidet es auch deutlich von dem, was meinereiner heutzutage unter "Space Opera" verstehen würde.

Offline Isegrim

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #11 am: 25.02.2021 | 11:28 »
Das ist richtig, die "Langsamkeit" des FTL-Antriebs bei Traveller ist eine Besonderheit des Settings. Aber ähnliches hat man doch auch bei Fantasy. Da ist es eben die Frage, ob es allgemein verfügbare Teleportation oder Drachen-Airlines gibt, oder ob die maximale Reisegeschwindigkeit des Durchschnittstyps durch sein Tempo oder das seines Pferdes limitiert wird.

Bsp: Die Verfügbarkeit von Raben als Boten ist eine Besonderheit des Westeros-Settings von Martin. Klar, Brieftauben gabs auch real, und ähnliches kann es daher theoretisch in jedem Fanatsy-Setting geben, aber praktisch gesehen scheint das wesentlich besser zu klappen als in realiter. Dies (und das Quasi-Monopol der Maester auf die Raben-Telegraphie) unterscheidet das Setting von anderen Fantasy-Settings, wo idR ein Botenreiter bestimmt, wann die Nachricht ans Ziel gelangt.
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Offline Space Pirate Hondo

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #12 am: 25.02.2021 | 12:47 »
Das ist richtig, die "Langsamkeit" des FTL-Antriebs bei Traveller ist eine Besonderheit des Settings. Aber ähnliches hat man doch auch bei Fantasy. Da ist es eben die Frage, ob es allgemein verfügbare Teleportation oder Drachen-Airlines gibt, oder ob die maximale Reisegeschwindigkeit des Durchschnittstyps durch sein Tempo oder das seines Pferdes limitiert wird.

Bsp: Die Verfügbarkeit von Raben als Boten ist eine Besonderheit des Westeros-Settings von Martin. Klar, Brieftauben gabs auch real, und ähnliches kann es daher theoretisch in jedem Fanatsy-Setting geben, aber praktisch gesehen scheint das wesentlich besser zu klappen als in realiter. Dies (und das Quasi-Monopol der Maester auf die Raben-Telegraphie) unterscheidet das Setting von anderen Fantasy-Settings, wo idR ein Botenreiter bestimmt, wann die Nachricht ans Ziel gelangt.

Natürlich gibt es auch besondere Elemente in Fantasy Settings, aber du musst nicht so viel Vorarbeit leisten, wie in einem SciFi Setting.
 
Ein SciFi Setting kann in der Gegenwart spielen, aber es gibt die Zunkunftstechnologie, die alle verbindet. Ein reales Beispiel wäre z.B. das Smartphone, wo jeder ein taschengroßen Computer bei sich trägt und auf das gesamte Wissen der Menschheit zugreifen kann, aber es hat auch zum Social Media geführt, mit all seinen guten wie schlechten Seiten.

Du kannst auch ein SciFi Setting haben, dass 1 Millarade Jahre in der Zukunft spielt und sich dort die Leute gegenseitig mit Galaxien beschmeißen...

Zwischen den beiden Beispielen gibt es fast unendlich viele Variationen, wie die Zunkuft aussehen mag und in welcher Richtung sich die Gesellschaft entwickeln kann.

Offline Ávila

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #13 am: 25.02.2021 | 16:02 »
Seltsam ist nun, daß SW, ST & Co theoretisch riesige Galaxien bieten mit reichlich Platz für fast jedes SciFi-Spiel ohne enges Hintergrundkorsett (inkl. Szenarien für Cyberpunk, Endzeit usw.). Aber komischerweise denke ich immer Star Wars mit, wenn ich Star Wars spiele oder leite (Star Trek dito). Ich könnte ja einfach die Jedi weglassen, das Imperium, die Rebellion und fertig. Aber es würde sich für mich immer noch wie Star Wars anfühlen, auch wenn ich nur die technischen Aspekte der Galaxis mit dem mMn schönen FFG-Regelsystem nutzen würde.

Das Problem habe ich generell bei SciFi, z.B. ginge es mir auch so mit der Shadowrunwelt, aber ohne Fantasyelemente und mit dem CP Red Regelwerk. Es bliebe für mich das Shadowrun-Feeling, egal, wie bodenständig, dreckig, dyster und "reddig" wir es spielen würden. Interessanterweise kann ich im Fantasybereich oftmals deutlich besser mischen und ohne "Immersionsverlust" Settings, Systeme usw. durcheinanderwirbeln oder verändern.

Kennt ihr dieses Phänomen auch oder ist das nur meine knarzige Verschwurbelung?
 :think:

Ich kenne dieses Phänomen mit Spielen, die auf etablierten Buch/Film/etc-Serien basieren. Aber das ist für mich nicht genrespezifisch. Ich habe etwa keine Schwierigkeiten damit, Quellen und Abenteuer aus Fading Suns oder Blue Planet für eine Travellerkampagne auszuschlachten. Ein Runequest-Abenteuer in Mittelerde anzusiedeln käme mir dagegen höchst unpassend vor.
Allerdings sehe ich kein Problem dabei. Ich suche mir ja grade ein etabliertes Franchise aus, weil ich dessen Kernelemente bespielen möchte und nicht weil ich mein eigenes Ding will. Sprich: Star Wars ohne Jedi und Sturmtruppen halte ich für eine sinnlose Gedankenübung. Dann kann ich besser gleich ein anderes Spiel nehmen.

Offline Alexandro

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #14 am: 25.02.2021 | 22:30 »
Ich kenne dieses Phänomen mit Spielen, die auf etablierten Buch/Film/etc-Serien basieren. Aber das ist für mich nicht genrespezifisch. Ich habe etwa keine Schwierigkeiten damit, Quellen und Abenteuer aus Fading Suns oder Blue Planet für eine Travellerkampagne auszuschlachten. Ein Runequest-Abenteuer in Mittelerde anzusiedeln käme mir dagegen höchst unpassend vor.

Sehe ich komplett anders.

Ich habe den "Old Margreve" (Kobold Press 5E) und die "Strangling Sea" (13th Age) beide nach Eberron verfrachtet. Auch sonst kann ich nicht verstehen, warum einige im Fantasy so sklavisch am Kanon hängen (Forgotten Realms - statt die interessanten Ereignisse JETZT in *deiner* Kampagne passieren zu lassen, muss die Geschichte immer weiter und weiter fortgeschrieben werden, bis aus dem Setting eine schlechte Comicwelt mit einem Weltuntergang pro Woche wird *gähn*).

Genau wie es bei SciFi gewisse Archetypen gibt (Kriegerrasse, verschlagene Rasse, gottgleicher Trickster, etc.) hat auch Fantasy gewisse "Tropes" (Götter, Staatsformen, Kulturen...), die im Grunde nur "Platzhalter" sind, die man mit Namen und Details des jeweiligen Settings befüllen kann.
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Tele

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #15 am: 25.02.2021 | 23:01 »
Bsp: Die Verfügbarkeit von Raben als Boten ist eine Besonderheit des Westeros-Settings von Martin. Klar, Brieftauben gabs auch real, und ähnliches kann es daher theoretisch in jedem Fanatsy-Setting geben, aber praktisch gesehen scheint das wesentlich besser zu klappen als in realiter. Dies (und das Quasi-Monopol der Maester auf die Raben-Telegraphie) unterscheidet das Setting von anderen Fantasy-Settings, wo idR ein Botenreiter bestimmt, wann die Nachricht ans Ziel gelangt.

Naja, schon Noah hat Raben benutzt und der Heilige Oswald, ebenso der persische Sonnengott. Und vom Todesboten zum Boten allgemein ist auch nicht weit.

Wie bei 90 % aller Motive im Fantasy waren entweder die Religionen oder Märchen schneller. Sonderlich innovativ ist das nicht, eher nett.

Und wenn ich mich recht erinnere, war das bei Tad Williams Drachenbeinthron (oder den Shadowmarch-Sachen) auch schon.

Was aber natürlich am dem Argument nichts ändert. Settings sind ja immer Kombinationen von (besonderen) Konzepten, die das typische ausmachen. Ich will das dann meist auch so erleben und finde das nicht schlimm. Dadurch kann ich aber zumeist auch von Genre-Spezifika, so sie nicht vorkommen, lösen.

Offline Doc-Byte

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #16 am: 26.02.2021 | 00:47 »
Ich bin großer Fan von Star Wars und auch Star Trek oder selbstredend Babylon 5. Aktuell spiele ich mit dem Gedanken, meine SW-Runde fortzuführen. Dabei stelle ich jedoch fest, daß ich zwar sehr gerne eine SciFi-Runde anbieten und leiten würde, aber am liebsten weniger fest an einen berühmten Hintergrund gebunden.

Auch wenn das nur die Einleitung deiner Frage war, erlaube mir an dieser Stelle ein "Gegenfrage": Warum willst du in einem etablierten Setting wie SW oder ST spielen, dich aber dann so weit davon entfernen, dass der eigentlich Hintergrund völlig verschwimmt? Dann bleiben doch letztlich nur noch die Spielmechaniken über, oder? Natürlich kann man die gut finden, aber wäre es dann nicht sinnvoll, diese mit einem komplett eigenständigen / eigenen Setting zu kombinieren?

Ich habe irgendwo (vielleicht sogar hier in diesem Forum) mal die Idee gelesen, Star Wars mit Cyberpunk zu verbinden und als Setting wurden die unteren Ebenen von Coruscant vorgeschlagen. Das fände ich durchaus einen interessanten Ansatz. Man nimmt vertraute Elemente (Coruscant), gibt ihnen aber einen neuen Kontext und hat so ein neues Setting, was aber vorhandene Aspekte beinhaltet.

Oder spontane Idee von mir selbst mit der 1. Staffel "Picard" im Hinterkopf: Man kann Settings wie A-Team oder Leverage auch im Star Trek Universum ansiedeln. Ein bunter Haufen von Ex-Sternenflottlern und "Anderen" steuert mit ihrem Schiff Deep Space 10 an, um jemandem zu helfen, der Opfer eines fiesen Ferengi-Geschäftsmanns geworden ist. Auch hier bleibt der allgemeine Hintergrund bestehen, erhält aber einen völlig neuen Blickwinkel.

Man mag jetzt natürlich fragen, warum man dann nicht gleich ein komplett eigenes Setting baut. Der Punkt ist hier wohl, dass man sich natürlich einiges an Arbeit erspart, weil der Großteil des Settings halt schon vorhanden ist. Und - noch wichtiger - die meisten Leute am Spieltisch können mit dem Grundsetting wahrscheinlich was anfangen und finden sich so schneller zurecht. - Es sei denn, sie sind darin wiederum so verwurzelt, dass ihnen die Verschiebung des Fokuses Schwierigkeiten bereitet. - Um dem Bogen zum Anfang zu schlagen, das scheint mir bei dir ein wenig der Fall zu sein, könnte man das so sagen?
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Offline Arkam

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #17 am: 26.02.2021 | 06:34 »
Hallo zusammen,

kann es vielleicht daran liegen das bei SF Systemen gerne direkt ganze Subsysteme angestoßen werden?
Wenn ich etwa Cyberpunk bespielen will bekomme ich ja nicht nur ein "soziales" Setting sondern eigentlich erwarte ich ja auch ein System für das Hacking und die Cyberware.
Wenn ich eine Reise einplane springen die Charaktere nicht nur einfach auf den Pferderücken sondern mit einem Fahrzeug oder gar einem Raumschiff kriege ich meistens auch wieder Regeln hinzu.
Das wiederum führt meiner Erfahrung nach zu eher spezialisierten Charakteren. Wenn diese nicht wegen des "Realismus" sowieso schon sehr einseitig gestaltet werden.
Die Realität steht der Erzählung im Weg. Viele Vereinfachungenscheinen in SF Systemen schlechter zu funktionieren. Nur bei wenigen Fantasy Systemen interessiert was der Charakter zwischen zwei Abenteuern macht. Aber bei SF Systemen habe ich es da dann schon Mal mit Lebenshaltungskosten, Betriebskosten etwa für Raumschiffe oder sogar meinem Beruf zu tun. Wenn ich da eine Nische gefunden habe die für mich funktioniert will ich sie ungerne verlassen.
Auch über die Preise wird einiges unnötige schwierig. Raumschiffe etwa sind in vielen Systemen sehr teuer und ähnliches gilt auch für Cyberware und Computer für Hacker. Das Ergebniss ist das man darauf achtet und da wieder die Regeln des Grundsystems im Hintergrunbd mitschwingen.

Ich glaube das sich auch bei den SF Rollenspielen Entwicklungen ergeben werden die diese Hemmnisse ausschalten werden.
Eine erste schnelle Lösung könnte eine Organisation sein die die Charaktere entlastet indem sie Fixkosten, etwa für das Raumschiff übernimmt. Oder auch einfach das Konzept eines Auftraggebers. Denn bei vielen SF Systemen ist man eher ein Selbstständiger der auf einem Markt mit Anderen konkurriert als ein gesuchter Spezialist. Denn auch da verstellen Kostenüberlegungen den Weg zum Abenteuer.

Gruß Jochen
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Offline Weltengeist

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #18 am: 26.02.2021 | 07:43 »
Ich habe jetzt seit gestern darüber nachgedacht, ob ich die Frage verstehe... ;D

Es gibt sicherlich SciFi-Settings, die sind technisch so speziell, dass ich die Frage verstehen würde (The Expanse beispielsweise). Aber Star Wars? Da gibt es doch eigentlich gar keine technischen Vorgaben außer 08/15-Space-Opera-Klischees und "was immer wir gerade für den Plot brauchen, funktioniert auch"?

Für mich unterscheiden sich SciFi und Fantasy bezüglich dem Austauschen von Setzungen gar nicht so sehr. Ich gehe immer erstmal an das Setting ran und möchte es eigentlich so spielen, wie es gedacht war, sonst hätte ich mich ja gar nicht erst dafür begeistert. Und wenn einzelne Elemente nicht passen, dann tausche ich sie schrittweise aus. Ob es sich bei den ausgetauschten Elementen nun um Technik, Magie, Kreaturen, Götter, Kulturen oder Geschichte handelt, macht da für mich eigentlich gar keinen großen Unterschied. Zumal der Grund, warum ich sie austausche, eigentlich immer der gleiche ist: Weil mir irgendetwas furchtbar unlogisch erscheint. Wenn das Ausmaß, in dem ich austauschen muss, aber zu groß wird, verliere ich schlicht das Interesse.

Was ich daher überhaupt nicht nachvollziehen kann ist, wieso man Star Wars ohne Jedi (also das Alleinstellungsmerkmal des Settings) spielen wollen würde. Was bleibt denn da übrig? Einmal SciFi wie immer. Das ist dann wie Eberron ohne Technik und allgegenwärtige Magie (= 08/15 Fantasy), oder wie Shadowrun ohne die EDO-Rassen (= 08/15 Cyberpunk), oder wie Cthulhu ohne Übernatürliches (= 08/15 Detective Noir). Was bleibt, ist einfach "Settingklischee einmal wie immer". Und das gibt's ja dann auch in zigfacher Ausfertigung, ohne dass ich dafür ausgerechnet Star Wars / Eberron / Shadowrun / Cthulhu benutzen müsste.
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Offline Kaskantor

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #19 am: 26.02.2021 | 08:39 »
Wieso sollte man Star Wars ohne den Jedikram nicht toll finden können?
Machtsensitive sind wahrscheinlich nichtmal 1% aller Lebewesen im Universum.

Ich finde Star Wars hat noch sehr viel mehr zu bieten als das. Auch wenn ich es aus Kostengründen verabscheue hat FFG doch deutlich mit EotE oder AoR gezeigt, dass es auch genug andere Nischen gibt.
Klar gab es auch da eine Machtvariante, wohl aus lauter Angst, dass die Fans sonst nicht die Bücher gekauft hätten.

Warum man das Setting trotzdem hernehmen könnte?
Weil es wirklich so gut wie jeder kennt.
Du brauchst nicht jedem erklären wie welcher Planet aussieht, was ein Wookie ist, was ein YT-1300 ist. In anderen Settings hast du Schiff zilfzlivkzjv, ah ja genau.

Der Vergleich mit Shadowrun hinkt ein wenig. Ich würde die Macht nicht mit den Rassen/ Völkern aus SR vergleichen, weil ja auch niemand die Aliens in SW weglassen möchte.

Ich persönlich hätte in Rogue One, Han Solo, The Mandalorian gerne auf zu viel Machtgedöns verzichten können. Davon gibt es ja wirklich genug anderes auf dem Markt.

Es gibt ja zb. auch TT mit dem Star Wars Hintergrund, da kommt man auch ohne die Macht aus.

Galaktische Kriege, politische Intrigen, Cyberpunk, Spaghetti-Western, Heists, Exploration usw. ist doch alles drin und das mit einem mehr als nur bekannten Setting, wo man nicht viel Eingewöhnungszeit benötigt.
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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #20 am: 26.02.2021 | 13:22 »
Wieso sollte man Star Wars ohne den Jedikram nicht toll finden können?
Machtsensitive sind wahrscheinlich nichtmal 1% aller Lebewesen im Universum.

Ritter und sonstige "Abenteurertypen" stellen im typischen Fäntelalter auch weniger als 1% der Bevölkerung. Also spielt doch bitte mal in der nächsten Kampagne allesamt Bauern, die ihre Höfe nie verlassen und wirklich ihre gesamte Zeit mit Landarbeit verbringen, weil schließlich das Essen für das ganze Land auch irgendwo herkommen muß...nä, ich fürchte, das demographische Argument zieht irgendwie nicht wirklich. ;)

Offline Kaskantor

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #21 am: 26.02.2021 | 13:40 »
Star Wars kann man aber nicht mit dem typischen Fäntelalter vergleichen.

In Star Wars gibt es auch genug Abenteuerrollen abseits von Jedi und Gegenspieler.

Man kann auch DnD ohne waschechte Magier spielen, wie AiME zeigt.

Also die Aussage, dass man ein Abenteuer oder ähnliches ohne Jedigedöns in Star Wars nicht spielen kann, ist für mich einfach nicht haltbar.

Han Solo hat bis zu den Filmen auch genug ohne die Macht erlebt (zumindest bis die Micky Maus-Krütze drüber hinweggerollt ist). Warum soll man sowas nicht auch spielen können?

In HDR taucht Spielerseits auch eher selten ein Zauberer auf, obwohl es sie gibt. Aber eben als NSC irgendwo und nicht unbedingt in der Nähe der SC.
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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #22 am: 26.02.2021 | 13:42 »
Nebenbei ist ein Problem mit Kanonsettings mMn tatsächlich gerade, daß man als Spieler oder SL eben doch irgendwie erwartet, daß zentrale Kanonelemente sich im Spiel bemerkbar machen. Spiele ich Star Wars, dann rechne ich praktisch zwangsläufig damit, daß früher oder später Jedi, Sturmtruppen, und dergleichen mehr auftauchen; spiele ich im Star-Trek-Universum, dann gondelt irgendwo da draußen eben doch auch die jeweils aktuelle Enterprise herum und kann sogar mal an derselben Station angelegt haben wie das eigene Schiff. Selbst wenn die ursprüngliche Ansage mal war, daß man mit all diesen Dingen ja gar keinen Kontakt haben wird...läßt sich das in der Praxis überhaupt auf Dauer durchhalten?

Von daher würde ich mir die Kanonelemente, die ich will, lieber gleich mit gegebenenfalls oberflächlich abgefeilten Seriennummern für ein Setting Marke Eigenbau stibitzen, an das diese spezielle Art von Erwartung dann gar nicht erst gestellt wird. Ich muß ja nicht in dem einen Star-Wars-Setting spielen, nur, um in meiner Kampagne trotzdem so was wie mystische Psi-Ritter mit Energieschwertern und vielleicht sogar noch einen schwer atmenden Cyborg-Abtrünnigen dieser Gruppe ganz in Schwarz auftreten zu lassen...

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #23 am: 26.02.2021 | 14:01 »
Naja, ich habe z.B. keine Lust auf Settingbau und hatte diese auch nie groß. Systemgefrickel früher gerne, Settingbau nicht.

Es gibt einige SciFi-Settings, die perfekt alles beinhalten, was ich mir von Hightech SciFi eben so wünsche; dazu gehören eindeutig Star Wars und Star Trek; Mindjammer wohl auch oder Starfinder. Traveller beispielsweise mit seinen Tretantrieben und Brieftauben erfüllt das für mich überhaupt nicht, ich müßte da also einiges ändern und hinzufügen, um zumindest mit der technischen Seite zufrieden zu sein. Einfach mal so ein anderes Setting zu wählen oder zu basteln, ist also ein relativ schlechter Vorschlag (für mich).

Bei SW, ST & Co dagegen müßte ich nur wenige Kernelemente des Hintergrundes weglassen, um die für mich perfekte generische Hightech SciFi für fast jeden von mir gewünschten Spielspaß zu bekommen (inkl. Cyperpunk). Das könnte man sogar ohne Streichungen machen, denn die Galaxis ist so groß, daß es Ecken geben kann, die vom ganzen Klumpatsch mit Imperium, Macht usw. gar nichts groß mitbekommen müßte.

Aber wie oben schon öfter angemerkt wurde: Es fällt mir schwer, diese Kernelemente nicht mitzudenken und zu erwarten. Wie angemerkt, ist das bei SciFi für mich schwieriger als bei Fantasy, obwohl Mittelerde oder Westeros auch immer schon ganz schön im Hinterkopf mitschwingen würden.

Sicherlich wäre dann eine funktionierende Lösung für mich, einfach ein Mindjammer zu nehmen oder ein verändertes Traveller oder Starfinder und mit Genesys zu bespielen. Aber es geht den Spielern ja auch so: Star Wars kennt jeder, und selbst ohne Jedi und Imperium sind sie ohne viel Einarbeitung gern am Start. Ein neues, unbekanntes Setting befreit zwar vom SW-Rahmen, aber die Spieler auch von ihrer Einstiegsfreude.

PS: Das sind nur gedankliche Spielereien; ich habe aktuell keine SciFi-Runde fest in Planung und keine Probleme mit meinen SW-Spielern.
« Letzte Änderung: 26.02.2021 | 14:14 von JS »
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Offline Boba Fett

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Re: SciFi-Settings: Technisch frei, aber gedanklich?
« Antwort #24 am: 26.02.2021 | 14:15 »
SciFi hat ja, im Gegensatz zum Fantasy (oder anderen Genres) das Problem, dass, wenn man es allgemein betrachtet, alles möglich und nichts bestimmbar ist.
Klassische Tropes kann es nicht geben, Settingvertrautheit kann sich zunächst mal kaum einstellen. Dazu ist SF einfach viel zu weit gefächert.
Im Gegensatz dazu weiß jeder bei Fantasy, was Orks, Elfen und Zwerge sind, und dass sich Elfen und Zwerge nicht vorbehaltlos gegenüberstehen und so weiter.
Das funktioniert bei SF nur über Spezialisierung und Einschränkung.
Man spielt halt im XYZ (Star Wars, Star Trek, B5, ...) Universum, und schon hat jeder wieder ein solides Grundverständnis. Denn man hat Bilder im Kopf.
Das Problem ist nur, dass die Bilder sehr dominant sind. Reden wir über Star Wars denken alle an Lichtschwerter, Jedi und den Krieg gegen den Imperator.
Nimmt man diese Tropes weg, bleibt nicht genug, um spezifisch zu sein. Es wird zu beliebig.
Nimmt man ein beliebiges SF Setting oder eben ein bekanntes aber ohne die typischen und bekannten Elemente besteht viel mehr Erklärungsbedarf als bei einem beliebigen Fantasy Setting.
Behält man aber die Komponenten, spielt man irgendwie auch immer entlang der ausgetretenen Pfade.

Lösung? Keine. Entweder man macht sich viel Arbeit und nimmt viel Erklärungen und Beschreibungen auf sich, um den Spielern die Vertrautheit zu vermitteln, die ihre Charaktere brauchen, oder man setzt auf Convienience Food und lebt damit, soch wieder dicht an dem zu spielen, was die Filme/Serien/Romane geliefert haben.

Ich spiele gerade in ersteren (also viel Erklärbär) bei einem SpL, der das meisterlich beherrscht, der aber sein selbstgemachtes SF Setting ao gut kennt und dann auch noch so super performen kann, dass man nur neidisch werden kann. Aber auch da hatte ich anfangs Probleme, mich auf diese Erklärbärtour einzlassen und ganz viel ging mir viel zu langsam...
« Letzte Änderung: 26.02.2021 | 14:17 von Boba Fett »
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